Die Feuertaufe durchlaufen gleich mehrere Figuren in dem fünften Band der Geralt-Saga.

Mittelpunkt erreicht

Nach den Ereignissen von Die Zeit der Verachtung ist Ciri Teil einer Gruppe von jungen Räubern geworden. Diese ziehen raubend und mordend durch die Gegend, was für das Mädchen zu einem puren Vergnügen wird. Sie fühlt sich hier wohl und hat in dem Mitglied Mistle die große Liebe gefunden.

Parallel dazu hat sich Geralt von seinen Verletzungen erholt und macht sich auf den Weg, nach Ciri zu suchen. Er ist allerdings nicht alleine unterwegs. Denn es schließen sich ihm immer mehr und mehr Weggenossen an, aus diversen Gründen.

Mit Feuertaufe hat die eigentliche Geralt-Saga die Mitte ihrer Laufzeit erreicht. Ein passender Zeitpunkt für die Story, um jetzt richtig Fahrt aufzunehmen. Schließlich hat Andrzej Sapkowski mit den letzten beiden Romanen genügend Aufbauarbeit geleistet.

Ansprechende Nebencharaktere

Dabei legt der Autor den Hauptfokus des Buches auf Geralt von Riva. Er macht sich hier auf den Weg, Ciri zu suchen, wobei dies natürlich eine herausfordernde Mission ist. Zum Glück ist er nicht allein, sondern wird von anderen unterstützt.

Und dies macht ebenfalls den eigentlichen Charme von Feuertaufe aus. Denn so interessant es auch ist, den Fortlauf der Mission des Hexers zu lesen: Wesentlich ansprechender sind die Nebencharaktere, die sich im Laufe der Handlung Geralt anschließen. Die außerdem noch extrem unterschiedlich sind.

Das beste Beispiel hierfür ist Emiel Regis Rohellec Terzieff-Godefroy. Bei dieser Figur macht sich bemerkbar, dass Andrzej Sapkowski Spaß hatte, sie zu schreiben. Denn er entpuppt sich bald als ein höherer Vampir, der allerdings kein Interesse daran hat, Blut zu trinken. Stattdessen zeigt er sich als ein Charakter, der ruhig und gelehrt ist. Und jemand, mit dem sich Geralt reibt. Kein Wunder: Seinesgleichen hat der Hexer ja früher gejagt.

Niemand wird vergessen

Dies ist auch eine interessante Beobachtung von Feuertaufe: wie sehr sich Geralt gewandelt hat. Sein Ziel ist nicht mehr, Geld zu verdienen, indem er Monster jagt. Stattdessen gilt sein Interesse vor allem der Tatsache, dass er Ciri retten will. Eine Wandlung, die in den letzten Romanen behutsam und langsam aufgebaut wurde.

Doch auch die anderen Reisegenossen des Hexers werden gut dargestellt. Darunter ebenso beispielsweise Rittersporn, der zum ersten Mal selber am lebendigen Leibe erfährt, was Geralt oft widerfährt. Der zum ersten Mal selber verletzt wird und darüber komplett zusammenbricht, weil es für ihn eine vollständig neue Erfahrung ist.

Auch wenn der Hauptfokus von Feuertaufe auf Geralt liegt, vergisst Andrzej Sapkowski nicht die anderen Hauptfiguren. Denn sowohl Yennefer als auch Ciri erhalten mehrere Szenen, in denen man erfährt, was mit ihnen seit Die Zeit der Verachtung geschehen ist.

Die radikalste Wandlung

Bei der Zauberin ist es so, dass sie von ihren Kolleginnen gefangen genommen wurde. Die gleichzeitig planen, was sie mit Ciri machen wollen, wenn sie ihrer habhaft werden sollten. Wobei hierüber kein Konsens herrscht, was interessant ist.

Doch deutlich wichtiger ist das Schicksal von Ciri. Ihr Plot ist der vielleicht radikalste von Feuertaufe. Man erlebt mit, wie sie sich einer Bande von jugendlichen Räubern anschließt, die plündernd und mordend durch die Gegend ziehen. Andrzej Sapkowski beschönigt hier nichts. Seiner Darstellung der „Rattenbande“ wohnt nichts Romantisches inne, wenn man von der Beziehung Ciris zu dem anderen Bandenmitglied Mistle absieht.

Gleichzeitig ist deren Existenz allerdings auch ein Merkmal des Krieges, der ja aktuell in der Welt des Hexers tobt. Denn jedes einzelne Mitglied hat eine Historie aufzuweisen, die durch diesen Konflikt geprägt ist. Ihr Dasein ist eine Konsequenz davon – das macht der Autor deutlich. Wobei die Mitgliedschaft bei ihnen nicht unbedingt dazu geeignet ist, Ciri Empathie zu lehren.

Natürlich ist Feuertaufe ein weiterer grandioser Band.

Geralt Saga 05 Feuertaufe
Cover © dtv

Bewertung 15/15

Autor: Andrzej Sapkowski
Titel: Geralt-Saga 05: Feuertaufe
Originaltitel: Chrzest ognia
Übersetzer: Erik Simon
Verlag: dtv
Erschienen: 11/2009
Einband: Taschenbuch
Seiten: 427
ISBN: 978-3-423-24755-9
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen

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