Wer betreibt in der zweiten Hawkeye-Episode ein Versteckspiel?

Einfach mal auf die Bremse treten

Als Clint Barton (Jeremy Renner)  mitkriegt, wie jemand sein Ronin-Kostüm benutzt, fasst er einen Entschluss. Er will den Anzug und die Waffe, die er damals ebenfalls nutzte, zurückholen. Weshalb er auch am Ende Kate Bishop (Clara Stack) vor der Tracksuit-Mafia rettet.

Diese verliert zwar ihr Apartment, kann aber zum Glück mit dem Pizzahund in der Wohnung einer Tante unterkommen, die gerade auf Urlaub ist. Und derweil Clint Barton seinem Kostüm nachspürt, muss sich Kate mit dem neuen Freund (Tony Dalton) ihrer Mutter auseinandersetzen. Wobei sie bald einen schrecklichen Verdacht hegt.

Mit Versteckspiel wird ein wenig das Tempo aus der allgemeinen Handlung rausgenommen. Weshalb diese Folge eine verhältnismäßig ruhige ist. Ruhig, aber nicht langweilig. Stattdessen hat man hier viele wunderbare Momente, wo man sich mindestens ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.

Wenn nichts so läuft wie gedacht

Das fängt schon mit der Tracksuit-Mafia an, wie diese Gruppe von Ganoven heißt, die die Auktion in der letzten Folge überfallen haben. Stellenweise hat man das Gefühl, dass diese zwar durchaus gefährlich werden können, aber gleichzeitig wirken sie ebenfalls ein wenig so, als ob sie einen spürbaren Mangel an Intelligenz durch die hohe Anzahl ihrer Mitglieder ausgleichen versuchen. Sie mögen zwar Clint Barton später in der Folge gefangennehmen, aber dies geschieht auch nur, weil er es so will und keinen Widerstand leistet.

Ein Großteil der Folge entfällt auf den Versuch Clint Bartons, seinen Ronin-Anzug von einem LARPer wiederzukriegen. Das ist insofern einfach nur herrlich absurd, weil alle Anläufe, des Heldens, sein Kostüm simpel und schnell wiederzuerlangen, an den Regeln des Live Action Role Plays zerschellen. Er kann nicht so reinmarschieren, er muss sich vorher registrieren. Er kann den Feuerwehrmann, der den Anzug hat, nicht einfach so niederschlagen, er muss sich mit ihm einen Fake-Battle liefern. Und die ganze Zeit sieht man, wie Hawkeye von diesen Aktionen genervt ist. Aber, und das ist ebenso wichtig, er macht mit. Er stellt sein Ego, sein Bedürfnis, hinter der Community zurück und gibt dem Feuerwehrmann das, was dieser möchte.

Außerdem erfährt man in Versteckspiel endlich auch, wodurch der Held schwerhörig geworden ist. Interessanterweise wird hier nicht die eine Ursache genannt. Vielmehr sind es derer viele und man hat sie alle bei seinen früheren Auftritten mitgekriegt. Aber erst jetzt werden diese Momente in einen neuen Kontext eingebettet, der deshalb durchaus Sinn ergibt.

Ein herrliches Miteinander

Herrlich ist auch das Miteinander zwischen Clint Barton und Kate Bishop. Denn sie will ihm ständig beweisen, was sie kann. Was allerdings nur selten richtig funktioniert. Und vor allem gegen Ende der Folge dafür sorgt, dass sie beide in eine prekäre Lage geraten.

Dabei beweist Versteckspiel durchaus, dass die junge Dame in der Lage ist, eigenständig zu agieren. Sie handelt zwar des Öfteren, ohne wirklich nachzudenken, doch mit ihrer Methode ist sie erfolgreich, was man daran beispielsweise sieht, wie sie mit dem Verlust ihrer Wohnung fertig wird.

Das Duell mit dem Freund ihrer Mutter ist ebenso klasse in Szene gesetzt. Hier wird die Tatsache aufgenommen, dass sie in vielen Sportarten großartige Leistungen abliefert. Und so scheint sie auch Jack Duquesne überlegen zu sein. Oder etwa nicht?

Der Name ist Programm

Hier bietet Versteckspiel einen cleveren Twist, der ein exzellenter Beweis dafür ist, was die Stärke des Marvel Cinematic Universe ist. Nämlich die Tatsache, dass es einen Charakter nehmen kann, den auf seine elementarsten Bestandteile reduziert und daraus etwas Neues und für den Comicfan doch gleichermaßen Bekanntes basteln kann. Denn in den Comics ist Duquesne niemand Geringeres als der Schurke Swordman. Was auch die Faszination und Begabung des TV-Charakters mit Klingen erklären würde. Allerdings sind seine wahren Motive noch unklar.

Die Folge endet mit der Einführung einer neuen Figur. Wer jedoch die Vorschau auf die kommenden Marvel-Serien bei Disney+ mitgekriegt hat, der ahnt vielleicht schon, wer das sein wird. Aber die paar Sekunden, in der sie zu sehen ist, reichen bereits aus, um neugierig auf die folgende Episode zu sein.

Versteckspiel macht Spaß und ist purer Spaß. Bitte weiter so, denn dann macht die Hawkeye-Serie Loki als beste Marvel-Serie Konkurrenz.

 

 

Götz Piesbergen

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