In Hinter der Linie passiert auf beiden Seiten des Krieges einiges.
Es wird ruhig
Benjamin Sisko (Avery Brooks) und seine Leute haben sich mittlerweile ein Ritual angewöhnt, um in dem Konflikt mit dem Dominion etwas Motivierendes zu haben. Doch dann, kurz vor einer herausfordernden Mission, befördert ihn Admiral Ross (Barry Jenner) zu seinem Adjutanten, derweil Jadzia Dax (Terry Farrell) an Stelle des Captains mit der Defiant aufbricht.
Auf Deep Space Nine sorgt die Widerstandszelle von Kira Nerys (Nana Visitor) für kleine Nadelstiche gegen die Besatzung. Doch Odo (René Auberjonois) ist mit den Aktionen der Zelle nicht einverstanden. Allgemein wirkt es so, als ob der Constable sich bereits mit den neuen Machthabern des Dominions und den Cardassianern arrangiert hat, auch wenn er noch mit dafür ist, dass diese bald verschwinden sollten. Doch dann taucht der weibliche Formwandler (Salome Jens) auf und der Freund des Majors scheint seinen Charakter vollkommen zu verändern.
Mit Hinter der Linie tritt die Deep Space Nine-Serie für eine Folge auf die Bremse. Denn die Handlung der Episode ist eher ruhig. Es gibt zwar eine Actionszene direkt zu Beginn, doch ansonsten wird der Plot hauptsächlich durch Charakterinteraktionen definiert. Und zwar noch mehr als sonst.
Ungewöhnlich fragil
Was dabei diese Folge so interessant macht ist, dass man hier zu Beginn das erste Mal einen Blick darauf erhaschen kann, wie die Widerstandszelle von Kira Nerys vorgeht. Es sind nämlich keine großen Sabotageakte, die diese durchführt, sondern mehr kleinere Nadelstiche, die allerdings enorme Wirkung haben. Gleichzeitig wird auch betont, dass die Handlungsweise der Widerständler gefährlich ist, da vor allem die Cardassianer kein Interesse daran haben, dass diese ungewünschte Opposition gegen ihre Macht erfolgreich wird.
Interessant ist allerdings auch, dass die Allianz zwischen Cardassianern und dem Dominion fragil zu sein scheint. Wenn man bedenkt, wie leicht es der Widerstandszelle gelungen ist, die Schlägerei zwischen den jeweiligen Soldaten auszulösen und wie krampfhaft Gul Dukat (Marc Alaimo) und Weyoun (Jeffrey Combs) versuchen, nach außen unzertrennbar zu wirken. Dann deutet dies daraufhin, dass hier einiges im Argen zu liegen scheint. Gleichzeitig ist auch bedeutsam, wie die beiden auf die Ankunft der Gründerin reagieren. Nämlich indem sie versuchen, sich bei ihr einzuschmeicheln, worauf diese mit demonstrativem Desinteresse reagiert. Dies zeigt, dass die Formwandler bei allen Streitereien immer noch eine Macht darstellen, die selbst ein Gul Dukat respektiert.
Es stellt sich beim Schauen von Hinter der Linie die Frage, wieso Odo so zurückhaltend agiert bzw. am Ende der Folge sogar verbal die Dominion-Seite einnimmt? Klar ist, dass der Formwandler von jeher ein Freund von Stabilität und Gerechtigkeit war. Das hat er bereits während der ursprünglichen Besatzung bewiesen. Eventuell liegt sein Unbehagen darin begründet, dass er dieses Mal bewusst gegen die ihm so wichtigen Regeln verstößt. Gleichzeitig wirkt sein Glauben daran, dass er dadurch, dass er in dem regierenden Rat mitsitzt, Dinge verbessern und Schlimmeres verhindern kann, gefährlich naiv. Schließlich hat er selber mitgekriegt, was mit den Bajoranern passieren kann, wenn man die Cardassianer frei gewähren lässt.
Handlungspotenzial geht verloren
Der Einfluss, den die Gründerin auf ihn hat, ist hingegen leicht zu erklären. Sie gibt ihm letzten Endes das, was er sich all die Jahre gewünscht hat. Dass er ein Teil seines Volkes wird, ein Teil der großen Gemeinschaft aller Formwandler. Und diese Wunscherfüllung ist es auch, die ihn dazu bringt, von Kira Nerys, die er ja eigentlich liebt, abzurücken, sie sogar eher gefühlskalt zu behandeln. In jedem Fall ist das Interesse des Zuschauers geweckt, weil man wissen will, wie es hier weitergehen wird. Wird er sich für den gefangengenommenen Rom einsetzen? Oder ihn fallen lassen und sich somit komplett dem Dominion anschließen? Oder wird er wieder den Weg zurück auf die Seite von Kira Nerys und der Widerstandszelle finden?
Es sind solche Fragen, die dafür sorgen, dass diese Handlungsebene von Hinter der Linie die spannendste ist. Denn im Vergleich dazu kann die rund um die Beförderung von Benjamin Sisko nicht überzeugen.
Das Problem bei dieser ist, dass sie nichtssagend wirkt. Man sieht, wie der ehemalige Deep Space Nine-Captain befördert wird und damit Probleme hat. Aber es wäre interessanter, wenn man gesehen hätte, wie sich Jadzia Dax als Kommandant der Defiant geschlagen hätte. Das ist nicht der Fall, wodurch viel Handlungspotenzial verloren geht.
Durchwachsen
Die Sache ist auch, dass, so nett die Beförderung von Benjamin Sisko sein mag, man letzten Endes man in Hinter der Linie nie so wirklich mitbekommt, was seine Aufgabe jetzt genau ist. Im Prinzip interagiert er nur mit dem Admiral, der ein paar freundlich ermahnenden Worte für ihn hat. Es wirkt fast so, als ob der Charakter in der Luft hängt, wobei man das Gefühl hat, dass dies eine falscher Charakterentwicklung ist, die am Ende der Figur sogar eher schadet als nützt.
Deshalb ist Hinter Linie eine durchwachsene Folge.
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