Den Menschen droht in Die Hünenwelt – Flucht große Gefahr.

Positiv Durchgeknallt

In der virtuellen Realität, die die Hünenwelt repräsentiert, droht große Gefahr. Denn nicht alle Hünen sind mit den Entwicklungen, die stattfinden, einverstanden. Ein gefährlicher Kult, bei dem die Toten im Hintergrund die Fäden ziehen, breitet sich aus. Und sein Ziel ist die Vernichtung jener, die in seinen Augen nicht zu den Guten zählen.

Dazu zählen auch die Verursacher, wie die Repräsentanten der Menschen in dieser Realität genannt werden. Zwar versucht die Inquisition alles, um Frieden zu bewahren. Doch am Ende könnte es vor allem auf den Klonavatar Imbrifer ankommen, damit die Dinge nicht endgültig eskalieren.

Markus Gerstings Hydorgol-Romanreihe war noch nie einfach zu lesen. Ein Eindruck, der sich im letzten Band verstärkt hat, als er in Exil den Leser mit in Die Hünenwelt nahm. Doch gleichzeitig wurde hier eine im positiven Sinne durchgeknallte Story erschaffen.

Perspektivwechsel

Flucht ist die Fortsetzung. Allerdings nicht nur des vorherigen Romans, sondern ebenfalls von Inquisition. Man sollte also ebenso jene Geschichte gelesen haben, um nachvollziehen zu können, woher jetzt bestimmte Figuren kommen.

Nachvollziehen ist auch ein gutes Stichwort. Denn es ist nicht immer einfach zu verstehen, was gerade geschieht. Gersting schreibt nämlich vielschichtig. Er arbeitet mit vielen verschiedenen Realitäten und Wahrnehmungen. Weshalb nicht immer das, was man liest, das ist, was im Grunde genommen stattfindet. Oft genug wird hier einfach nur etwas repräsentiert.

Dabei wechselt der Autor in Flucht auch oft in die Perspektive der Hünen. Hierbei macht er klar, dass es dort unterschiedliche Meinungen und Riten gibt, die zum Teil durch ihre Umgebung und Geschichte geprägt sind. So wird im ersten Drittel des Romans ein junger Jäger bewusst von einem älteren getötet, damit jener mit den Toten reden kann und mit dem so erlangten Wissen zurückkommen kann.

Die reale Realität

Das ist nur ein Ereignis, mit dem Gersting dem Leser die Hünen näherbringt. Allgemein hat man das Gefühl, dass er dieses Mal viel Zeit darauf verwendet, diese außerirdische Spezies detaillierter zu charakterisieren. Zwar bleiben sie noch immer fremdartig, was vor allem daran liegt, dass man nur selten ungefiltert mitbekommt, wie sie die Realität wahrnehmen. Denn überwiegend finden die Ereignisse ja in einer virtuellen Welt statt. Aber man hat am Ende der Geschichte das Gefühl, dass man jetzt besser verstehen kann, wie diese Wesen ticken.

Doch nicht nur die Hünen kommen in Flucht vor. Ebenso tauchen auch die Menschen und ihre Repräsentanten in der Erzählung auf. Vor allem Imbrifer kommt eine wichtige Rolle in den Ereignissen zu, da er es ist, der am direktesten mit den anderen Wesen zu tun hat, und der im letzten Drittel der Handlung viel zu erleiden hat.

Gleichzeitig vergisst der Autor auch die normale Realität nicht. Immer wieder blendet er in diese um, in das Konglomerat, jenes Gebilde aus Raumschiffen, die in der Welt der Hünen schwebt. Er nutzt diese Passagen ebenfalls dazu, um dem Leser ein wenig mehr über die Regierungsform dieses Zufluchtsorts der Menschen zu schildern. Nur um dann außerdem klar zu machen, dass diese im Zweifelsfall einfach ignoriert wird, weil es sonst zu lange dauert, bis sie eine Entscheidung getroffen haben.

Habe ich was verpasst?

Dass Flucht stellenweise nur schwer zu verstehen ist, weil man mit bestimmten Begriffen und Einheitsangaben nichts anfangen kannst, ist geschenkt. Das war schon im ersten Teil so und wird hier gefühlt nur auf die Spitze getrieben. Zwar würde man sich einerseits manchmal einen Index wünschen, wo alle wichtigsten Ausdrücke verständlich erklärt werden, aber andererseits würde dies vermutlich die Faszination der Story zerstören.

Doch was dieser Erzählung definitiv fehlt, ist eine Zusammenfassung der Geschichte und ein Überblick über die diversen handlungstragenden Charaktere. Denn vor allem am Anfang hat man das Gefühl, dass man einen Roman wohl geskippt hat, da hier eine Figur auftaucht, von deren Existenz man nichts wusste oder sie angesichts der Menge an Protagonisten vergessen hat. Und dann hat man es auch noch mit Personen zu tun, die in Wahrheit so etwas wie die zweite oder dritte Inkarnation einer anderen Persönlichkeit sind. Was dementsprechend nur schwer zu verstehen ist.

Wer sich trotz dieser Mankos auf Flucht einlässt, der wird gut unterhalten werden.

Hydorgol - Die Hünenwelt 02 Flucht
Cover © Markus Gersting

Autor: Markus Gersting
Titel: Hydorgol: Die Hünenwelt 02 – Flucht
Teil/Band der Reihe: Hydorgol: Die Hünenwelt 02
Verlag: Eigenverlag
Erschienen: 2021
Einband: eBook
Seiten: 269
Sonstige Informationen:
Produktseite

 

 

 

 

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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • Perspektive der Hünen
  • Handlung im Konglomerat
  • Fortsetzung von Inquisition

Negativ

  • Zusammenfassung der vorherigen Handlung
  • Übersicht über die handlungstragenden Figuren
Götz Piesbergen

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