Die außerirdischen Invasoren von 1996 sind wieder da.
Was in der Zwischenzeit geschah
20 Jahre nach der Invasion feiern die Menschen das Jubiläum des Sieges über die außerirdischen Angreifer. Viel hat sich seitdem verändert. Die Menschen haben die außerirdische Technologie für sich nutzbar gemacht und ein Verteidigungsnetz um die Erde aufgebaut. Es waren aber nicht allein die Amerikaner, sondern alle Nationen der Erde. So ist Area 51 auch kein geheimer Ort mehr, an dem die USA an ihrem militärischen Vorteil gegenüber Konkurrenten wie China forschen, sondern eine internationale Leitzentrale für die gemeinsame Erdverteidigung.
Um die Erde besteht ein Ring aus Energiewaffen und auch auf dem Mond wird gerade eine Verteidigungsanlage errichtet. An dieser arbeitet der ehemalige Kampfpilot Jake Morrison (Liam Hemsworth), welcher mit Patricia Whitmore (Maika Monroe), der Tochter des ehemaligen Präsidenten, liiert ist. Mit Dylan Hiller (Jessie Usher), dem Sohn des 2007 bei einem Testflug verstorbenen Captain Steven Hiller, steht er jedoch auf Kriegsfuß, da er einst dessen Leben riskiert hat, und dieser völlig zu Recht seine prahlerische Art verabscheut.
Dylans Mutter Jasmine (Vivica A. Fox) hat übrigens den Beruf gewechselt und arbeitet nun in einem Krankenhaus. Patricia Whitmores Vater (Bill Pullman) hat sich derweil längst aus der Politik zurückgezogen, da er kränklich und auch geistig nicht mehr ganz beisammen ist. Seine Nachfolgerin ist Präsidentin Lanford (Sela Ward), welche ihn nicht einmal zum Jubiläum seines Welt-Independence-Days eingeladen hat.
Ähnlich erfolglos, aber wenigstens noch geistig auf der Höhe, ist Julius Levinson, der ein Buch über die Ereignisse von 1996 geschrieben hat. Dieses verramscht er auf Lesungen in Altenheimen, wo sich kaum jemand für seine Geschichten interessiert. Einzig sein Sohn David Levinson hat als Alienexperte Karriere gemacht und ist zum Direktor der Earth Space Defense aufgestiegen. In dieser Funktion wird er nach Afrika beordert, um dort das einzige völlig intakte Großraumschiff der Invasoren zu untersuchen, was 1996 nicht abgestürzt, sondern gelandet ist.
Wie der Warlord Dikembe Umbutu (Deobia Oparei) offenbart, gab es rund um die Landestelle einen zehn Jahre andauernden Bodenkampf gegen die überlebenden Aliens. Während sein Bruder im Kampf gegen die Invasoren starb, hat er Hunderte von ihnen getötet und hat außerdem einen telepathischen Draht zu ihrer Spezies. Neben Ex-Präsident Whitmore und Dr. Brackish Okun (Brent Spiner) ist er daher auch einer der ersten, der die Ankunft des nächsten Mutterschiffes spürt.
Ein weiteres Anzeichen der Wiederkehr ist die Aktivierung des gelandeten Raumschiffs, welches in Afrika versucht hat, den Erdmantel anzubohren. Außerdem drehen sämtliche gefangenen Aliens, die in der Area 51 inhaftiert sind, durch, was der gerade aus dem Koma erwachte Dr. Okun als Jubel interpretiert. Als dann auch noch der Kontakt zu einem Außenposten auf einem der Saturnmonde abbricht, ist klar, was auf die Erde zukommt.
Manchmal kommen sie wieder
Zunächst materialisiert sich über dem Erdmond ein gigantisches Sphärenschiff, welches David Levinson nicht der Bauart der Invasoren von einst zuordnet. Er rät daher, Kontakt zu dem fremden Raumschiff aufzunehmen, doch die Mehrheit der führenden Staatsoberhäupter entscheidet sich zu einem Präventivschlag. Ein dummer Fehler, denn er vernichtet fast den einzigen Verbündeten, den die Menschheit hat.
Wie David und parallel auch Dr. Okun herausfinden, haben die Invasoren von 1996 ein Schriftzeichen, welches die Angst vor einem Feind symbolisiert und welches dem Aussehen der Sphäre entspricht. Levinson lässt sich von Jake Morrison abholen und zur Absturzstelle auf den Mond fliegen, um die künstliche Intelligenz zu bergen, die den Abschuss überlebt hat. Gerade noch rechtzeitig, denn genau in dem Moment trifft das nächste Mutterschiff der Invasoren ein.
Die nachgebauten Energiewaffen erweisen sich als wirkungslos gegen das mächtige Mutterschiff mit einem Durchmesser von rund 5000 Kilometern. Dieses erzeugt sein eigenes Gravitationsfeld und richtet damit weitaus schlimmere Schäden an, als die Flotte von Städtezerstörern 1996. Es heftet sich wie eine Zecke an den Planeten und beginnt, den Erdmantel anzubohren.
Wie sich herausstellt, gibt es an Bord eine Alienkönigin, welche die Invasion leitet. Dylan Hiller, Jake Morrison und eine Handvoll weiterer Kampfpiloten werden losgeschickt, um Ihre Hoheit auszuschalten, werden jedoch in eine Falle gelockt. Als die Menschen bemerken, dass die Königin es auf die fremde Sphäre abgesehen hat, locken sie sie ihrerseits in eine Falle.
In einer finalen Schlacht um Area 51 opfert sich Ex-Präsident Whitmore, um das königliche Raumschiff, welches sich vom Mutterschiff gelöst hat, zu vernichten. Er lässt sich mit einer Attrappe der Sphäre an Bord nehmen und sprengt sich in die Luft. Allerdings überlebt die Königin, da sie einen persönlichen Schutzschild trägt. Dieser muss erst im Nahkampf zerstört werden, um die Königin zur Strecke zu bringen, kurz bevor sie die echte Sphäre vernichten kann.
Nach ihrem Tod regnen die außerirdischen Kampfflieger vom Himmel und das Mutterschiff zieht sich zurück. Von der Sphäre erfahren die Menschen, dass es noch mehr Mutterschiffe gibt. Es existiert jedoch auch eine geheime Welt, auf der die KI Überlebende anderer Spezies versammelt hat, um mächtige Waffen gegen die feindseligen Invasoren zu entwickeln, die bereits das gesamte Universum bedrohen.
Alles muss größer
Das Erste, was an dieser Fortsetzung unangenehm auffällt, ist der Versuch, den ersten Teil in jeder Hinsicht übertreffen zu wollen. So reicht diesmal kein Mutterschiff von der Größe eines Viertel des Mondes, nein, es muss rund 5000 Kilometer durchmessen, womit es noch größer als der Mond ist. Zwar wird durchaus korrekt dargestellt, dass ein solch gigantisches Objekt ein eigenes Gravitationsfeld erzeugt, dessen Auswirkungen müssten allerdings weitaus verheerender sein.
Den Mond würde ein derartig großes Objekt nicht nur zum Beben bringen, sondern direkt aus seiner Umlaufbahn kegeln. Warum die Aliens überhaupt am Mond vorbeifliegen, ergibt überhaupt keinen Sinn, außer sie stehen auf Verwüstungen. Die Landung auf der Erde wäre ebenfalls schwierig, denn ein solches Mutterschiff würde nicht nur Gegenstände auf der Erdoberfläche anziehen, sondern auch die Erde selbst. Die Energiemenge, die nötig wäre, um einen fatalen Zusammenprall zu verhindern, wäre astronomisch.
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit sollte hier aber besser nicht gestellt werden, denn offensichtlich wollte Roland Emmerich einfach nur einen draufsetzen. Das gilt ebenso für die Alienkönigin. Was wäre schon ein zweiter Teil ohne eine solche? Die Königin aus Aliens – Die Rückkehr lässt diese jedoch winzig aussehen. Obendrein überlebt sie auch noch eine Atombombe, die sie selbst mit Schutzschild zumindest hätte verletzen und verstrahlen müssen. Doch sie steigt putzmunter aus den Trümmern ihres Raumschiffs, als sei sie der verdammte Terminator.
Warum nur musste dermaßen übertrieben werden? Zumal sich allein bei dem gewaltigen Gehirn der Alienkönigin die Frage stellt, wie sich ein Wesen mit solch überlegener Intelligenz von ein paar dummen Menschen überlisten lassen konnte, zumal sie telepathisch veranlagt ist. Die Wahrheit erkennt sie jedoch erst, als sie Whitmore in die Augen blickt. Da drückt dieser aber schon den Auslöser der Bombe.
Ein weiterer Logikfehler ist das Herabstürzen der außerirdischen Angriffsjäger nach dem Tod der Königin. Die Aliens haben zwar eine Art Schwarmbewusstsein, können aber durchaus auch autonom agieren. Nachdem das Mutterschiff im ersten Teil zerstört wurde, haben sämtliche Schiffe auf der Erde ganz normal weiter gekämpft. Sogar in der Fortsetzung heißt es, dass es noch zehn Jahre lang einen Bodenkampf in Afrika gab. Warum also verabschiedet sich das diesmal unbeschädigte Mutterschiff in den Weltraum, obwohl es durchaus zu einem vernichtenden Gegenschlag ausholen könnte?
Alles ist anders und doch irgendwie gleich
Roland Emmerich hält eigentlich wenig von Fortsetzungen, außer er findet einen Weg, sie nicht wie eine Fortsetzung aussehen zu lassen, wie er in einem Interview mit Entertainment Weekly bekanntgab. Genau das wird dem Film zum Verhängnis. Er ist offenkundig eine Fortsetzung und die außerirdischen Invasoren sind ohne Zweifel dieselben wie 1996. Außerdem gab es durchaus schon frühere Ideen für einen zweiten Teil, die aber allesamt verworfen wurden.
20 Jahre später wirkt vieles anders und damit ist nicht nur der Maßstab gemeint. Die neuen Mutterschiffe haben einen völlig anderen Grundriss und auch die Angriffsjäger sehen deutlich moderner aus. Scheinbar haben die Aliens in nur 20 Jahren ihre komplette Flotte ausgewechselt. Das macht bei Raumschiffen dieser Größe, die im Prinzip fliegende Ökosphären darstellen, jedoch überhaupt keinen Sinn. Es handelt sich um Generationenschiffe, deren Erbauung Unmengen an Ressourcen verschlingt. Ganze Planeten müssten ausgebeutet werden, nur um eines davon zu erschaffen. So etwas wechselt man nicht nach 20 Jahren aus wie ein kleines Auto. Die einzig logische Erklärung wäre, dass das erste Mutterschiff deutlich älter war.
Zumindest die grundlegende Ästhetik ist geblieben und die Ökosphäre im Mutterschiff kann sich durchaus sehen lassen. Die Aliens selbst sind ebenfalls wiederzuerkennen, wirken dank moderner CGI nur etwas organischer. Sie im Nahkampf mit ihren Energiewaffen zu sehen, ist tatsächlich etwas Neues, was die Fortsetzung dem ersten Teil voraus hat. Ebenso interessant ist die Verschmelzung von irdischer mit Alientechnologie.
Die Frage, welche Entwicklung die Menschheit nach einer Invasion nehmen würde, macht den eigentlichen Reiz von Independence Day: Wiederkehr aus. Leider wird diese Karte gleich zu Beginn verspielt, indem die Außerirdischen diesmal noch weitaus mächtiger sind als vor 20 Jahren und einfach alles, was die Erdlinge seitdem aufgebaut haben, im Nu hinwegfegen. Das alles nur, um zu zeigen, wie technologisch unterlegen die Menschen immer noch sind und dann zu dem Schluss zu gelangen, dass sie trotzdem eine überlegene Genialität besitzen, die sie jeden Feind bezwingen lässt. Das beeindruckt die Sphären-KI derart, dass sie darum bittet, die Menschen mögen fortan ihren Widerstand anführen.
Das wirkt in etwa so erzwungen wie das Timing der Aliens. Obwohl sie, wie von der Sphären-KI zu erfahren ist, bereits die gesamte Galaxis erobert haben, lassen sie sich 20 Jahre lang Zeit, um dem Verlust eines ihrer Mutterschiffe nachzugehen? Und dann tauchen sie auch noch exakt am 4. Juli auf, um mitten in die Feierlichkeiten zu platzen? Ex-Präsident Whitmore kommt nicht einmal mehr dazu, seine Warnung zu Ende zu stammeln.
Hinzu kommt, dass sich die gleichen Muster wiederholen. Diesmal sind es zwar keine Flugscheiben, die sich über Städten positionieren, um diese auszuradieren, dafür reißt ein gigantisches Mutterschiff gleich mehrere Großstädte auf einmal nieder. Darunter London, eine der wenigen Hauptstädte, die offenbar von der ersten Invasion verschont geblieben waren. Zumindest standen bis dato noch der Big Ben und die Tower Bridge, was dafür spricht, dass dort 1996 kein Angriff stattgefunden hat.
Einen Countdown gibt es diesmal ebenfalls. Diesmal jedoch nicht für einen koordinierten Angriff, sondern für das Erreichen des Erdmantels. Wenn es das Mutterschiff nämlich schafft, die Erdkruste zu durchbohren, wird es den Planeten aussaugen wie eine Zecke ihr Opfer. Um das zu verhindern, greifen die Menschen abermals zu einem Trick und zerstören das Leitschiff mit einer eingeschleusten Bombe. Wirklich alle Muster sind gleich, einschließlich des Kamikazeflugs eines Vaters, der sich für seine Nachkommen aufopfert. Diesmal nimmt Whitmore die Rolle von Russell Casse ein.
Der einzig neue Aspekt ist die fremde Sphäre, welche Überlebende angegriffener Zivilisationen einsammelt und zu einem Asylplaneten bringt, wo diese Waffensysteme gegen die feindlichen Aliens entwickeln. Leider bekommt dieser Handlungsstrang nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient hätte, sondern dient letztendlich nur der Falle, die der Königin gestellt wird.
Ferner ergeben sich einige himmelschreiende Logiklücken. Die Sphäre ist mit ihrem Raumschiff gekommen, um einige Menschen zu evakuieren. Warum hat sie dabei nicht gleich ein paar ihrer überlegenen Waffen mitgebracht? Wie lange wollte sich die KI denn noch verstecken und der Galaxis beim Sterben zusehen, bevor sie zum Gegenschlag ausholt? Und warum hat sie nicht ihre Schutzschilde aktiviert oder zumindest sofort Kontakt zur Menschheit aufgenommen, bevor diese eine Energiewaffe auf ihren Kugelraumer abfeuert?
Schwache Charaktere und schwache Dialoge
Es hätte ein Pluspunkt sein können, dass ein Großteil des Casts aus dem ersten Film für die Fortsetzung erneut in die alten Rollen geschlüpft ist. Lediglich die Rollen von Dylan Hiller und Patricia Whitmore wurden nicht wieder mit den einstigen Kinderdarstellern Ross Bagley und Mae Whitman besetzt. Beim Cameo-Auftritt von Robert Loggia, der als Ex-General William Grey die Tribüne zur Jubiläumsfeier schmückt, hatte man derweil gerade noch Glück, denn er verstarb Ende 2015.
Ein Großteil der anderen Schauspieler aus dem ersten Independence Day haben im Prinzip auch nur etwas längere Cameo-Auftritte und tragen kaum was zur Handlung bei. Vivicia A. Fox Rolle Jasmine stirbt beim Einsturz eines Krankenhauses, wobei es ihr Sohn Dylan gerade noch rechtzeitig vom Mond zur Erde schafft, um ihr beim Sterben zuzusehen. Wieder so ein unfassbares Timing. Ihren Mann Steven hat es schon neun Jahre zuvor erwischt, was daran liegt, dass Will Smith erst gar keinen Bock auf eine zweite Runde hatte.
Absolut verständlich, wenn man sich ansieht, wofür Judd Hirschs Rolle missbraucht wurde. Julius Levinson flüchtet mit einem kleinen Boot vor dem Mutterschiff, welches im Atlantik landet. Er schafft es tatsächlich, den kleinen Kahn auf eine enorme Geschwindigkeit zu bringen und überlebt so den Tsunami, den das Mutterschiff auslöst. Am Strand wird er von ein paar Kids aufgegabelt, mit denen er weiter ins Landesinnere fährt. Als ihnen der Sprit ausgeht, steigen sie auf einen Schulbus um. Die Frage, warum Autos immer noch mit Benzin fahren, obwohl die Menschheit dank der erbeuteten Alientechnologie längst über freie Energie und Antigravitation verfügt, stellt man besser gar nicht erst.
Jedenfalls ist Levinson von da an für einen ganzen Schulbus voller Kinder verantwortlich. Und wie geht er mit solch einer Verantwortung um? Er fährt zur Area 51, mitten ins Kampfgebiet! Für diese Kindeswohlgefährdung gehört er eigentlich vor Gericht gestellt und abgeurteilt. Zum Glück hat die Menschheit gerade andere Probleme, sodass man ihm das durchgehen lässt. Es wäre wirklich besser gewesen, den Cameoauftritt auf die erfolglose Buchlesung zu beschränken, denn statt Geistesblitzen, welche zur Lösung beitragen, entspringen seiner Blitzbirne nur noch geistlose Schnapsideen.
Einzig sein Sohn David darf noch Puzzlestücke zur Handlung beitragen. Warum er inzwischen eine neue Geliebte hat und was aus seiner Verlobten Constance geworden ist, wird jedoch nicht erklärt. Offenbar hatte Margaret Colin genauso wenig Lust auf die Fortsetzung wie Will Smith. So muss sich Jeff Goldblum allein mit den neuen Charakteren rumschlagen, von denen gerademal der afrikanische Warlord ein wenig Profil hat und sich zumindest im Nahkampf gegen die Aliens als hilfreich erweist.
Eine größere Rolle spielt außerdem Liam Hemsworth als Jake Morrison, der jedoch wenig Sympathien erzeugt. Er ist ein totaler Draufgänger, da er permanent das Leben seiner Mitmenschen gefährdet. Er hat nicht nur seinen einstigen Kameraden Dylan fast ins Jenseits befördert, sondern vermasselt durch seine Unachtsamkeit auch fast die Installation der Energiewaffe auf dem Mond. Die erweist sich später aber ohnehin als nutzlos und die gesamte Basis wird zerstört. In Anbetracht des Abschusses der freundlich gesinnten Sphären-KI wäre es fast besser gewesen, der Unfall wäre passiert.
Auf der Basis sind neben Amerikanern hauptsächlich Chinesen stationiert und Morrisons bester Kumpel verliebt sich sogar in eine chinesische Kampfpilotin. In der Realität wäre eine solch enge Zusammenarbeit kaum denkbar. In der realen Welt gibt es Derartiges nur im Filmgeschäft, da China mit weit über einer Milliarde Einwohnern einen gigantischen Absatzmarkt darstellt. Einige Hollywood-Filme sind inzwischen gar direkt auf das chinesische Publikum zugeschnitten, da die dortigen Einspielergebnisse maßgeblich für den finanziellen Erfolg sind.
Genau so kommt der Einsatz chinesischer Darsteller leider auch rüber. Die internationale Kooperation bleibt im Film nur oberflächlich, die Chinesen tragen absolut nichts zur Lösung des neuerlichen Alienproblems bei. Gerade einmal Angela Yeung Wing darf als Kampfpilotin Rain Lao zumindest gegen die Invasoren in den Kampf ziehen und sich von einem Amerikaner anschmachten lassen. Mehr hat ihre Rolle nicht zu bieten.
Eine weitere etwas größere Nebenrolle spielt William Fichtner. Der von ihm dargestellte General Joshua T. Adams wird nach der Auslöschung der kompletten US-Regierung sogar als neuer Präsident vereidigt. Irgendwie hinterlässt es jedoch einen üblen Beigeschmack, wenn ein General ohne demokratische Wahl ins Präsidentenamt aufsteigt. So beginnen für gewöhnlich Militärdiktaturen. Auf der anderen Seite passt der Befehlston zur gesamten Handlung des Films, die nun einmal kriegerisch ist.
Wirklich intelligente Sätze sind zwischen der ganzen Action kaum zu erwarten und kommen in der Fortsetzung noch nicht einmal von Dr. Okun. Brent Spiners Rolle, die nunmehr homosexuell angelegt ist, darf allein zur Belustigung des Publikums beitragen. Kaum aus dem Koma erwacht, verhält sich Okun noch schrulliger als vor 20 Jahren und benimmt sich dabei völlig irrational. So kommt er auf die Schnapsidee, die Sphären-KI zu aktivieren, die man eigentlich isoliert hatte, um sie vor den Aliens zu verbergen. Und das nur, um seinen Wissensdurst mitten in der Schlacht zu befriedigen.
Man kann ja durchaus damit leben, dass Dr. Okun schwul ist. Wirklich unpassend ist jedoch, dass ihm von allen dummen Dialogen die absolut dümmsten Worte über die Lippen kommen. So fällt ihm nach dem erneuten Sieg über die Aliens nichts Besseres ein als: „Wir treten ihnen mit Riesenanlauf in ihre Alienärsche.“ Und damit endet der Film dann auch noch. Ist den Drehbuchautoren wirklich nichts Passenderes eingefallen? Gerade von Dr. Okun wäre etwas Intelligenteres zu erwarten gewesen. So entsteht der Eindruck, er hätte seinen Doktortitel auf der Clownschule gemacht.
Es mag sein, dass die Dialoge des ersten Films nicht allzu überragend waren, aber wenigstens waren sie nachvollziehbar und emotional passend. Die Charaktere hatten Profil und die Darsteller deutlich mehr Spaß an ihren Rollen. Im zweiten Teil sind die meisten nur noch ein Schatten ihrer selbst, was vor allem auf Bill Pullman zutrifft, dessen Ex-Präsident kaum noch einen zusammenhängenden Satz herausbekommt.
Was bleibt, sind die Effekte
Independence Day: Wiederkehr fehlt so ziemlich alles, was den ersten Teil großartig gemacht hat. Die Charaktere sind oberflächlich und bekommen zwischen all der Action nur wenig Raum, sich zu entfalten. Die rund 30 Minuten längere Laufzeit des Vorgängers war da durchaus gut investiert. Bei der Fortsetzung merkt man dagegen, was passiert, wenn man die Handlung auf die reine Action herunterbricht.
Der Film berührt einen einfach nicht emotional, was neben den oberflächlichen Charakteren vor allem am Soundtrack liegt. Erzeugte die Musik von David Arnold in Independence Day noch eine stimmungsvolle Atmosphäre, gehen die Klänge von Thomas Wander fast völlig im Kampfgetöse unter. Hängen bleiben nur die wenigen Anspielungen auf den alten Soundtrack, weil man diese wiedererkennt.
Der einzige Aspekt, in dem Independence Day: Wiederkehr seinen Vorgänger übertrifft, sind die Spezialeffekte. Die sind wirklich hervorragend, was aufgrund der 20 Jahre Entwicklung in der CGI-Technik und angesichts eines Budgets von 200 Mio. Dollar nicht wirklich überraschend ist. Die Designs der Alienraumschiffe und Requisiten sowie die hybriden Technologien können ebenfalls überzeugen. Außerdem gibt es ein paar Anspielungen auf Sci-Fi-Klassiker. So erinnert die Sphären-KI optisch sehr stark an den kugelförmigen Vorderteil der Discovery aus 2001: Odyssee im Weltraum.
Ein weiterer Pluspunkt sind die Sets, die wirklich cool aussehen. Die meisten Szenen entstanden zwar von Blue-Screens, aber alles, was tatsächlich gebaut wurde, überzeugt durch eine große Liebe zum Detail. Vor allem das Innere der Mondbasis strahlt eine angenehme Moderne aus. Bei den Requisiten, darunter den hybriden Kampfjets, hat man sich ebenfalls größte Mühe gegeben.
Leider reicht das alles nicht, um selbst zu einem Klassiker zu werden. Roland Emmerich brennt mit seiner ersten Fortsetzung zwar ein gigantisches und durchaus eindrucksvolles Effektfeuerwerk ab, mehr aber auch nicht. Dem Film fehlt schlichtweg die Seele, die der erste Teil definitiv noch hatte.
Fazit
Wer actionreiches Popcorn-Kino erwartet, wird bei Independence Day: Wiederkehr genau das bekommen. Optisch ist der Film ohne Zweifel eindrucksvoll, was ihn sicherlich zu einem Kunstwerk macht. Ein Meisterwerk wie der erste Independence Day ist er jedoch nicht. Dabei mangelt es gar nicht mal an interessanten Ansätzen wie der Sphären-KI. Die Mythologie wird in der Fortsetzung deutlich erweitert. Leider wird kaum etwas Sinnvolles damit angefangen.
Unter dem teuren Actionfeuerwerk leiden sowohl die Handlung als auch die Charaktere. Dem Publikum wird kaum Zeit gegeben, die Protagonisten kennenzulernen und sich in die neue Welt nach der ersten Invasion hineinzuversetzen. Stattdessen geht der Film nach nur wenigen Minuten in die Vollen. Es fehlt an ruhigen Momenten und intelligenten Dialogen, wohingegen es keinen Mangel an brachialer Gewalt gibt. Deren Konsequenzen werden dann aber wieder ausgeklammert. Während im ersten Teil noch die unzähligen Toten und Verletzten zwischen den Trümmern zu sehen sind, zeigt die Fortsetzung nur den Moment der Zerstörung und kümmert sich nicht weiter um das Danach.
Es gelingt einfach nicht, sich wirklich in den Film hineinzufühlen. Umso mehr fallen die Logiklücken und Plotlöcher auf. Das Potential, welches die Fortsetzung durchaus hatte, wird leider größtenteils verschenkt. Es wäre daher schon fast besser gewesen, es beim ersten Teil zu belassen, statt etwas Halbgares nachzuschieben, was zwar nicht völlig schlecht, aber auch nicht wirklich gut ist.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Die Hybridtechnologie sieht wirklich cool aus.
- Auch die Alientechnologie kann sich sehen lassen.
- Mit der Sphären-KI wird das Filmuniversum deutlich erweitert.
Negativ
- Es gibt kaum nennenswerte Charakterszenen.
- Der Film strotzt vor Logiklücken.
- Der Soundtrack bleibt nicht im Gedächtnis.
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