Ein neues Zeitalter soll im dritten und letzten Jurassic-World-Film stattfinden.

Neue Stimmen, wie?

Mehr Filme: Das war es, was Executive Producer Steven Spielberg bei der Vorbereitung zu Jurassic World vorschwebte. Und diese Idee teile er auch dem damaligen Regisseur Colin Trevorrow mit, der sie nahm und eine Weile mit ihr spielte. In späteren Interviews sagte er sogar, dass er einen kompletten Story-arc so in Filme aufteilen wollte, dass sie sich wie eine vollständige Geschichte anfühlen würden. Ebenso meinte er während der Dreharbeiten zum ersten Film, dass er schon wisse, wie die Trilogie enden würde, was er für sehr wichtig hielt, um Zuschauer in die Kinos zu locken.

Ebenso schwebte ihm vor, dass jeder Teil der Trilogie von jemand anderem verfilmt werden würde. Seiner Meinung nach sei das Jurassic-Park-Franchise eines von jenen, die von neuen Stimmen und Visionen profitieren würden. Dass es ständig neu sein und sich ständig weiterentwickeln würde.

Allerdings sollte davon beim Ein neues Zeitalter erstmal nichts zu spüren sein. Denn als Universal den Film im Februar 2018 unter dem Arbeitstitel Jurassic World 3 verkündete, kehrten jede Menge alte Bekannte hinter die Kamera zurück. Steven Spielberg und Colin Trevorrow wurden die Executive Producer, Frank Marshall und Patrick Crowley die Produzenten und die Story des Films sollte erneut von Colin Trevorrow und seinem Schreibpartner Derek Connely stammen. Die einzige Neue in dieser Gruppe war Emily Carmichael, mit der Trevorrow gemeinsam das Drehbuch verfasste. Und als ob er noch nicht genug zu tun hatte, wurde einen Monat später dann auch noch verkündet, dass Colin Trevorrow zusätzlich zu seinen ganzen anderen Funktionen nach Jurassic World wieder Regie führen sollte.

Alter Cast trifft neuen Cast

Der Regisseur meinte hierzu, dass die Arbeit seines Nachfolgers und Vorgängers J. A. Bayona – der Jurassic World – das Gefallene Königreich drehte – ihn dazu inspirierte, zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte. Außerdem hatte er für das Drehbuch mehrere Ideen, die teils von ihm stammten, teils aber auch von anderen Mitgliedern der Filme. So wollte er beispielsweise nicht, dass das Skript beschreiben würde, wie sich Dinosaurier und Menschen in der Stadt bekämpfen, weil dies nicht der Vision von Michael Crichtons Romanen entsprach. Ebenso wollte er gemeinsam mit Emily Carmichael umsetzen, dass Dr. Ellie Satler, die Paleobotanikerin aus dem ersten „Jurassic Park“-Film die Geschichte anführen sollte. Am schwierigsten war für die beiden jedoch, allen Figuren gerecht zu werden.

Denn, und das sollte einer der Anreize von „Ein neues Zeitalter“ sein, es sollte nicht nur der Maincast der ersten beiden Jurassic-World-Filme zurückkehren. Ebenso sollten die Hauptfiguren des ersten Jurassic-Park-Films erneut ihre Aufwartung machen. Das heißt, dass sich zu Chris Pratt, Bryce Dallas Howard und Isabella Sermon auch Laura Dern, Jeff Goldblum und Sam Neill gesellten.

Es gab natürlich noch diverse andere Rückkehrer. B.D. Wong wurde erneut zu Dr. Henry Wu, eine Rolle, die er bereits in Jurassic Park und allen vorherigen Jurrassic-World-Filmen innehatte. Omar Sy nahm seine Rolle als Barry Sembène aus Jurassic World wieder auf, derweil aus Jurassic World 2 Justice Smith und Daniella Pineda ihre Rollen erneut wahrnahmen.

Scheiß Covid!

Es gab allerdings auch einige neue Figuren in Ein neues Zeitalter. DeWanda Wise wurde als die ehemalige Air Force Pilotin Kayla Watts gecastet, derweil Mamoudou Athie zum Kommunikationsdirektor von BioSyn wurde, Ramsay Cole. Diese Firma wurde von Dr. Lewis Dodgson geleitet, der von Campbell Scott gespielt wurde. Die Figur kennt man eigentlich schon aus dem ersten Jurassic-Park-Film, wo sie ursprünglich von Cameron Thor dargestellt wurde. Doch der wurde zwischenzeitlich wegen Kinderpornografie zu Recht verurteilt.

Ursprünglich hätte der Film im Jahr 2021 in die Kinos kommen sollen. Doch die Coronapandemie machte dem einen Strich durch die Rechnung. Es wurden zwar alle erdenklichen Maßnahmen getroffen, inklusive dem Buchen eines kompletten Hotels für mehre Wochen, was einiges an Geld kostete. Doch als die Dreharbeiten sich nach Malta verlagerten, schlug das Virus zu und sorgte für Turbulenzen und am Ende einer Verzögerung des Drehs.

Es sind vier Jahre vergangen, seitdem der Vulkan auf der Isla Nublar ausbrach und durch eine Auktion von Wilderern und Waffenhändlern die wiederbelebten Dinosaurier wieder in die Welt kamen. In dieser Zeit zogen Claire Dearing und Owen Grady das Mädchen Maisie Lockwood groß, die mittlerweile mitten in der Pubertät steckt und sich entsprechend verhält. Eines Tages entdecken Wilderer die Familie und kidnappen nicht nur das einzige Kind des Velociraptors Blue, Beta, sondern auch Maisie. Weshalb ihre Zieheltern sich aufmachen, sie zurückzuholen.

Müde und ausgelaugt

Derweil untersucht Dr. Ellie Sattler riesige Heuschreckenschwärme, die alles Korn aufessen, bis auf das von BioSyn. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Kollegen und guten Freund, dem Paläontologen Dr. Alan Grant, folgt sie deshalb einer Einladung ihres Bekannten, des Chaosmathematikers Dr. Ian Malcolm in ein Tal in den Dolomiten, das BioSyn gehört. Dort finden sie nicht nur jede Menge Dinosaurier vor, sondern auch den Chef der Firma, Dr. Lewis Dodgson, sowie Hinweise, dass hier etwas nicht in Ordnung ist. Und schon bald bricht erneut das Chaos aus.

Wenn Ein neues Zeitalter eins beweist, dann, dass das Jurassic-Park-Franchise müde und ausgelaugt ist. Dass es zwar eine nette Idee ist, die Dinosaurier auf die Welt loszulassen,  aber am Ende aus diesem Einfall wie aus vielen anderen einfach zu wenig gemacht wird.

Im Grunde kann man hier den Kritikpunkt aus Das Gefallene Königreich nur wiederholen: Der Plot des Films ist Malen nach Zahlen. Und zwar noch stärker, als es im zweiten Teil der Jurassic-World-Reihe der Fall war. Die einzige Überraschung ist, dass es dieses Mal kein Fallobst in Form von irgendwelchen beliebigen Nebenfiguren gibt, sondern dass diese sogar alle mehr oder weniger Sinnvolles zum Fortlauf der Handlung beitragen.

Figuren bleiben blass und undefiniert

Doch das bringt ebenso seine Probleme mit sich. Der Film versucht, dadurch zu glänzen, dass er die Hauptdarsteller aus beiden Trilogien vereint. Nur hat das zur Konsequenz, dass er ebenfalls versuchen muss, all diesen Figuren plus dem obligatorischen Gegenspieler und den Nebenfiguren gerecht zu werden. Womit er auf der ganzen Linie scheitert.

Es ist jetzt nicht so, dass die Charaktere überhaupt nicht ausgebaut werden. Aber man merkt Das Gefallene Königreich an, dass es eine Art Prioritätenliste gibt. Hauptfokus wurde auf das Darstellertrio der Jurassic-World-Reihe gelegt, derweil die Schauspieler aus der Jurassic-Park-Serie zwar auch gute Szenen bekommen, aber ihre Darstellung längst nicht so detailliert ausfällt, wie bei den anderen. Vor allem Jeff Goldblums Ian Malcolm verkommt häufig zu einem AAA-Statisten, der ab und an was beisteuern darf und ansonsten am Rande herumsteht und darauf wartet, vom nächsten Dino gejagt zu werden.

Dabei hat er es noch gut getroffen. Denn Campbell Scott als Dr. Lewis Dodgson bleibt blass und undefiniert. Dass er bzw. BioSyn der große Gegenspieler des Films ist, wird von Anfang an klar, vor allem, wenn man die früheren Filme gesehen hat. Es war irgendwie immer so, dass wenn eine große Firma auftrat, sie und ihr Boss oder jemand anderes aus der Führungsebene den Antagonisten des jeweiligen Kinofilms darstellen darf. Ein guter Schauspieler mit entsprechendem Material hätte das vielleicht retten können. Doch in diesem Fall wirkt es so, als ob die Figur nicht überzeugen kann, weil sie im Hintergrund verschwindet und Platz machen muss für die anderen Charaktere.

Allen gerecht werden funktioniert nicht

Die Nebenfiguren von Das Gefallene Königreich „glänzen“ als Stichwortgeber und Helfer in der Not. Wobei bei ihnen, wie man anhand von DeWanda Wise erkennt, die Motivation zu agieren, manchmal nicht deutlich genug ausgebaut wird. Einziger Lichtblick ist die Soyona Santos, die in Malta Owen Grady und Claire Deaning das Leben zur Hölle macht. Hier hat man eine skrupellose und sehr intelligent agierende Person ohne Rücksicht auf Verluste. Ein kleiner Lichtblick in diesem ansonsten, was die Figurengestaltung angeht, eher trüben Film.

Der Film versucht, es allen Fans gerecht zu machen. Es gibt die durchaus ordentlichen Actionszenen in Malta mit Owen Grady. Es gibt die alten Charaktere und die neuen. Und es gibt natürlich jede Menge Dinos, noch und nöcher.

Doch auch hier merkt man Das Gefallene Königreich Ermüdungserscheinungen an. Der Versuch, immer weiter, schneller, höher zu gehen, was die Dinos angeht, geht irgendwann nicht mehr. Und dieser Zeitpunkt ist mit diesem Film gekommen.

Wo sind die Pflanzenfresser?

Zwar gibt es dieses Mal keinen genetisch erzeugten Saurier, der irgendwann ausbricht. Doch dafür fragt man sich, ob die Leute, die die Dinosaurier klonen, hauptsächlich nur Fleischfresser erzeugen oder wieso die Protagonisten wiederholt nur an solche geraten? Eigentlich müsste es ja auch Pflanzenfresser geben. Doch bis auf ein paar Auftritte am Rande kommen die gefühlt nicht vor. Stattdessen müssen die Handlungsträger immer wieder vor irgendwelchen Karnivoren fliehen, was auf Dauer ermüdend ist. Wobei man auch hier erwähnen muss, dass die Macher versucht haben, etwas Varianz einzubauen und so nicht nur typische Raubsaurier jagen. Ebenso spielen die Velociraptoren dieses Mal keine Rolle, sondern andere Arten.

Es wäre vielleicht ganz hilfreich, wenn in Das Gefallene Königreich auch Szenen wie die aus Jurassic Park eingebaut werden, als Dr. Ian Grant gemeinsam mit den Kindern von Pflanzenfressern geweckt werden. So etwas fehlt hier völlig.

Schade ist auch, dass nicht das Potential der Idee der Saurier in der freien Welt genutzt wurde. Im ersten Akt gibt es ein paar vielversprechende Szenen, doch danach findet das Geschehen wieder überwiegend nur in einem eng begrenzten Teil der Welt statt. Dieses Mal allerdings in einem Tal und auf keiner Insel. Das Geschehen auf Malta ist zwar eine löbliche Abwechslung, aber es hätte dem Film gut getan, wenn noch mehr von solchen Szenen aus dem Rest der Welt präsentiert worden wären. Was für ein Potential das geboten hätte, haben ja nicht nur die Maltaszenen gezeigt, sondern ebenso die Augenblicke des Auftakts, wo man sieht, wie Maise einigen Arbeitern einen Tipp gibt, wie sie zwei große Saurier fortlocken.

Die Zukunft bleibt offen…

Das Gefallene Königreich spielte unterm Strich knapp über eine Milliarde Dollar ein, was zwar immer noch einiges war, aber am Ende von der gesamten Jurassic-World-Trilogie von den Einspielergebnissen am niedrigsten. Trotzdem hat Produzent Frank Marshall nicht ausgeschlossen, dass es eine Fortsetzung geben wird, nur nicht jetzt und sofort.

Übrigens gibt es zu diesem Film auch einen Extended Cut, der dann als nächstes besprochen wird.

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Götz Piesbergen
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