Kong: Skull Island war ein weiterer Baustein für die Entstehung des Monsterverse.

Wenn Pläne obsolet werden

Als der 2014er Godzilla-Film in den Kinos lief, gab es noch keine Hinweise darauf, dass dieser einst der Grundstein für das sogenannte Monsterverse sein sollte. Dabei handelt es sich um ein Filmuniversum, das sowohl um die ständig missgelaunte Riesenechse aufgebaut worden ist, aber ebenso um den berühmten Riesenaffen King Kong. Mittlerweile umfasst dieses Universum vier Kinofilmen und eine Serie, wobei ein fünfter Film nächstes Jahr in die Kinos kommen soll.

Dass dieses Monsterverse existiert, war 2013 ursprünglich noch nicht geplant. In diesem Jahr wählte Peter Jackson – Regisseur des 2005er King Kong-Films – persönlich Adam Wingard als denjenigen aus, der Kong: Skull Island als Sequel drehen sollte. Doch der Filmemacher konnte anscheinend nicht, weshalb der berühmte Regisseur stattdessen den nicht weniger bekannten Guillermo del Toro als denjenigen vorschlug, der sich auf den Regiestuhl setzen sollte.

Doch dann wechselte der Film den Vertrieb und Universal Pictures hatte nun die Filmrechte. Was zur Konsequenz hatte, dass die Vorschläge von Peter Jackson sowieso obsolet wurden, weil nur die Produzentin Mary Parent vom Entwicklungsteam übernommen wurde. Womit die Suche nach einem neuen Filmemacher von vorne losging.

Das hinderte allerdings Legendary Studios nicht daran, auf der San Diego Comiccon anzukündigen, dass man Kong: Skull Island drehen würde. Doch bis der Film in die Kinos kommen sollte, sollte es noch ein paar Änderungen geben. Denn Warner Bros. übernahm das Projekt, mit dem Hintergedanken, einen Crossover-Film mit Godzilla zu drehen. In Sachen Regie wurde zunächst Joe Cornish der Job angeboten, ehe dann Jordan Vogt-Roberts offiziell als Regisseur vorgestellt wurde.

Ein stargespickter Cast

Beim Cast wurden viele bekannte Schauspieler zusammengestellt. Tom Hiddleston sollte die Rolle des Ex-British Special Air Service James Conrad übernehmen. Samuel L. Jackson  wurde als Preston Packard gecastet, der United States Army Colonel und Anführer der Sky-Devils-Helikoptersquadron. Beide kannte man zu dieser Zeit bereits aus dem Marvel Cinematic Universe, wo sie prominente Rollen hatten.

John Goodman erhielt den Zuschlag für den Leiter von Monarch William „Bill“ Randall, während Brie Larson als Fotojournalistin Mason Weaver ihre erste große Filmrolle in einem Big-Budget-Film erhielt. Die Chinesin Jing Tian wurde zur Biologin San Lin, die ebenfalls für Monarch arbeitet. Allerdings wurde ihre Rolle im Laufe der Zeit immer kleiner und unbedeutender. Corey Hawkins wurde zum Geologen Houston Brooks, der auch für Monarch tätig war. John Ortiz wurde zum Landsat-Angestellten Victor Nieves, der eher unfreiwillig an der Expedition teilnimmt. Bei den Sky Devils wurden die wichtigsten Mitglieder von Jason Mitchell, Shea Whigham und Thomas Mann dargestellt.

Abgerundet wurde der Maincast durch John C. Reilly, der unter anderem für seine Rollen in Boogie Nights und Gangs of New York berühmt wurde. King Kong selber wurde von Terry Notary und Toby Kebbell zum Leben erweckt. Beide waren die Mo-Cap-Darsteller, derweil die Gesichtszüge von Kebell als Grundlage für die von Kong dienten.

Monsterkloppe, Monsterkloppe!

1944 stranden die befeindeten Piloten Hank Marlow und Gunpei Ikari auf einer abgelegenen Insel, auf der sie von einem Riesenaffen überrascht werden. Über 30 Jahre später plant der Leiter von Monarch eine Expedition auf jenes Eiland. Dazu versammelt er eine Truppe von US-Soldaten, die Sky Devils unter dem Kommando von Preston Packard. Auch der Tracker James Conrad und die Anti-Kriegsjournalistin Mason Weaver gehören zur Gruppe, ebenso wie zwei andere Monarch-Angestellte und zwei Landsat-Arbeiter.

Als sie auf der Insel ankommen, finden sie heraus, dass diese von einem Riesenaffen bewacht wird, der bei der ersten Begegnung gleich einen Großteil der Einheit Packards auslöscht. Die Überlebenden werden über die gesamte Insel verstreut, wobei eine Gruppe auf den gealterten Hank Marlow stößt. Dieser erzählt ihnen von der Rolle, die King Kong, wie der Affe von den Einheimischen genannt wird, auf der Insel spielt. Denn er bekämpft vor allem Ungeheuer, die der abgestürzte Pilot Schädelkriecher nennt. Und diese sind nicht zu unterschätzen, wie sich schon bald zeigt.

Bislang kannte man als westlicher Zuschauer King Kong nur aus den Filmauftritten, wo er am Ende ein hohes Gebäude erklimmt und dabei eine weiße Frau gekidnappt hat. Davon ist in Kong: Skull Island keine Spur. Stattdessen geht der Film seinen eigenen Weg und inszeniert das Abenteuer mit dem Riesenaffen ähnlich wie der große Teil der Godzilla-Filmgeschichte: als große Monsterklopperei.

Unverwechselbare Antagonisten

Dabei schafft es der Film problemlos, die besondere Ökologie von Skull Island zum Leben zu erwecken. Immer dann, wenn man nicht damit rechnet, wird eine neue bizarre Kreatur eingeführt. Man hat Riesenwasserbüffel, Riesenameisen aber auch normale Vögel oder fleischfressende saurierartige flugfähige Wesen. Man merkt dem Film an, dass die Macher Lust hatten, sich immer was Neues einfallen zu lassen, das mehr und mehr verdeutlicht, wie bizarr dieses Eiland ist.

In diesem Sammelsurium an Kreaturen stechen die Schädelkriecher hervor. Sie sind in Kong: Skull Island besonders, da sie visuell einzigartig wirken. Ihre weißen Schädel, ihre lange, anscheinend klebrige Zunge und die Tatsache, dass sie nur zwei normale Gliedmaßen haben und sich anscheinend ansonsten mit Hilfe ihres kräftigen Schwanzes fortbewegen, lassen sie unverwechselbar wirken. Und mit ihrem durchaus intelligenten Vorgehen werden sie in dem Film zu gefährlichen Gegnern.

Interessant ist dabei ebenfalls die Darstellung von King Kong. Denn auch wenn er zu Beginn des Films einen Großteil der Sky Devils auslöscht, wirkt diese Aktion nicht antagonistisch. Im Gegenteil: Er tut dies nur, um die Insel zu schützen, und die Angriffe der Soldaten helfen auch nicht unbedingt dabei, ihn zu beruhigen. Wie „sanftmütig“ sein Wesen wirklich ist, zeigt sich dann im weiteren Verlauf des Films. Er weiß durchaus, wen er schützen muss und wen nicht. Wobei darauf verzichtet wird, ihn zu menschlich darzustellen, denn er ist immer noch ein Tier. Übrigens wird auf das Auf-die-Brust-Trommeln, das man aus anderen Filmauftritten kennt, weitestgehend verzichtet, beziehungsweise eher spärlich eingesetzt oder nur angedeutet.

Dabei muss sich der Riesenaffe nicht nur mit den Schädelkriechern auseinandersetzen, sondern auch mit den Menschen. Vor allem Samuel L. Jacksons Preston Packard ist geradezu fanatisch darauf versessen, den Affen in Kong: Skull Island zur Strecke zu bringen. Wobei das mehr daran zu liegen scheint, dass er – so wird es angedeutet – mit dem Kriegsende unglücklich ist und stattdessen einen Abgang in Glorie bevorzugt, indem er einen entsprechenden Gegner zur Strecke bringt. Samuel L. Jackson bringt diese Verbissenheit, diesen Wahnsinn und diesen Fanatismus wunderbar zur Geltung.

Heldenmut kommt selten gut

Der Rest der Sky Devils verkommt allerdings zu Stichwortgebern und zu Leuten, deren Ableben in dem Film teilweise Heldenklischees durch den Kakao zieht. Da will sich gegen Ende des Films ein Soldat opfern, entsichert alle Granaten und wird dann von einem der Schädekrabbler eher nebenbei gegen eine Felswand geschlagen, wo er explodiert. Sein ganzer Heldenmut war umsonst, was man als Zuschauer allerdings feiert.

Es ist dabei nicht das erste Mal, dass Kong: Skull Island auf Klischees verzichtet. Das merkt man vor allem an Brie Larsons und Tom Hiddlestons Figuren. In 08/15-Actionfilmen würde man erwarten, dass sie die Damsel in Distress ist, derweil er der große Heroe ist, weshalb sich dann beide ineinander verlieben. Das ist hier nicht der Fall. Stattdessen wird Mason Weaver als durchaus gleichberechtigt mit den männlichen Figuren dargestellt. Sie ist intelligent und kann mit den Männern mithalten. Der Figur James Conrad fällt hingegen die Rolle zu, den Haufen zusammenzuhalten und fürs Überleben zu sorgen, was ihm nicht immer gelingt. Denn sterben auf einer solchen Insel die Charaktere mitunter auf faszinierende Art und Weise.

Zwei weitere Figuren sind noch zu nennen. Da ist zum einen der von John Goodman gespielte William Randall und der Überlebende des Flugzeugabsturzes Hank Marlow (John C. Reilly). Randall wird als jemand dargestellt, der mehr weiß, als er zugibt, der und dieses Wissen nur dann weitergibt, wenn es unbedingt nötig ist. Allerdings wird die Figur ab dem Moment, wo Packard & Co. auf der Insel sind, immer passiver. Hank Marlow ist hingegen die Person, die mit den Schrecken des Eilands älter geworden ist und sein Leben in der normalen Welt vermisst. Von den beiden alten Männern ist er derjenige, mit dem man am meisten mitfühlen kann.

Charakterisierungen? Wenn es unbedingt nötig ist

Im Prinzip ist Kong: Skull Island ein sehr guter Film. Dessen einziges Manko es ist, dass er sich bei den Charakterisierungen überwiegend aufs Nötigste beschränkt. Deshalb fallen beispielsweise Nebenfiguren wie San Lin nur dann überraschend auf, wenn sie eben nicht ins Gras beißen. Ansonsten bleiben sie blass und undefiniert. Letzteres fällt auch bei den Hauptcharakteren auf. Es wird ein Konflikt zwischen Mason Weaver und Preston Packard angedeutet, weil er eindeutig den Krieg liebt, derweil sie gegen den Krieg berichtet. Doch es bleibt bei der Andeutung. Ebenso erfährt man nichts über die Vergangenheit von James Conrad, was ebenfalls schade ist.

Doch am Ende ist dies Meckern auf hohem Niveau. Denn der Film ist exzellent gemacht. Und die Postcreditszene führt einerseits in Godzilla II: King of Monsters ein und ist zugleich der erste Baustein des Monsterverse.

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