Ein Schiff der Kosmokraten – verschränkt mit dem Chaoporter

Der Preis des EntkommensTitel: Der Preis des Entkommens
Autor: Oliver Fröhlich
Zeichner:  Dirk Schulz
Erschienen: Donnerstag, 23. Dezember 2021

Worum geht es in diesem Roman?

Wir befinden uns noch auf der schwer angeschlagenen LEUCHTKRAFT. Während die Gruppe um Perry Rhodan und Kommandant Alaska Saedelaere versuchen, die LEUCHTKRAFT vor dem Untergang zu retten, erlebt Anzu Gotjian in Erinnerungsschüben ihre Zeit auf der LEUCHTKRAFT.

Der Leseeindruck

Wie die Kurzzusammenfassung schon erahnen lässt, werden in diesem Roman von Oliver Fröhlich mindestens zwei, eher drei Geschichten erzählt. Einmal natürlich der in der aktuellen Zeit stattfindende Kampf der LEUCHTKRAFT gegen ihren Untergang, der Kampf des Kommandanten gegen seine Schiffs-KI, die meint, schon im Jenseits zu sein, eine Gruppe, die versucht sich durch zusammenbrechende Pararealitäten zur Zentrale des Schiffes durchzuschlagen und dann noch die Rückblenden, in denen Anzu Gotjian den Angriff des Auth auf die Leuchtkraft schildert. Um es kurz zumachen, dabei springen wir zwischen Perspektivfiguren und Handlungszeiten hin und her. Das geht dann natürlich auf Kosten der Immersion.

Die einzelnen Teilgeschichten haben jede für sich ihren Reiz und ihre Bewandtnis, in Summe wirft mich aber jeder Perspektivwechsel aus der Immersion. Den Anzu Gotijan-Teil hätte man vielleicht in einen eigenen Roman auslagern können. Wobei die Perspektivfigur leider nicht sonderlich sympathisch wirkt, es aber einen schönen Twist beim Zusammenspiel mit dem Auth gibt. Für einen weiteren Roman hat aber wohl etwas der Platz im LEUCHTKRAFT/Kluft-Handlungsabschnitt gefehlt, der an anderer Stelle aufgewendet wurde, z.B. in der Milchstraße für die ausführliche Einführung der Kastellane, Atlans Prüfungen und in Cassiopeia für die Zelebration des Schreckens, den FENERIKs Hilfstruppen dort verbreiten.

Durch die erzwungene Themendichte kam meiner Meinung nach das eigentliche Thema Verschränkung von dem Kosmokratenschiff mit dem chaotarischen Chaoporter etwas kurz und die Rolle Gry O’Shannons kam, trotz schöner Ansätze, sehr kurz. So kurz, dass die Mutantin zu einem Plotdevice verkam. Diesen Aspekt hätte man vielleicht etwas mehr ausarbeiten können.

Nichtsdestotrotz ist dieser Roman ein Wendepunkt, der die zweite Hälfte des Chaotarchenzyklus einleitet und damit fundamental wichtig für das Verständnis der Zyklushandlung.

Für mich war der Roman aber, trotz vieler toller Aspekte, mehr Pflicht als Kür.

Die Punktevergabe

Immersion (max. 4 Punkte für einen Roman, der einen die Zeit vergessen lässt): Der Roman hat mich wieder pünktlich erreicht, dafür war durch die Festtage das Zeitfenster vor und während Weihnachten eng. Zumal ich beim eigentlich geplanten Zeitfenster am Donnerstag vor Heiligabend auf den ersten Seiten des Romans wohlig entschlummert bin. Fertig gelesen habe ich den Roman dann am Samstagvormittag. Rein formal wäre ich damit außerhalb der Punkte, ich vergebe aber hier noch 1 Punkt.

Der Sense-of-Wonder-Anteil (max. 2 Punkte): Es gab viel Sense-of-Wonder, einige sehr coole Ansätze und einen in sich stimmigen Weltenbau. Hier vergebe ich 2,5 Punkte, auch wenn das rein formal etwas geschummelt ist. Höhere Mächte geben einen Bonus.

Die Zyklushandlung (max. 2 Punkte) bzw. der übergeordnete Spannungsbogen: Bei der Zyklushandlung bin ich wieder voll mit dabei, das ergibt volle 2 Punkte.

Die Leistung des Autors, d.h. Sprache und Ausdruck (max. 2 Punkte): Trotz einiger toller Ansätze und schön erzählter Passagen, konnte mich Oliver Fröhlich mit seinen vielen Perspektivwechseln nicht in der Handlung halten. Das ergibt maximal 1 Punkt.

In Summe fand ich den Roman mit 6,5 Punkten eher „underwhelming“. Der Roman war einfach zu vollgestopft, um bei mir Immersion aufkommen zu lassen.

Wer neugierig geworden oder vollkommen anderer Meinung ist, dem sei natürlich neben der Lektüre des Romans selbst noch die YouTube-Version der Rezension empfohlen. Dort gehe ich im nicht-Spoiler-freien Teil noch mehr in die Tiefe.

Markus Gersting

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