In Ist es Weihnachten? spitzt sich die Lage für die beiden Bogenschützen zu.

Punktlandung?

Mit dem Wissen, dass der Kingpin (Vincent D’Onoforio) hinter der aktuellen Lage für die beiden Hawkeyes steckt, beschließen sie zu agieren. Sie bereiten sich und ihre Verbündeten vor und wollen auf einer Party nicht nur Kates Mutter retten, sondern ebenso die Trainingsanzugsmafia aufhalten. Was schwieriger werden könnte, als gedacht.

Denn der Kingpin ist nicht umsonst der ungekrönte König von New York. Er ist über das Verlangen von Eleanor Bishop (Vera Farmiga), auszusteigen, unzufrieden und will sie deshalb ausschalten. Zur Not auch persönlich.

Bei jeder Serie, die Marvel in dem vergangenen Jahr produziert hat, gab es nahezu immer eine Gemeinsamkeit: Eine gewisse Abschlussschwäche. Die Tatsache, dass das Finale enttäuschte. Nur bei Loki war das nicht der Fall. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die Hawkeye-Serie, ob die wenigstens eine Art Punktlandung schaffen würde. Ist es Weihnachten? musste also liefern.

Also ob keine Zeit vergangen ist

Und leider muss man sagen, dass die Episode nicht endgültig überzeugen konnte. Doch dazu später mehr. Denn im Prinzip hat die Folge auch vieles richtig gemacht.

Die Macher der Serie haben sich in Ist es Weihnachten? zunächst auf den Kingpin fokussiert. Von Beginn an wird er mit einer enormen physischen Präsenz dargestellt. Er ist jemand, der es gewohnt ist, dass Dinge nach seinen Plänen laufen. Und ist deshalb auch alles andere als amüsiert, als Eleanor aussteigen will. Maya Lopez (Alaqua Cox) bereitet ihm ebenfalls Probleme, wobei sie ihn beruhigen kann, dass sie einfach nur eine Pause haben möchte.

Es mag mittlerweile ein paar Jahre her sein, seitdem Vincent D’Onoforio den Kingpin of Crime darstellte, doch abgesehen davon, dass er äußerlich ein wenig älter geworden ist, merkt man ihm die Zeit, die vergangen ist, nicht an. Er hat jede Menge Charisma und strahlt selbst in den ruhigen Momenten eine enorme Gefährlichkeit aus.

Eine Party zum Ende

Weshalb die Erwartung an die Party, auf die die beiden Hawkeyes gehen, enorm sind. Denn klar ist, dass die Leute des Kingpin oder gar er selber hier eingreifen werden. Doch ehe diese Feier losgeht, bereiten sich die Helden vor.

Es ist in dieser Situation, wo Clint Barton (Jeremy Renner) Kate Bishop (Clara Stack) das erste Mal „Partner“ nennt. Einer der besten Momente von Ist es Weihnachten?. Mindestens genauso gut, wie, als die beiden die Trickpfeile anfertigen.

Und dann kommt es zur Party. Mit einer solchen fing im Prinzip alles an und mit einer solchen gipfelt die Serie in einem Höhepunkt. Es gibt viele gelungene Momente und Überraschungen.

Eine Handlung endet

Mit eine dieser gelungenen Szenen ist, als Yelena Belova (Vera Farmiga) auftaucht, um Clint Barton zu töten. Was Kate Bishop, als sie dies in Ist es Weihnachten? bemerkt, unbedingt verhindern möchte. Und hier stimmt die Chemie zwischen den beiden Frauen. Beide spielen sich gegenseitig die Bälle zu und zeigen ihre jeweiligen Stärken. Denn wo die Black Widow eine gefährliche Nahkämpferin ist, ist die weibliche Hawkeye jemand, der auf den Füßen denkt und sich allerlei Tricks einfallen lässt. Allein die Aufzugsfahrt zwischen den beiden Charakteren ist ein wahres Highlight, was Witz und Dialog betrifft.

Natürlich wird auch der Plot um den Rachewunsch der Black Widow zu Ende geführt. Auf Spoiler wird an dieser Stelle verzichtet. Aber wie dieser Handlungsfaden aufgelöst wird, sorgt gleichzeitig für jede Menge Handlungspotential für künftige Filme oder Serien.

Die Kampfszenen, die man in Ist es Weihnachten? sieht, sind exzellent inszeniert. Vor allem was den Einsatz der Trickpfeile angeht. Leidtragend ist natürlich die Trainingsanzugsmafia, was allerdings nicht so schlimm ist. Schließlich war diese die ganze Serie über schon im Prinzip nur bessere Prügelknaben.

Keine Intelligenzleistung

Doch wenn diese Episode einen Fehler macht, dann ist es der Einsatz von Kingpin während dieser Feier. Im Grunde genommen begeht die Serie hier einen Kardinalfehler, der oft begangen wird. Ja, Wilson Fisk ist auch in den Comics ein exzellenter Kämpfer. Aber seine wahre Bedrohung rührt nicht von seiner physischen Kraft her, sondern von seinem Intellekt. Und von dem kriegt man in dieser Folge viel zu wenig mit.

Denn wie sein Kampf in „Ist es Weihnachten?“ endet, war vorhersehbar. Und was hinterher mit ihm passiert, mag zwar auf dem ersten Blick überraschend wirken, aber hier gilt die Regel, dass hören in Superheldenverfilmungen nicht unbedingt dasselbe ist wie sehen. So lange ein klarer, optischer Beweis fehlt, gilt, dass es nicht wirklich so geschehen ist, wie man es vermuten könnte. Vermutlich wird die Echo-Spinoff-Serie diesbezüglich Klarheit verschaffen.

Auch fühlt sich die Auflösung, wer Armand III umgebracht hat, ein wenig … flach an. Was ebenso für Jack Duquesne (Tony Dalton) gilt, der angesichts der Enthüllung auf die Funktion eines Comedy Relief reduziert wird. Er darf zwar ein wenig mit dem Schwert herumfuchteln, doch ansonsten weiß man nichts über seine Motivationsgründe, wieso er mit Eleanor anbandelte.

Ein Easteregg als Abschluss

Immerhin endet Ist es Weihnachten? auf einer wunderschönen Note. Der Ronin wird ein für alle Mal beerdigt und Kate Bishop ist jetzt offiziell eine Heldin. Auch wird aufgeklärt, was es mit der Uhr auf sich hat. Was wiederum ein grandioses Easteregg auf die Comics ist.

Es ist schade, dass das Finale der Hawkeye-Serie so daneben gegangen ist. Denn so ist es zwar eine der besseren Marvel-Serien, aber keine, die ähnlich gelungen ist wie Loki.

Götz Piesbergen

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