Was in The Man from Earth ist wahr und was ist falsch?

Inhalt

Als der Geschichtsdozent John Oldman eines Tages seine Anstellung an der Universität völlig überraschend aufgibt, statten fünf seiner Kollegen ihm einen Besuch in seinem abgelegen liegenden Haus ab, um eine spontane Abschiedsfeier für ihn zu geben.

Seine Freunde wollen von ihm wissen, warum er seinen gut bezahlten Job so plötzlich an den Nagel hängt, doch erst nach einigem Zögern überwindet John sich dazu, ihnen die unglaubliche Geschichte über den Grund seiner Entscheidung zu enthüllen: Er behauptet ein Unsterblicher zu sein, der vor etwa 14.000 Jahren geboren wurde und seitdem unerkannt auf der Welt lebt, indem er alle Zehn Jahre seine komplette Identität wechselt und an einen anderen Ort zieht.

Natürlich halten sämtliche Anwesenden dies für völligen Unsinn und rufen schließlich sogar besorgt einen Psychologen herbei, um Johns offensichtliche geistige Erkrankung zu diagnostizieren.

Die Wissenschaftler beginnen ihn auszufragen. Sie hoffen, Widersprüche und Fehler in seiner Geschichte zu finden und ihn so als Lügner zu entlarven. John erzählt ihnen Begebenheiten aus seinem langen Leben und davon, wie er die Historie der Menschheit aus seiner Sicht erlebt hat.

Was jedoch keiner von ihnen ahnt, ist, dass es in Wahrheit John ist, der dabei ist, ein Spiel mit ihnen zu spielen …

Rezension

Wie viele Science-Fiction-Filme gibt es, die ganz auf die üblichen Zutaten dieses Genres wie bombastische Spezialeffekte, exotisch aussehende Außerirdische oder Raumschiffschlachten verzichten und trotzdem – oder gerade deshalb – zum Kern dessen vordringen was gute Science-Fiction eigentlich ausmacht?

The Man from Earth, der auf einer Vorlage des bekannten Genreautors Jerome Bixby basiert, der auch schon Drehbücher für Star Trek und The Twilight Zone verfasst hat, gelingt das Kunststück, eine Geschichte, die praktisch nur durch die Dialoge vorangetrieben wird und die hauptsächlich nur in einem einzigen Raum spielt, so spannend zu erzählen, dass man voller Konzentration gebannt vor dem Bildschirm sitzt und den Gesprächen der durchweg guten Schauspieler zuhört.

Je mehr John aus seinem ebenso langen wie ereignisreichen Leben erzählt, umso schwerer fällt es sowohl den Protagonisten im Film als auch den Zuschauern, sich der Faszination der Idee zu entziehen, dass er vielleicht tatsächlich die Wahrheit sagt.

So nähert sich der Film schließlich auch der alten Diskussion über das Spannungsverhältnis von Wissen und Glauben. Diese erreicht ihren Höhepunkt, als die Forscher John fragen, ob er seinerzeit vielleicht auch eine bekannte Persönlichkeit aus der Bibel kennengelernt hat. Mit seiner Offenbarung, dass John selbst eine prominente Figur aus der biblischen Geschichte war – und um welche es sich hierbei handelt – gelangt die Geschichte schließlich zu ihrem Kern, der für den gläubigen Zuschauer vielleicht einen recht schwer zu schluckenden Brocken darstellen könnte.

Für alle Fans von intelligenter SF, denen es nicht reicht, sich von bombastischen Bildern berieseln zu lassen, die nur von einer dünnen Story getragen werden, ist The Man from Earth absolut einen Blick wert. Es handelt sich hier um wirkliche Science-Fiction im besten Sinne des Wortes.

Es gibt nur wenige Filme, bei denen das Genre so bei sich ist, die das Potential ihrer Grundidee und ihrer Figurenkonstellation auf buchstäblich engstem Raum so konsequent ausschöpfen. Die Fähigkeit der Science-Fiction, Menschen zum Nachdenken anzuregen und ihnen eine neue Sichtweise unserer Realität anzubieten, wird von The Man from Earth auf eindrucksvolle Weise demonstriert.

Übrigens wird es den versierten Star-Trek-Fan auch freuen, einige ihm bekannte Gesichter wiederzusehen: Neben John „Dr. Phlox“ Billingsley als Biologen Harry ist hier vor allem Tony Todd zu nennen, der bei TNG als Worfs Bruder Kurn glänzte, und auch hier in seiner Rolle als Historiker Dan durch seine beeindruckende Präsenz besticht.

Wer sich mal von der ständigen Actionanmache aus zeitgenössischen SF-Blockbustern wie Avatar oder der neuen Star-Wars-Trilogie erholen und seinen Gehirnzellen ein wenig Futter gönnen möchte, sei The Man from Earth wärmstens ans Herz gelegt.

Darsteller

David Lee Smith als John Oldman
Tony Todd als Dan
John Billingsley als Harry
William Katt als Art
Richard Riehl als Dr. Will Gruber
Ellen Crawford als Edith
Annika Peterson als Sandy
Alexis Thorpe als Linda Murphy

Team

Regie: Richard Schenkman
Drehbuch: Jerome Bixby
Kamera: Afshin Shahadi
Produktion: Richard Schenkman & Eric D. Wilkinson
Musik: Mark Hinton Stewart
Schnitt: Neil Grieve

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Sven Wedekin

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