Zwei alte Schulfreundinnen werden zum Superheldinnenduo Thunder Force.
Was geht ab?
Die Welt, bzw. Chicago, wird von den sogenannten Miscreants, Bösewichten mit besonderen Fähigkeiten, tyrannisiert. Diese sorgen auch für den Tod der Eltern von Emily Stanton (Octavia Spencer). Eine Freundschaft verbindet sie mit Lydia Berman (Melissa McCarthy) seit Kindheitstagen, die entstand, als Lydia der Waise zur Hilfe kam, als diese von Rowdys bedrängt wurde. Das ungleiche Paar verliert sich aus den Augen, doch als ein Klassentreffen ansteht, treffen sie sich wieder. Dabei stört Lydia versehentlich ein Experiment, was ihr Superstärke verleiht.
Solider Start
Die Vorgeschichte ist ein Selbstläufer. Ungleiche Kinder werden dicke Freunde und verlieren sich irgendwann aus den Augen. Während der eine Teil des Duos erfolgreich wird, ist der andere eher ein Beispiel für Versagen. Nicht, dass ich Lydia hier als Versagerin abstempeln würde, aber ein Job auf einer Baustelle als Frau und immer mal wieder ein Bierchen, auch auf der Arbeit, dazu Armeeklamotten – so werden in Hollywood halt Menschen gezeichnet, die es zu nichts gebracht haben im Leben.
Die junge Lydia wird übrigens von ihrer echten Tochter gespielt – Vivian Falcone. Das hat sie auch schon in The Boss gemacht und ist ein echtes Highlight des Films. Bis zum Wiedersehen der alten Freunde ist der Film auch recht erträglich, aber ab dem Zeitpunkt, an dem Lydia einfach nicht die Finger von den Geräten lassen kann, geht es bergab. Mehr dazu später.
Frauenpower
Prinzipiell finde ich es gut, wenn die Heldenfiguren korpulent und weiblich sind und obendrein noch schwarz und weiß. Besser wäre meiner Meinung nach ein schwarzer Mann als “Nerd” gewesen, der eben untypisch von der Frau gerettet wird. Aber das ist in dieser Situation eher ein persönlicher Wunsch als eine wirkliche Kritik, denn an der Grundidee gibt es nicht viel auszusetzen. Pom Klementieff darf hier dann auch mal wieder mitmischen. Diese spielt im MCU Mantis und hier Laser, das einzige weibliche Mitglied der Bande rund um den King (Bobby Cannavale), den Antagonisten des Films und Bürgermeisterkandidaten.
Wir entfernen uns hier mal ein wenig von üblichen Charaktermustern im Superheldengenre, was ich durchaus begrüße, aber 2021 sollte sowas auch sein.
Wo sind die Miscreants?
Für eine Welt, die von diesen Wesen bedroht werden soll, sehen wir erstaunlich wenig davon. Stattdessen halt übliche Gangster-Klischees, mit dem leicht wahnsinnigen und zu Wutausbrüchen neigendem Boss, einer brutalen rechten Hand und einem tollpatschigen Gehilfen. Optisch macht nur die Krabbe (Jason Bateman) etwas her und das ist leider nicht viel. Obendrein ist es auch noch ein eher unglückliches Design. Ein Typ mit Krabbenarmen. Echt jetzt?
Klischees und platte Gags
Melissa McCarthy hat ein Problem. Sie bekommt von ihrem eigenen Mann Charaktere wortwörtlich auf den Leib geschrieben. So sehen wir ihr zu, wie sie sich in einem hautengen Overall zusammen mit ihrer Partnerin Octavia Spencer in einen Lamborghini zwängt. Schön langsam natürlich. Damit man auch auf jeden Fall bemerkt, dass die beiden nicht schlank sind. Nicht falsch verstehen: Das Schönheitsideal, welches in den Medien und allen voran Hollywood, vorgelebt wird, finde ich alles andere als gut. Um so besser fand ich es, dass wir hier zwei rundliche Frauen bekamen, die den Bösen ordentlich einheizen. Aber nein, es lief wieder darauf hinaus, gerade diesen einen Punkt in den Vordergrund zu stellen.
Von eher ekligen als humorigen Szenen mit rohem Hühnchenfleisch fange ich da lieber erst gar nicht an. So jedenfalls ändert man nichts an den Vorurteilen, mit denen dicke Menschen tagtäglich zu tun haben. Und das wäre eigentlich nicht verkehrt, ist allerdings auch nicht unbedingt die Aufgabe einer Komödie.
Wir bekommen hier mit dem Holzhammer eingebläut, dass Lydia tough ist. Und zwar so im 80er/90er-Stil. Männerjob, Männerklamotten, Männergetränk – nee, ehrlich. Auch Komödien dürfen mal mit der Zeit gehen und nicht starke Frauen zu Männern mit Brüsten machen. Dazu kommt natürlich auch eine Romanze. Gehört ja in jeden guten Film. Dafür suchte man sich dann natürlich auch einen möglichst unpassenden Partner: Die Krabbe. Die gesamte Romanze besteht aus merkwürdigen Sexualpraktiken mit Butter und rohem Hühnchenfleisch. Entschuldigung, aber ich zitiere an dieser Stelle einmal den berühmten Poeten Turk aus Scrubs: Was soll das sein, ein Witz für Besoffene?
Der gesamte Plot ist ein Abarbeiten von Schema F. Duo entzweit sich, findet wieder zusammen, hat dann einen Tiefpunkt, man verträgt sich aber wieder. Eine aus dem Team arbeitet natürlich mit dem Gegenspieler zusammen, der mit einem bösen Plan viele unschuldige Menschen ermorden will. Und er ist natürlich auch ein Miscreant. Dazu wechselt dann die Krabbe aus Liebe zu Hammer, so der Superheldenname von Lydia, die Seiten und wird schwer verletzt. Emily hat übrigens Bingo als Alter Ego.
Warum überhaupt ein Alter Ego, wenn die beiden keine Maske tragen? Stanton ist ziemlich wohlhabend, die fällt garantiert auf.
I’d love an ambulance… Or a vet… Marine biologist…
-The Crab
Fazit zu Thunder Force
Nett gemeint, aber absolut nicht mein Fall. Ist jetzt keine verschwendete Lebenszeit, aber auch keine Empfehlung. Das hier ist leider eine Lachnummer an Komödie.
Was schade ist, denn McCarthy kann definitiv mehr als Klamauk. Die Frau hat immerhin 2012 und 2019 eine Oscarnominierung bekommen. Und ihre Kollegin Spencer hat zusätzlich zu den zwei Nominierungen sogar einen gewonnen. Grundidee passabel, Umsetzung aber eher schwach. Ach ja, auch Melissa Leo gewann schon einen.
Wertung
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