Im Jahr 2253 ist die Menschheit nur noch eine Spezies unter vielen und eine geächtete noch dazu. In dieser neuen Realität ist die folgende Vater-Tochter-Story angesiedelt.

Die Handlung

Frank Willis ist Polizist auf dem Stadtplaneten Primor, wo er eine für einen Menschen  recht hohe Position als Sergeant einnimmt. Seine Ermittlungen richten sich gegen einen Ring von Waffenschmugglern, der offenbar direkt von hohen Militärangehörigen gesteuert wird. Leider unterlaufen ihm einige Pannen und seine eigenwilligen Methoden erregen den Ärger seiner Vorgesetzten.

Als wäre das nicht schon schwierig genug, muss er sich fortan auch noch um seine fünfzehnjährige Tochter Shelly kümmern, die als Einzige einen vernichtenden Angriff auf die Menschenkolonie Blue Star überlebt hat. Ihre Mutter, ihre Freunde sind allesamt tot. Lediglich der Roboter Vektor begleitet sie. Dieser bleibt auch auf Primor Shellys wichtigste Bezugsperson, denn ihr Vater hat kaum Zeit für sie. Obendrein kann er ihr nur ein kleines Zimmer in seiner winzigen Wohnung bieten, in der ein heilloses Chaos herrscht.

Verglichen mit der luxuriösen Blue-Star-Kolonie ist die neue Umgebung extrem beengt. Obendrein versteht sich Shelly alles andere als gut mit ihrem Papa, weshalb sie nach nur wenigen Tagen versucht, den Planeten zu verlassen. Für Menschen, die nur eingeschränkte Privilegien genießen, kein leichtes Unterfangen. Nachdem sich kein legaler Weg ergeben hat, schleichen sie und Vektor sich als blinde Passagiere an Bord eines Frachtschiffs. Dummerweise handelt es sich um den Frachter von Organhändlern, die Shelly entdecken und Interesse an ihren Innereien bekunden.

Mit ein paar Tricks kann die junge Frau entkommen und die Fracht abwerfen. In letzter Sekunde wird sie von ihrem Vater gerettet, der inzwischen ihr Geheimnis kennt. Dieses hat Vektor ihm offenbart, der außerdem einen Peilsender mitgehen lassen hat, damit Frank sie finden kann. Als er vom Captain des Frachters niedergeschossen wird, entdeckt Shelly auch sein Geheimnis und die beiden beginnen, eine bessere Vater-Tochter-Beziehung aufzubauen. Die Chance, den Fall des Waffenschmugglerrings aufzudecken, hat Willis derweil verpasst und so erntet ein Kollege seine Lorbeeren.

Rezension von White Crows 1: Herz aus Stahl

Schon das Cover dieses Comics wirkt sehr einladend und spätestens nach dem Lesen der Kurzbeschreibung ist das Interesse geweckt. Die Menschen sind in einer Galaxie voller Außerirdischer nur eine Randgruppe, der man überwiegend Verachtung entgegenbringt. Das hat durchaus nachvollziehbare Gründe, denn die Erdlinge haben in ihrer Arroganz einst versucht, andere Welten zu unterwerfen.

Die zentrale Welt der außerirdischen Allianz, die sich Constelnations nennt, ist der Stadtplanet Primor. Dieser erinnert von der Beschreibung zwar stark an Coruscant, doch unterscheidet er sich erheblich von der Star Wars-Welt. Allein schon die Architektur ist wesentlich fremdartiger und wie gesagt sind Menschen hier nicht die dominante Spezies. In Sachen Korruption und Kriminalität ergeben sich dann aber doch gewisse Parallelen.

Und da wären wir auch schon beim einzigen Kritikpunkt. Die Außerirdischen blicken zwar zu Recht verächtlich auf die Menschen herab, doch irgendwie sind sie selbst nicht viel besser. Korrupte Militärs, die sich an illegalem Waffenschmuggel bereichern, finstere Organhändler, Probleme wie Obdachlosigkeit und rassistische Übergriffe – höher entwickelte Zivilisationen sollten das Stadium der kapitalistischen Barbarei eigentlich überwunden haben. Man könnte zuweilen glauben, die Handlung spiele auf der Erde und nicht auf einer hochentwickelten Alienwelt. Zumal die englische Sprache und das lateinische Alphabet weit verbreitet sind. Außerdem scheint es an jeder Ecke Alkohol und Zigaretten zu geben.

Alles andere funktioniert aber wunderbar. Frank Willis, der sowohl optisch als auch dem Namen nach ein wenig an Bruce Willis erinnert, ist ein guter Cop, dessen Methoden zwar unorthodox sind, der aber immer genau ins Schwarze trifft. Dummerweise ist er irgendwie vom Pech verfolgt und das schon seit seinem Dienst auf der Erde, bei dem er einst fast gestorben wäre. Seine Frau, die eine führende Kybernetikerin war, konnte ihn zwar zusammenflicken, verliebte sich derweil aber in einen Arbeitskollegen. Die Ehe war damit futsch und Frank hat sich auf Primor quasi selbst begraben.

Der Kontakt mit seiner Tochter bringt ihm schließlich eine neue Verantwortung, die über sein eigenes Leben und den Polizeidienst hinaus geht. Nachdem er für Shellys Rettung seinen Dienst vernachlässigt und dadurch seine große Chance verpasst, steht fest, dass sie ihm nicht egal ist. Das Geheimnis, welches die beiden teilen, schweißt sie am Ende zusätzlich zusammen. Obgleich die Organhändler ungestraft entkommen, hat der erste Band damit eine Art Happy End.

Die Handlung ist in atemberaubenden Bildern erzählt, wobei der Autor gleichzeitig als Zeichner tätig war. Talent hat er offenkundig für beides. Die Zeichnungen sind sehr fantasievoll und hoch detailliert. Die stromlinienförmige Architektur von Primor zieht einen sofort in den Bann, Raumschiffe und Aliens sind ebenfalls erfrischend neu und einzigartig. Fast noch schöner ist die Blue-Star-Kolonie, die ebenfalls ein geschwungenes Design aufweist und noch dazu unter einer Kuppel im Weltraum liegt. Statt der üblichen Sternentupfer sieht man im Hintergrund eine realistische Milchstraße mit leuchtenden Sternen.

Am Stil gibt es insgesamt nur wenig zu kritisieren. Die Charaktere haben allesamt Wiedererkennungswert, die Posen, Gesichtsausdrücke und Handbewegungen wirken überwiegend natürlich. Sogar der Roboter Vektor hat ein gewisses Maß an Mimik. Die Linienführung ist meist sauber, nur selten gibt es mal im Hintergrund ein paar Details, bei denen ein Lineal von Vorteil gewesen wäre. Im Gesamtkontext fällt das jedoch kaum auf.

Abgerundet wird die Optik durch eine extrem realistische Koloration. Farbgebung und Lichteinfall sind sehr atmosphärisch und laden zum Träumen ein. Es gibt zudem keinen Mangel an Glanz- und Leuchteffekten, wobei vor allem die eingefügten Computerdisplays den Bildern zusätzliches Leben einhauchen. Auf glatten Flächen gibt es Spiegelungen und die Schatten fallen natürlich.

Als Krönung gibt es ein sechsseitiges Dossier mit zahlreichen Zeichnungsentwürfen und Hintergrundinfos zum White Crows-Universum. Auf den letzten Seiten wird noch einmal deutlich, dass sich hier jemand richtig Gedanken gemacht hat, eine in sich geschlossene Welt mit einer detaillierten Mythologie zu erschaffen. Direkt schade, dass die Reihe nur als Trilogie angelegt ist.

Fazit

White Crows bietet alles, was man sich nur wünschen kann. Eine spannende Story mit überraschenden Wendungen, viel Action und Familiendrama. Neben dem außerirdischen Setting gibt es auch Themen wie Kybernetik und Elemente eines Politthrillers. Eingerahmt ist alles in fantastische Bilder, die die Leser in eine fremdartige Welt entführen. Man möchte den Band gar nicht mehr loslassen, außer um sich gleich den zweiten zu schnappen.

Die Hardcoverausgabe von Splitter kann sich wie immer sehen lassen. Nur auf manchen Seiten gibt es ein paar Farbstriemen, die entweder durch einen Fehler im Druckprozess oder bei hastiger Weiterverarbeitung ohne ausreichende Trocknung entstanden sein müssen. Für die Bewertung spielen solche Mängel allerdings keine Rolle.

Info

Autor: Djief
Zeichner: Djief
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 

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