Shenmue ist eines der größten Projekte in der Videospielgeschichte des letzten Jahrtausends.

Handlung

Ryo Hazuki wird Zeuge, wie sein Vater von Lan Di getötet wird. Er war auf der Suche nach einem Spiegel, welcher sich im Besitz des Vaters befand. Ryo will diese Tat nicht ungesühnt lassen und macht sich dran, Lan Di zu finden. Dabei erfährt er mehr über seine Familie und lernt neue Leute kennen – Freund und Feind…

Rezension

Ein Action-Adventure, mit einem deutlichen Fokus auf den Adventure-Teil, konzipiert als lang angelegte Serie (12 Kapitel – dieser Teil ist Kapitel 1), mit einer 3D Open World, bei denen die NPCs nicht nur Beiwerk sind, sondern Geschichten zu erzählen und einen echten Tagesablauf haben? Das klingt für 1999 wirklich fantastisch und natürlich auch für die Dreamcast, der letzten Konsole von Sega, die ihrer Zeit einfach voraus war.

Und sagen wir es direkt, auch heute ist das noch recht gut, auch wenn wir mittlerweile in allen Punkten größer sind, aber das war immerhin vor 25 Jahren. Es gibt allerdings einen Aspekt, an denen man merkt, wie alt das Spiel ist. Ryo benutzt die aus Resident Evil bekannte “Panzersteuerung” und bleibt hängen, wo es nur geht. In den wenigen Kampfszenen allerdings lässt er sich wunderbar steuern, was es komisch macht, dass er im Großteil des Spiels eben wie ein Roboter agiert. Das ist ein ziemlicher Downer. Konversationen mit NPCs klingen oft nicht natürlich und das ganze Gameplay ist sehr repetitiv, die meiste Zeit laufen wir von A nach B, reden mit Leuten, rennen nach C, reden dort mit Leuten und immer so weiter.

Da ist es toll, wenn es mal einen Kampf zwischendurch gibt. Dieser kann zwar nicht mit reinen Kampfspielen mithalten, was aber auch zu erwarten war. Schade ist, dass der Gegner keine Lebensanzeige hat, aber immerhin haben wir eine, anhand welcher wir abschätzen können, wann Flucht eine Option ist. Zusätzlich können wir auch noch von Schriftrollen oder NPCs neue Moves erlernen und trainieren, was den ausgeteilten Schaden von den trainierten Moves erhöht.

Shenmue

Bei dem ganzen Gerenne wäre eine Karte sicherlich hilfreich, leider hat uns das Spiel keine spendiert. Dafür stehen überall Ortspläne an der Straße, die wir aber erst aufsuchen und dann auch noch umständlich mit LT anvisieren müssen. Zum Glück ist der Spielbereich eher klein gehalten, so dass man sich schnell relativ gut zurechtfinden kann. Für Sammelfreunde kann man Capsule Toys gewinnen oder an Automaten dafür kaufen. Das kann ganz schön ausarten, aber bis auf einen Erfolg bringt es uns erstmal nichts.

Der Adventure-Teil klingt erstmal ein wenig langweilig, weil es in der Tat nur viel Rumgelaufe und reden ist. Aber, Sega AM2 hat sich da was überlegt. Es gibt etliche Random-Events, die den drögen Alltag auflockern. Manche davon bekommt man nur zu sehen, wenn man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ist und manchmal muss man auch erst noch was erledigt haben. Damit aber nicht genug, denn das letzte Drittel spielt am Hafen, wo Ryo sich einen Job sucht, damit er dort Nachforschungen anstellen kann. Hier darf er Gabelstapler fahren und jeden Morgen vor der Schicht gibt es ein kleines Rennen mit den Staplern. Das ist natürlich nicht so einfach, denn Gabelstapler sind keine Rennfahrzeuge und an einem Hafen gibt es etliche Ecken, an denen man hängen bleiben kann. Wenn man den Erfolg für einen Sieg haben möchte, kann das also schon ein wenig frusten, aber es ist machbar, sobald man die Strecke ein wenig verinnerlicht hat.

Speichern kann man, im Gegensatz zum Original nun fast überall und jederzeit, es gibt nur manchmal eine längere Reihe von Events, bei denen wir von einer Zwischensequenz zu einer Aufgabe wie einem Kampf oder einem QTE zur nächsten Zwischensequenz kommen und somit im Fall eines Falles nochmal alles von vorn erleben muss. Da man die Zwischensequenzen auch beim wiederholten Mal nicht abbrechen kann, muss man immer wieder komplett durch. Und das kann manchmal ganz schön nerven. Auch stürzte mir meine digitale Version zweimal ab und ein drittes Mal fror das Spiel einfach beim Endspielstand anlegen ein. Das ist alleine deshalb ärgerlich, weil man im Nachfolger den Spielstand einlesen kann.

Die QTEs sind zwar nicht so schwer und es gibt bei einem Fehlschlag auch kein Game Over, sondern einfach nur einen Neustart, aber man merkt deutlich, aus welcher Zeit dieses Spiel eigentlich stammt. QTEs waren Anfang der 2000er einfach Mega in. Das Spiel selbst läuft in 16:9, Sequenzen wurden aber in 4:3 gelassen. Zu seiner Zeit war es das teuerste Videospiel aller Zeiten und sollte sogar ein neues Genre begründen – Full-Reactive-Eyes-Entertainment (FREE), eine Art Mischung aus Simulation, Adventure und Action.

Fazit zu Shenmue

Der Zahn der Zeit nagt ordentlich an diesem Game, aber gleichzeitig muss ich ihm auch einen Nostalgiebonus geben. Zum ersten Mal habe ich es zwar auf der PS4 und dann jetzt auf der Series X gespielt, meine Reise mit der Reihe begann aber mit dem zweiten Teil auf der ersten Xbox. Das ist jedenfalls ein tolles Gefühl, diesen Klassiker nochmal zu erleben. Ich frage mich allerdings ernsthaft, warum es da noch kein Remake gibt.

Das Spiel ist eigentlich ein Remaster für die Xbox One, läuft aber auch auf der Series X ohne Probleme.

Info

System: Dreamcast, PlayStation 4, Windows, Xbox One
Veröffentlichung: 29. Dezember 1999
Freigabe: ab 12

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Marco Golüke

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