Obwohl Star Trek eine Utopie darstellt, stehen dieser oft auch dystopische Gesellschaftsformen gegenüber.
Klassischer Faschismus
80 Jahre nach der Befreiung Europas vom deutschen und italienischen Faschismus bedrohen erneut rechtsextreme Parteien und Autokraten die mühsam erkämpften Demokratien und Freiheitsrechte, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Die utopische Zukunft, die uns Star Trek präsentiert, scheint zunehmend in unerreichbare Ferne zu rücken. Eine Gesellschaft, in der sich jeder Mensch selbst verwirklichen und selbstbestimmt leben kann, in der aber dennoch alle zusammen für das Gemeinwohl kooperieren, trifft leider auf immer mehr Ablehnung. Es gibt sogar Star Trek-Fans, die neuerdings darüber klagen, die Serien seien ihnen zu „woke“ geworden. Wenn man einmal die Bedeutung des Wortes recherchiert, kommt man jedoch schnell darauf, dass Star Trek schon immer „woke“ war. Bereits in der Classic-Serie ging es um soziale Gerechtigkeit und die Rechte von Minderheiten, insbesondere gegen Rassismus.
Wer sich dennoch eine totalitäre, streng hierarchische und patriarchale Klassengesellschaft wünscht, für den hat Star Trek eine Menge abschreckender Beispiele zu bieten. Allen voran wäre da Ein Parallel-Universum zu nennen, in welchem das Terranische Imperium den absoluten Gegenentwurf zur Föderation darstellt. Die imperiale Gesellschaft ist völlig enthemmt und verroht, so wie man es von Faschisten kennt. Wer in der Hierarchie aufsteigen will, muss sich entweder einem starken Führer andienen oder seine Konkurrenten umbringen. Letzteres hat Hitler in der „Nacht der langen Messer“ getan, in welcher er die gesamte SA-Führung und weitere NSDAP-Mitglieder liquidieren ließ. Wer also glaubt, bei den Faschisten auf der Seite der Sieger zu stehen, könnte einem fatalen Irrtum unterliegen, denn die töten sich auch gegenseitig. Ähnliches geschah unter Stalin während der „Großen Säuberung“, wobei der Stalinismus ebenfalls faschistische Merkmale wie Führerkult und Nationalismus aufweist und daher politisch rechts einzuordnen ist. Das soll jetzt nicht die Opfer der Roten Armee schmälern, die Europa mit vom Faschismus befreit hat, nur wären diese vielleicht geringer ausgefallen, wenn Stalin nicht zuvor die eigene Militärführung dezimiert hätte.
In der TOS-Episode Ein Parallel-Universum tauchen noch weitere Merkmale wie Rassismus gegenüber unterworfenen Völkern auf, die nur so weit innerhalb der imperialen Flotte geduldet werden, wie sie sich als nützlich erweisen. Der Rassismus unter den Menschen scheint derweil hinter jenem gegenüber Außerirdischen zurückgetreten zu sein, denn Uhura gehört immer noch zum Führungsstab der Enterprise, wohingegen Spock als einziger Alien nur aufgrund seiner Intelligenz als Wissenschaftsoffizier toleriert wird. Zumindest, solange er wie alle anderen brav den rechten Arm hebt, was eine weitere Anleihe aus dem Faschismus ist. Dank einer heimtückischen Waffe des Spiegel-Kirks, welche der Kirk aus dem anderen Universum Spock am Ende übergibt, kann dieser das Terranische Imperium auf einen neuen Kurs bringen. Es besteht die Hoffnung, den Faschismus zu überwinden.
In der regulären Star Trek-Zeitlinie wurde der Faschismus indessen schon vor dem Erstkontakt mit den Vulkaniern überwunden. Zuweilen kehren jedoch alte Relikte der Vergangenheit zurück. Darunter Khan Noonien Singh in der Folge Der schlafende Tiger. Der genetisch verbesserte Despot herrschte einst in Indien über Millionen Menschen und kann definitiv als Faschist gewertet werden, einschließlich seines Überlegenheitskomplexes. Nach seinem Sturz ist er geflohen, allerdings nicht nach Lateinamerika, sondern mit einem Kälteschlafschiff ins Weltall, wo ihn die Enterprise rund 270 Jahre später aufgabelt. Sofort versucht Khan erneut, die Macht an sich zu reißen, wird aber überwältigt und ins Exil verbannt, wo er noch 20 Jahre später auf Rache sinnt.
Ein weiterer Faschist aus der Vergangenheit ist Colonel Phillip Green, der sich im 3. Weltkrieg der Ausrottungstaktik bediente. Auf ihn bezieht sich später die rassistische Terra Prime-Bewegung von John Frederick Paxton, die alle Außerirdischen von der Erde verbannen will. Während es Captain Archer mit einem Anhänger von Green zu tun bekommt, trifft Captain Kirk in der Episode Seit es Menschen gibt auf ein Abbild des Colonels, welches die Excalbianer erschaffen haben, um die menschlichen Konzepte von Gut und Böse zu ergründen.
Während die meisten Historiker solche Persönlichkeiten lediglich erforschen, ahmt John Gill sie in der TOS-Folge Schablonen der Gewalt nach. Der ehemalige Geschichtslehrer, den Kirk noch von der Sternenflottenakademie kennt, fand auf Ekos eine Welt am Rande des Abgrunds vor und da er den Hitlerfaschismus für eine effiziente Staatsform hielt, glaubte er, die Ekosianer mit den vermeintlich positiven Seiten beglücken zu können. Als Kirk und Spock auf den Planeten beamen, stoßen sie auf eine 1 zu 1 Kopie des deutschen Faschismus mit all seinen Grausamkeiten.
Star Trek lehrt uns hier, dass der Faschismus keine positiven Seiten hat und die Effizienz vor allem militärischer Natur ist. Ebenfalls „effizient“ verläuft die Auslöschung der Zeonisten vom Nachbarplaneten, die von den Ekosianern als „minderwertig“ eingestuft werden. Das Wort Zeon ist natürlich eine Anspielung auf den Berg Zion im Heiligen Land der Juden, wobei die Zeonisten nicht mit den politischen Zionisten gleichzusetzen sind. Es sollte klar sein, dass Star Trek in dieser Episode die Judenverfolgung der Nazis thematisiert, was sich weiterhin in den jüdisch klingenden Namen der Charaktere Isak, Abrom und Davod widerspiegelt. Für die Schauspieler William Shatner und Leonard Nimoy, die auch im wahren Leben Juden sind, muss es makaber gewesen sein, zur Tarnung in Naziuniformen zu schlüpfen.
Im Kern geht es in Schablonen der Gewalt selbstverständlich um den antifaschistischen Widerstandskampf, der nicht allein von den Zeonisten und dem Außenteam der Enterprise geführt wird. Nicht alle Ekosianer sind mit dem totalitären Regime einverstanden. Darunter Daras, die von klein auf indoktriniert wurde, aber schließlich Zweifel bekam, sowie der Parteivorsitzende Eneg, der eine ähnliche Rolle wie Stauffenberg einnimmt. Das Attentat auf den Führer verläuft jedoch etwas anders als geplant, denn John Gill erweist sich als unter Drogen stehende Marionette seines Stellvertreters Melakon. Dieser erschießt den Historiker, als der die Invasionstruppen zurückpfeift und sich bei den Zeonisten entschuldigt. Isak erschießt seinerseits Melakon und vollbringt damit etwas, an dem Georg Elser, Stauffenberg und zahlreiche andere gescheitert sind.
Leider kehrt keine der folgenden Star Trek-Serien nach Ekos zurück, um zu sehen, wie sich der Planet entwickelt hat. Chancen, den Neonazismus zu thematisieren, sind damit vertan. Der Faschismus hingegen kommt noch häufig vor. Allein in der Classic-Serie gibt es einige weitere Beispiele für totalitäre Gesellschaften. Allen voran wären da die Romulaner zu nennen, deren Zivilisation an das antike Rom angelehnt ist. Solche Anleihen finden sich ebenso beim deutschen und italienischen Faschismus, zumal sich der Begriff vom lateinischen „Fasces“ ableitet. Übersetzt bedeutet dies „Rutenbündel“ und ein eben solches gepaart mit einem Beil war das Symbol von Mussolinis Faschisten.
Was die Romulaner von den irdischen Faschisten unterscheidet, ist das Fehlen einer Parteistruktur sowie eines Führerkultes. Stattdessen gibt es einen Senat und einen Prätor, der wie ein römischer Kaiser regiert. Also eher eine konstitutionelle Monarchie. Ähnlichkeiten zu den Faschisten gibt es derweil beim Patriotismus, Imperialismus und Militarismus, womit die Romulaner fast schon amerikanisch wirken. Mit dem Tal’Shiar haben sie sogar einen gefürchteten Geheimdienst, der vor nichts zurückschreckt.
Den Romulanern nicht unähnlich sind die Bewohner des erdähnlichen Planeten 892-IV aus der TOS-Episode Brot und Spiele. Diese leben in einer Gesellschaft, die mit dem antiken Rom nahezu identisch ist, mit dem Unterschied, dass sie sich technologisch auf dem Stand des 20. Jahrhunderts der Erde befinden. Gladiatorenkämpfe werden dementsprechend in einem Studio aufgenommen und im Fernsehen übertragen. Allerdings zeichnet sich das Ende dieses modernen Roms bereits ab, da eine religiöse Sekte von Sonnenanbetern an Einfluss gewinnt, die den frühen Christen entspricht. Hoffentlich bleiben dieser Welt die Inquisition und Hexenverfolgungen erspart.
Eine weitere totalitäre Gesellschaft haben die Klingonen hervorgebracht. Auch sie sind imperialistisch und unterwerfen andere Völker. Auf ihrer Heimat herrscht eine patriarchale Oligarchie, in der nur die Hohen Häuser etwas zu sagen haben. Als faschistisch können die Klingonen jedoch nicht bezeichnet werden, da ihrer Gesellschaftsform bestimmte Merkmale wie Führerkult und strikter Gehorsam fehlen. Stattdessen folgen sie einem strengen Ehrenkodex und entledigen sich aller Anführer, die dagegen verstoßen. Das verhindert eine Gleichschaltung der Massen und die Loyalitäten gehören eher bestimmten Häusern anstelle des Staates.
Wesentlich näher an einer faschistischen Diktatur sind da schon Platons Stiefkinder. Diese verfügen über enorme telekinetische Kräfte, weshalb sie sich gegenüber allen anderen wie „Herrenmenschen“ aufführen und sie wie Sklaven behandeln, die sie nach Lust und Laune zu ihrem Vergnügen quälen. Das bekommen neben dem kleinwüchsigen Alexander ebenso die Besatzungsmitglieder der Enterprise zu spüren. Der Kuss zwischen Kirk und Uhura, der seinerzeit Geschichte schrieb, wird dadurch geschmälert, dass er erzwungen wird. Zumindest gelingt es Kirk und seinen Leuten jedoch, die Diktatur des undankbaren Parmen, dem Dr. McCoy zuvor das Leben gerettet hat, zu beenden. Sie entdecken nämlich, dass sich durch die Nahrung des Planeten auch bei ihnen telekinetische Kräfte zu entwickeln beginnen, womit die Überlegenheit der Platonier ein Ende hat.
Der Planet Cheron zeigt unterdessen, wie ein rassistisches Regime sich selbst zugrunde richtet. In der Episode Bele jagt Lokai wird die Absurdität der Rassentrennung auf die Spitze getrieben, da alle Bewohner auf einer Körperhälfte schwarz und auf der anderen weiß sind, allerdings auf der jeweils entgegengesetzten. Am Ende bleiben nur zwei Bewohner Cherons übrig, die sich durch die halbe Galaxis jagen. Wie die Platonier haben Bele und Lokai psychokinetische Kräfte, welche eine Vermittlung erschweren. Zurück auf ihrer toten Heimatwelt bringen sie die sinnlose Jagd zu Ende.
Neben einigen sehr eindeutigen Episoden gibt es in der Classic-Serie noch einige Anspielungen auf faschistoide Despoten. In der Folge Portal in die Vergangenheit stößt die Crew auf den verlassenen Planeten Sarpeidon, dessen Stern zur Supernova zu werden droht. Die Bewohner haben sich in die Vergangenheit ihrer Welt geflüchtet, doch nicht alle sind dort freiwillig. Einige wurden von einem Tyrannen namens Zor Khan ins temporale Exil geschickt. Mehr wird über die Schreckensherrschaft des Diktators jedoch nicht preisgegeben.
Grausame Despoten gibt es überraschenderweise nicht nur auf außerirdischen Welten, sondern ebenso auf menschlichen Kolonien. Als Kind wurde Kirk Zeuge, wie der Gouverneur von Tarsus IV während einer Hungerskatastrophe die Hälfte der rund 8.000 Planetenbewohner hinrichten lassen hat, um die andere Hälfte zu retten. Inwieweit Kodos der Henker davon abgesehen faschistisch agierte, ist nicht überliefert. In jedem Fall war seine Entscheidung totalitär und menschenverachtend. Außerdem ist er danach wie ein Naziverbrecher untergetaucht und hat sich unter falschem Namen dem Theater gewidmet, als sei nichts geschehen.
Next Level Faschismus
In Star Trek – Das nächste Jahrhundert wird vor allem die romulanische Gesellschaft tiefergehend ergründet. Dabei geht es oft um Intrigen, mit denen die Romulaner den Einfluss ihres Imperiums vergrößern wollen. In der Episode Verräterische Signale sowie der Doppelfolge Kampf ums Klingonische Reich wollen sie einen Regimewandel bei den Klingonen herbeiführen und in dem Zweiteiler Wiedervereinigung? den Planeten Vulkan annektieren. In letzterer Episode wird auf der anderen Seite gezeigt, dass es auf Romulus eine Untergrundbewegung gibt, die sich den Lehren Suraks verschrieben hat und von Botschafter Spock unterstützt wird. Widerstand ist in einer totalitären Gesellschaft nicht ungefährlich, weshalb einige Dissidenten in Das Gesicht des Feindes aus dem Romulanischen Sternenreich in die Föderation fliehen.
Im zehnten Kinofilm Star Trek: Nemesis kommt es schließlich zu einer Revolution durch die Remaner. Diese haben sich evolutionär von den Romulanern abgespalten, da sie sich dem Leben auf der Nachtseite des Nachbarplaneten Remus angepasst haben. Dort mussten sie als Sklaven in den Minen arbeiten und wurden außerdem während des Dominion-Krieges als Kanonenfutter eingesetzt. Das Regime, welches der Picard-Klon Shinzon installiert, ist jedoch nicht minder grausam und einzig auf dessen Rachegelüste ausgerichtet, die er durch einen Genozid auszuleben gedenkt.
Über die Weiterentwicklung der Romulaner nach Shinzons Tod gibt es verschiedene Interpretationen, die allerdings nicht Kanon sind. In den Romanen bilden sie mit anderen Föderationsfeinden den Typhon-Pakt, im Spiel Star Trek Online entwickelt sich eine demokratische Republik. Erst mit der Picard-Serie wird der Zerfall des Romulanischen Reiches durch eine Supernova zum offiziellen Kanon. Während einige Romulaner in der Föderation Asyl erhalten und dadurch demokratisiert werden, folgen andere weiter dem totalitären Pfad.
Neben der größeren Rolle der Romulaner werden in TNG zwei neue Spezies eingeführt, die faschistische Tendenzen aufweisen. Als erstes wären da die Borg, welche vor allem die Gleichschaltung der Massen auf die Spitze treiben. Das Individuum ist nichts, das Kollektiv ist alles. Was die Borg jedoch von den Faschisten unterscheidet, ist das Fehlen eines Führers. Im Kinofilm Der erste Kontakt wird zwar eine Borgköngin eingeführt, doch diese hat eher eine regulierende Funktion und besitzt nicht wirklich Individualität. Dies bekräftigt sie auf eine Anmerkung von Data mit den Worten: „Sie vermuten eine Unvereinbarkeit, wo keine existiert.“
Der Kollektivgeist der Borg unterscheidet sich weiterhin vom Corpsgeist der Faschisten. Die Borg teilen all ihre Gedanken miteinander und kennen weder Rassismus noch Klassenunterschiede. Einzig in der Entwertung des Lebens gleichen sie den Nazis, da sie ohne Skrupel tausende Drohnen opfern, um ihre Ziele zu erreichen. Wer dann auch noch Widerstand leistet, wie die vom Kollektiv entkoppelten Drohnen im Voyager-Zweiteiler Unimatrix Zero, wird gnadenlos verfolgt und hingerichtet, wobei ebenfalls massive Kollateralschäden in Kauf genommen werden.
Während bei den Borg lediglich faschistoide Tendenzen festzustellen sind, leben die Cardassianer in einer voll ausgeprägten faschistischen Militärdiktatur. Sie werden zwar erst in der TNG-Episode Der Rachefeldzug als Gegner neu eingeführt, doch schildert diese keinen Erstkontakt. Es existiert bereits eine Vorgeschichte, zu der ein offener Krieg zwischen Cardassianern und der Föderation gehört. Transporterchief Miles O’Brien war einst im Fronteinsatz und erinnert sich an grausame Kriegsverbrecher durch die Angreifer. Sein damaliger Captain Ben Maxwell misstraut den Cardassianern weiterhin und bricht den zwischenzeitlich geschlossenen Friedensvertrag, um zu beweisen, dass sie einen erneuten Krieg gegen die Föderation vorbereiten. Allerdings droht Maxwells Amoklauf, eben diesen Krieg auszulösen, weshalb O’Brien ihn zur Aufgabe überredet.
Wie nah der abgesetzte Captain der U.S.S. Phoenix mit seinen Verdächtigungen an der Wahrheit war, zeigt sich zwei Staffeln später in der Doppelfolge Geheime Mission auf Celtris Drei, in der die Cardassianer tatsächlich einen militärischen Vorstoß ins Föderationsgebiet vorbereiten. Diesen kann Captain Jelico jedoch verhindern, der vorübergehend das Kommando auf der Enterprise führt. Picard wird unterdessen auf die titelgebende Geheimmission auf Celtris III geschickt, um weitere Belege für eine bevorstehende Invasion zu sammeln. Dabei gerät er jedoch in Gefangenschaft und wird von Gul Madred gefoltert. Dieser offenbart einige Details über die cardassianische Gesellschaft, die durch einen Ressourcenmangel auf der kargen Heimatwelt gekennzeichnet ist. Dieser ist Ursache für die Machtübernahme des Militärs, welches neue Ressourcen durch Eroberung erschließen konnte.
Ein Opfer dieser Eroberung waren die Bajoraner, deren Welt unter cardassianischer Besatzung stand. Erste Einblicke in die Folgen faschistischer Unterwerfung zeigt die Folge Fähnrich Ro eine Staffel zuvor. In der finalen Staffel etablierten die Episoden Am Ende der Reise sowie Die Rückkehr von Ro Laren die erneute Besetzung ehemaliger Föderationswelten durch die Cardassianer sowie die daraus resultierende Gründung der Widerstandbewegung des Maquis. Benannt ist diese Gruppierung nach den Partisanen der französischen Réstistance, die im 2. Weltkrieg gegen die Nazis gekämpft haben. Dies alles sollte der Auftakt einer neuen Star Trek-Serie sein, die sich parallel zu TNG etablierte.
Offener Krieg gegen den Faschismus
In Deep Space Nine liegt der Fokus von Anfang an auf den Cardassianern und Bajoranern. Erstere haben sich nach Jahrzehnten der Besatzung von Bajor zurückgezogen und die Föderation hilft Letzteren beim Wiederaufbau ihrer Heimat. Im Verlauf der Serie werden zahlreiche Aspekte wie Kriegsverbrechen, Arbeitslager, Ressourcenraub und der bajoranische Widerstandskampf thematisiert. Episoden wie Die Ermittlung, Die Schuld und Tiefes Unrecht führen einige der Hauptcharaktere per Rückblenden oder Zeitreisen sogar direkt zurück in die Zeit der Besatzung, wodurch sich tiefere Einblicke in den Umgang der Cardassianer mit den Bajoranern ergeben.
Vor allem Kira Nerys muss erschütternde Details über ihre Mutter erfahren, die keineswegs ermordet wurde, sondern eine von vielen Zwangsprostituierten des damaligen Präfekten Gul Dukat war, womit sie ihrer Familie das Überleben erkaufte. Vergewaltigungen gehören leider in jedem Krieg zum Umgang der Eroberer mit der unterworfenen Zivilbevölkerung. Dukat hat jedoch ein gänzlich positives Selbstbild, demzufolge er ein großherziger Liebhaber war. Aus einer seiner durch Erpressung erzwungenen Affären entstand gar eine Tochter, die er in der Episode Indiskretionen in einem Gefangenenlager der Breen wiederfindet. Zunächst will er das Mischlingskind erschießen, um seine Schande vor seiner cardassianischen Familie zu verbergen, doch am Ende entwickelt er tatsächlich väterliche Gefühle für Ziyal und bekennt sich zu ihr.
In der faschistischen Gesellschaft der Cardassianer wird das traditionelle Familienbild hochgehalten, wie man das auch aus der irdischen Realität kennt. Seitensprünge und sexuelle Übergriffe durch Männer werden dabei durchaus toleriert, die „Schande“ liegt allein bei den Frauen, was insbesondere im Faschismus islamistischer Prägung ein gängiges Narrativ ist. Das Einzige, was Männern nicht verziehen wird, ist die Zeugung eines „Bastarden“, weshalb Gul Dukat mit der Anerkennung seiner unehelichen Tochter seinen Rang und seine Privilegien verliert.
Der Umgang mit Kriegswaisen hat einen ähnlichen Effekt, weshalb ein auf Bajor zurückgelassener cardassianischer Junge in der Folge Die Konspiration zum Spielball einer selbigen wird. Ähnlich ergeht es Kira, als sie in der Episode Die zweite Haut entführt, operativ verändert und als verschollene Tochter von Tekeny Ghemor ausgegeben wird. Das hochrangige Mitglied des Zentralkommandos soll dadurch als Dissident entlarvt und so zu Fall gebracht werden. In konservativen und erst recht in faschistischen Gesellschaften führen solche Intrigen wesentlich schneller zum Erfolg als in liberalen, da ein Gesichtsverlust weitaus leichter zu erreichen und gravierender in seiner Wirkung ist.
Kira ist nicht die Einzige, die nach Cardassia entführt wird. Ein paar Episoden zuvor trifft Miles O’Brien ein noch schlimmeres Schicksal, als er fälschlich des Waffenhandels mit dem Maquis angeklagt und vor Das Tribunal gestellt wird. Bei diesem steht die Schuld des Angeklagten bereits fest und ebenso das Todesurteil. Ein Schauprozess, der an den „Volksgerichtshof“ im 3. Reich erinnert. Vor dem Prozess wird O’Brien verhört und gefoltert, was gängige Praxis in faschistischen Diktaturen ist. Von einem Rechtsstaat kann da keine Rede sein. Dennoch gelingt es Benjamin Sisko, einen Freispruch zu erwirken, da Odo einen cardassianischen Agenten enttarnt hat, mit dem der Captain nach Cardassia fliegt. Unter der Militärdiktatur ist diese Gnade eine absolute Ausnahme und einzig dem peinlichen Auffliegen des Agenten geschuldet, für den man nicht bereit ist, den wackligen Frieden mit der Föderation zu riskieren.
Neben dem Militär und der Justiz wäre noch der Obsidianische Orden als Machtsäule des cardassianischen Faschismus zu nennen. Dieser mordet sowohl nach innen wie nach außen. Zu seinen Opfern zählen vor allem Dissidenten sowie unliebsame Politiker fremder Zivilisationen, die den Interessen Cardassias im Wege stehen. So kam es unter anderem auf Romulus zu einer Häufung von Todesfällen, während Elim Garak dort als Gärtner getarnt in der cardassianischen Botschaft arbeitete.
Der ehemalige Agent, der nach dem Ende der Besatzung Bajors als Schneider auf Deep Space Nine zurückbleibt, ist außerdem beim Angriff des Obsidianischen Ordens auf die Heimatwelt der Gründer des Dominions dabei. Für diesen hat sich der Orden trotz der heiklen Vergangenheit mit dem romulanischen Tal’Shiar verbündet. Bei dieser Aktion sind einmal mehr faschistische Tendenzen festzustellen, denn die beiden Geheimdienste, die beide über militärische Macht verfügen, planen die präventive Ausrottung einer ganzen Spezies. Allerdings misslingt der Coup, da die Formwandler den Tal’Shiar unterwandert haben und das Dominion der Invasionsflotte auflauert. Garak entkommt nur, da er Odo zur Flucht verhilft, den er kurz zuvor noch gefoltert hat.
Inwieweit die versuchte Auslöschung der Gründer dazu beigetragen hat, dass diese in der Folgezeit ihre Attacken auf die Völker des Alphaquadranten verstärken, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall hat die Zerschlagung des Obsidianischen Ordens die Militärdiktatur geschwächt, sodass es zur Revolution kommt und der zuvor machtlose Detapa-Rat eine neue Zivilregierung bildet. Dumm nur, dass die Klingonen dies für ein Werk des Dominion halten und im Auftakt der vierten Staffel Der Weg des Kriegers eine Invasion beginnen. Ausgerechnet Gul Dukat, der zum obersten Militärberater des Rates ernannt wurde, stellt sich nun schützend vor die Demokratie.
Doch dabei bleibt es nicht lange. Nach seiner Entehrung infolge der Indiskretionen sowie dem Rückgewinn seines Ansehens in Zu neuer Ehre, wendet er sich rund ein Jahr später in der Episode Im Lichte des Infernos gegen die Demokratie, indem er Cardassias Beitritt zum Dominion erklärt. Sein Motiv mag dabei die Verbannung der klingonischen Besatzer gewesen sein, doch bringt er seiner Heimatwelt damit den Faschismus zurück.
Tekeny Ghemor, der nach der Revolution aus dem politischen Asyl nach Cardassia zurückgekehrt ist, führt daraufhin die Opposition an, erkrankt jedoch kurz darauf schwer. In der Folge Die Überwindung erhält er auf Deep Space Nine erneut Asyl, während dem er noch einige Staatsgeheimnisse an Kira weitergibt und dann stirbt. Seine Beteiligung an der Besatzung Bajors hat er immerhin bereut, wie schon vor ihm Der undurchschaubare Marizza. Dukat lässt es sich dabei nicht nehmen, Ghemors Tod für Propagandazwecke auszuschlachten und behauptet, er habe auf dem Sterbebett seine Meinung über den Beitritt Cardassias zum Dominion geändert. In Wahrheit war er jedoch ein Deserteur und Deserteure werden für gewöhnlich gnadenlos bestraft. Nur sein Tod rettet Ghemor davor, wohingegen Garak erfolgreich die Seiten wechselt.
Das Dominion weist seinerseits starke faschistische Merkmale auf. Es ist ebenfalls eine Militärdiktatur, die andere Völker unterdrückt und Widerstand mit Genozid bestraft. Die Gründer, die über das Dominion herrschen, halten sich selbst für die Krone der Schöpfung und alle anderen Spezies, die sie abfällig als „Solids“ bezeichnen, für minderwertig. Ihr Hass mag zwar darin begründet sein, dass viele Völker ihnen als Formwandler mit Misstrauen und Ablehnung begegnet sind, doch rechtfertigt das nicht die pauschale Abwertung aller anderen Spezies sowie die Unterwerfung des gesamten Gamma-Quadranten der Galaxis.
Um ihre Interessen durchzusetzen, haben die Formwandler mittels Gentechnik zwei Spezies verändert bzw. erschaffen, die ihnen loyal dienen. Zum einen die unterwürfigen Vorta, welche das Dominion verwalten, zum anderen die kriegerischen Jem’Hadar, die mittels der Droge Ketracel-White unter Kontrolle gehalten werden. Ähnliches kennt man auch von den Nazis, die ihren Soldaten Methamphetamin (sogenannte „Panzerschokolade“) verabreicht haben. Im Star Trek-Universum gibt es noch ein weiteres Beispiel für unter Drogen stehende Soldaten, nämlich die postatomare Schreckenszeit auf der Erde, die Q im TNG-Pilotfilm Der Mächtige seinen Anklagepunkten gegen die Menschheit hinzufügt.
Das Dominion ist jedenfalls ein erbarmungsloses Terrorregime, welches andere Völker entweder gewaltsam unterwirft oder privilegierte Partnerschaften mit ihnen eingeht, sofern es den eigenen Zielen dient. Neben den Cardassianern treten auch die Breen dem Dominion bei. Zumindest Erstere zahlen dafür jedoch einen hohen Preis und als sich dieser abzuzeichnen beginnt, formiert sich endlich interner Widerstand unter dem einstigen Hardliner Damar, der in seiner Not sogar die Hilfe der Bajoranerin Kira annimmt. Die Rebellion bleibt allerdings nicht unbeantwortet. Zum Ende der faschistischen Terrorherrschaft wird jeder Widerspruch mit Massenexekutionen beantwortet. Die Gründer verfolgen im Angesicht ihrer drohenden Niederlage eine ähnliche Strategie der verbrannten Erde wie Adolf Hitler. Cardassia Prime sieht zum Ende des Dominion-Krieges im Zweiteiler Das, was du zurück lässt aus wie Deutschland 1945. Mit Sicherheit eine beabsichtigte Anspielung.
Der Hauptschuldige für den Untergang Cardassias spielt bei selbigem allerdings keine Rolle mehr. Denn nach der Besetzung durch einen Pah-Geist gründet Gul Dukat eine religiöse Sekte, der vor allem Bajoraner angehören, die sich zugunsten der dämonischen Pah-Geister von den Propheten abgewandt haben. Interessanterweise gibt es auffällige Parallelen zwischen Faschisten und Psychosekten, allen voran die Colonia Dignidad, welche mit dem chilenischen Diktator Pinochet kooperierte. Sektenmitglieder werden als erstes von ihrem sozialen Umfeld isoliert, wofür sich in Dukats Fall die abgelegene, verlassene Raumstation Empok Nor anbietet. Dort nimmt er die Rolle eines Gurus ein, welche der eines Führers nicht unähnlich ist. Seine fanatisierten Anhänger glauben ihm alles und leisten bedingungslosen Gehorsam, was man ebenfalls von überzeugten Nazis kennt.
Kira führt schließlich eine Entscheidung auf Empok Nor herbei, nach der sich Dukat chirurgisch in einen Bajoraner umwandeln lässt und auf deren Heimatwelt die religiöse Führerin Kai Winn manipuliert. Die korrupte und machthungrige Priesterin war schon einmal an einer Intrige beteiligt, welche zu Beginn der zweiten Staffel einen von Cardassia gesteuerten faschistischen Putsch herbeiführen wollte. In dem Dreiteiler sticht zudem die politische Bewegung Der Kreis hervor, welche in rassistischer Manier gegen Nichtbajoraner auf Deep Space Nine vorgeht. In der siebten Staffel erhofft sich Kai Winn von der Zusammenarbeit mit Dukat, den sie erst spät als solchen erkennt, abermals absolute Macht, was ihren faschistischen Charakter offenbart. Die Sache geht jedoch weder für sie noch für Dukat gut aus.
Faschismus im Herzen der Föderation?
Noch vor Ausbruch des offenen Krieges gegen das Dominion führt selbiges in der Doppelfolge Die Front/Das verlorene Paradies fast einen Militärputsch auf der Erde herbei. Nach einem durch die Gründer inszenierten Terroranschlag auf der Erde bricht im Herzen der Föderation Paranoia aus, was geradezu prophetisch den Einfluss diverser Anschläge auf den aktuellen Rechtsruck vorwegnimmt. Admiral Leyton verstärkt diese Paranoia, indem er das Wurmloch manipuliert, sodass der Eindruck entsteht, das Dominion schicke eine getarnte Flotte hindurch. Auf der Erde inszeniert er einen Stromausfall, den er für einen Militärputsch nutzt. Er schickt Sicherheitsoffiziere der Sternenflotte in alle wichtigen Großstädte, wo sie Bluttests an der Zivilbevölkerung durchführen.
Als Captain Sisko dem Föderationspräsidenten Jaresh-Inyo Beweise vorlegen will, dass Leyton den Stromausfall selbst verursacht hat, fälscht dieser einen Bluttest und lässt Sisko als vermeintlichen Wechselbalg inhaftieren. Die zu Hilfe eilende U.S.S. Defiant lässt er von seinem Flaggschiff U.S.S. Lakota abfangen und beschießen. Sein Vorgehen zeigt, dass er zu allem bereit ist, um seine Militärdiktatur zu etablieren. Besonders behilflich sind ihm dabei die Elitekadetten der Red Squad, die er persönlich indoktriniert hat. Sie sind ihm gegenüber absolut loyal und stellen keine kritischen Fragen.
Odo kann Sisko befreien und dieser überredet Leyton schließlich zur Aufgabe. Der Putsch ist beendet und der Admiral wird dafür zur Rechenschaft gezogen. Die Red Squad-Einheit an der Sternenflottenakademie bleibt allerdings bestehen und wird später im Dominion-Krieg der U.S.S. Valiant zugeteilt. Als Fähnrich Nog und Jake Sisko von der Valiant aufgenommen werden, steht das Schiff unter der Kontrolle der Kadetten, die sich immer noch durch Fanatismus und Arroganz auszeichnen. Sie glauben, es mit einem Schlachtschiff der Jem’Hadar aufnehmen zu können, sterben jedoch allesamt bei dieser Selbstmordmission. Nog und Jake überleben als Einzige die Zerstörung der Valiant.
Im Spiegeluniversum, welches in Deep Space Nine mehrfach besucht wird, hat sich die Menschheit ebenfalls vom Faschismus befreit. Der Zerfall des Terranischen Imperiums hat jedoch zum Aufstieg einer nicht minder faschistischen Allianz aus Cardassianern, Bajoranern und Klingonen geführt. Diese halten auf Terok Nor die Menschen als Sklaven. Kira, die im anderen Universum im Widerstand gegen die Cardassianer gekämpft hat, nimmt im Parallel-Universum Gul Dukats Rolle als sadistische Intendantin der Raumstation ein. Worf ist derweil Imperator des klingonischen Reiches, wohingegen die menschlichen Charaktere in beiden Universen zu den Guten gehören.
Zurück zu den Anfängen des Terranischen Imperiums geht es in der vierten Staffel von Star Trek: Enterprise. Die Doppelfolge Im finsteren Spiegel zeigt Hoshi Satos Aufstieg zur Imperatorin, womit der Faschismus im Spiegeluniversum zumindest nicht patriarchal ist. In Discovery steht mit Philippa Georgiou ebenfalls eine Frau an der Spitze des Empires und tatsächlich finden sich in der Realität ebenfalls zunehmend Frauen in Führungspositionen rechtsextremer Parteien, treten sogar als Präsidentschafts- und Kanzlerkandidatinnen auf. Einen wirklichen Fortschritt bedeutet dies jedoch nicht, denn sie setzen sich mitnichten für Frauenrechte ein und unterscheiden sich auch sonst nicht allzu sehr von rechtsextremen Männern. Und zwar weder in der realen Welt noch in Star Trek.
Als hilfreich erweist sich bei Hoshis Machtübernahme die U.S.S. Defiant, welches es durch eine Raum-Zeit-Anomalie aus dem regulären Universum nicht nur ins Spiegeluniversum, sondern obendrein über 100 Jahre in die Vergangenheit verschlagen hat. Mit der überlegenen Technologie ist das Terranische Imperium kaum noch aufzuhalten.
Zu Beginn der vierten Staffel von Enterprise sorgt eine weitere Zeitreise für eine ebenso dystopische Alternativzeitlinie. Im Zweiteiler Sturmfront sind die Na’Kuhl aus dem 29. Jahrhundert in den 1940ern auf der Erde gestrandet. Ihr Anführer Vosk ist einen Deal mit den Nazis eingegangen, um an Material für den Bau eines neuen Zeitkanals zu kommen. Im Gegenzug übergibt er den Deutschen fortschrittliche Technologien, mit denen sie den zweiten Weltkrieg gewinnen und die USA besetzen können. Die Enterprise NX-01 wird unvermittelt in diese neue Realität verschlagen und Hilfe bei der Wiederherstellung der ursprünglichen Zeitlinie erhält Captain Archer ausgerechnet von Silik.
Wie Silik nun offenbart, sind die Suliban einst fast von den Na’Kuhl ausgelöscht worden. Die Beteiligung der Cabal-Gruppierung am Temporalen Kalten Krieg wirkt sich wiederum negativ auf unbeteiligte Suliban aus, die von den Tandaranern in Konzentrationslager gesperrt werden. In der Episode In sicherem Gewahrsam aus der ersten Staffel stößt die Crew der Enterprise auf ein solches Lager. Da die Suliban schon vom Namen her an die Taliban angelehnt sind, bezieht sich diese Parabel nicht auf die Judenverfolgung, sondern vielmehr auf das Gefangenenlager Guantanamo Bay und die pauschale Verurteilung von Muslimen aufgrund der Taten einzelner Islamisten. Da Islamfeindlichkeit ein Merkmal des Neofaschismus ist, können die Tandaraner ebenfalls als faschistisch eingestuft werden.
Faschismus im Delta-Quadrant
Auf ihrer siebenjährigen Reise zurück in den Alpha-Quadranten trifft die Crew der Voyager auf zahlreiche faschistische Gesellschaften. In der Episode Die Résistance geraten Captain Janeway, Tuvok und Torres auf der Suche nach dringend benötigtem Tellurium mit einer Patrouille des Mokra-Ordens aneinander, welcher den Planeten der Alsaurianer kontrolliert. Tuvok und Torres werden verhaftet und gefoltert, während Janeway von einem Mann namens Caylem in Sicherheit gebracht wird, der sie für seine verschollene Tochter hält. Seine Tochter sowie seine Frau sind allerdings längst von den Mokra ermordet worden.
Der faschistische Orden hat ein totalitäres Terror-Regime errichtet, welches regelmäßig willkürliche Hausdurchsuchungen durchführt, Denunziation fördert, vermeintliche und wahrhaftige Widerstandskämpfer verfolgt, verhaftet, foltert und ermordet. Mit Hilfe des Widerstands gelangt Janeway ins Gefängnis, während zeitgleich ein Außenteam der Voyager in selbiges beamt. Es gelingt, Tuvok und Torres zu befreien, allerdings stirbt Caylem bei der Aktion. Das Außenteam der Voyager tritt den Rückzug an; was aus dem Widerstand gegen die Mokra wird, bleibt ungewiss.
Im Jahr darauf geraten Harry Kim und Tom Paris ebenfalls in Gefangenschaft. Terroristischer Aktionen beschuldigt, werden sie in ein akritirianisches Hochsicherheitsgefängnis gesteckt. Offenkundig sind die beiden Opfer eines weiteren Unrechtsstaates geworden, welcher Unschuldige im Schnellverfahren zu Höchststrafen verurteilt. Über das Gesellschaftssystem der Akritirianer wird nicht allzu viel offenbart, nur ihre Abneigung gegenüber Fremden ist offenkundig. Ansonsten lassen sich nur Rückschlüsse anhand ihres Rechts- und Strafvollzugssystems ziehen.
Wer einmal in die Fänge der akritirianischen Justiz gerät, wird unter Drogen gesetzt und zu Geständnissen gezwungen. Die Gefangenen werden unter unwürdigen Bedingungen in einem Weltraumgefängnis sich selbst überlassen. Nahrung wird nur selten und in unzureichenden Mengen geliefert, was zu brutalen Verteilungskämpfen führt. Um die Inhaftierten zusätzlich gegeneinander aufzubringen, wird ihnen ein Neuralimplantat eingepflanzt, welches Aggressionen schürt. Ziel ist offenkundig nicht die Rehabilitierung, sondern die gegenseitige Auslöschung, damit wieder Platz für neue Gefangene entsteht.
Die nächste totalitäre Gesellschaft lässt nicht lange auf sich warten. Die scheinbar freundlichen Enaraner, die in der Episode Das Erinnern zu Gast auf der Voyager sind, entpuppen sich als Massenmörder. Jora Mirell, die der enaranischen Delegation angehört, übermittelt B’Elanna Torres telepathisch ihre Jugenderinnerungen. Einst hatte sie eine Affäre mit dem Angehörigen einer unterdrückten Bevölkerungsgruppe, die von dem herrschenden Regime als „Rückständige“ verunglimpft worden sind. Durch Mirells Augen wird Torres Zeugin, wie ihr Geliebter öffentlich hingerichtet wurde. Die Verfolgung der Minderheit gipfelte schließlich in einem Genozid, über den die Enaraner inzwischen schweigen, als hätte er nie stattgefunden. Diese Folge beschäftigt sich nicht nur mit Geschichtsrevisionismus, sondern explizit mit der Holocaustleugnung.
In der Episode Der Kriegsherr rettet die Voyager drei Ilari, deren Raumschiff nach einem Angriff explodiert ist. Noch wissen sie nicht, wen sie da an Bord geholt haben. Der schwer verwundete Tieran ist ein Despot, der kurz vor dem Ableben sein Bewusstsein auf Kes überträgt. Im Orbit um Ilari angekommen, stehlen die fremdgesteuerte Kes sowie Tierans Ehefrau und Leibarzt ein Shuttle, wobei Tieran Fähnrich Martin tötet. Auf dem Planeten festigt er erneut seine Macht.
Tieran verhält sich wie ein typischer Despot, hat allerdings eine wechselhafte Vorgeschichte. Ein Jahrhundert zuvor war er noch im ilarischen Bürgerkrieg ein Freiheitskämpfer und Held des Volkes, der den Planeten einte. Doch kaum hatte er das alte Regime beseitigt, verfiel er den eigenen Machtgelüsten und wurde zum Autark. Dieser Begriff erscheint etwas deplatziert, eigentlich wäre die Bezeichnung Autokrat passender. Oder eben Diktator und als solcher erinnert er mehr an einen Stalinisten als an einen Faschisten. Immerhin hatte er anfangs ehrbare Absichten, welche er nach der Revolution verraten hat. Dafür wurde wiederum er gestürzt und ins Exil verbannt.
Seine Lebensspanne erscheint bei alledem überaus lang. Mit einer ähnlichen Technologie, die auch der Serienmörder Vantika in der DS9-Episode Der Parasit eingesetzt hat, um von Dr. Bashir Besitz zu ergreifen, konnte Tieran den Tod überwinden und in immer neue Wirtskörper wechseln. Die mental begabte Kes kann sein Bewusstsein jedoch aus ihrem Kopf verdrängen und als er in den nächsten Wirt flieht, tötet sie ihn schließlich mit einem synaptischen Stimulator. Wenigstens ein Terrorregime wird damit beendet.
Schon kurze Zeit später trifft die Voyager auf die nächste aggressive Spezies, welche eine Koloniewelt der Nezu mit Asteroiden bombardiert, was nur den ersten Schritt einer Eroberung des Planeten durch den Etanianischen Orden darstellt. Inwieweit dieser faschistische Züge trägt, wird nicht offenbart, aber in jedem Fall handelt es sich um heimtückische Imperialisten. Während Tuvok und Neelix einige prominente Nezu mit einer Orbitalseilbahn vom Planeten retten und einen Verräter in ihren Reihen enttarnen, spürt die Voyager ein Kriegsschiff der Etanianer auf und macht es kampfunfähig.
Wie sehr Faschisten sich verstellen können, erlebt Chakotay in der Episode Nemesis. Er strandet auf einem Planeten, auf dem ein Krieg herrscht. Eine humanoide Spezies namens Vori wird von martialisch wirkenden Aliens, die sich Kradin nennen, brutal unterworfen und abgeschlachtet. Allerdings ist nichts so, wie es scheint. In Wirklichkeit sind die Humanoiden die Aggressoren, welche Fremde als Soldaten für ihre Sache rekrutierten, indem sie Kriegsverbrechen ihrer Gegner vortäuschen. Alles, was Chakotay erlebt hat, entpuppt sich als Simulation, doch selbst nach dieser Erkenntnis bleiben die Vorurteile gegenüber den Kradin bei ihm haften.
Inwiefern die Gesellschaft der Vori faschistisch strukturiert ist, bleibt wieder einmal offen. Das scheinbar harmonische Miteinander ist jedenfalls nur Teil der Simulation. Was die Kriegspropaganda angeht, entspricht diese unterdessen sehr wohl faschistoiden Mustern. Der Feind wird dämonisiert, während die Vori die Opferrolle einnehmen. Chakotay wird einer Filterblase ausgesetzt, in der er nur diese Perspektive seiner Gastgeber kennenlernt. Wer den Krieg angefangen hat, wird zwar nicht gezeigt, eine Täter-Opfer-Umkehr scheint aber durchaus plausibel. Auf jeden Fall wird der Erste Offizier der Voyager mit Propagandalügen und Deep Fakes dazu gebracht, die Kradin zu hassen. Die Parallelen zu rechter Hetze und Hirnwäsche unserer Gegenwart sind offensichtlich.
Das faschistische Gesamtpaket bekommt die Crew der Voyager in der Doppelfolge Das Tötungsspiel geliefert, als das Schiff von den Hirogen gekapert wird. Die Hirogen zwingen die Besatzung zu endlosen Kämpfen auf den Holodecks, wo sie ihrer Erinnerungen beraubt als Beute gejagt werden. Eines der Szenarien, welches sich die Hirogen dafür gewählt haben, ist Frankreich im 2. Weltkrieg. Die Jäger schlüpfen selbstverständlich in die Rolle der Nazis. Allerdings sind sie keine klassischen Faschisten, sondern Jägernomaden auf der Suche nach Trophäen. Der Anführer der Hirogen stellt schließlich die Nazi-Ideologie sogar infrage, da die deutschen Faschisten Schwächere jagen und ihre Trophäen nicht in einem fairen Kampf erbeuten. Die überzeugten Nazis sind in diesem tödlichen Spiel zum Glück nur Hologramme.
Ein weiteres faschistisches Hologramm wird vom Doktor aktiviert, als dieser Hilfe braucht, um B’Elanna Torres von einer parasitären Lebensform zu befreien. Allerdings basiert dieses Programm auf der Persönlichkeit von Dr. Crell Moset, einem cardassianischen Lagerarzt, der für Inhumane Praktiken an Gefangenen bekannt ist. So mussten für sein Heilmittel gegen das Fostossa-Virus unzählige Bajoraner sterben. Moset stellt quasi eine cardassianische Version von Dr. Josef Mengele dar, weshalb Torres es ablehnt, sich von dem Hologramm behandeln zu lassen. Ohne dessen Wissen kommt der Holodoc jedoch nicht weiter, was ihn vor ein Dilemma stellt.
Die Episode wirft die interessante Frage auf, ob es moralisch und ethisch vertretbar ist, die medizinischen Errungenschaften von Verbrechern anzuwenden? Akzeptiert man damit das Leid von deren Opfern? Oder wird man selbst zum Verbrecher, wenn man Millionen Menschen bewusst an einer Krankheit sterben lässt, für die es längst ein Heilmittel gibt, nur weil dieses unter verwerflichen Bedingungen zustande kam? Der Holodoc entscheidet sich, Torres zu retten, doch löscht er danach das Programm von Dr. Crell Moset.
Ein paar Folgen zuvor macht eine Version des Holodocs eine weitere prägende Erfahrung. 700 Jahre in der Zukunft wird er in einem Museum aktiviert und muss feststellen, dass die Crew der Voyager als brutaler Haufen von Faschisten dargestellt wird. Dies entspricht natürlich nicht der Wahrheit und so bringt der Doktor die Geschichtsschreibung der Kyrianer durcheinander. Diese machen die Voyager für einen Genozid an ihrem Volk verantwortlich. Vor 700 Jahren standen sie im Krieg mit den Vaskanern, die mit der Voyager-Crew gehandelt haben. Allerdings hat Captain Janeway nie auf deren Seite in den Krieg eingegriffen und es war vielmehr der kyrianische Anführer Tedran, der die Voyager geentert und Geiseln genommen hat.
Wirklich faschistisch handelt hier keine Seite, lediglich die falsche Darstellung der Föderation geht in diese Richtung. Das Kernthema von Der Zeitzeuge ist dennoch brisant. Es geht um Geschichtsrevisionismus und wie dieser dazu genutzt wird, dass ein Volk ein anderes benachteiligt. Nach den Enthüllungen des Doktors wird das Museum von einem wütenden Mob der Vaskaner demoliert, der alte Konflikt eskaliert wieder und es droht ein neuer Krieg. Doch der Einsatz des kyrianischen Historikers Quarren für die Wahrheit führt schlussendlich zu einem Dialog. In einer noch ferneren Zukunft herrscht endlich ein gerechter Frieden zwischen Kyrianern und Vaskanern. Mit anderen Worten sollte die Geschichtsschreibung immer wahrhaftig sein, auch wenn es vielleicht schmerzt und manche als Helden verehrten Persönlichkeiten dadurch demontiert werden.
Mit lupenreinen Faschisten bekommt es die Crew der Voyager wieder in der Folge Kontrapunkt zu tun. In diesem durchquert die Voyager den Raum der Devore, welche gnadenlos Jagd auf alle Telepathen machen. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um vollwertige Telepathen wie Betazoiden, Kontakttelepathen wie Vulkanier oder um Empathen handelt. Das krankhaft paranoide Regime der Devore verhaftet alle und bringt sie in Umsiedlungslager, bei denen es sich in Wahrheit um Vernichtungslager handelt.
Die Devore treten mit ihren schwarzen Uniformen wie klassische Nazis auf und neigen zu willkürlichen Durchsuchungen, mit denen sie alle Reisenden durch ihr Raumgebiet einschüchtern. Captain Janeway muss ihre telepathisch begabten Crewmitglieder in der Transporteraufhängung verstecken und hilft bei der Gelegenheit gleich noch einer Gruppe Flüchtlinge. Rechtspopulisten würden sie deswegen wohl als Schlepperin kriminalisieren. Doch in Wahrheit rettet sie Leben, denn den Telepathen droht unter den Devore ein ähnliches Schicksal wie den Juden im 3. Reich. Als der vermeintliche Überläufer Kashyk Captain Janeway von einem kleinen Mädchen berichtet, welches er aus seinem Versteck geholt und in ein Lager geschickt hat, erinnert das nicht von ungefähr an das Schicksal von Anne Frank.
Wie sich am Ende herausstellt, hat Kashyk nur so getan, als empfinde er Reue. In Wirklichkeit ist er auf die Voyager gekommen, um zum einen herauszufinden, wo Janeway die Telepathen versteckt, und zum anderen den Standort eines Wurmlochs zu ermitteln, durch welches immer wieder Telepathen fliehen können. Die Kommandantin der Voyager hat jedoch damit gerechnet und als Kashyk die Voyager erneut durchsuchen lässt, findet er dort keine Telepathen mehr. Seine Gestapo-Methoden sind gescheitert.
Eine weitere Geißel des Delta-Quadranten waren einst die Vaadwaur, auf welche die Voyager in der Episode Die Zähne des Drachen stößt. Die Vaadwaur waren einst gnadenlose Eroberer, welche ein Netzwerk aus Subraumkorridoren nutzten, um zahlreiche Welten zu unterwerfen. Im Erdenjahr 1484 wurden sie jedoch von einem Bündnis mehrerer Welten besiegt, was ein wenig an den Kampf der Alliierten gegen die Faschisten erinnert. 600 Vaadwaur überlebten die Zerstörung ihrer Heimatwelt jedoch und die Crew der Voyager weckt nichtsahnend einen der Krieger.
Fast fällt die Voyager dadurch erneut in feindliche Hände, was ja schon mehrfach durch die Kazon und Hirogen geschehen ist. Die Invasion kann zwar abgewehrt werden, doch können einige Vaadwaur mit ihren Angriffsjägern in einen Subraumkorridor entkommen. Unabsichtlich hat die Crew der Voyager damit eine alte Gefahr erneut entfesselt. Es wäre vielleicht zu viel hinein interpretiert, wenn man dies mit dem Untertauchen alter Naziverbrecher vergleichen würde, dank deren Wirken der Faschismus heute wieder aufkeimt. Dennoch zeigt diese Folge, dass der sprichwörtliche Schoß noch fruchtbar ist.
Wie wichtig das Erinnern an Menschheitsverbrechen wie die Schoa ist, zeigt derweil die Episode Das Mahnmal, in welcher die Besatzung der Voyager von Alpträumen an einen Völkermord geplagt wird. Ursache ist das Signal eines Obelisken, welches die Bilder des Verbrechens direkt in die Köpfe Vorbeireisender projiziert. Diese erleben alles, als ob sie direkt dabei gewesen wären. Diese Methode der Erinnerung ist zwar etwas drastisch, dennoch entscheidet sich Captain Janeway, das Signal nicht abzuschalten, sondern das Mahnmal sogar mit neuer Energie zu versorgen. Damit niemand ungewollt davon überrumpelt wird, hinterlässt sie aber zumindest eine Warnboje.
In der Star Trek-Galaxis könnten wohl noch mehr Mahnmäler aufgestellt werden, denn es wimmelt in ihr von aggressiven Spezies, die ihre Interessen mit roher Gewalt durchsetzen. Nicht alle erfüllen die typischen Merkmale des Faschismus, doch allen ist gemein, dass sie sich auf das Recht des Stärkeren berufen. So auch die Annari in der Voyager-Folge Nightingale, die eine Blockade gegen die Heimatwelt der Kraylor verhängt haben. Das erinnert ein wenig an die völkerrechtswidrige Blockade der USA gegen Kuba. Obgleich Imperialismus kein Synonym für Faschismus ist, ist der Faschismus umgekehrt immer imperialistisch.
Sind die Q Faschisten?
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die omnipotenten Wesen einer höheren Dimension. Als allwissende Alleskönner, die weniger entwickelten Völkern stets deren Fehler vorwerfen, sollten die Q doch eigentlich gesellschaftlich weiterentwickelt sein, oder? Mal abgesehen von der herablassenden Arroganz eines gewissen Q, der gerne seine Späße mit den Menschen und anderen Spezies treibt und diese vor Prüfungen stellt, gibt es jedoch ernste Anzeichen für einen totalitären Charakter des Q-Kontinuums.
Das extremste Beispiel ist der Umgang mit Aussteigern, die einen eigenen Weg gehen wollen. So sind die Eltern von Amanda Rogers, die noch gar nicht weiß, dass sie Eine echte Q ist, kurzerhand vom Kontinuum hingerichtet worden. Ihre Tochter wuchs danach unter Menschen auf. Q konfrontiert sie schließlich mit ihrer Natur und stellt sie vor die Wahl, sich dem Kontinuum anzuschließen oder für immer auf ihre Kräfte zu verzichten, da ihr sonst ebenfalls die Exekution droht. Sie hat natürlich nicht wirklich eine freie Wahl, denn Q sorgt mit einer drohenden Reaktorkatastrophe dafür, dass sie ihre Kräfte einsetzen muss, um Menschenleben zu retten.
Mit Meinungsfreiheit haben es die Q ebenfalls nicht so sehr. Als ein Q müde von seiner ewigen Existenz ist und eine Todessehnsucht entwickelt, wird er in einen Kometen gesperrt. Man hätte ihn natürlich töten können, doch da dies seinem Wunsch entsprochen hätte, hat sich das Kontinuum für die Verbannung entschieden. Auf der Voyager wird ihm schließlich Asyl gewährt und der allseits bekannte Q leistet heimlich Sterbehilfe. Damit löst er einen Bürgerkrieg im Kontinuum aus. Die „Q“-Krise endet erst mit der Zeugung eines neuen Q durch ihn und seine Q-Gefährtin.
Doch damit endet das Spiel noch lange nicht. In der zweiten Staffel von Picard stellt Q den ehemaligen Captain der Enterprise-D abermals vor eine Prüfung. Diesmal handelt es sich jedoch um ein komplett inszeniertes Szenario, für welches Q im frühen 21. Jahrhundert den Rechtsruck unterstützt, damit ein neues Terranisches Imperium entsteht. Es handelt sich bei dieser alternativen Zeitlinie zwar nicht um das bekannte Spiegeluniversum, aber die Parallelen zu diesem sind groß. Eigentlich ist das Imperium in der neuen Zeitlinie sogar noch schlimmer. Nicht einmal die Borg konnten ihm standhalten.
Die Wurzel des faschistischen Regimes ist ein weiterer Urahn von Datas Schöpfer Noonien Soong, der von Q beeinflusst wird. Dieses unfaire Vorgehen ist eigentlich untypisch für Q, denn er selbst fördert das, was er stets an der Menschheit kritisiert hat. Dabei hat Jean-Luc Picard bereits in allen früheren Tests bewiesen, dass die Menschheit sich gebessert hat. Zu der jüngsten Aktion passt schlussendlich auch nicht, dass Q sein Opfer nach bestandener Prüfung umarmt. Wenn er die Menschheit im Kern doch mag, warum hat er dann eine faschistische Zeitlinie voller Leid erschaffen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn! Und die Chance, den realen Rechtsruck sowie dessen Ursachen mit der Zeitreise in die heutige Gegenwart ernsthaft aufzuarbeiten, wurde ebenfalls vertan. Am erneuten Aufstieg des Faschismus ist nämlich kein omnipotentes Wesen schuld.
Fazit: Star Trek ist explizit antifaschistisch!
Star Trek befasst sich sehr intensiv mit dem Faschismus, wobei Deep Space Nine dank der Cardassianer am gründlichsten ist. Die meisten Einzelbeispiele gibt es hingegen im Delta-Quadranten. Der Faschismus wird zwar meist auf fremde Spezies projiziert, doch wird auch mehrfach explizit auf die irdischen Nazis eingegangen. Allen voran in Schablonen der Gewalt, womit schon die Classic-Serie kein Blatt vor den Mund genommen hat. Kein Wunder, kämpfte Serienschöpfer Gene Roddenberry ebenso wie einige der Hauptdarsteller im 2. Weltkrieg aktiv gegen den Faschismus. Wie sie wohl darüber denken würden, wenn sie sehen könnten, dass wir uns auf die Zeitlinie des Terranischen Imperiums zubewegen?
Eigentlich sollten wenigstens alle Trekkies gegen die faschistische Ideologie immunisiert sein und sich zum Antifaschismus, zur Demokratie und den Menschenrechten bekennen. Leider ist dem nicht so. Der aktuelle Rechtsruck macht leider nicht einmal vor dem Star Trek-Fandom halt. So trifft man in sozialen Netzwerken immer häufiger auf Menschen, die zwar mit Lt. Uhura und Captain Sisko aufgewachsen sind, aber dennoch gegen Menschen mit afrikanischen Wurzeln hetzen. Obwohl Star Trek ihnen humanistische Werte vermittelt hat, wettern sie gegen alles, was in ihrem Augen „woke“ ist, und werben in einigen Fällen sogar für eine rechtsextreme Partei. Sicherlich machen diese Individuen nicht die Mehrheit des Fandoms aus. Dennoch fragt man sich unweigerlich, was bei denen schiefgelaufen ist und ob sie die Serien überhaupt ansatzweise verstanden haben?
Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
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