Die Voyager-Besatzung empfängt eine Nachricht von Seska, die besagt, Maj Cullah sei wütend, weil Seskas Baby nicht von ihm, sondern von Chakotay sei.
Sie folgt Cullahs Schiff und findet dabei einen verletzten Kazon-Nistrim in einem Shuttle. Auf der Voyager berichtet er, Cullah habe Seska ermorden lassen und ihn als Seskas Gehilfen zum Sterben im beschädigten Shuttle zurückgelassen. Das Kind sei in einer Kolonie.
Der Kampf ums Dasein – Teil 1
Wenn sich das Delta-Quadrant-Karma meldet
Mit Der Kampf ums Dasein, Teil 1 zieht Voyager zum Staffelfinale alle Register. Richtig gelesen: Staffel 2 geht mit einem ordentlichen Paukenschlag zu Ende – und zwar mit allem, was ein gutes Finale braucht. Verrat, Baby-Drama, primitive Planeten, ein verrückt gewordener Suizid-Kult und ein Cliffhanger, der einem glatt den Kaffee aus der Hand fallen lässt.
Diese Folge ist das Trek-Äquivalent zu einem Drama mit literweise Popcorn. Und genau das ist auch gut so.
Seska schlägt zurück – mit Babybonus
Die Kazon sind zurück. Und diesmal machen sie ernst. Was als Routineverfolgung beginnt, wird zur Falle – und zur wohl fiesesten Retourkutsche, die Seska (Martha Hackett) bisher aus dem Ärmel gezogen hat. Nicht nur manipuliert sie Cullah (Anthony De Longis) weiter nach Strich und Faden – sie bringt Janeway (Kate Mulgrew) und Co. auch moralisch ins Schleudern, indem sie meldet, das Kind, das sie zur Welt gebracht hat, sei Chakotays (Robert Beltran) Sohn.
Plötzlich ist da nicht nur der politische Konflikt mit den Kazon, sondern auch eine persönliche Ebene, die den ersten Offizier ziemlich aus der Bahn wirft. Besonders spannend: Wie stoisch Chakotay reagiert. Oder besser gesagt: zu stoisch? Der Mann ist wie ein Vulkanier mit Stirn-Tattoo.
Mord, Meuterei und ein Typ, der sich in Brand steckt
Und dann ist da noch Lon Suder (Brad Dourif) – das wandelnde Unbehagen. Der ehemalige Mörder, inzwischen unter medizinischer Beobachtung, bekommt hier endlich wieder Screentime. Und was für eine. Seine innere Zerrissenheit zwischen Gewalt und Selbstdisziplin erinnert streckenweise an Gollum, aber mit Sternenflotten-Uniform. Brad Dourif liefert wieder ab – so intensiv, dass man fast vergisst, dass er eigentlich der „Gute“ im Maschinenraum ist.
Easter Egg: In einer Szene deutet Tuvok (Tim Russ) an, dass Suders Gedankentraining auf vulkanischer Logik basiert – eine schöne Brücke zur TOS-Folge „Die Stunde der Erkenntnis“, in der Spock ebenfalls jemanden ausbildet, seine Triebe zu kontrollieren.
Und dann – zack – wird es ernst: Seska gelingt es mithilfe der Kazon und eines Maulwurfs an Bord (der völlig unterschätzte Jonas) die Voyager zu übernehmen. Janeway, Tuvok und B’Elanna werden samt Crew auf einem primitiven Planeten abgesetzt. Ohne Technik. Ohne Waffen. Mitten in der Wildnis. Staffel 3 kann kommen.
Technik ade, zurück zur Steinzeit
Auf dem Planeten: Ein Tribal-Drama in Vorbereitung. Die Crew steht vor der Herausforderung, als Hochtechnologieteam plötzlich mit Feuer machen, Jagen und Überleben klarkommen zu müssen. Was an Der Planet der Affen oder Star Trek: Insurrection erinnert, wird hier zur dramaturgischen Vorbereitung auf Teil 2. Man merkt: Die nächste Staffel will evolutionär aus dem Hyperschlaf kommen – und das tut sie mit einem ordentlichen „Zurück-zum-Ursprung“-Moment.
Funfact: Regie führte Winrich Kolbe – und der hatte bereits bei mehreren TNG-Finalen (u.a. Best of Both Worlds) den richtigen Riecher fürs Spannungsaufdrehen. Auch hier zeigt er, wie man eine Crew ins Chaos schickt, ohne dass es gekünstelt wirkt.
Was wir daraus lernen: Macht ohne Moral bleibt Desaster
Im Kern dieser Folge steckt eine einfache Wahrheit: Wenn Technologie in die falschen Hände fällt – und Moral auf der Strecke bleibt – wird aus Fortschritt ganz schnell Rückschritt. Die Voyager-Crew wird für ihren Idealismus bestraft, für ihre Offenheit, für ihre Weigerung, sich der Machtlogik des Quadranten zu beugen. Es ist ein Kommentar auf politische Realitäten heute: Wer seine Werte nicht verteidigen kann, wird von jenen überrannt, die keine haben. Der Unterschied? Die Sternenflotte steht wieder auf – egal wie steinig der Weg ist.
Fazit
Der Kampf ums Dasein, Teil 1 ist ein würdiger Abschluss für eine holprige, aber interessante zweite Staffel. Mit Spannung, düsterem Ton und einem gemeinen Cliffhanger bereitet die Folge den Weg für eine deutlich reifere Staffel 3. Wer Voyager immer nur für nett und brav hielt, bekommt hier einen ordentlichen moralischen Roundhouse-Kick serviert. Man kann kaum erwarten, wie es weitergeht.
Infos zur Folge
Folgentitel: Der Kampf ums Dasein, Teil 1 (Originaltitel: Basics, Part I)
Drehbuch: Michael Piller
Regie: Winrich Kolbe
Showrunner: Jeri Taylor / Michael Piller
Folgenbezeichnung: Staffel 2, Episode 26 (deutsche Zählung), Episode 26 (US-Zählung)
Deutsche Erstausstrahlung: 28. Oktober 1997 (Sat.1)
US-Erstausstrahlung: 20. Mai 1996 (UPN)
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Spannendes, dramatisch aufgeladenes Staffelfinale
- Großartiger Aufbau mit emotionalen wie politischen Konflikten
- Brad Dourif als Lon Suder – schauspielerisch top
Negativ
- Die Kazon wirken immer noch wie Möchtegern-Klingonen
- Seska ist fast zu manipulativ – schon fast Comic-Bösewicht
- Die Crew wird fast schon zu schnell überwältigt
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