Nach langer Wartezeit geht die Serie weiter. Wo man als Zuschauer gleich zu Beginn vor ein Dilemma gestellt wird.
Unruhe
Im aktuellen Streamingzeitalter sind zwei Jahre die Standardwartezeit. Dadurch beginnt, dass viele Streamingserien so aufwendig von der Produktion her sind, wird man als Zuschauer gezwungen, sich zu gedulden. Häufig ist das kein Problem. Man weiß, dass das, was da noch kommen wird, wahrscheinlich wieder großartig wird. Doch gibt es auch Ausnahmen. Wie es bei The Witcher der Fall war.
Die Serie ist quasi sinnbildlich dafür, wie man mit dem Quellenmaterial nicht umgeht. Denn je mehr die Reihe sich fortentwickelte, desto loser wurde die Adaption. Stellenweise wurde von der Vorlage komplett abgewichen. Was nicht nur bei den Zuschauern für Unruhe sorgte, sondern ebenso bei einer anderen wichtigen Figur.
Henry Cavill, der lange Zeit die Titelrolle spielte, war ein großer Fan der Romane. Und tat alles, um diesen gerecht zu werden. Doch im Laufe der Zeit mehrten sich die Gerüchte, dass er mit dem Umgang mit der zugrunde liegenden Story unzufrieden war. Weshalb er mit der dritten Season eine folgenschwere Entscheidung traf. Mit deren Ende würde er die Reihe verlassen. Offiziell, um sich auf andere Projekte zu konzentrieren. Inoffiziell besagte die Gerüchteküche, dass der Frust über den Umgang mit der Vorlage am Ende einfach zu groß war.
Wie würde die Rolle interpretiert werden?
Und damit stand die Serie vor einer wenig beneidenswerten Situation. Sie wurde trotz allem von Henry Cavill getragen. Wer also wäre in der Lage oder gar mutig genug, in seine Fußstapfen zu treten? Die Wahl fiel schließlich auf Liam Hemsworth. Weshalb man auch darauf gespannt war, ob und wie er die Rolle interpretieren würde.
Es ist einige Zeit vergangen und Geralt (Liam Hemsworth) hat sich von seinen Verletzungen erholt. Gemeinsam mit Rittersporn (Joey Batey) und Milva (Meng’er Zhang) macht er sich auf den Weg nach Nilfgaard, wo er Ciri (Freya Allan) vermutet. Doch hat sich der Hexer verändert. Er ist grimmiger und grausamer geworden. Sehr zur Sorge seiner Begleiter.
Derweil ist Ciri ganz wo anders. Sie ist Teil einer Gruppe von einer Gaunerbande geworden, die sich die Ratten nennen. Dort beginnt sie eine Beziehung mit deren Mitglied Mistle (Juliette Alexandra). Und Yennefer (Anya Chalotra) versucht andere Zauberinnen aufzusuchen, was jedoch durch die Pläne von Vilgefortz nicht sonderlich einfach ist.
Anders und doch gleich
Was einen nicht umbringt, macht einen stärker ist der Auftakt zur vierten und vorletzten Season. Überwiegend ist der fünfte Roman der Geralt-Saga, Feuertaufe, Basis für diese Staffel. Wobei diese die Handlung stellenweise erneut sehr frei interpretiert.
Dabei liegt natürlich der Fokus der Zuschauer auf Liam Hemsworth. Der quasi Unmögliches vollbringen muss. Er muss die Figur des Geralt von Riva sein eigen machen, sie also eigenständig interpretieren. Ohne allerdings mit der Darstellungsweise Henry Cavills zu sehr zu brechen. Im Grunde genommen wird jede Geste, jede Mimik genaustens beobachtet und mit der seines Vorgängers verglichen. Es gibt komfortablere Aufgaben.
Das Gute ist, dass der Schauspieler überwiegend genau die richtige Balance findet. Sein Geralt ist vielleicht einen Ticken emotionaler, als der von Henry Cavill. Andererseits gibt es ebenfalls mehr als genügend Momente, wo man merkt, dass er sich bei der Darstellung an der Art und Weise seines Vorgängers orientiert hat.
Was für ein mieser Anfang
Doch das Schlechte ist, dass es eben immer noch ausreichend Momente gibt, wo man merkt, dass er eben nicht Henry Cavill ist. Dass seine Mimik im Vergleich zu lebhaft wirkt, dass er die aggressiv, coole Art des Vorgängers etwas zu übertrieben rüberbringt. Es ist auch keine simple Aufgabe, die Liam Hemsworth hier übernommen hat. Und man kann ihm nur wünschen, dass er im Laufe der Zeit in die Rolle einwächst.
Dabei macht es die Folge nicht eben einfach, mit ihr warm zu werden. Die ersten zehn Minuten sind äußerst behäbig. Im Prinzip wird hier eine Rückblende eingebaut, die nochmal kurz die wichtigsten Aspekte der vorherigen Staffeln zusammenfasst. Allerdings in Form eines alten Mannes, der Kindern etwas erzählt. Weshalb dementsprechend er entsprechend sehr unzuverlässig ist.
Und das wirft einen wiederholt aus dem Sehvergnügen raus. Nicht nur, dass man versucht, sich an Liam Hemsworth zu gewöhnen. Die teils sehr wilde Erzählweise macht es nicht besser.
Was für hölzerne Dialoge
Erst, als dieser Prolog vorbei ist, wird die Handlung etwas besser. Es kommt sogar so etwas wie Spannung auf. Die sich allerdings dann im Laufe der weiteren Episode wieder verflüchtigt.
Das liegt vor allem an den stellenweise sehr hölzernen Dialogen. Die größtenteils nur den Zweck haben, Exposition zu betreiben. Es werden Dinge erzählt, bei denen man das Gefühl hat, dass sie nur deswegen erzählt werden, weil man sich nicht sicher ist, ob der Zuschauer auch wirklich realisiert hat, was hier los ist. Weshalb das entsprechend vorsichtshalber mit dem Holzhammerdialog rübergebracht wird.
Was insofern schade ist, als dass die Episode eigentlich vielversprechend ist. Man sieht hier, wie sich um Geralt gegen seinen Willen eine Gruppe sammelt. Man sieht, wie Yennefer versucht, Gleichgesinnte gegen Vilgefortz zu finden. Man sieht, wie Ciri sich neu findet. Und man sieht, wie die diversen Antagonisten weiter ihre Pläne spinnen, wobei eine falsche Ciri eine große Rolle darin hat.
Wenn man sich selber ein Bein stellt
Wie gesagt, das ist alles vielversprechend. Weshalb es auch umso ärgerlicher ist, wenn man die Serie dabei ertappt, wie sich wiederholt selber ein Bein stellt. Das muss nicht sein, das Potential für gute Unterhaltung ist ja durchaus da.
Hoffentlich wird sich die Serie positiv weiterentwickeln und wieder zu sich finden.
Inhalt
Buch: Lauren Schmidt Hissrich
Regie: Sergio Mimica-Gezzan
Showrunner: Lauren Schmidt Hissrich
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