Der zweite Teil der „Titans“-Reihe präsentiert im Prinzip dasselbe, nur in anderen Gewändern.

Rache an Ares
Asia ist eine Überlebende. Sie war einst die Prinzessin des Königreichs Delphi, bis ihr Vater den Fehler beging und Sparta verriet. Mit Hilfe des Kriegsgottes Ares rächte sich jener Stadtstaat bitter. Es entweihte die heiligen Anlagen, tötete und versklavte die Bewohner, derweil für die Prinzessin und ihren Vater ein andres Schicksal vorgesehen war. Der Gott und seine engen Getreuen vergewaltigten sie über mehrere Tage hinweg, was ihr Papa alles mit ansehen musste, bis er verrückt geworden ist. Danach wurde er getötet und sie ebenfalls zum Sterben zurückgelassen.
Doch Asia ist nicht irgendeine Prinzessin. Sie liebt es, zu töten. Dies und ihr unbedingter Überlebenswille sorgen dafür, dass sie zu ihrem alten Lehrmeister zurückkehren kann. Und von dort aus eine Möglichkeit sucht, wie sie sich rächen kann. Diese findet sie schließlich in Form des Titanen Anathes.
Wenn man den ersten Band der Titans-Reihe, Iris gelesen hat, dann hat man schon eine ungefähre Ahnung, was einem in der zweiten Ausgabe erwartet. Auch in Asia steht eine starke Frauenfigur im Mittelpunkt, die sich an einem griechischen Gott rächt. Und dafür die Unterstützung eines Titanen erhält.
Wieder schnörkellos erzählt
Das Kreativteam dieser Ausgabe ist dieses Mal Gihef als Szenarist und Sébastien Grenier fürs Storyboard. Grenier (Arawn, Die Kathedrale des Abgrunds) ist außerdem gemeinsam mit J. L. Istin einer der Erfinder der Reihe. Die Zeichnungen stammen in diesem Fall von Gianluca Gugliotta.
Im Prinzip erzählt die zweite Ausgabe der Titans-Reihe ebenfalls eine schnörkellose Geschichte. Auch hier werden Nebenfiguren allerhöchstens angerissen und gibt es nur wenig Abschweifungen. Unterschiede gibt es höchstens bei den Hauptfiguren.
So wird Asia nicht bloß als eine einfache Prinzessin charakterisiert. Im Gegenteil: Von Kindheitsbeinen an wurde sie als Attentäterin, als Mörderin ausgebildet. Weil dies das einzige ist, was in ihr die Gefühle zur Wallung bringt. Ansonsten beobachtet sie das Geschehen emotional nüchtern und kalt.
Ein Tropus wird leider wieder verwendet
Dass sie eine toughe Frau ist, sieht man direkt zu Beginn des Albums. Als gezeigt wird, wie sie mit gebrochenen Fingern und am Rande der Ohnmacht sich durch ein Höhlensystem schleppt. Derweil sie sich schwört, nicht das Bewusstsein zu verlieren und sich an Ares zu rächen.
Eigentlich wären dies die perfekten Zutaten für eine Protagonistin, die einen fasziniert und nicht kalt lässt. Wenn da nicht die Tatsache wäre, dass ihre Geschichte, wie sie zur Rächerin wird, im Prinzip eine Ansammlung an Klischees ist. Denn selbstverständlich muss sie vergewaltigt werden, natürlich muss sie den Tod ihres Vaters miterleben und natürlich ist der Antagonist ein arrogantes Arschloch.
Vor allem das Vergewaltigungselement ist ein typischer Tropus, dass vor allem männliche Autoren gerne verwenden, um damit starke Frauenfiguren zu erschaffen. Im Grunde war ich davon ausgegangen, dass dies inzwischen aus der Mode gekommen ist. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein, wie dieses Album beweist.
Wenn einen die Protagonistin kalt lässt
Gleichzeitig hat man auch Schwierigkeiten, mit der Figur warm zu werden. Eben weil sie so emotional distanziert agiert, fällt es schwer, emotionale Verbindungen zu ihr zu knüpfen. Normalerweise würde dies daher nach einer Nebenfigur rufen, die zwischen dem Leser und der Hauptfigur eine emotionale Brücke schlägt. Doch die fehlt hier, eben weil die Story erneut so schnörkellos geworden ist.
Und so schön es auch wirkt, wenn man liest, wie die Figur einen Plan umsetzt, wo sie sich an allen rächt, die sie vergewaltigt und verprügelt haben, so sehr liest es sich nach Malen nach Zahlen. Es ist nichts neues, es ist alles schon irgendwie, irgendwo gehabt. Inklusive, dass man sieht, wie die Getreuen Ares angestachelt werden, sich teilweise gegenseitig umzubringen.
Schade ist auch, dass die Reihe ihr Grundkonzept mit dieser Ausgabe aufgibt. Denn ein Titan mit dem Namen Anathes und den Fähigkeiten, die er in dieser Geschichte besitzt, existiert in der griechischen Mythologie nicht. Er ist eine reine Erfindung des Kreativteams, was der Story etwas den Zahn zieht. Ein „reales“ Vorbild wäre besser und interessanter gewesen.
Solide Zeichnungen
Immerhin sind die Zeichnungen solide. Es gibt zwar hier und da ein paar Panels, wo die Gesichter gefühlt verrutschen. Aber das lässt sich verschmerzen.
Mit diesem Album hat sich die Reihe keinen Gefallen getan.
Info
Szenario: Gihef
Storyboard: Sébastien Grenier
Zeichnungen: Gianluca Gugliotta
Farbe: Arif Prianto
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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