In Total Recall trifft Arnold Schwarzenegger auf ein Drehbuch, basierend auf dem Werk des Schriftstellers Philip K. Dick.
Ein viel adaptierter SciFi-Autor
Es gibt nur wenige SciFi-Autoren, deren Werk einen ähnlichen direkten und indirekten Einfluss in der Filmindustrie hat, wie das von Philip K. Dick. Viele seiner Geschichten, wie Träumen Androiden von elektrischen Schafen? oder Minority Report wurden bereits erfolgreich adaptiert. Derweil Filme wie die Matrix sich eindeutig von ihm und seinen Ideen beeinflusst zeigen.
Wobei dies interessanterweise erst eine Entwicklung der relativ letzten Zeit ist. Denn auch, wenn Blade Runner (Die Adaption von Träumen Androiden von elektrischen Schafen?) bereits 1982 herauskam, sollte die nächste Verfilmung erst acht Jahre danach in die Kinos kommen. Die Rede ist von Total Recall, dem Film, der heute seinen 35. feiert. Grundlage für das Leinwandabenteuer sollte die Kurzgeschichte Erinnerungen en gros aus dem Jahr 1966 sein.
Dabei war die Idee einer Leinwandadaption dieser Story so neu nun auch wieder nicht. Im Gegenteil: Bereits 1974 gab es einen ersten Ansatz, als der Produzent Ronald Shusett die Filmrechte kaufte. Er hatte sie damals beim Ersterscheinen gelesen und Gefallen an ihr gefunden. Mit dem Rechten bewappnet heuerte er den Drehbuchautor Dan O’Bannon an, um daraus ein Skript zu basteln.
Jede Menge Produzenten, jede Menge Regisseur, nur kein Film
Doch das Vorhaben sollte schon bald auf ein Problem stoßen. Denn die Vorlage war, wie gesagt, nur eine Kurzgeschichte. Und dementsprechend hatte O’Bannon bereits bald alles Material ausgeschöpft, musste jedoch noch irgendwie einen zweiten und dritten Akt zu Stande kriegen. Weshalb er vorschlug, die Titelfigur zum Mars zu schicken. Es gab allerdings danach einige Meinungsverschiedenheiten über die Geschichte, die am Ende dazu führten, dass der Plan, die Story zu adaptieren fürs Erste aufs Eis gelegt wurde.
Schließlich wurde das Projekt 1982 an Dino De Laurentiis verkauft. Der hatte bereits seine Erfahrungen mit Filmadaptionen gemacht, da er ja damals erst zwei Jahre zuvor den Comicstrip Flash Gordon als Produzent in einen Film rübertransportierte. Der umtriebige Unternehmer schaute sich danach nach einem Regisseur um und wählte 1984 David Cronenberg aus. Der jedoch das Werk von Philip K. Dick nicht kannte, aber Gefallen am Skript fand. Trotzdem musste ja noch das Problem mit den Akten, vor allem dem Dritten, gelöst werden. Weshalb der Filmemacher das darauffolgende Jahr diverse Entwürfe verfasste, von denen es einige Elemente in den finalen Film schafften.
Doch sollte es schon bald zu Streitereien zwischen Cronenberg, Shusset und Laurentiis kommen. Wo es am Ende um die jeweilige Vision ging, was der Film werden soll. Auch das Casting bereitete Probleme. So wurde ursprünglich Richard Dreyfuss in der Hauptrolle gecastet, doch der verlangte erhebliche Änderungen am Drehbuch.
Auftritt: Schwarzenegger
Die Tatsache, dass die Dune (1984)-Verfilmung floppte, sorgte dann noch dafür, dass De Laurentiis alles versuchte, das Budget klein zu halten. Und gerade, als 1988 die Vorbereitungen für die Verfilmung endlich in die Gänge kamen, musste die die Firma des Produzenten Bankrott anmelden.
Doch damit war die Entstehungsgeschichte von Total Recall noch nicht vorbei. Denn Mitte der 1980er Jahre fand eine Version des Skripts ihren Weg in die Hände von Arnold Schwarzenegger. Der an der Geschichte Interesse fand. Und als DEG (De Laurentiis Entertainment Group) bankrott ging überzeugte er die Produktionsfirma Carolco Pictures, die Filmrechte zu kaufen. Als dies geschehen war, involvierte er sich erheblich in die Produktion. Er übersah den Kulissenbau, hielt ein Auge auf die Überarbeitungen des Drehbuchs und war derjenige, der den Regisseur Paul Verhoeven persönlich auswählte. Er hatte zuvor Robocop gesehen und war von dem Film begeistert.
Das Skript, das zu dieser Zeit 30 verschiedene Versionen durchlaufen hatte, wurde dann noch einmal von Verhoevens Bekannten Gary Goldman überarbeitet. Als Schwarzenegger es durchlas, fand er das Ende des Films lahm, da es seiner Meinung nach an Emotionen mangelte. Was allerdings von Verhoeven so vorgesehen war, da er sich lieber auf die intellektuellen Elemente konzentrieren wollte, anstatt den Actionanteil. Zum Glück wurde von Goldman überzeugt, das Ende noch mal zu überarbeiten. Und so konnte Total Recall Ende der 1980er Jahre endgültig in die Produktion gehen.
Die Wahrheit liegt auf dem Mars
Klar war natürlich, dass Arnold Schwarzenegger die Rolle des Bauarbeiters Douglas Quaid spielen sollte. Doch auch der restliche Cast konnte überzeugen. Sharon Stone (Basic Instinct) wurde als Quaids Ehefrau Lori gecastet, derweil der immer zuverlässige Michael Ironside (Scanners) als Richter, die gnadenlose rechte Hand des Mars Gouvernours Vilos Cohaagen, überzeugen konnte. Jener wurde von Ronny Cox (RoboCop) dargestellt. Rachel Ticotin als die marsianische Freiheitskämpferin Melina rundete die Riege der Hauptdarsteller ab.
Der Bauarbeiter Douglas Quad hat immer wiederkehrende Träume, in denen er mit einer fremden Frau auf dem Mars ist. Neugierig geworden, beschließt er, bei der Firma Rekall sich falsche Erinnerungen zu holen. Doch etwas läuft schief, denn noch ehe die Implementierung abgeschlossen ist, dreht er durch, weil er meint ein Geheimagent zu sein. Das Unternehmen wirft ihn raus und verwischt alle Spuren.
Doch kaum ist er frei, wird er auf ein Mal von seinen Kollegen angegriffen. Auf einmal übernehmen seine Instinkte und er tötet sie alle. Als er wieder zu Hause ist, wird er auf ein Mal auch von seiner Ehefrau attackiert, die er zum Glück ausschalten kann, ohne sie zu töten. Panisch sucht er nach einem Ausweg und der könnte ausgerechnet auf dem Mars liegen.
Kein Wunder, dass sich Schwarzenegger so sehr involvierte
Total Recall fiel in eine interessante Phase der Schauspielkarriere Arnold Schwarzeneggers. Zu jener Zeit war er zwar schon sein Star, einer der besten Actionschauspieler der damaligen Jahre. Doch er war noch nicht ganz der Superstar, zu dem ihn Terminator 2 machen sollte.
Vermutlich deshalb hängte er sich so sehr in die Produktion von Total Recall rein. Weil er den Film als weiteren Meilenstein zum Erfolg sah, zu dem Megastarstatus, den er sicherlich die ganze Zeit anstrebte. Insofern war das ein gewagtes Unterfangen, denn ein Flop hätte seinen Ruf als Kassenmagnet ernsthafte Schäden zugefügt.
Das Ergebnis war jedoch seinen Erwartungen entsprechend. Bei einem Budget von 48 bis 80 Millionen US Dollar spielte der Film insgesamt 261,40 Millionen US Dollar ein. Ein Erfolg, wenn auch vielleicht nicht der Riesenerfolg, auf den Schwarzenegger gehofft hatte.
Ein typischer Verhoeven-Film
Doch heutzutage genießt Total Recall einen guten Ruf. Es gilt als einer der besten SciFi-Filme der damaligen Zeit. Und es ein durchaus gut gealterter Film, mit einigen sehr interessanten Special Effects.
Dabei ist dies ein typischer Paul Verhoeven-Film jener Zeit. Er ist brutal und er ist blutig, teilweise sogar auch ekelerregend. Hier zeigt sich, welche Güte die Special Effects haben. Wenn man sieht, wie einer Person, die in der dünnen Mars-Atmosphäre das Gesicht aufquillt und die Augen fast aus dem Kopf springen, dann hat das schon etwas. Oder wenn man später sieht, wie ein Schurke des Films beide Arme förmlich abgehakt werden. Oder einige der Mutationen in diesem Film. Dabei passt diese Gewaltdarstellung, weil auf diese Weise besonders deutlich gemacht wird, wie sehr das friedliche Leben von Douglas Quaid vorbei ist.
Gleichzeitig hat die Story auch immer wieder überraschende Plottwists. Wiederholt kommt es zu Wendungen, die man so nicht hat kommen sehen. Vor allem die Enthüllung am Ende, was die wahre Identität von Douglas Quaid ist, zieht einem beim ersten Mal Schauen förmlich den Boden unter den Füßen weg.
Wenn der Hauptdarsteller limitiert ist
Dabei machen auch die Schauspieler überwiegend eine gute Arbeit. Michael Ironside spielt routiniert den gnadenlosen Richter, der manchmal zu sehr daran interessiert ist, Quaid zu töten. Ronny Coxs Vilos Cohaagen wird als ein merkwürdiger Tyrann dargestellt, dessen Interesse am Überleben Quaids lange Zeit viele Fragezeichen aufwirft und mit dafür sorgt, dass man den Film weiterguckt. Und Sharon Stone? Als Lori wird schon ein wenig ihr späterer Status als Sexsymbol vorweggenommen, nur dass sie hier dann im Laufe des Kinofilms noch eine andere Seite ihres Charakters zeigen kann. Sie kann dabei rundherum überzeugen. Rachel Ticotins Melina schafft es da nicht ganz, ähnlich zu überzeugen. Die Figur wird wunderbar dargestellt und hat auch eine packende Story. Aber am Ende fehlt das gewisse Etwas, die nötigen Ecken und Kanten, um sie endgültig hervorzuheben. Wobei sie sich trotzdem gut behaupten kann.
Wenn der Film ein Problem hat, dann ist es Arnold Schwarzenegger. Wenn es um die Action geht, dann kann ist der Darsteller in seinem Element. Lässig haut er die Onliner raus, während er den einen oder anderen Feind auf verschiedenste Art und Weise tötet. Doch wenn es um die Nuancen geht, das zwischenmenschliche oder gar kleine Emotionen, da versagt er. Er bemüht sich nach Leibeskräften, doch gerade in diesem Momenten merkt man, dass er hier ein eher limitierter Schauspieler ist. Er versucht das mit wilden Grimassen zu überspielen, aber dadurch wirkt es noch auffälliger.
Die Geschichte von Total Recall ist über weite Teile spannend inszeniert. Doch beim Finale geht ihm die Luft aus. Hier merkt man dann doch deutlich, mit welchen Hängen und Würgen die Vorlage entsprechend hingebogen wurde. Denn die eigentliche Story bot ja ursprünglich nur Material für den ersten Akt. Ebenso hätte man sich ein wenig mehr Fokus auf die Frage gewünscht, was jetzt real ist oder was Erinnerung. Das Ende des Films versucht diese Frage zu stellen, wirkt jedoch angesichts der Tatsache, dass der Fokus überwiegend „nur“ auf der Action lag, nicht sonderlich überzeugend.
Am Ende mag Total Recall seine Fehler haben. Doch hat der Film sich nicht umsonst ins kulturelle Gedächtnis der Menschheit gespielt. Viele seiner Szenen sind legendär und teilweise auch schon fast Memes geworden. Insofern wird er seinem Ruf gerecht.
Info
Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: Ronald Shusett, Dan O’Bannon, Gary Goldman
Story: Ronald Shusett, Dan O’Bannon, Jon Povill
Produzent: Buzz Feitshans, Ronald Shusett
Hauptdarsteller: Arnold Schwarzenegger, Rachel Ticotin, Sharon Stone, Michael Ironside, Ronny Cox
Kamera: Jost Vacano
Schnitt: Frank J. Urioste
Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
Warpskala
Warpskala- Peacemaker – 01 – Verrückte neue Welt - 2. Juni 2025
- Haunter of Dreams (Claudya Schmidt) - 2. Juni 2025
- Total Recall (1990) - 1. Juni 2025