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David Cronenberg ist vor allem als Horrorregisseur bekannt.

Viele Einflüsse prägen den künftigen Regisseur

Es war in der Discovery-Episode Die Bewährungsprobe, als David Cronenberg seinen Erstauftritt als Kovich in dieser Serie hatte. Es dürften sicherlich nicht wenige Zuschauer gewesen sein, die bei seinem Auftritt zunächst irritiert waren, denn er war zwar auch ein Schauspieler, aber hauptsächlich kannte man ihn als Regisseur vor allem von Horrorfilmen.

David Cronenberg kam am 15. März 1943 in Toronto, Kanada, zur Welt. Er wuchs in einer mittelständischen, progressiven, jüdischen Familie auf, umgeben von jeder Menge Bücher. Es war sein Vater, der ihn das erste Mal mit dem Medium Film in Verbindung brachte und auch die Liebe dazu in ihm erweckte. Allerdings interessierte sich der Sohn weniger für die Kunstfilme, als vielmehr für die Western und Piratenfilme.

Der spätere Regisseur war ein begeisterter Leser, der unter anderem Science-Fiction-Magazine wie Astounding aber auch Comics wie Superman oder den DC Captain Marvel, der heutzutage eher unter dem Namen Shazam bekannt ist, las. Umso erstaunlicher seine Kritik an den heute so populären Superheldenverfilmungen, dass sie künstlerisch limitiert seien. Was seine spätere Karriere beeinflusste, waren Filme wie Krieg der Welten oder Alphaville, aber ebenso auch andere Kinofilme, wie beispielsweise Bambi. Dort hatte ihn der Tod von Bambis Mutter maßgeblich beeindruckt.

Erste Schritte

Bereits von Kindheitsbeinen an war David Cronenberg ein passionierter Autor, vor allem im Science-Fiction-Genre. Er ging auf das Harbord Collegiate Institute und das North Toronto Collegiate Institute. Dank seines enormen Interesses für Wissenschaft nahm er 1963 am Honour-Science-Programm der University of Toronto Teil, wechselte allerdings gegen Ende seines ersten Studienjahres das Fach und stieg auf English Literature and Language um.

Es war sein Klassenkamerad David Specter, der in ihm das Bedürfnis erweckte, einen Film zu drehen. Er lieh sich Filmkameras aus, lernte die Kunst des Filmemachens und drehte zwei 16-mm-Kurzfilme. Transfer, der 1966 herauskam, war sein Erstlingswerk. Im Prinzip war er hier für alles verantwortlich: von der Tonbearbeitung, über den Filmschnitt, die Kameraarbeit, das Drehbuch bis hin natürlich zur Regie. 1970 galt dasselbe für die SiFi-Komödie Crimes of the Future, einen seiner ersten längeren Filme. Zwei Jahre später drehte er mit dem kanadischen Fernsehfilm Don Valley das letzte Werk, wo er noch als Editor tätig war.

Ab dem Ende der 1970er Jahre begann David Cronenbergs Karriere als Regisseur und Filmemacher. Zunächst trat er 1975 das erste Mal als Schauspieler auf, als er eine kleine Rolle in Parasiten-Mörder inne hatte. Er schrieb das Drehbuch zu seinem Film Die Brut, der 1979 in die Kinos kam. Doch seinen endgültigen Durchbruch konnte er 1981 mit Scanners – Ihre Gedanken töten feiern. Unvergessen die Szene, wo im Film der Kopf eines Charakters durch Gedanken zum Explodieren gebracht wird. Videodrome, wo er 1983 mit James Woods und Debbie Harry zusammenarbeiten konnte, vergrößerte seinen Ruhm noch mehr.

David Cronenberg

Der Mann für die Kultfilme

1985 trat er das erste Mal in einem Film auf, wo er nicht in der einen oder anderen Art und Weise hinter der Kamera involviert war. In Kopfüber in die Nacht hatte er eine kleine Rolle als Group Supervisor und hatte so die Gelegenheit, mit Jeff Goldblum zusammenzuarbeiten. Das sollte ein Jahr später erneut geschehen, als er das Remake des Horrorfilmklassikers Die Fliege drehte. Es sollte der erste Höhepunkt seiner Karriere sein.

1991 wurde eine Fortsetzung zu Scanners gedreht, jedoch ohne seine direkte Beteiligung. Dafür adaptierte er William S. Burroughs Naked Lunch für die große Leinwand. Hier arbeitete er mit Peter Weller zusammen. Das Ergebnis wurde zwar von den Kritikern hochgelobt, floppte allerdings an den Kinokassen. Doch wie bei so vielen anderen Werken, so wurde auch dieses im Laufe der Jahre zu einem Kultfilm, der noch dazu jede Menge Preise einheimste. Der Regisseur selbst war für den Goldenen Bären auf der Berlinale 1992 nominiert und gewann unter anderem den Genie Award in der Kategorie „Best Achievement in Direction“.

1996 wagte sich David Cronenberg in ein anderes Genre. Er drehte den psychologischen Thriller Crash, der aufgrund seiner Handlung für Kontroversen sorgte, auch bei den Kritikern. Dennoch erhielt er unter anderem in Cannes den Spezial-Preis der Jury und war für die Goldene Palme nominiert worden. In demselben Jahr spielte er in dem Drama Henry und Verlin in einer größeren Rolle mit. Dies war übrigens eines jener Werke, in denen er wirklich nur als Darsteller auftrat und nicht irgendwie noch hinter der Kamera tätig war. Auch in dem Horrorfilm Jason X (2001) war dies der Fall.

Der Weg vor die Kamera

2005 drehte er gemeinsam mit Viggo Mortensen A History of Violence. Eine der wenigen Gelegenheiten, wo er nicht auch noch zusätzlich als Drehbuchautor oder Produzent tätig war. Zwei Jahre später geschah dasselbe nochmal, dieses Mal beim Film Tödliche Versprechen – Eastern Promises, wo außerdem noch Armin Mueller-Stahl einer der Hauptdarsteller war.

Es wurde langsam ruhig um David Cronenberg. Er hatte schon lange keine Horrorfilme mehr gedreht und führte 2014 auch für eine lange Zeit das letzte Mal Regie. Denn er drehte mit Consumed den Trailer zu dem gleichnamigen Roman, der in diesem Jahr herauskam. Er wurde mehr und mehr zum Schauspieler, wie beispielsweise 2017 in der Miniserie Alias Grace. Außergewöhnlich war sicherlich sein Auftauchen 2020 in Star Trek – Discovery, weil es seine erste größere wiederkehrende Rolle in einer großen Serie war. Doch er konnte seitdem als der stets nüchtern auftretende Kovich begeistern. Und 2021 drehte er erneut einen Film, dieses Mal allerdings „nur“ einen Kurzfilm mit dem Namen The Death of David Cronenberg. Außerdem ist ein Remake von Crimes of the Future in Arbeit, wo er wieder mit Viggo Mortensen zusammenarbeiten wird.

David Cronenberg war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe war mit Margaret Hindson von 1972 bis 1979. Sie hatten eine Tochter, Cassandra Cronenberg. Seine zweite Ehe war mit der Filmeditor Carolyn Zeifman, von 1979 bis 2017, dem Jahr, in dem sie starb. Sie hatten zwei Kinder, Caitlin und Brandon Cronenberg, die beide ihrem Vater ins Filmgeschäft folgten. Er selbst bezeichnet sich als einen Atheisten, auch wenn er in einem sekulärjüdischen Haushalt aufwuchs.

Er wird in vielen „Bester Regisseur“-Listen aufgeführt. Seit 2002 ist er Mitglied des Ordens von Kanada.

David Cronenberg im Web

Götz Piesbergen

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