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Wikinger im Weltraum? Wie man sich das vorstellen kann, stellen 20 Autoren in „Vikings of the Galaxy“ auf unterhaltsame Art und Weise vor.

Vikings of the GalaxyZu Beginn

Die Herausgeber Cara D. Strange und Thomas Heidemann versammeln hier 20 unterhaltsame Kurzgeschichten in einem Band. Nach dessen Lektüre kommt einem die Vorstellung von Wikingern im Weltraum gar nicht mehr so seltsam vor.

Nordmänner, welche bereits zu ihrer Zeit kühn in Gegenden vorgestoßen sind, wo noch kein Wikinger zuvor gewesen ist. Das kommt bekannt vor. Heidemann sagt im gemeinsamen Vorwort, dass Wikinger geborene Weltraumpioniere hätten sein können. Einzig und allein die notwendige Technik fehlte ihnen.

Mit diesem Gedanken schwang ich mich an Bord, bereit mit den „Vikings of the Galaxy“ auf große Weltraumfahrt zu gehen.

Wie kommt ein Wikinger ins All?

Gleich in der ersten Geschichte erfährt der Leser von Autorin Alexandra Baginski, dass das schneller passieren kann, als gedacht. Eine missglückte Plünderung und ein resolutes weibliches Oberhaupt sorgen dafür, dass ein Grüppchen Wikinger per Katapult buchstäblich zum Mond geschossen wird. Bereits hier fallen Anspielungen auf bekannte Sci-Fi-Serien und –bücher. Allein der Umstand, dass Wikinger Kalle ein Handtuch mit sich führt, welches bekanntlich ein unverzichtbares Utensil ist, ließ mich schmunzeln.

Auf alle Geschichten einzugehen, würde den Platz hier arg strapazieren. Daher werde ich mich auf zwei beschränken und stelle die meiner Meinung nach beste und am wenigsten gelungene Geschichte vor.

Mein Top: „Ziege voraus“ von Kornelia Schmid

Zu viel Met ist der Grund, weswegen die Kommandantin eines Langschiffes sich auf ein Wettrennen mit zwei zwielichtigen Aliens einlässt. Um dieses zu gewinnen, braucht es einen besonders schnellen Antrieb. Schließlich steht das Schiff als Wetteinsatz auf dem Spiel. Was wäre da besser geeignet als eine… Ziege. Warum eine Ziege? Thors Wagen wurde von Böcken gezogen, heißt es. Allerdings ist diese Geschichte hier amüsant abgewandelt. Sobald Thor eine Zeitreise machen will, muss er die Böcke schlachten. Nähere Beschreibungen möchte ich hier auslassen. Schließlich will ich euch nicht alles verraten. Nur so viel: Das Ganze geht nur rückwärts.

Diese Geschichte spielt wunderbar mit der Götter- und Sagenwelt der Wikinger. Odins Raben werden zu gewaltigen Weltraumvögeln, welche eine nicht unerhebliche Gefahr für die Langschiffe darstellen. Planeten tragen Namen wie „Fafnir“.
Darüber hinaus sorgt ein weibliches Besatzungsmitglied regelmäßig dafür, dass die Geschlechtsbezeichnungen korrekt benutzt werden. Obendrein befindet sich eine Seherin an Bord, welche zwar hektisch mit ihrem WLAN-Stab hantiert, das meiste jedoch „… nicht kommen sehen hat“.

Das Ganze ergibt eine rasante Fahrt, gespickt mit allerlei Klischees und bekannten Begriffen aus der Wikingerwelt. Der Humor ist zwar ein wenig flach, aber er brachte mich zum Lachen. Mäh!

Mein Flop: „Klare Kategorisierung“ von Lea Baumgart

Der Grundgedanke, eine Gruppe intergalaktischer Wikinger einer Zollprüfung zu unterziehen, ist prinzipiell eine amüsante Idee.

Der bunte Haufen, bestehend aus Angehörigen der unterschiedlichsten Völker, muss einem unsicheren Zollbeamten Rede und Antwort über Fracht, Tun und Weiteres stehen. Dabei ist der Name des Beamten regelrecht Programm. Was wäre hier passender als In Spek Tor? Seine Herkunft von einem Planeten, welcher ein Aktenzeichen statt eines Namens trägt, lässt ihm gar keine andere Wahl als im Öffentlichen Dienst Karriere zu machen.

Leider nimmt die Geschichte nicht so recht an Fahrt auf. Wenngleich auch ruhigere Erzählungen durchaus eine schöne Abwechslung darstellen können, ist diese hier eher nüchtern geraten. Das wiederum passt zum sehr bürokratischen Thema. Ob dies Zufall oder Absicht war, lässt sich nicht erkennen. Der nüchterne Ton jedoch sorgt dafür, dass ich die Geschichte zwar gelesen, jedoch anschließend quasi ad acta verfügt habe.

Wikinger im All

Insgesamt hat mir diese Anthologie gut gefallen. Sie eignet sich wunderbar für ruhige Abende mit Tee, Keksen und Decke. Allerdings sollte man mit Essen und Trinken vorsichtig sein, denn es kommt zu spontanen Lachsalven. Die Gefahr besteht, sich dabei am heißen Tee zu verbrühen oder an einem Krümel zu verschlucken. Also gebt Acht beim Lesen, allein schon des Endgerätes wegen.

„Wikinger und selbstverständlich Wikingerinnen“ (wie Valgerda in STORY unter Schnauben erwähnt) ins All zu verfrachten, ist definitiv einfallsreich. Dabei darf man keinen historischen Bezug zu den echten Nordmännern- und Frauen erwarten. Beispielsweise zielt der Begriff „Ragnarök“ zwar noch auf seine eigentliche Bedeutung ab, wird jedoch als liebevoller Spitzname für eine Schusswaffe benutzt. Hugin und Munin tauchen in Form von riesigen Weltraumraben auf. Dazu spielen die Kurzgeschichten mit den Klischees über die Wikinger: Met, Bärte und Helme, Trinkhörner und noch mehr Met.

„Vikings of the Galaxy“ ist das Ergebnis einer literarischen Ausschreibung in 2018. Es müssen zig Einsendungen gewesen sein. 20 davon wurden hier versammelt. Neben den bereits erwähnten Autoren, sind noch folgende mit dabei. Alexandra Baginski, Robert von Cube, Johannes Gebhardt, Geli Grimm, Thomas Heidemann, Louise Hoffmann, Laurence Forn, Günther Kienle und David Knospe. Weiterhin Tanja Kummer und Marc Hamacher, Veronika Lackerbauer, Stefan Lammers, Robin Li, Dirk Mühlinghaus, Martina Schiller-Rall, Nele Sickel, Susanne Willeke und Verena Wisner.

Ich habe „Vikings of the Galaxy“ als eBook gelesen. Es ist jedoch auch als Taschenbuch erhältlich.

Insgesamt darf man alles nicht zu ernst nehmen. Dann hat man gewissermaßen eine kurzweilige Lektüre für jeden, der auch mal Fünfe gerade sein lassen kann.

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Kirsten P.

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