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Wenn der zweite Teil von der Lumera Expedition-Trilogie schon War heißt, dann darf man sich anscheinend auch wirklich auf Krieg einstellen.

Lumera Expedition War
© Olivia Pro Design

Leben und Überleben

Im Jahr 2385 konnten sich die ersten Kolonisten auf Lumera etablieren. Die Welt ist zwar mitunter feindlich, doch das Überleben ist sicher. Deshalb übergibt General James Lenoir ordnungsgemäß die Macht an die Übergangsregierung unter der Führung von Dr. Elias Fox. Auch wenn dieser kein großes Interesse daran hat, die Fehler der menschlichen Vergangenheit zu vermeiden, sondern stattdessen plant, gleich ganze einheimische Spezies auszurotten, weil sie gefährlich werden könnten.

Derweil leben Peter und seine mit ihm geflüchteten Kameraden bei den Kidj’Dan, den eigentlichen intelligenten Bewohnern von Lumera. Auch wenn sie ihre Sorgen und Nöte haben, gestaltet sich das Leben unter den Umständen angenehm. Bis sie auf ein großes Geheimnis stoßen, das viele Fragen aufwirft.

Doch dann werden die Kidj’Dan entdeckt und es kommt zum Krieg, der sich schnell zu einem Bürgerkrieg zwischen den Kolonisten entwickelt. Denn es gibt Menschen, die mit Elias Fox unzufrieden sind und die Einheimischen in diesem Konflikt unterstützen. Dazu zählen auch die Flüchtlinge.

Zwischenmenschlich knarzt es

Im Jahr 2191 kämpft Fay gemeinsam mit ihrem Mann Tony um das Leben ihrer Tochter Miranda, die an Krebs erkrankt ist. Die einzige Möglichkeit, sie zu heilen, besteht darin, einen Arzt aufzusuchen, der allerdings weit entfernt wohnt. Doch der Weg dorthin ist schwierig und gefährlich, da die staatliche Ordnung inzwischen komplett zusammengebrochen ist.

Der Titel des zweiten Bandes von Lumera Expedition verrät einem schon, worum es in diesem Roman geht: War, also Krieg. Autorin Jona Sheffield hat den Begriff nicht umsonst gewählt. Dabei macht sie deutlich, dass ein solcher Konflikt quasi unabdingbar ist, wenn es die eine Seite so will und über die entsprechenden Möglichkeiten verfügt, ihren Willen durchzusetzen.

Doch bis der Konflikt ausbricht, lässt sich die Autorin Zeit, um vor allem die Lage der Flüchtlinge darzustellen. Diese ist alles andere als beneidenswert. Zwar geht es ihnen körperlich gut, zwischenmenschlich knarzt es allerdings an einigen Stellen. Ethan ist drogenabhängig geworden und kaut deshalb ständig ein rauscherregendes Gras. Julia hingegen, die bislang mit ihm zusammen war, hat sich mental bereits von ihm getrennt und fühlt sich jemand anderem aus der Gruppe zugezogen.

Wozu ist Krieg gut?

Jona Sheffield lässt sich Zeit, um den titelgebenden War vorzubereiten. Wiederholt springt sie von Protagonist zu Protagonist, um den Plot voranzutreiben. Dadurch gelingt es ihr, ihre Handlungsträger ausführlich zu charakterisieren. Dass dann am Ende der Krieg ausbricht, liegt dabei weniger an deren Handlungen als vielmehr an dem Plan von Steven Fox.

Der Krieg an sich wird großartig dargestellt. Die Autorin glorifiziert ihn nicht, sie zeigt bewusst, dass dieser Konflikt schmutzig ist. Leute leiden darunter und sie scheut nicht davor zurück, lieb gewonnene Figuren zu opfern, um zu beweisen, dass eine solche Auseinandersetzung viele Tote als bittere Konsequenz bedingt.

Sehr schön ist auch, dass die Autorin dieses Mal die besondere Fähigkeit von Peter, seine Gestalt zu verändern und dadurch die Fähigkeiten und das Wissen einer anderen Person zu erhalten, behutsam und spärlich einsetzt. Dadurch verkommt die Figur nicht, wie noch im letzten Roman, zu einem Übermenschen. Stattdessen wird er wie ein normaler Charakter dargestellt, mit seinen eigenen Sorgen und Nöten. Interessanterweise bleibt er in War nicht der Einzige mit besonderen Kräften. Joana Sheffield gibt im Laufe des Romans zwei weiteren Figuren spezielle Fähigkeiten, was sich zum Glück nicht sonderlich auf die Handlung auswirkt. Dadurch vermeidet sie denselben Fehler, den sie in Survive gemacht hat.

“Nur” böse

Doch zurück zu Elias Fox. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, dass die Autorin sich bemüht, ihn als glaubwürdigen Gegenspieler aufzubauen. Stattdessen lernt man einen klischeehaften Antagonisten kennen, dessen wahre Beweggründe im Ungewissen bleiben. Er ist im Prinzip „nur“ böse, was deutlich zu wenig ist.

Gleichzeitig stellt sich bei seinem Vorgehen die Frage, wieso er einfach so agieren kann. Gibt es, abgesehen vom Militär, keine Opposition? Ist er ein Alleinherrscher? Das würde dem ersten Kapitel widersprechen, wo General Lenoir die Macht nicht nur Elias Fox übergab, sondern damit ebenso ein Übergangsparlament ermächtigte. Wovon allerdings im Laufe von War nichts zu merken ist. Sie werden nur einmal kurz zu Beginn des Romans erwähnt und tauchen danach nicht wieder auf.

Auch irritieren die Kapitel, die auf der Erde spielen. Es ist zwar einerseits nett zu wissen, was auf dem Planeten passiert ist, seitdem die Kolonisten aufgebrochen sind. Aber andererseits macht Jona Sheffield zu wenig daraus. Man erhält nur hier und da ein paar Informationsbrocken. Doch anders als im Vorgängerroman Survive erfährt man die Auswirkungen der Klimaveränderungen nicht direkt an den Protagonisten. Wie auch allgemein das Wetter anscheinend besser geworden ist, da von den extremen Temperaturen keine Rede mehr ist.

War ist am Ende Durchschnitt. Im Vergleich zum letzten Teil der Reihe ist dieser Roman weder signifikant schlechter, aber auch nicht besser.

Bewertung 8/15

Autor: Jona Sheffield
Titel: Lumera Expedition: War
Erschienen: 03/2020
Einband: eBook
Seiten: 374
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen

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