Am Ende von Kalter Tomatensaft stellt sich heraus, dass jegliche Hoffnung, die die Serie erweckt hatte, trügerisch war.
Vorwissen schützt nicht vor emotionaler Teilnahme
Seit einiger Zeit sind Juan (Ricardo Darín), Tano (César Troncoso) und ihre Freunde und Familien jetzt schon auf dem Campo Majore. Dort werden sie von den Soldaten gedrillt und versuchen dabei gleichzeitig, ein normales Leben zu haben. Doch die Umstände sind nicht normal, das ist klar.
Und dann plant das Militär eine gefährliche Aktion, bei der Tano eine wichtige Rolle spielt. Sie wollen mit einem Zug die von den Käfern erschaffene Barriere durchfahren, um anschließend auf dem höchsten Punkt der Stadt einen Funkspruch abzusetzen. Das ist natürlich ein gefährliches Manöver, doch nach einigem Hin und Her schließen sich Juan, Tano und ihre Freunde dem Unternehmen an. Und müssen danach feststellen, dass die Angreifer, die Außerirdischen, mehr Einfluss haben, als gedacht.
Ich war ja eigentlich vorbereitet. Ich wusste ja durch das Lesen der Vorlage, dass die Geschichte von Eternauta ein emotionales Auf und Ab war. Wo es kurze Hoffnungsschimmer gab, gefolgt von langen emotional düsteren Perioden. Doch das Vorwissen hat mich nicht davor geschützt, bei den Credits von Kalter Tomatensaft erst mal kräftig durchzuatmen. Weil mich das Geschehen dann doch mehr mitgenommen hat, als ich es vermutet hätte.
Wenn dann doch Druck ausgeübt wird
Dabei ist dies mit 68 Minuten die längste Episode der Season. Und die Serie nimmt sich die Zeit, um die Ereignisse am Ende vorzubereiten. Ausführlich wird das Leben auf dem Campo Majore gezeigt, wie die Leute da leben. Aber ebenso, wie das Militär das Geschehen kontrolliert. Ständig werden über die Lautsprecher Ansagen durchgegeben, wonach Freiwillige gesucht werden. Die normalen Menschen werden im Schießen ausgebildet und die obersten Offiziere erwarten im Prinzip, dass man ihren Vorschlägen zustimmt.
Was Tano dann doch nicht tut. Erst nach und nach wird über zivile Leute Druck ausgeübt. Nicht viel. Aber doch wahrnehmbar. Ehe schließlich die Truppe um die beiden zustimmt und mitmacht. Es wird zwar ständig ans Vaterland appelliert und es auch hochgelobt. Es fühlt sich allerdings wie eine hohle Phrase an, vor allem, wenn man sieht, wie die Offiziere vorgehen.
Denn wiederholt kommt es vor, dass die Offiziere die Gruppe aufteilen. Dass sie auf einmal sagen, dass dieser oder jener mitkommen soll, ohne genau zu erklären, was sie jetzt vorhaben. Das macht dann schon misstrauisch. Im Prinzip wird hier angedeutet, dass vermutlich einige dieser Militärpersonen Dreck am Stecken haben.
Unheimlich
Doch was wirklich geschieht, damit hat man dann am Ende nicht gerechnet. Hier wird die Atmosphäre von Kalter Tomatensaft wieder so gruselig, wie es zu Beginn der Serie war. Als nämlich auf ein Mal Zivilisten auftauchen, deren Verschwinden vorher bemerkt worden ist. Nur, dass sie nicht einfach so auftauchen. Sondern sie nichts sagen, sich nicht rühren. Sie wirken wie ein Mob, der auf ein Signal wartet, um loszuschlagen.
Und doch kommt dieser Mob eigentlich nicht überraschend. Weil wiederholt Hinweise gestreut wurden, dass hier etwas nicht in Ordnung ist. Mal sieht man im Vordergrund kurz einen der außerirdischen Käfer durchs Bild huschen, ein anderes Mal sieht man einen Soldaten, der in einem Sandsackbunker sitzt und tatenlos zusieht, wie die Gruppe um Juan und Tano vorbeifährt.
Außerdem sind da noch die Flugzeuge, die man in einer Szene sieht und die dann in einer anderen abgeschossen auf den Straßen liegen. Auch das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass hier Dinge nicht in Ordnung sind. Dass hier etwas im Argen liegt.
Die Zukunft wird nicht gut
Am Ende ist Kalter Tomatensaft ein langsamer, aber gut sitzender Schlag in die Magengrube. Man sieht es kommen. Aber man kann nicht ausweichen. Und irgendwo genießt man es auch.
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