Das Ende ist in der Fallout-Serie auch gleichbedeutend mit dem Anfang.

Eine Postapokalyptische Adaption

Es scheint so, als ob der Fluch gebrochen wurde. Adaptionen von bekannten Marken, seien es Zeichentrickserien, Comicreihen oder Videospielen, sind in der letzten Zeit überwiegend großartig geworden. Sei es The Sandman, One Piece oder der Super Mario Bros. Film-Film: Sie alle bieten beste Unterhaltung in Form von sehr guter Live Action-Serien oder eben Kinofilmen.

Das neuste Projekt, dass jetzt für Aufsehen sorgt, ist die Fallout-Reihe, basierend auf der gleichnamigen Videospiel-Serie, die seit 1997 mit diversen Spielen immer wieder für Furore sorgt. Es handelt sich hierbei überwiegend um Rollenspiele, die in einem postnuklearen Amerika stattfinden. Das Besondere ist dabei der retrofuturistische Look, der sich an den 1950er Jahre orientiert, sowie die ironisch-überspitzte Ton der Spiele.

Erste Pläne, die Reihe auch in Form einer Live Action-Serie zu adaptieren, gab es schon seit längerem. Bereits seit 2008, als Bethesda Fallout 3 herausbrachte, gab es immer wieder Versuche von anderen, den Rechteinhaber davon zu überzeugen, dass man ihnen doch eine Möglichkeit geben würde, dieses Projekt zu adaptieren. Angesichts solcher „Erfolge“ wie dem Doom-Film aus dem Jahr 2005, der mehr schadete, als dass er nützte, war der Publisher jedoch eher zurückhaltend.

Endlich der richtige gefunden

Das änderte sich erst, als Jonathan Nolan, seines Zeichens Schöpfer von solch prominenten SciFi-Serien wie Person of Interest oder Westworld, auf Bethesda zukam. Er selbst war und ist ein eifriger Spieler der Videospielreihe. Ebenso hatte er von Anfang eine glasklare Vision, wie die Adaption aussehen und funktionieren sollte. Womit er gemeinsam mit Lisa Joy, mit der er zusammen Westworld kreierte, auserwählt wurden, für Amazon MGM Studios die Reihe zu entwickeln. Als Showrunner wurden im Januar 2022 Geneva Robertson-Dworet und Graham Wagner bekannt gegeben.

In den Hauptrollen wurden von Walton Goggins als der Goul Cooper Howard, Aaron Moten als Brotherhood of Steel-Knappe Maximus und Ella Purnell als Vault weller Lucy MacLean gecastet. Bei den Nebenrollen ist vor allem Schauspielveteran Kyle MacLachlan als Overseer Hank MacLean zu nennen, der der Vater von Lucy ist. Bei der ersten Episode, die den Namen „Das Ende“ trägt, setzte sich Jonathan Nolan persönlich auf den Regiestuhl.

Im Jahr 2077 gehen Atombomben über Amerika nieder. Einige Bewohner konnten sich in die sogenannten Vaults, spezielle Bunkereinrichtungen, retten. Über 200 Jahre später kriegt die Bewohnerin Lucy MacLean von Vault 33 ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt. Sie darf jemanden aus dem benachbarten Vault 32 heiraten. Doch die Euphorie weicht schon bald Entsetzen, als sich herausstellt, dass die vorgeblichen Bewohner von Vault 32 in Wahrheit Raiders von der Oberfläche sind, die ein Massaker veranstalten.

Große Begeisterung aller Orten

Maximus ist einer von vielen jungen Männern, die daraufhin trainieren, Teil der Brotherhood of Steel zu werden. Jene Organisation hat es sich zur Aufgabe gestellt, wie die Vorkriegszeiten herzustellen. Er selbst ist allerdings ein eher schlechter Anwärter. Bis sein bester Freund Dane eines Tages in ein Messer tritt und sich für ihn selbst alles verändert.

Woanders erwecken drei Kopfgeldjäger einen Ghul. Sie wollen mit ihm einen letzten Auftrag durchführen, bei dem es darum geht, einen Wissenschaftler zu finden. Doch der Ghul hat andere Pläne.

Serien wie Halo oder Avatar – The Last Airbender zeigen die Fallstricke, die eine Live Action-Adaption mit sich bringt. Sollte sich die Reihe zu weit von der Vorlage entfernen, oder sie zu frei interpretieren, kann es schnell passieren, dass die Hardcore-Fans enttäuscht sind. Zwar machen dieser häufig nur eine laute Minorität aus. Doch deren Meinung kann die allgemeine Rezeption durchaus beeinflussen. Der Tenor des Fandoms zu Das Ende ist jedoch rundherum große Begeisterung.

Es stimmt alles

Und wenn man sich die Folge anschaut, kann man verstehen, wieso die Reihe so gut aufgenommen wird. Denn sie schafft es in jederlei Hinsicht der Vorlage treu zu bleiben und trotzdem was eigenständiges zu bieten. Das fängt schon mit dem Ton an, der den ironisch absurden Tonfall der Videospiele perfekt einfängt. Angefangen mit dem Fallout-Maskottchen bis hin zu Momenten, wo man bei fröhlicher Musik sieht, wie die Raiders die Vaultdweller abschlachten und sich nebenbei auch noch die Hochzeitstorte einverleiben. Gewalt und Humor existieren hier, genau wie in der Welt der Videogames, nahe beeinander.

Auch die visuelle Darstellung in Das Ende stimmig mit der Vorlage. Alle Outfits, alle technischen Geräte, sogar die Musik wirken so, wie man es von den Videospielen her kennt. Alles hat diesen retrofuturistischen Look und Sound, der ein Markenzeichen der Videospielreihe ist. Wobei man allerdings auch sagen muss, dass die Serie noch nicht die bekannte Tierwelt und einige interessante Mutationen präsentiert hat. Bislang hat man „nur“ einen Ghul gesehen, aber Gegnertypen wie Murdlarks oder Supermutanten müssten eigentlich auch noch dargestellt werden.

Vier Plots bestimmen dabei diese Folge, wobei der erste und letzte zusammenhängen. Zu Beginn sieht man, wie im Jahr 2077 die Atombomben über Amerika niedergehen und am Ende sieht man einen Überlebenden aus jener Zeit, allerdings vollkommen entstellt, jedoch immer noch bei wachen Gast. Er scheint seine eigenen Pläne zu verfolgen, was vermutlich noch für viel Aufregung sorgen wird.

Aus dem Wasser heraus ans Land ist eine Erfahrung

Doch hauptsächlich sieht man in Das Ende Lucy MacLean. Eine Vault-Dwellerin, die von der Außenwelt nichts weiß und in einer schönen Utopie aufwächst. Man erfährt viel über sie, dass sie ein Familienmensch ist, dass sie sich mit Nahkampf auskennt und in Sachen Schusswaffen nicht ganz so talentiert ist. Kurz um: Sie ist eine Frau mit vielen Talenten, die sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich heiraten zu dürfen.

Zum Glück vermeidet es die Serie, sie dauerhaft so darzustellen. Dies wäre nämlich auf Dauer eintönig und eindimensional. Der Auslöser für ihren Wandel zu einer glaubwürdigen Protagonisten ist die Invasion der Raiders, bei der sie selbst schwer verletzt wird, aber gleichzeitig ebenso dafür sorgen kann, dass es auch unter den Angreifern viele Todesopfer gibt. Bis am Ende ihr Vater entführt wird, was dann für sie die ausschlaggebende Motivation ist, sich in die Außenwelt zu begeben, um ihn zu finden.

Es dürfte auch interessant werden, wie sie sich in der Außenwelt einfinden wird. Vermutlich wird sie die der sprichwörtlich Fisch aus dem Wasser agieren. Sie weiß zwar, wie sie sich verteidigen muss. Doch weiß sie andererseits nur wenig über das, was außerhalb ihrer Heimat, dem Vault, geschehen ist.

Skrupellos zum Ziel

Der dritte Protagonist, der in Das Ende vorgestellt wird, ist Maximus. Er ist jemand, der in vielen Belangen anscheinend nicht der Beste ist, der deswegen auch von anderen gemobbt wird und der am Ende durch seine Skrupellosigkeit weiterkommt. Es wird noch interessant werden, wie er sich in der Serie weiterentwickeln wird. Weil einerseits ist er durch seine Skrupellosigkeit zum Knappen eines Mitglieds der Brotherhood of Steel geworden. Doch kann man sich auch gut vorstellen, dass er am Ende, wenn es darauf ankommt, die nächste Person verletzten oder aus dem Weg räumen wird, um weiter zu kommen.

Insgesamt hat man es mit drei verschiedenen Haupthandlungsträgern zu tun, die alle unterschiedliche Motivationen haben. Es dürfte spannend werden zu sein, ob und wie die drei zusammenkommen und ggf. zusammenarbeiten werden. Auch was die Darstellung der Außenwelt angeht, dürfte es interessant werden.

Unterm Strich ist Das Ende ein famoser Auftakt.

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Götz Piesbergen
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