In dieser neuer Kolumnenart stellen wir Serien vor, die wir nicht im einzelnen besprechen können.
Den Anfang macht Dragon Ball. Schon in den 80ern entstand dieser Anime, welcher erst ziemlich am Ende der 90er Jahre den Weg nach Deutschland fand. Damals nahm mich diese Serie einfach nicht mit, meine Frau ist aber ein riesen Fan und sie wünschte sich, dass ich mir diese Serie einmal mit ihr zusammen ansehe.
Also haben wir uns die DVDs gekauft und einen Marathon eingelegt. Die Episoden sind recht kurz, also waren da auch mehrere pro Tag drin, trotzdem schaut man 153 Episoden nicht mal eben nicht in einer Woche. Leider kenne ich nur die deutsche Version, kann also auch nur diese bewerten.
Realistisch? Niemals.
Dragon Ball gibt sich gar nicht erst die Mühe, eine realistische Geschichte zu erzählen. Die Recken können Energiebälle werfen, fliegen, sich so schnell bewegen, dass sie unsichtbar werden, und dem Tode trotzen, denn wenn jemand stirbt, wird dieser kurzerhand mit den Dragon Balls wieder lebendig gewünscht. Sogar als der Drache Shen Long, der diese Wünsche gewährt, wenn man alle 7 Dragon Balls hat, stirbt, erschafft ihn Gott einfach neu. Das sollte einem direkt bewusst sein – Realismus ist hier Fehlanzeige.
Politisch inkorrekt? Oh ja.
In den 80ern oder 90ern hat man sich wahrscheinlich nicht viel dabei gedacht und ich kann das auch durchaus im Kontext der Zeit sehen, aber die Darstellung von Mr. Popo, dem einzigen Schwarzen in der Serie, ist nach heutigen Maßstäben einfach nicht mehr drin. Gekleidet in „traditioneller, afrikanischer Kleidung“ spricht er in einem gebrochenen Deutsch. Ich weiß nicht, ob dies nur in der deutschen Fassung so ist, aber das war mir aufgefallen und es wäre in der Tat nicht das erste Mal, dass in Deutschland doch recht komisch synchronisiert wird. Wie gesagt, im Kontext der Zeit ist das kein Beinbruch, aber heute würde es jedenfalls nicht mehr klar gehen.
Komischer Humor
Die lustigen Stellen kommen hauptsächlich von Son-Goku und seiner Naivität und dem lüsternen Muten-Roshi, der immer wieder versucht, den jungen Mädels mit einer List an die Wäsche zu gehen oder wenigstens ein paar gute Blicke zu erhaschen. Das ist aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr so knorke, in den 90ern hat es aber nur wenige interessiert. Und immerhin, die Mädels wissen sich immer zu wehren und der Plan schlägt immer fehl.
Son-Goku wiederum hat keinen Plan vom Leben, zumindest nicht in der „Zivilisation“ – so verspricht er Chichi, sie zur Frau zu nehmen, ohne die Bedeutung davon zu kennen. Das sorgt beim letzten großen Turnier für einige Verwirrung, aber am Ende steht er zu seinem Wort. Auch die anderen Charaktere dürfen Lustiges beisteuern, wobei sich das oft darauf bezieht, dass Oolong Prügel bekommt.
Wiederholung auf Wiederholung
Im Prinzip ähneln sich die Geschichten immer wieder. Sie sind unterteilt in die Suche nach den Dragon Balls und dem großen Turnier der Kampfkunst. Auf der Suche muss Son-Goku immer weiter trainieren, um seine Widersacher zu bezwingen, öfter ist es auch mal der Fall, dass er das erste Aufeinandertreffen verliert und dann eben so hart trainiert, dass er den nächsten Kampf gewinnen kann. Das Muster wiederholt sich auch in den Turnieren, nur wird hier in der Vorbereitung trainiert. Zweimal schafft er es nur ins Finale, das erste verliert er, weil sein Lehrer ihm eine Lektion erteilen will. Das zweite wurde durch Zufall entschieden. Erst im dritten Finale kann er seinen Gegner, der obendrein die gesamte Welt bedroht, bezwingen und wird Champion. Die Story folgt also immer einem gewissen Hauptstrang, der nur variiert wird. Und das gelingt trotzdem erstaunlich gut, denn langweilig ist mir nie geworden, ich konnte manchen Storylines halt weniger abgewinnen als anderen.
Son-Goku als Vorbild
Unser Protagonist hat das Herz am rechten Fleck, was seine Gegner später oft ihre Gesinnung überdenken lässt. So macht er aus dem Gauner Yamchu einen noblen Mitstreiter und auch aus dem erbitterten und gnadenlosen Kämpfer Tenshinhan wird ein Freund, der wie Son-Goku selbst für die Menschen kämpft. Seine Uneigennützigkeit ist seine größte Stärke und gleichzeitig auch Schwäche. Zu Beginn will er einfach nur den Dragon Ball wiederhaben, den er von seinem Opa geschenkt bekommen hat, später sammelt er sie, um verstorbene Freunde wiederzuerwecken. Seine Motive sind ehrlich und aufrichtig, er ist nie auf den eigenen Vorteil bedacht und hält sich im Kampf gegen vermeintlich schwächere Gegner zurück. Mit dieser Einstellung erinnerte er mich tatsächlich an meinen großen Helden, He-Man, der aus heutiger Sicht in seinem ersten Cartoon auch ein wenig zu ideal rüberkommt.
Wirklich nervig fand ich in der Tat nur den deutschen Titelsong und die Wiederholung am Start. Ja, Serien damals wurden nicht zum bingen gemacht, deswegen ist eine kleine Zusammenfassung durchaus üblich gewesen. Nervt heute aber eben.
Fazit
Was soll ich sagen, ich war gut unterhalten und wollte wissen, wie es weitergeht. Das sind schon mal gute Voraussetzungen für einen Hit, aber aus heutiger Sicht ist das alles eben nicht mehr so toll, wie man es eventuell als Kind der 90er mal gefunden hat. Als Kind hätte ich sicher mehr Spaß dran gehabt, vor allem an Son-Gokus Naivität, der von vielen Sachen einfach keinen blassen Schimmer hat. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf Dragon Ball Z, welches nun auf dem Plan steht.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Son-Gokus Naivität
- Herr der Schildkröten
- Son-Gokus Moral
Negativ
- Der deutsche Song
- Wiederholt sich ständig
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