Wieso ist die Nachricht, dass King Kong lebt keine, die Begeisterungsstürme auslöst.

Die Fortsetzung kommt, nur wann?

Als Fan von King Kong war man Kummer quasi gewohnt. Lange Wartezeiten zwischen den einzelnen Auftritten waren für den Riesenaffen nichts neues. So lagen zwischen King Kongs Sohn und Die Rückkehr des King Kong gleich mehrere Jahrzehnte. Insofern waren die zehn Jahre, die zwischen dem 1976er King Kong und King Kong lebt lagen, im Vergleich schon fast nichts.

Dass es eine Fortsetzung geben würde, davon war Dino DeLaurentiis, dessen Firma für die Produktion mit verantwortlich war, überzeugt. Es gab allerdings ein paar Probleme, ehe man sich überhaupt Gedanken machte, wie ein etwaiger zweiter Teil aussehen würde. Denn zunächst galt der Auftritt im Jahr 1976 als finanziell enttäuschend. Bei einem Budget von 24 Millionen US Dollar spielte er „nur“ 90,6 Millionen ein, also gerade mal knapp über dem Dreifachen der zur Verfügung stehenden Summe. Zwar gab und gibt es in der Filmgeschichte genügend Beispiele für Kinofilme, die selbst bei einem deutlich geringen Erfolg Fortsetzungen erhielten. Aber in diesem Fall erfüllte das Einspielergebnis wohl die Erwartungen nicht.

Hinzu kamen noch die juristischen Unsicherheiten, bezüglich der Eigentumsrechte an King Kong. Probleme dieser Art sorgten ja bereits im Vorfeld des vorherigen Teils für einige Kopfschmerzen. Am Ende führte all dies dazu, dass die Produktion von King Kong lebt sehr lange benötigte, um endlich anzufangen.

Die zündende Idee

Doch in der Zwischenzeit wurde immerhin etwas gemacht. Es wurden verschiedene Ideen in den Raum geworfen, was für eine Story der Film haben sollte. Diese waren teilweise sehr wild. Mal befand sich King Kong in Russland, mal im Weltraum. Auch mit Kindern hatte er zu tun, was dann zu solch legendären Dialogen führte, wie „Pass auf, Kong, nicht auf das Auto treten.“.

Die Initialzündung für das Drehbuch kam von den beiden Autoren Ronald Shusett und Steven Pressfield. Sie schlugen vor, dass die Titelfigur lange Zeit künstlich beatmet wurde und ein künstliches Herz erhalten würde. Dino De Laurentiis war von der Idee begeistert, weil er sich zuvor selbst den Kopf zerbrochen hatte, wie man den Riesenaffen in „King Kong lebt“ wiederbeleben könnte.

Auf dem Regiestuhl nahm wieder John Guillermin Platz. Gemeinsam mit ihm arbeiteten die beiden Drehbuchautoren am restlichen Skript. Sie schlugen ihm auch vor, einen weiblichen Affen einzubauen, eine Idee, der Dino De Laurentiis sehr skeptisch gegenüber stand. Doch am Ende konnte er von den dreien überzeugt werden.

Lady Kong to the Rescue

Von dem ursprünglichen Cast kam keiner der Schauspieler zurück. Stattdessen bestand er aus Darstellern, die noch nie zuvor mit dem Riesenaffen zu tun hatten. Am prominentesten war sicherlich die Verpflichtung von Linda Hamilton als Ärztin Dr. Amy Franklin. Brian Kerwin wurde als Abenteurer Hank Mitchell angeheuert, derweil Lt. Col. Archie Nevitt durch John Asthon dargestellt wurde. In die Kostüme von King Kong, Lady Kong und einem weiteren Affen schlüpften Peter Elliott, George Yiasoumi und Benjamin Kechley. Die restlichen Schauspieler sollten in King Kong lebt keine allzugroße Rolle innehaben.

Nachdem er angeschossen vom World Trade Center fiel, lag King Kong zehn Jahre lang im Koma. Die Ärztin Dr. Amy Franklin soll ihm ein neues, künstliches Herz einpflanzen. Doch das Problem ist, dass der Riesenaffe für die OP eine Bluttransfusion braucht. Nur woher nehmen?

Doch dann findet der Abenteurer Hank Mitchell in Borneo eine weibliche Ausgabe von King Kong. Es gelingt ihm mit Hilfe, Lady Kong einzufangen und in die USA zu bringen. Dank ihrer unfreiwilligen Blutspende wird King Kong erfolgreich operiert. Doch als er dann von ihrer Existenz herausfindet, flippt er aus und kann sich und sie befreien. Womit eine Jagd auf die beiden anfängt, um sie wieder einzufangen.

Eine Story ohne Relevanz?

John Ashton selbst meinte zu King Kong lebt, dass es in dem Film um Kong, um Special Effects und das Explodieren von Jeeps gehen würde. Indirekt drückt er damit aus, dass die Story des Kinofilms kaum Relevanz hat, solange es knallt und man King Kong in Action sieht. Es ist eine interessante Aussage, aber auch eine, die auf den Kinofilm zutrifft.

King Kong war in den Jahren zuvor immer dann am besten, wenn man ihn in einem Drama auftreten ließ. Wenn er und die menschliche Zivilisation aufeinandertrafen und er am Ende ums Leben kam. Man trauerte anschließend um ein Wesen, das von der menschlichen Gesellschaft getötet worden war, weil diese nicht in der Lage waren, richtig mit es umzugehen.

Wenn man das wegnahm, wie beispielsweise in King Kong – Frankensteins Sohn, dann war das Endprodukt zwar keine Enttäuschung. Aber die Qualität nahm im Vergleich immer wahrnehmbar ab. Und so ist es auch in King Kong lebt der Fall.

Von der Schwäche, ein Nachfolger zu sein

Der Film ist nicht schlecht. Aber er ist ebenso nicht gut. Er leidet hauptsächlich darunter, dass er auf King Kong (1976) folgt und im Vergleich dazu in vielen Details nicht überzeugen kann. Der Cast ist überwiegend eine Enttäuschung, es gibt jede Menge Handlungslücken und einige Special Effects-lastige Momente sind bestenfalls eine Lachnummer.

Wie wenig Wert auf eine kohärente Handlung gelegt wurde, merkt man unter anderem daran, dass kein richtiger Grund dafür genannt wird, wieso King Kong damals den Absturz vom World Trade Center überlebt hat. Man erfährt nur, er lebt, er liegt im Koma und braucht ein künstliches Herz. Mehr ist da nicht.

Auch scheint es so, als ob die Ereignisse aus King Kong (1976)“keine Rolle spielen. Das merkt man unter anderem daran, dass Lady Kong ohne großartige Bewachung einfach so in einem Flugzeug transportiert wird und eine Menge an neugierigen Menschen und Reportern auf den Flieger warten. Dass der männliche Vertreter zehn Jahre zuvor für Tod und Zerstörung gesorgt hat? Geschenkt und Vergessen.

Wenn die Plotlogik nicht von Relevanz ist

Überhaupt Bewachung: Da wacht King Kong auf und nur eine einzige Wache ist anwesend? Es gibt kein Notfallprotokoll, alle anderen Verantwortlichen sind ausgeflogen? Hier merkt man deutlich, dass die Plotlogik zu Gunsten der Ereignisse zurückstecken musste.

Wobei sich das nicht nur auf die Riesenaffen erstreckt. Linda Hamiltons Amy Franklin wird als kompetente und selbstbewusste Ärztin charakterisiert, die weiß was sie will. Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, mit dem Abenteuer Hank Mitchell ein Schäferstündchen zu haben, nachdem sie King Kong und Lady Kong in freier Wildbahn beobachtet haben. Danach werden sie in King Kong lebt als ein Paar dargestellt.

Das Problem ist, dass das hinten und vorne nicht passt. Zwischen den beiden Schauspielern herrscht keine Chemie. Sie wirken nicht wie ein Liebespaar, sondern eher wie gute Freunde, die zufälligerweise gemeinsam ein Abenteuer erleben. Und unter dieser Sichtweise funktionieren die gemeinsamen Szenen erstaunlicherweise gut.

Bitte menschlich darstellen, aber nicht zu menschlich

Was die Familie Kong angeht, so bemüht sich der Film wirklich, beiden Riesenaffen in „King Kong lebt“ Persönlichkeiten zu geben. Es wird beispielsweise eine Szene eingebaut, in der King Kong eine Verletzung inszeniert, um den Arm um Lady Kong zu legen. Auf dem ersten Blick wirkt dies recht nett, doch je mehr man darüber nachdenkt, desto problematischer wird es.

Die Darstellung von King Kong ist sowieso eine Gratwanderung. Einerseits muss sein Benehmen Menschenartige Züge aufweisen, damit der Zuschauer sich mit ihm identifizieren kann. Aber andererseits darf man es damit nicht übertreiben, da er am Ende eben immer noch ein Riesenaffe ist und nicht ein Mensch in einem Affenkostüm. Der Film tendiert leider zu sehr in die erstgenannte Richtung, also, dass er die beiden Riesenaffen sehr menschlich charakterisiert werden. Erst am Ende darf King Kong sich wie ein – wütendes – Tier benehmen, doch ist es da schon zu spät.

Das Finale von King Kong lebt soll von seiner Tragik her an die großen Vorbilder erinnern. Doch wo man bei denen wirklich Mitgefühl verspürte, ist hier eher Desinteresse vorhanden. Klar, die Actionszenen sind ganz nett, aber wenn einem die beteiligten Figuren egal sind, bringt einem die beste Action nichts, weil man dann nicht mitfiebert.

Von Stichwortgebern und anderen irrelevanten Castmitgliedern

Denn das ist das größte Manko von dem Film: Dass man für die beteiligten Charaktere nichts verspürt. Es hat seinen Grund, wieso ich nicht den ganzen Cast aufgezählt habe. Weil der Rest, abgesehen von den Affen und den Hauptdarstellern, mehr oder weniger Stichwortgeber sind, die, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, nicht mehr im weiteren Verlauf der Story auftauchen. Und man hat auch meistens das Gefühl, dass alle Menschen handeln, ohne vorher nachzudenken. Was man bei der vorhin genannten Flughafenszene sieht, aber ebenso im Verhalten von dem von John Ashton dargestellten Lt. Col. Archie Nevitt, der am Ende ein durchgeknallter Armeemensch ist, der sich von nichts und niemanden und vor allem von keiner Stimme der Vernunft etwas sagen lässt. Wodurch der Charakter zweidimensional wirkt und letzten Endes auch nur die Funktion erfüllt, bestimmte Geschehnisse vom Plot zu ermöglichen.

Das klingt jetzt alles sehr negativ, vielleicht negativer, als es gemeint ist. Deshalb um es zu betonen, King Kong lebt ist kein schlechter Film, er ist eben nur absolutes Mittelmaß. Wäre er nicht der direkte Nachfolger von King Kong (1976), dann wäre die Endbewertung sicherlich etwas besser ausgefallen. Aber im Vergleich fällt er eben nicht so gut aus. Es fehlt vieles, was den Vorgänger gut machte und das halbgare Liebesdrama bei den Kongs, bei dem man über die ganzen Logiklöcher lieber nicht nachdenkt, ist kein adäquater Ersatz. Am Ende wird man enttäuscht.

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Götz Piesbergen

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