Lesezeit circa: 5 Minuten

Mit Pierre Boulles Buch „Planet der Affen“ fing alles an. Hast du es gelesen?

Ein Buch, viele Verfilmungen

Nur die wenigsten werden diese Frage mit einem Ja beantworten können. Den meisten wird eher der Titel etwas sagen. Schließlich wurde er für zwei berühmte Filme, beziehungsweise drei bekannte Filmreihen verwendet. Die eine kam 1968 in die Kinos und erhielt vier Sequels sowie zwei Fernsehserien. Die andere wurde 2001 von Tim Burton gedreht. Derweil die dritte 2011 unter dem Namen „Rise of the Planet of the Apes“ produziert wurde. (Datenbank: Planet der Affen)

Pierre Boulles wurde 1912 in Avignon, Frankreich, geboren. 1933 machte er seinen Abschluss als Ingenieur und agierte während des Zweiten Weltkriegs als Geheimagent. Er unterstützte damals den Widerstand in China, Burma und Französisch Indochina, wobei er 1943 in Gefangenschaft geriet. Basierend auf seinen Erlebnissen verfasste er nach dem Krieg „Die Brücke am Kwai“, der ebenfalls verfilmt wurde. Der Autor verstarb in Paris im Alter von 81 Jahren.

Jinn und Phyllis sind ein reiches Ehepaar, das eine Spritztour durchs All macht. Doch dann finden sie eine im All schwebende Flasche, in deren Inneren sich ein Manuskript befindet. Neugierig öffnen sie das Treibgut und entdecken die Erinnerungen von Ulyssey Mèrou.

Wer ist hier dominant?

Dieser unternahm im Jahr 2500 gemeinsam mit dem Professor Antelle sowie dessen Assistenten Arthur Levain eine Reise nach Beteigeuze. Da sie mit annäherend Lichtgeschwindigkeit reisten, erlebten sie eine Zeitdilatation. Für sie vergingen an Bord „nur“ zwei Jahre, doch auf der Erde verstrichen die Jahrhunderte. Am Ziel angekommen finden sie eine lebensfähige Welt vor, die von zwei humanoiden Spezies bewohnt wird. Zum einen primitiven Menschen, die anscheinend keinen Verstand besitzen. Sowie intelligente und zivilisierte Menschaffen, die die dominante Spezies dieser Welt darstellen. Doch dann wird das Raumschiff der Weltraumreisenden zerstört und schon bald beginnt für sie ein Kampf ums Überleben.

Wer die Filme kennt und die Inhaltszusammenfassung liest, dem wird auffallen, dass Pierre Boulles „Planet der Affen“ nur wenig Ähnlichkeiten mit diesen Umsetzungen besitzt. Szenen wie das berühmte Ende der allerersten Filmadaption, wo Charleston Heston vor den Überresten der Freiheitsstatue auf die Knie fällt, sind hier nicht vorzufinden. Was die Verfilmungen übernahmen, ist die Grundidee der umgedrehten Verhältnisse. Der Mensch ist auf der fremden Welt nämlich nicht die dominante Spezies, der Menschenaffe ist es.

Und der verhält sich wie ein typischer Mensch! Er raucht, redet und übt sinnlose Gewalt aus. Gleichzeitig ist da im Hintergrund auch eine immer größer werdende religiöse Bewegung, die Gefahr verspricht. Keine Zweifel: Diese Herrscher sind nicht viel besser als der Homo sapiens selbst.

Ein Spiegel für den Leser

Doch das sollen sie auch nicht sein. Vielmehr nutzt Pierre Boule diese beschriebenen Verhältnisse, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Dem Leser wird quasi gezeigt, dass er sich nicht so viel auf die Errungenschaften seiner Spezies einbilden soll. Denn am Ende ist dies sowieso nur Tünche, die das innere Tier notdürftig überdeckt.

Gleichzeitig empfindet man auch Mitleid mit Ulysses, dem Protagonisten von „Planet der Affen“. Wiederholt wird sein Welt- und Selbstbild erschüttert. So nimmt er später an Experimenten der Menschenaffen teil und erfüllt die ihm gegebenen Aufgaben mit Bravour. Doch beweist er damit wirklich seine Intelligenz? Oder entspricht er dadurch nur den Erwartungen der Wissenschaftler, die ihn am Ende immer noch für einen, wenn auch klugen Wilden halten? Diese Fragen muss sich nicht nur der Haupthandlungsträger stellen, sondern ebenfalls der Leser selbst. Eine eindeutige Antwort wird man dabei nicht erhalten.

Trotz all der Zeit, die seit der Veröffentlichung des Romans verstrichen ist, hat dieser nicht an Wucht und Faszination verloren. Und genau wie die Filme endet auch der Roman „Planet der Affen“ mit einer Enthüllung, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Ein Klassiker, damals wie heute.

Bewertung 15/15

Planet der Affen
© Cross Cult

Autor: Pierre Boulle
Titel: Planet der Affen
Originaltitel: La Planète des Singes
Übersetzer: Merle Taeger
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2014
Einband: Taschenbuch
Seiten: 268
ISBN: 978-3-86425-425-3
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen
Ein Gedanke zu „Review: Planet der Affen (Pierre Boulle)“
  1. Ich hab es nun auch endlich durch. Ein wahrliches Meisterwerk. Die dezente Kritik an unserer Selbstgefälligkeit hat gerade heute mit Corona und Klimawandel so viel Aktualität, dass man meinen könnte, es wäre ein neues Werk. Aber nein, das ist über 50 Jahre alt.

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