Der Goldene Herrscher ist völlig wahnsinnig.

Zurück ins Reich Lether

Die Tiste Edur haben das Reich Lether erobert und unterworfen. Doch nur, weil sie Macht erhalten haben und ihr goldener Herrscher auf dem Thron sitzt, heißt das noch lange nicht, dass sie auch die Kontrolle haben. Im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Kräfte, die ihre eigenen Pläne verfolgen. Und nicht alle sind für die Tiste vorteilhaft.

Parallel dazu versuchen die Letherii weiterhin, ihr Reich auszuweiten. Stoßen allerdings auf ungeahnten Widerstand, der von Rotmaske organisiert wird, der wiederum von dem Malazaner Toc dem Jüngeren unterstützt wird.

Das letzte Mal, als man das Reich Lether aufgesucht hat, war das nun nicht unbedingt eines der besten Kapitel in Steven Eriksons Das Spiel der Götter-Reihe. Der Auftakt Kinder des Schattens las sich bleiern und uninteressant. Die direkte Fortsetzung Gezeiten der Nacht war dann wiederum gut geschrieben.

Der reinste Intrigenstadl

Mit Der Goldene Herrscher kehrt man in das Reich Lether zurück. Seit dem letzten Besuch hat sich einiges getan. Zwar herrschen jetzt offiziell die Tiste Edur, doch die Letherii scheinen kein sonderliches Interesse daran zu haben, sich zu bessern. Stattdessen sägen einige von ihnen kräftig am Thron, auf dem der goldene Herrscher sitzt.

Was Steven Erikson hier beschreibt, ist eine Vielzahl an verschiedenen Interessen, die alle ihr eigenes Ziel verfolgen. Da sind die Patriotisten, denen es vor allem darauf ankommt, ihre eigene Machtbasis auszubauen und dabei noch nicht einmal vor anderen Letheri halt machen. Da ist der Kanzler Triban Gnol, der sich als der wahre Strippenzieher entpuppt und den wahnsinnigen König nach Belieben manipuliert. Und da ist Tehol Beddict, der gemeinsam mit seinem Diener Bagg daran arbeitet, dass letherische Imperium genau an den Wurzeln seiner Macht zu schwächen, nämlich dem Reichtum.

Diese Vielzahl an Intrigen haben allerdings zur Folge, dass das sattsam bekannte Gefühl der bleiernen Unterhaltung wieder auftaucht. Es macht einfach keinen Spaß, diesen Intrigenstadel zu lesen und die Beschreibung dessen, wie sie ihre jeweiligen Ziele weitertreiben. Das liegt vor allem auch an deren Darstellung in Der Goldene Herrscher.

Noch brutaler als sonst

Die Das Spiel der Götter-Reihe war schon immer nichts für Zartbesaitete. Doch dieses Mal wirkt es so, als ob Steven Erikson in Sachen Grausamkeit und Brutalität übertreibt. Selbst für die Verhältnisse dieser Romanserie ist das, was er hier schreibt, heftig und enorm. Und zwar eben nicht nur im Reich Lether, sondern auch an seinen Randbezirken, bei den Ahl’Dan.

Wobei es hier noch insofern interessant ist, als das mit Toc der Jüngere eine Person auftaucht, die man bereits aus früheren Bänden kennt. Der ehemalige Malazaner ist auf der Seite der Ahl’Dan, der sich selbst nicht direkt in die Auseinandersetzungen einmischt, sondern sich zurückhält. Einfühlsam beschreibt Steven Erikson hier in Der Goldene Herrscher, wie er mit seinen Dämonen und seelischen Narben zu kämpfen hat.

Auch die Kapitel, in denen Tehol Beddict und sein Diener Bagg auftauchen, sind grandios geschrieben. Hier beweist der Autor wieder sein Talent für gelungen komische Dialoge, trotz der ernsten Situation. Die Wortgeplänkel sind einfach nur herrlich.

Es gibt in Der Goldene Herrscher natürlich noch viele weitere Plots. Sei es das Auftauchen des Gottes Der Abtrünnige, wie der titelgebende Goldene Herrscher immer mehr wahnsinnig wird, oder die Reise, die der Schnelle Ben und sein eigentlich toter Soldatenkamerad Igel unternehmen. Aber all dies wird von den Ereignissen im Reich Lether überdeckt, obwohl sie durchaus unterhaltsam sind.

Autor: Steven Erikson
Titel: Das Spiel der Götter 12: Der Goldene Herrscher
Originaltitel: Reaper’s Gale. A Tale of the Malazan Book of the Fallen 7, Part 1
Übersetzer:  Tim Straetmann
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 04/2016
Einband: Taschenbuch
Seiten: 550
ISBN: 978-3-7341-6093-6
Sonstige Informationen:
Produktseite

 

 

warpshop

Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Warpskala

Warpskala
5 10 0 1
5/10
Total Score

Positiv

  • Dialoge von Tehol Beddict und Bagg
  • Toc der Jüngere

Negativ

  • Lether-Handlung liest sich wieder bleiern
  • Gefühlt noch brutaler und blutiger als sonst
Götz Piesbergen

Kommentar verfassen