Die Knochenjäger müssen Die Gläserne Wüste durchwandern, um zu ihrem Ziel zu kommen.

Der erste Teil des Endes

Die Forkrul Assail sind eine der vier Gründerrassen der Welt, in der die Romanreihe stattfindet. Doch im Laufe der Jahrtausende sind sie immer weniger geworden. Jetzt existieren nur noch 12 Reinblütige von ihnen, die das gefesselte Herz des verkrüppelten Gottes nutzen wollen, um ihre Definition der Gerechtigkeit umzusetzen.

Die Einzigen, die sie noch stoppen könnten, sind die Knochenjäger und ihre Verbündeten. Doch dafür müssen diese einen Weg nehmen, der schier selbstmörderisch erscheint. Sie müssen durch die gläserne Wüste gehen, einer Gegend, in der selbst die Magie an sich nicht funktioniert.

Es ist so weit. Die Gläserne Wüste ist der erste Teil des Abschlusszweiteilers von der Das Spiel der Götter-Romanreihe. Das große Finale wird schließlich Der Verkrüppelte Gott sein.

Kohärenter

Und Autor Steven Erikson passt passend zum Ende seiner Reihe auch seine Schreibweise an. Er wirkt kohärenter, längst nicht mehr so weit ausschweifend wie noch in den früheren Romanen. Seine Kapitel und die Bücher – eine weitere Romaneinteilung – in denen sie zusammengefasst sind, sind kürzer. Was der Geschichte, die er hier erzählt, spürbar wohltut.

Zwar wimmelt es in Die Gläserne Wüste immer noch vor zigtausend verschiedenen Figuren, Begriffen und Völkern. Doch anstatt wie sonst ohne einen offensichtlichen Rhythmus von Protagonist zu Protagonist, von Handlung zu Handlung zu springen, sind dieses Mal die Ereignisse passend zusammengefasst. Die Erlebnisse der Knochenjäger werden ebenso zusammenhängend geschildert wie die Abenteuer der Triller.

Was Steven Erikson hier beschreibt, ist eine Geschichte, in der es nicht die eine Bedrohung gibt, die seine Welt gefährdet. Vielmehr sind es viele verschiedene, was er zum Anlass nimmt, um viele alte Plots und Handlungsträger wieder aufzugreifen. Dabei ist die überraschendste Wendung dieses Buches die, dass der Verkrüppelte Gott hier nicht der Hauptgegenspieler ist, sondern eine komplett andere Rolle einnimmt, mit der man nicht gerechnet hat.

Gegenspieler, die bislang nur am Rande auftauchten

Vielmehr sind es die Forkrul Assail, eine Spezies, die er in den früheren Teilen der Das Spiel der Götter-Reihe nur am Rande gestreift hat, die die eigentlichen Antagonisten sind. Was man bislang erfuhr, war nur, dass sie absolut fremdartig seien. Etwas, was sich in Die Gläserne Wüste nur noch bestätigt. Er beschreibt sie als geradezu besessen von ihrer Version von Gerechtigkeit und ihrem Plan, diese durch die Auslöschung sämtlichen intelligenten Lebens umzusetzen.

Eine andere Gefahr droht den Triller in ihrer alten Heimat, dem ersten Gestade. Dort versuchen die Tiste Liosan, die Gegend zu erobern und die anderen auszulöschen und zu versklaven. Was folgt, ist ein Gemetzel, im wahrsten Sinne des Wortes.

Genau wie die Forkrul Assail sind auch die Tiste Liosan eine Rasse, von der man überwiegend nur am Rande gehört hat und die nur selten persönlich auftauchten. Sie mögen zwar mit den Andii und den Edur verwandt sein. Doch beschreibt der Autor sie in Die Gläserne Wüste als stellenweise komplett größenwahnsinnig. Als eine Spezies, deren Anführer sich in Drachen verwandeln können und auf das Leben ihrer Untergebenen wenig geben.

Die Charaktere stehen im Mittelpunkt des Geschehens

Überraschend ist dabei, wie viel bzw. wie wenig bei den eigentlichen Haupthandlungsträgern geschieht. Man liest nur, wie die Knochenjäger den langen und beschwerlichen Weg durch die titelgebende Wüste gehen. Das ist die Hauptbeschäftigung der Einheit von Mandata Tavore. Doch nutzt der Autor diese augenscheinliche Ereignislosigkeit, um auf die Charaktere näher einzugehen.

Und so erlebt man, wie Fiedler, der einstige Sappeur, jetzt zum Hauptmann wird. Wie er versucht eine Ansammlung an verschiedensten Figuren und Persönlichkeiten zusammenzuhalten. Wie die Charaktere wahnsinnigen Durst leiden, derweil der Unmut über den Plan der Mandata um sich greift.

Es gibt noch mehr, viel mehr, was in Die Gläserne Wüste geschieht. Viele Charaktere, die Steven Erikson bereits vor einigen Romanen beschrieben hatte, tauchen wieder auf. Und so gibt es unter anderem ein Wiedersehen mit Ganoes Paran, dem Bruder von Tavore.

Es ist ein spannend geschriebener Roman, der exzellent unterhält, und bei dem das einzige Manko ausgerechnet das Fehlen eines Charakterindex ist. Klar, in den früheren Teilen der Das Spiel der Götter-Reihe waren die nur bedingt hilfreich. Aber sie boten immerhin ansatzweise eine Möglichkeit, den Überblick über die vielen handlungstragenden Figuren und Rassen zu behalten.

Das Spiel der Götter 18 Die Gläserne Wüste
Cover © Blanvalet

Autor: Steven Erikson
Titel: Das Spiel der Götter 18: Die Gläserne Wüste
Originaltitel: The Crippled God. A Tale of the Malazan Book of the Fallen 10, Part 1
Übersetzer:  Simon Weinert
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 05/2021
Einband: Taschenbuch
Seiten: 832
ISBN: 978-3-7341-6190-2
Sonstige Informationen:
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Warpskala

Warpskala
9 10 0 1
9/10
Total Score

Positiv

  • Kohärenter geschrieben
  • Viele Bedrohungen
  • Wiedersehen mit vielen bekannten Charakteren

Negativ

  • Es fehlt ein Charakterregister
Götz Piesbergen

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