Der Geist von Tesla ruft seine Mitstreiter zusammen, während Japan einen Angriff auf die USA startet.

Tesla Die Verschwörung der wahren MenschenHandlung

1941 sind auf einer der Salomon-Inseln im Pazifik drei US-Soldaten gestrandet. Darunter Burton Cooley, der Mann von Kathleen und Vater von Travis. Die drei werden Zeuge, wie eine Armee fliegender Roboter gerade eine amerikanische Flotte versenkt. Eines der Ungetüme stürzt auf der Insel ab und bevor das Metallmonster wieder starten kann, verschafft sich Burton Zutritt. Er verspricht den anderen, ihnen Hilfe zu schicken, landet aber zunächst in Japan.

Im Hangar der japanischen Streitkräfte trifft Cooley auf den Erfinder Yasutaro Mitsui, der keineswegs begeistert darüber ist, dass seine Schöpfung für Kriegszwecke missbraucht wird. Eigentlich hatte er, wie auch Nikola Tesla, das Wohl der Menschheit im Sinn. Er bittet den Amerikaner darum, ihn beim Seppuku zu unterstützen und seinen Geist anschließend in eine elektronische Kugel zu transferieren. Im Gegenzug will Mitsui ihn zurück nach Amerika bringen.

Parallel dazu informiert sich Travis über Teslas Mitstreiter, um später mit ihnen zusammenarbeiten zu können. Angeleitet wird er dabei von Teslas Geist, der telepathisch aus einer elektronischen Kugel zu ihm spricht. Auf der Manhattan-Brücke treffen sie den maskierten Mann, der den Brief an Tesla abgegeben hat. Gemeinsam mit ihm suchen sie das Geheimlabor des Erfinders auf. Von dort aus beobachten sie, wie sich Teslas Erzfeind Edison am Grunde des East Rivers mit einem Nazi-U-Boot trifft. Er verhandelt mit niemand geringerem als Rudolf Heß über eine Zusammenarbeit des Westens mit Nazideutschland gegen die Sowjetunion.

Die Zeit drängt und schon bald treffen Nikolas Mitstreiter in dessen Geheimlabor ein. George Orwell erscheint in Fleisch und Blut, Jagadish Chandra Bose dagegen als Geist und Marie Curie als Poloniumatom. Nun fehlt nur noch der Geist von Yasutaro Mitsui, dann wäre die Verschwörung der wahren Menschen komplett. Doch führen sie wirklich Gutes im Schilde? Travis zweifelt daran, als er in Teslas Labor die verschwundenen Obdachlosen entdeckt, deren Körper in Tanks konserviert sind.

Rezension von Die Verschwörung der wahren Menschen

Zu Beginn führt der zweite Teil eine Nebenhandlung um Travis’ Vater ein, der überraschenderweise noch am Leben ist. Während sein Sohn mit dem Geist von Tesla zusammenarbeitet, führt ihn das Schicksal zu dessen Mitstreiter Yasutaro Mitsui. Dieser verrät seinen Kaiser und begeht daher den klassischen japanischen Suizid.

Seppuku war eigentlich ein Ritual der Samurai, welches bereits 1868 offiziell verboten wurde. Tatsächlich gab es gegen Ende des 2. Weltkriegs jedoch einige weitere Fälle, unter ihnen der japanische Kriegsminister. Von daher ist dieser Akt historisch stimmig und obendrein stellt es für Mitsui den einzigen Ausweg dar. Physisch gilt er damit als tot, während es ihm gelingt, seinen Geist in eine Maschine zu übertragen.

Diese Form der Transzendenz wäre im modernen Computerzeitalter durchaus denkbar, mit den technischen Möglichkeiten der frühen 1940er erscheint dies jedoch eher unwahrscheinlich. Jagadish Chandra Bose müsste gar schon 1937 transzendiert sein und warum sein Hologramm die Form eines Baums annimmt, ist ebenso erklärungsbedürftig. Bei Marie Curie ist die Grenze zum Fantasy-Genre schlussendlich komplett überschritten, denn sie hat Tesla in Form eines Poloniumatoms wiederbelebt.

Als wäre das noch nicht absurd genug, wird Thomas Alva Edison zu einem Antisemiten, Rassisten und Naziunterstützer umgedeutet, der Teslas Erfindungen für Kriegszwecke nutzen will. Damit wird ihm ein großes Unrecht angetan. Zwar teilte Edison einige Vorurteile gegenüber Juden, darunter über deren angeblichen Geschäftssinn, er sprach sich jedoch explizit gegen ihre Verfolgung aus, die er als Wurzel gesellschaftlicher Konflikte betrachtete.

Hinweise auf ein rassistisches Weltbild gibt es bei Edison ebenso wenig. Wie er im Comic über die Unterdrückung der Schwarzen und die Auslöschung der amerikanischen Ureinwohner schwadroniert, ist völlig aus der Luft gegriffen. Und mit den Nazis hätte er erst recht nicht paktiert, da er für die Demokratie eintrat und sich diesbezüglich auch für das Frauenwahlrecht aussprach.

Zu guter Letzt hatte der reale Edison betont, dass er sich nie mit der Erfindung von Waffen beschäftigt habe, und obwohl die Entwicklung des elektrischen Stuhls auf ihn zurückgeht, war er ein entschiedener Gegner der Todesstrafe. Die Menschenverachtung, die ihm im Comic unterstellt wird, entbehrt jeder historischen Grundlage. Die verabscheuungswürdige Darstellung Edisons trifft viel eher auf Henry Ford zu, mit dem Edison zwar befreundet war, dessen politische Ansichten er jedoch überhaupt nicht teilte. Von daher wäre es besser gewesen, direkt auf Ford zurückzugreifen, statt die biographischen Fakten derart zu verdrehen.

Der Gipfel ist schlussendlich das heimliche Treffen mit Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß. Der ist zwar tatsächlich 1941 nach Großbritannien geflogen, in der Hoffnung, mit den Westmächten einen Pakt gegen die Sowjetunion zu schließen, doch damit ist er bekanntlich gescheitert. Obwohl Churchill gewiss kein Freund des Kommunismus war, hatte er sich längst für die Allianz mit der Sowjetunion zur Niederschlagung des deutschen Faschismus entschieden.

Es mag zwar stimmen, dass vor allem westliche Großkapitalisten mit dem 3. Reich paktierten, doch wird hier ein Szenario aufgezogen, dass trotz seiner fiktiven Natur kaum tragbar ist. Und ob Teslas Verschwörung der wahren Menschen wirklich besser ist, muss sich erst noch zeigen. Die Entdeckung der verschwundenen Obdachlosen durch Travis lässt zumindest Zweifel aufkommen. Wobei Edison ebenfalls damit zu tun haben muss, denn seine Leute experimentieren mit einer Leiche herum.

Für weitere Verwirrung sorgt der maskierte Mann, der den Brief für Tesla abgegeben hatte. Dieser sieht genauso aus wie Edisons Lakaien und obwohl Tesla ihn in sein Geheimlabor lässt, misstraut er ihm offenkundig. Bei den ganzen gesichtslosen Charakteren kommt man schnell durcheinander und es ist fraglich, ob ihre Identitäten noch aufgedeckt werden.

Hinzu kommen einige gravierende Logiklücken. So sagt Kathleen ihrem Sohn auf dessen Frage, ob sie diese Nacht nicht in die Fabrik gehe, dass ihre Kolleginnen noch auf eine Lieferung warten und sie sich daher zu Hause ausruhen könne. In der Nacht geht Travis wieder stiften und als seine Mutter am nächsten Morgen von der Arbeit kommt, vermisst sie ihn. Dabei war sie doch gar nicht arbeiten und hätte sein Verschwinden bemerken müssen! Obendrein fällt ihr dann noch ein, dass sie eine Freundin gebeten hatte, auf ihren Sohn aufzupassen. Derartiges ist jedoch nie passiert!

Gegenüber dem FBI-Agenten Kelly entwickelt sie unterdessen Misstrauen, da dieser gerne ihren Sohn vernehmen würde, um zu erfahren, was er über Tesla weiß. Da sein Boss J. Edgar Hoover mit Edison paktiert, sollte sie ihm gegenüber tatsächlich vorsichtig sein. Der Journalist T. S. Billing vom Daily Worker hegt ebenfalls Vorbehalte gegenüber dem FBI und ermittelt selbst in der Sache der vermissten Obdachlosen vom East River. Im zweiten Band wird seine Rolle deutlich ausgebaut. Dabei spielt außerdem seine Frau eine Rolle, die sich aufgrund seiner intensiven Recherchen nicht nur vernachlässigt fühlt, sondern außerdem um sein Wohlergehen fürchtet.

Auf den ersten und letzten Doppelseiten des Bandes sind wieder einmal Artikel des Daily Worker zu lesen, die sich größtenteils um den Inhalt des Comics drehen. Ein Artikel beschäftigt sich außerdem mit dem Einfluss von Science-Fiction und Utopien auf die Gesellschaft, wobei der Sozialist George Orwell besonders hervorgehoben wird. Ob dies ein politisches Statement des Comicautors darstellt? Zumindest hat er bezüglich Orwells Gesinnung besser recherchiert als bei Edison.

Sein Zeichnerkollege stellt indessen einmal mehr sein Talent für eindrucksvolle Perspektiven unter Beweis. Vor allem die New Yorker Bibliothek und die Manhattan-Brücke können sich sehen lassen. Ansonsten hätte der Detailgrad aber durchaus höher sein können, was vor allem bei den Charakteren auffällt. Ausgerechnet Rudolf Heß, auf den es jetzt nicht unbedingt angekommen wäre, ist sehr gut getroffen. In der deutschen Ausgabe sind die Hakenkreuze übrigens nicht zensiert, wie das oft bei z. B. Marvel-Comics von Panini gemacht wird. Da es sich um Kunst in einem historischen Kontext handelt, ist dies jedoch legal.

Die Farben fallen einmal mehr sehr matt aus und überhaupt ist die Farbpalette stark eingeschränkt. Durch den Mangel an weichen Verläufen sieht das Ergebnis nicht sonderlich natürlich aus, aber irgendwie passt es zur düsteren Stimmung des Comics. Die leuchtenden Sternenhimmel passen dagegen überhaupt nicht zum Rest, obwohl sie hübsch anzusehen sind.

Fazit

Nach dem durchaus interessanten Auftakt verrennt sich der zweite Teil in eine absurde Naziverschwörung, die Thomas Alva Edison in ein völlig falsches Licht rückt. Bei aller berechtigter Kritik geht diese Darstellung als Menschenfeind zu weit. Offenkundig handelt es sich hier um eine einseitige Parteinahme für Nikola Tesla.

Erschienen ist Die Verschwörung der wahren Menschen als hochwertiger Hardcover-Band mit goldfarbener Prägung. Der Einband ist matt, daher ist Vorsicht geboten, denn Fettflecken lassen sich von der Oberfläche kaum noch entfernen.

Info

Autor: Richard Marazano
Zeichner: Guilhem
Farben: Richard Marazano
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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