Auf der Flucht vor den Harkonnen schließen sich Lady Jessica und ihr Sohn Paul Atreides dem Wüstenvolk der Fremen an.

Dune Muad‘DibHandlung

Nachdem Arrakeen von den Harkonnen erobert wurde, sind sowohl Lady Jessica und Paul Atreides als auch Thufir Hawat mit einigen überlebenden Soldaten in der Wüste von Arrakis gestrandet. Ihre Häscher sind ihnen bereits auf den Fersen und schon bald verhaften sie zuerst Thufir, der den verstorbenen Harkonnen-Mentaten Piter De Vries ersetzen soll. Um ihn gefügig zu machen, wird ihm ein Gift verabreicht, gegen das er regelmäßig ein Gegengift einnehmen muss.

Jessica und Paul werden unterdessen von Duncan Idaho abgeholt und zu einer Basis von Dr. Liet Kynes gebracht. Dort lauern ihnen die Harkonnen auf und töten Idaho, der sich für die Flucht der beiden opfert. Dr. Kynes zeigt ihnen den Weg zu einem Fluggerät, mit dem sie entkommen können. Während die beiden in einem Sandsturm fliegen und für tot erklärt werden, wird Liet aufgegriffen und zum Sterben in der Wüste ausgesetzt.

Zwischenzeitlich schließt sich der einstige Waffenmeister der Atreides, Gurney Halleck, den Schmugglern unter der Führung von Esmar Tuek an. Nichtsahnend, dass Paul und seine Mutter noch leben und sich in der Wüste gegen Sandwürmer und Fremen behaupten müssen. Diese hatten eigentlich von Dr. Kynes den Auftrag, die zwei Flüchtigen aufzunehmen und der Klanführer Stilgar erkennt durchaus den Wert der beiden. Doch Jamis fordert Paul zum Kampf auf Leben und Tod heraus. Einen Kampf, den er verliert. Nach seiner Bestattung ist Paul für Jamis’ Frau und Kinder verantwortlich, doch sein Herz gehört bereits Chani, der Tochter von Dr. Kynes, von der er seit längerem träumt.

Seine Mutter soll derweil die im Sterben liegende Ehrwürdige Mutter des Stammes ersetzen und muss sich dafür einem Ritual unterziehen. Bei diesem muss Jessica das giftige Wasser des Lebens trinken, welches ihre eigenen mentalen Kräfte verstärkt und auch die ihrer ungeborenen Tochter. Sie überlebt das Ritual und wird so zu einer wichtigen Schlüsselfigur des Fremen-Stammes; ebenso wie ihr Sohn, den man fortan Usul nennt. Er selbst wählt sich den Namen Muad’Dib, nach einer Wüstenspringmaus.

Unterdessen spielen sich auch auf der Harkonnen-Heimatwelt Giedi Prime dramatische Szenen ab. Graf Hasimir Fenring trifft gerade mit seiner Frau Lady Margot ein. Während er versucht, Baron Wladimir die Grenzen aufzuzeigen, hat Margot vom Orden der Bene Gesserit den Auftrag erhalten, sich von dessen Neffen Feyd-Rautha begatten lassen. Der ist gerade 17 geworden und darf anlässlich seines Geburtstages sein 100. Opfer in der Arena töten. Der gefangene Atreides wurde dafür einer Hirnwäsche unterzogen, damit er auf ein Codewort hin erstarrt und Feyd leichtes Spiel mit ihm hat. Der Baron hat noch große Pläne mit seinem jüngeren Neffen, wohingegen sein älterer Neffe Rabban die Spiceproduktion auf Arrakis überwachen und die Fremen terrorisieren soll.

Rezension von Dune – Band 2 Muad‘Dib

Der zweite Band erzählt vorrangig die Aufnahme von Lady Jessica und Paul Atreides in Stilgars Fremen-Stamm. Beide müssen sich gefährlichen Ritualen unterziehen, um sich ihren Platz in der Gesellschaft der Fremen zu verdienen. Pauls Kampf gegen Jamis ist dabei allerdings kein Muss, sondern ein Resultat der abfälligen Auffassung des sturen Fremen, der gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Stammesführers handelt. Für diese Dummheit bezahlt er mit dem Leben, wobei es Paul den Hinweisen Chanis über Jamis‘ Kampftechniken zu verdanken hat, dass dieser den Kampf überlebt.

Jessicas Aufstieg zur Ehrwürdigen Mutter des Stammes ist ebenfalls heikel, denn das Wasser des Lebens, welches sie für das Ritual trinken muss, ist hochgiftig. Nicht alle überleben dieses Ritual und für den Fall ihres Ablebens würde Chani die Rolle der Ehrwürdigen Mutter zufallen. Es läuft jedoch alles gut und Jessica wird mit krassen Visionen sowie einer Steigerung ihrer Fähigkeiten belohnt. Dies ist ganz im Sinne von Stilgar, der als einziger von Anfang an den Wert der Bene Gesserit im bevorstehenden Kampf gegen die Harkonnen erkennt.

Paul leidet dagegen unter dem ersten Mord, den er erzwungenermaßen an Jamis verüben musste. Obendrein plagen ihn seine präkognitiven Fähigkeiten, die ihm eine noch grausamere Zukunft offenbaren. Er sieht fanatisierte Fremen, Krieg, Zerstörung und Tod. Chani erinnert ihn jedoch daran, dass sie wie auch alle anderen noch ein  Leben haben, das sie leben sollten, bis die Zukunft sie einholt.

Verantwortlich für diese Zukunft werden allerdings die Harkonnen sein, so wie sie schon für alles zurückliegende Leid verantwortlich sind. Dabei ist einer grausamer als der andere. Rabban ist bereits schwer damit beschäftigt, die Bevölkerung von Arrakis zu knechten, wobei es überraschenderweise Hasimir Fenring ist, der die Ausrottung der Fremen empfiehlt. Das geht sogar dem Baron zu weit, denn irgendwer muss ja schließlich noch das Spice schürfen.

Während Rabban nun der Mann fürs Grobe ist, soll Wladimirs jüngerer Neffe Feyd-Rautha seinen Thron erben und der Bevölkerung von Arrakis einst als Erlöser verkauft werden. Die ganze Art, wie der Baron über seinen „lieblichen Feyd“ spricht, hat dabei schon etwas Homoerotisches. Dazu passt, dass er in den Prequel-Erzählungen von der Vorstellung, mit einer Bene Gesserit schlafen zu müssen, regelrecht angewidert ist. Ausgerechnet der ärgste Bösewicht wird als offenkundig homosexuell dargestellt, was dem LGBTQ-Thema eine negative Konnotation gibt.

Noch weitaus schlimmer sind jedoch Wladimirs inzestuöse Neigungen. Wie er seinen eigenen Neffen anschmachtet, erinnert schon stark an Adolf Hitler, der eine Affäre mit seiner Nichte Geli Raubal hatte. Ob die Ähnlichkeit der Namen Rautha und Raubal da nur Zufall ist? Man möchte sich gar nicht ausmalen, was Feyd-Rautha für eine Kindheit hatte. Es würde aber zumindest erklären, wie er dermaßen verrohen konnte, dass er bis zu seinem 17. Geburtstag schon fast 100 Mordopfer zu verzeichnen hat. Das Haus Harkonnen ist dermaßen krank und pervers, dass es wie ein Schmelztiegel der schlimmsten Diktaturen wirkt, welche die Menschheit je hervorgebracht hat. Einschließlich altrömischer Gladiatorenkämpfe.

Warum die Bene Gesserit ausgerechnet solche Psychopathengene für ihr Zuchtprogramm brauchen, ist nicht nachvollziehbar. Obwohl Lady Jessica und ihr Sohn beweisen, dass sich Boshaftigkeit nicht zwangsläufig vererben lässt, ist die Harkonnenblutlinie alles andere als erhaltenswert. Wie fragwürdig der Hexenorden agiert, zeigt allein schon, dass die verheiratete Margot mit einem Minderjährigen ins Bett steigen soll. Unfassbar, dass ihr Mann Hasimir keine Einwände dagegen zu haben scheint.

Thufir Hawat ist derweil zu bemitleiden, dass er in diese garstige Welt gezwungen wird. Zwar treibt man ihn mit einem Gift in die Abhängigkeit, doch erscheint der Tod hier als die bessere Option. Das sollte er sich als Mentat eigentlich ausrechnen können. Wenigstens muss er für das Gegengift keine Nacktkatze melken, wie in der David-Lynch-Verfilmung, sondern bekommt es mit dem Essen verabreicht. Ebenso wenig erhält er einen Herzstecker. Lynch hat wirklich alle Register gezogen, um die Praktiken der Harkonnen noch brutaler wirken zu lassen, als sie ohnehin schon sind.

Die Szenen auf Giedi Prime sind nichtsdestotrotz auch im Comic düster umgesetzt, was irgendwie auf den gesamten Band zutrifft. Farbenfroh ist etwas anderes. Stattdessen gibt es Farbstiche – in der Sonne von Arrakis ist alles rot, nachts und in Höhlen liegt ein Blaufilter über allem. Es gibt kaum weiche Farbverläufe und daher weder Glanz- noch Leuchteffekte, aber zumindest ist der Lichteinfall stimmig. Irritierend sind dagegen die Lichtquellen in den Höhlen der Fremen. Es sind keine Lampen zu erkennen, stattdessen schweben leuchtende Orbs durch die Gegend.

Der Zeichenstil kann sich hingegen durchaus sehen lassen. Der Detailgrad ist ausgeprägt und die Charaktere sind gut getroffen. Etwas störend ist lediglich, dass vor allem die Augen der Fremen geschlitzte Pupillen haben, wobei die Striche dann auch noch über das obere Augenlid hindurch gezogen sind. Hier ist wohl jemand mit dem Zeichengerät ausgerutscht und das in einer Regelmäßigkeit, die auf Dauer unprofessionell wirkt. Zumal sich Derartiges heutzutage leicht in der digitalen Nachbearbeitung beheben lässt.

Zu guter Letzt haben sich noch ein paar Kontinuitätsfehler eingeschlichen. Am auffälligsten ist, dass Paul nach dem Kampf mit Jamis sein Messer zu Boden fallen lässt und auf dem nächsten Bild hat er es plötzlich wieder in der Hand.

Fazit

Erzählerisch knüpft der zweite Band nahtlos an den ersten an, was nicht verwundert, da es sich bei der Romanvorlage um ein durchgehendes Werk handelt. Dieses ist in den Händen von Brian Herbert und Kevin J. Anderson gut aufgehoben, lediglich bei der Boshaftigkeit der Harkonnen wird zuweilen etwas übertrieben. Der Zeichenstil ist solide und lässt nur wenige kleinere Kritikpunkte zu. Dafür fallen bei der Koloration einmal mehr die Farbfilter unangenehm auf. Zumindest an der Aufmachung des Bandes gibt es aber nichts auszusetzen.

Info

Autoren: Brian Herbert & Kevin J. Anderson
Zeichner: Raúl Allén & Patricia Martin
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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Warpskala

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8 10 0 1
  • Story
    9/10
  • Zeichenstil
    8/10
  • Koloration
    6/10
8/10
Total Score

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