Videospielverfilmungen haben keinen guten Ruf. Aber wie sieht es mit dem Rennspiel Gran Turismo aus?

Handlung

Der jugendliche SimRacer Jann Mardenborough (Archie Madekwe) träumt von einer Karriere als Rennfahrer. Sein Vater, ehemaliger Profifussballer, findet die Ambitionen seines Sohnes lächerlich. Doch der Marketingmanager Danny Moore (Orlando Bloom) kommt auf die Idee, Rennfahrer durch einen Wettbewerb bei Gran Turismo zu rekrutieren, die dann eine neue Zielgruppe von Autokäufern erschließt. Zusammen mit dem ehemaligen Rennfahrer Jack Salter (David Harbour) startet er die GT Academy, die einem Spieler einen Platz in einem Rennteam sichern kann.

Gran Turismo

Rezension

Gleich vorweg – die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit. Und eigentlich ist dies keine Videospielverfilmung, sondern ein Biopic von Jann Mardenborough, dessen Geschichte mit einigen Freiheiten verfilmt wird. Von daher ist es eher ein Rennsportfilm. Und als dieser funktioniert er auch ziemlich gut, die Rennszenen sind schon ziemlich gut geworden, aber da das Drama auf der Strecke nicht ausreicht für einen Film, hat man noch eine Liebesgeschichte und mit Nicholas Capa (Josha Stradowski) einen Erzrivalen eingebaut, und natürlich hat dieser auch einen Hintergrund mit dem Protagonisten, in diesem Fall über Salter.

Wir haben es mit einer typischen Außenseiterstory zu tun, auch in der Academy muss Mardenborough hart kämpfen, Danny Moore will bei einem Foto-Finish sogar einen anderen Fahrer bevorzugen, da dieser kamerageeigneter ist. Salter macht da nicht mit, gewonnen ist gewonnen. Bei der echten Academy konnte Mardenborough einen Vorsprung von acht Sekunden herausfahren.

Nun hat Jann sieben Rennen Zeit, um seine FIA-Lizenz zu bekommen, wozu wenigstens ein vierter Platz erreicht werden muss. Und typisch Film, wird dies natürlich bis zum letzten Rennen aufgespart, nachdem Jann schon im ersten Rennen diesen Platz belegt, aber durch Capa von der Strecke gedrängt wird. Schon hier überzeugt die Visualisierung, die direkt aus dem Spiel kommt und auch mit identischen Sounds aufwartet. Basierend auf dem Grundkonzept des Films, ist er leider sehr arg vorhersagbar, aber das sollte eigentlich jedem klar sein, der sich so ein Werk ansieht.

Beim ersten Profirennen kommt es zu einem schweren Unfall, bei dem ein Zuschauer stirbt. Das passierte auch in der echten Karriere, allerdings erst wesentlich später. Im Film macht sich Jann danach Vorwürfe und denkt darüber nach zurückzutreten. Auch seine Rennfahrerkollegen wollen den unbeliebten Gamer loswerden, jetzt erst recht ist also das Motto. Man holt zwei weitere Fahrer aus der GT Academy, die ebenfalls im Rennsport Fuß gefasst haben und will beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans das Podium erreichen.

Das Rennen läuft gut, doch ein anderer Fahrer verunglückt, was bei Jann Erinnerungen an seinen Unfall hervorruft. Dies behindert ihn so sehr, dass er zurückfällt und das Ziel in weite Ferne rückt. Salter holt ihn mit einem Trick aber zurück und das Team schafft es mit einem weiteren Foto-Finish, natürlich gegen Nick Capa, auf den dritten Platz.

Der Film erfindet das Genre nicht neu – die Spannung in Rennsportfilmen kommt durch Rad-an-Rad-Wettkämpfe in der letzten Runde und nicht durch 30 Sekunden Vorsprung und einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Der Film überzeugt hier total und die Rennsportszenen in Kombination mit dem Videospiel-Flair sind absolut genial. Schauspielerisch wird er von David Harbour getragen, der langsam in meine persönliche Lieblingsschauspielerriege aufsteigt.

Das größte Manko des Filmes ist das Product Placement. Das ist natürlich typisch Rennsport, aber hier haben wir einen abendfüllenden Werbefilm für Nissan und Sony, garniert mit ein paar anderen Marken. Das darf einen nicht stören, dann kann man mit dem Werk von Regisseur Neill Blomkamp auch seinen Spaß haben.

Gran Turismo

Hintergrund

Die in diesem Film stattfindende GT Academy gab es wirklich, Jann war allerdings nicht der erste Gewinner und es gab auch mehr als nur diese eine. Das Ziel war auch nicht der Verkauf von Autos, sondern tatsächlich die Nachwuchsförderung. Als Vater der Academy gilt Darren Cox, an den die Figur des Danny Moore angelehnt ist. Er verließ 2015 Nissan, seit dem gab es keine neuen Wettbewerbe in der GT Academy mehr. Insgesamt hatte sie über 5 Millionen Teilnehmer, von denen 16 eine Motorsportkarriere zumindest starten konnten. Die Figur Jack Salter hat keinen realen Gegenpart, er ist wahrscheinlich stellvertretend für die verschiedenen Mentoren, unter anderem Johnny Herbert und Nick Heidfeld, in den Film geschrieben worden. Der echte Jann Mardenborough war als Stuntfahrer für Archie Madekwe und Berater dabei.

Fazit zu Gran Turismo

Auch ohne Kenntnis der realen Geschichte und des Videospiels kann man mit diesem Film seinen Spaß haben, wahrscheinlich sogar noch mehr. Der Film ist absolut gelungen, kann aber mit Genregrößen wie Grand Prix (1966), Rush – Alles für den Sieg (2013), oder Le Mans 66 – Gegen jede Chance (2019) nicht mithalten. Einen Faible für Motorsport sollte man aber schon mitbringen. Und man sollte eben kein Problem mit Produktplatzierungen haben.

 

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Marco Golüke
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