Die Spione von Sphinx erhalten ihre eigene Anthologie.

Honor Harrington 15 – Die Spione von Sphinx
Cover © Bastei Lübbe

Wieder jede Menge Autoren

Endlich wieder eine Anthologie. Endlich wieder Honor-Harrington-Geschichten, die einen nicht langweilen, sondern unterhalten. Dies und ähnliche Gedanken sind mir durch den Kopf geschossen, als ich mir Die Spione von Sphinx vornahm, um die Geschichtensammlung durchzulesen.

Denn nach den sogar für Honor Harrington enttäuschenden Ein neuer Krieg und Honors Krieg war es höchste Zeit für eine Erinnerung daran, was in dieser Reihe möglich ist. Wenn eben nicht David Weber schreibt, sondern in diesem Fall John Ringo, Eric Flint, Jane Lindskold, Victor Mitchell und Timothy Zahn ebenfalls das Ruder überlässt. Das Ergebnis sind überwiegend unterhaltsame Erzählungen.

Von den eben genannten Autoren von Die Spione von Sphinx sind neben David Weber und Eric Flint vor allem John Ringo und Timothy Zahn bekannt. Letzterer ist durch seine Star-Wars-Romane berühmt, in denen er Admiral Thrawn einführte, derweil Ersterer unter anderem die Invasion-Serie verfasst hatte.

Für kommende Romane wichtig

Sechs Autoren schreiben also insgesamt sechs Geschichten, wobei drei von ihnen noch für die kommenden Spin-offs Der Sklavenplanet und Der Schatten von Saganami wichtig sein werden. Dort werden Figuren eingeführt, die für die entsprechenden Romane von großer Bedeutung sein werden.

So liest man in Der Fanatiker, verfasst von Eric Flint, wieder von Victor Cachat, dem Havenitischen Agenten, der zuvor in einer der Geschichten von Die Raumkadettin von Sphinx sein Debüt hatte. Damals wirkte noch wirklich jung und unerfahren, tritt er dieses Mal in Die Spione von Sphinx unberechenbar und unvorhersehbar auf. Man weiß nie, was er als Nächstes vorhat, was zusätzlich dadurch verstärkt wird, dass der Autor zu keiner Zeit das Geschehen aus seiner Perspektive erzählt. Was in Wahrheit los ist, erfährt man erst am Ende der Geschichte in einem grandiosen Plottwist.

Bei eher so „mittel“ kann man John Ringos und Victor Mitchells Ein Schiff namens Francis ansiedeln. Die Story handelt davon, dass ein Manticorianischer Offizier auf das titelgebende, graysonitische Raumschiff abgestellt wird. Dort findet er ein wahres Irrenhaus vor, wo jeder Offizier mindestens ein Mal ruhig gestellt werden muss und der Erste Offizier ein durchgeknallter Ordnungsfanatiker ist, der bei der geringsten Gelegenheit seine Untergebenen für kleinere Fehler umbringen möchte.

Das Problem an dieser Story von Die Spione von Sphinx ist, dass sie stark anfängt. Doch der Humor der Erzählung flacht schnell ab. Und irgendwann nerven die geschilderten Eskapaden nur noch. Es ist klar, dass nicht alle Schiffe gleichermaßen gut geführt werden. Aber es ist eher unglaubwürdig, dass ein so schlecht kommandiertes Raumschiff in einer Flotte vorkommt.

Ein Lowlight

David Webers Im Dienst des Schwertes ist dagegen wieder ein Lowlight, wobei die Geschichte für seine Verhältnisse durchaus ordentlich und unterhaltsam geworden ist, inklusive einiger Überraschungen. So schildert er mit Captain Michael Oversteegen einen Schiffskommandanten, der eindeutig adeligen Ursprungs ist. Doch anders als andere Vertreter seines Standes bildet er sich nichts darauf ein, sondern ist sehr kompetent.

Was dafür sorgt, dass diese Erzählung in Die Spione von Sphinx nicht ganz so überzeugt, ist die Darstellung von Abigail Hearns. Sie ist die Tochter eines graysonitischen Gutsherren, die auf dem Schiff Oversteegens ihre Kadettenfahrt absolviert. Dabei erlebt sie ein großes Abenteuer, als das Raumschiff auf eine feindliche Festung stößt.

Das Problem ist, dass man zum einen eine Raumschlacht nur zum Teil mitbekommt – was schade ist. Denn diese Auseinandersetzungen waren schon immer die Stärke von David Weber. Doch was noch schlimmer ist, ist, dass er Abigail Hearns auf einmal wie eine Honor Harrington light schreibt. Sie ist in der Lage, einen Trupp von erfahrenen Marinesoldaten in einer Schlacht so zu kommandieren, dass sie die feindlichen Truppen aufhalten und aufreiben können. Zwar unter angeblich erheblichen Verlusten, doch erfährt man davon nur in Nebensätzen. Sie berühren einen nicht.

Sehr umfangreich

Mit 749 Seiten ist Die Spione von Sphinx die umfangreichste Anthologie seit Langem. Leider gehört sie nicht zu den besten Vertretern dieser Bücher in der Honor Harrington-Reihe. Lesenswert ist sie aber dennoch alle Mal.

 

Autor: David Weber, John Ringo, Eric Flint, Jane Lindskold, Timothy Zahn, Victor Mitchell
Titel: Honor Harrington 15: Die Spione von Sphinx
Originaltitel: The Service of the Sword
Übersetzer:  Dietmar Schmidt
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 10/2005
Einband: Taschenbuch
Seiten: 749
ISBN: 3-404-23287-9
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen

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