Mit Die Raumkadettin von Sphinx zeigt David Weber sich sowohl von seiner schlimmsten, wie auch von seiner besten Seite.

Honor Harrington 12 – Die Raumkadettin von Sphinx
Cover © Bastei Lübbe

Besser als der Stammautor

Die Raumkadettin von Sphinx ist nach Die Siedler von Sphinx und Die Baumkatzen von Sphinx die nunmehr dritte Anthologie, die innerhalb der Honor Harrington-Reihe herauskommt. Allerdings gibt es im Vergleich zu den beiden anderen Geschichtensammlungen einen essentiellen Unterschied. Denn dieses Mal stammt der Großteil aller gesammelten Erzählungen von Honor Harrington-Stammautor David Weber selbst. Die einzige Story, die er nicht geschrieben hat, wurde von Eric Flint verfasst.

Eric Flint wurde 1947 geboren worden. Der US-Amerikaner hatte sich vor allem auf Alternate History-Romane oder komische Fantasy-Geschichten spezialisiert. Im Honorverse sollte er noch eine große Rolle spielen, da er der einzige Schriftsteller war, der neben David Weber Bücher zu dessen Honor Harrington-Reihe beisteuerte. Und dies waren Bände, von denen nicht wenige meinen, sie gehören mit zu den Besten des gesamten „Honorverse“.

Zumindest ist sein Beitrag zu Die Raumkadettin von Sphinx definitiv der Beste in dem Buch. Aus den Highlands ist eine erstklassige Thriller-Story, die davon handelt, dass Helen Zilwicki, Tochter des manticorischen Nachrichtendienstlers Anton Zilwicki, entführt wird. Seine Vorgesetzten sind der Auffassung, dass die Republik Haven dahinter steckt. Doch er ist anderer Meinung und als er auf den havenitischen Agenten Victor Cachat stößt, wird beiden klar, dass hinter dem Komplott nicht nur irgendwelche korrupten Politiker beiderseits stecken. Sondern auch eine andere Organisation, die keine Skrupel hat, Kinderleben zu opfern.

Beste Unterhaltung

Eric Flints Beitrag zur Anthologie liest sich im Vergleich zu den anderen Romanen der Reihe wie eine frische Brise. Er nimmt die Elemente und Charaktere, die David Weber vorgefertigt hat. Und formt daraus eine spannende Story mit allerlei Irrungen und Wirrungen. Dabei versteht er sich trefflichst darauf, Figuren lebendig darzustellen. Sein Anton Zilwicki ist ein klischeehafter gryphonischer Highlander mit einem unbeugsamen Charakter, der für das Wohl seiner einzigen Tochter bereit ist, gegen alle Regeln zu verstoßen. Victor Cachat wird hingegen wie ein naiver Havenit dargestellt, dessen Realität in Brüche geht, als eine Nachrichtendienstlegende ihm die Augen öffnet. Und aus diesen Bruchstücken entsteht etwas Gefährliches für diejenigen, die er als Gegner ansieht.

Es sind nicht nur diese beiden Figuren, die die Geschichte in Die Raumkadettin von Sphinx so grandios machen. Es ist auch Helen Zilwicki selbst, die in einer ernsten Situation einen kühlen Kopf bereitet. Oder die Adelige Catherine Montaigne, eine quirlige Persönlichkeit, die eine Antipathie gegen Gen-Sklaverei hegt und im Exil auf der Erde lebt.

Von der ersten bis zur letzten Seite wird man dabei bestens unterhalten. Stets geschieht etwas Unvorhergesehenes, derweil es außerdem jede Menge Leichen gibt. So gut hat man sich in der Honor Harrington-Reihe selten Unterhalten gefühlt.

Altbekannte Probleme

David Weber muss da natürlich nachziehen. Und er schafft es nicht ganz. Weltenwandler ist eine kleine, aber feine Story, in der Nimitz und seine Gefährtin Samantha seinen Clan besuchen. Dort erzählen sie von ihren wagemutigen Plänen, wie sie sich auch auf andere Welten verteilen wollen. Es ist ein netter Eindruck in das Innenleben eines solchen Baumkatzen-Clans und eine wohltuende Story, in der es mal nicht ums große Drama geht.

Anders Einbruch in der Nacht, die letzte Story von Die Raumkadettin von Sphinx. In dieser beschreibt er ausführlich den Bürgerkrieg auf Haven, als Esther Mcqueen versucht, die Macht an sich zu reißen und am Ende Oscar Saint-Just der letzte noch lebende Machthaber ist. Diese Erzählung ist durchaus interessant, eben weil sie das Geschehen, von dem man in Der Stolz der Flotte am Rande erfährt, deutlich ausbaut und erweitert. Aber sie reicht nicht an die Story von Eric Flint Aus den Highlands ran.

Beides sind wundervolle Stories, wo am Ende nur die Tatsache, dass die Geschichte von Eric Flint ist, verhindert, dass sie zu den besten gehört. Dieses Problem hat die allererste Story Die Raumkadettin von Sphinx nicht. Denn in ihr zeigt sich ein Mal mehr das große Problem von David Weber, wenn es um seine Titelheldin geht: Er stilisiert sie zur Göttin und bevölkert ihre Umgebung entweder mit Leuten, die sie anhimmeln oder die sie ablehnen. Letzteres sind dann unter anderem Adelige, die sich zu viel auf ihren gesellschaftlichen Stand einbilden.

Eines der besseren Bücher

Und all das findet man in dieser Geschichte zu Hauf. Ebenso auch die anderen Probleme, die die Romane des Autors in der letzten Zeit gekennzeichnet haben. Inhaltsleere, seitenlange Monologe, die die Handlung nicht sonderlich voranbringen.

Dennoch ist Die Raumkadettin von Sphinx eines der besseren Bücher, die in der letzten Zeit in der Honor Harrington-Reihe rausgekommen sind.

Autor: David Weber
Titel: Honor Harrington 12: Die Raumkadettin von Sphinx
Originaltitel: Changer of Worlds
Übersetzer:  Ruggero Leó
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 09/2003
Einband: Taschenbuch
Seiten: 572
ISBN: 3-404-23254-X
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