Mit Das Goldfisch-Problem startet die Moon Knight-Serie.

Ein Held mit mehreren Persönlichkeiten

Steven Grant (Oscar Isaac) arbeitet in einem Londoner Museum. Er ist ein freundlicher, zurückhaltender Mensch, der allerdings ein merkwürdiges Problem hat. Immer wieder erleidet er Blackouts oder hat Erinnerungen an ein anderes Leben.

Eines Tages eskaliert die Situation. Auf ein Mal befindet er sich nicht mehr bei sich zu Hause, sondern in einem fremden Land und sieht dort, wie der Sektenführer Arthur Harrow (Ethan Hawke) regiert. Dabei hat dieser ein großes Interesse an einem Skarabäus, den Steven mit sich führt. Doch andere Stimmen in seinem Kopf wollen nicht, dass er das Objekt einfach so weitergibt. Weshalb natürlich schon bald Dinge anfangen, sich zuzuspitzen.

Von allen Marvel-Helden, die der Verlag besitzt, ist Moon Knight der vielleicht merkwürdigste. Damit ist jetzt weniger sein fast vollständig weißes Kostüm gemeint, als vielmehr die Tatsache, dass er unter einer Persönlichkeitsspaltung leidet. So hat der Heroe nicht nur ein, sondern gleich drei Alter Egos. Weshalb man umso gespannter da darauf war, wie das im Marvel Cinematic Universe umgesetzt werden würde. Einen ersten Eindruck konnte man am 30. März gewinnen, als Das Goldfisch-Problem herausgebracht wurde.

Als einen der Hauptverantwortlichen verpflichtete Marvel den ägyptischen Regisseur und Drehbuchautor Mohamed Diab. Oscar Isaac, auch als Poe Dameron aus der Star Wars-Sequeltrilogie bekannt, übernahm die Titelrolle, derweil der Darsteller Ethan Hawke zum Kultanführer Arthur Harrow wurde. Die ägyptischstämmige Schauspielerin May Calamawy erhielt den Part der Layla El-Faouly.

Das Goldfisch-Problem

Ein bezeichnender Beginn

Das Goldfisch-Problem fängt schon bezeichnend an. Man sieht, wie der Sektenführer Arthur Harrow ein Glas zertrümmert und sich die Splitter fein säuberlich in seine Schuhe füllt, in die er dann steigt und langsam und vorsichtig losgeht. Bereits da wird klar, dass die Moon Knight-Serie keine Normale sein wird, sondern vielmehr eine, in der es immer wieder zu rätselhaften und auch teilweise abstrusen Ereignissen kommt.

Dabei folgt man dem Großteil der Folge Steven Grant, der ein normales Leben führt. Er telefoniert mit seiner Mutter, pflegt seinen einflossigen Goldfisch und darf auf der Arbeit Merchandise-Artikel an kleine Kinder verkaufen. Er ist eine eine Mitarbeiterin des Museums verliebt. Und wenn er schlafen geht, klebt er seine Tür zu und verstreut Sand ums Bett, ebenso wie er sich daran fesselt. Denn er hat immer wieder Blackouts und Erinnerungslücken.

Was für ein Charisma

Darauf baut Das Goldfisch-Problem weiter auf. Denn eines Abends geht er ins Bett und wacht auf einmal in den Alpen auf. Er hört eine Stimme, die ihn einen Volltrottel nennt, und ab da dreht das Geschehen erst so richtig auf.

Es sind die folgenden Szenen, in denen schließlich viel von dem aufgebaut wird, was die Story ausmacht. Man sieht, welche Kraft Arthur Harrow besitzt, und erhält einen Hinweis darauf, was in den Blackouts von Steven Grant geschieht. Ebenso ertönt immer wieder eine Stimme, die klarmacht, wie wenig sie von dem Museumsarbeiter hält.

Dies Szenen wirken einerseits absurd, weil eben Oscar Isaac wunderbar die Überforderung seines Alter Egos darstellt und auch die Momente, in denen sich die Persönlichkeiten um die Kontrolle seines Körpers streiten, perfekt rüberbringt. Doch ebenso ist man wie gefesselt von dem Charisma und der Kraft Arthur Harrows, den Ethan Hawke als ruhig und besonnen darstellt. Durch seine Ruhe und seine Fähigkeiten wird er sofort als eine enorme Bedrohung angenommen.

Grandios sind dann auch die Blackout-Szenen. Das sind die Augenblicke, wo man in Das Goldfisch-Problem sieht, wie Steven Grant in einer misslichen Lage ist, das Bewusstsein verliert, nur um anschließend wieder zu sich zu kommen und zu sehen, wie er beispielsweise inmitten von toten oder bewusstlosen Körpern steht und eine Hand komplett blutig einen Skarabäus hält. Diese Momente wiederholen sich im Laufe der Folge ständig. Was geschieht, das bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen.

Das Goldfisch-Problem

Mumien lassen grüßen

Es sind großartige Szenen, die das Mysterium darum, was mit Steven Grant los ist, noch mehr vertiefen. Und die Tatsache, dass der Zuschauer gefordert wird, seine eigene Vorstellungskraft zu nutzen, ist nicht minder genial. Hier traute man sich was.

Doch so spaßig dieses Drittel von Das Goldfisch-Problem ist, so spektakulärer ist das Letzte. Wo all das, was man zuvor gesehen und erlebt hat, zusammenkommt und mit dem normalen Leben von Steven Grant kollidiert. Es gibt hier viele abwechslungsreiche Momente, was am Ende dann in dem ersten Onscreen-Auftritt des Titelheldens kulminiert.

Interessant ist, wie das Kostüm von Moon Knight in der Realverfilmung interpretiert wird. Hier scheint es aus verschiedenen Bandagen zu bestehen, nicht unähnlich dem einer Mumie. Was angesichts der Verbindung mit Ägypten, die den Charakter ausmacht, durchaus Sinn ergibt.

Es ist ein starker Beginn, mit einem sympathischen Steven Grant und einem grandiosen Gegenspieler. Mal sehen, was da noch alles geschehen wird.

Götz Piesbergen

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