Mit Das Abenteuer beginnt fängt die One-Piece-Realserienadaption an.

Es kann nur besser werden

One Piece ist einer der aktuell bekanntesten und berühmtesten Mangaserien überhaupt. Seit über 20 Jahren unterhält die Reihe von Eiichiro Oda nun schon den Leser mit epischen Geschichten und jeder Menge Humor. Hinzu kommt auch eine langjährige Animeserie und Animefilme, die nicht minder erfolgreich sind, sowie natürlich viele Videospieladaptionen und sonstiges Merchandise.

Was bislang in dieser Aufzählung „fehlte“, war eine Realadaption. Und hier muss man ehrlich sein, dass dies die Fans nicht vehement gefordert haben dürfte. Denn sobald es um westliche Adaptionen von bekannten asiatischen Franchises geht, ist die Erfolgsquote arg überschaubar. Dragonball Evolution ist da ein negatives Paradebeispiel.

Doch Netflix will mit One Piece beweisen, wie man es besser machen kann. Das fängt schon damit an, dass Eiichiro Oda selbst Executive Producer der Reihe wurde und er alles abgesegnet hat, was in der Serie gezeigt wurde. Ebenso ist Weekly Shonen Jump, der Verlag, in dem der Manga herauskommt, involviert.

International besetzt

Das Besondere an der Serie ist dabei der internationale Cast. So lernt man bereits in der ersten Episode, Das Abenteuer beginnt, die ersten Hauptdarsteller kennen. Monkey D. Ruffy – die deutschen Namen unterscheiden sich geringfügig von den international gebräuchlichen – wird vom Mexikaner Iñaki Godoy dargestellt. Die intelligente und gewiefte Diebin Nami wurde von der amerikanischen Schauspielerin Emily Rudd übernommen. Der schweigsame Schwertkämpfer Lorenor Zorro wird vom Japaner Mackenyu, Sohn des berühmten Martial Arts-Schauspielers Sonny Chiba (Kill Bill), zum Leben erweckt. Der Australier Morgan Davies wurde als Monkeys Freund Koby gecastet.

Monkey D. Ruffy ist ein junger Mann mit einem großen Wunsch. Er will das One Piece finden und König der Piraten werden. Doch dafür braucht er eine Crew, so um die zehn Leute. Nur, woher nehmen?

Doch dann begegnet er zunächst dem unterdrückten Schiffsjungen Koby. Und später hilft er dem Piratenjäger Zorro im Kampf gegen den korrupten Marine Axe Morgan. Und auch die Diebin Nami, die auf der Suche nach einer Karte ist, könnte ein potentielles Mitglied seiner Mannschaft sein.

Möge das Abenteuer starten

Das Abenteuer beginnt, für den Zuschauer ein schon fast sprichwörtlicher Titel. Ehe man überhaupt die erste Minute gesehen hat, ist die Skepsis durchaus hoch. Doch nach fast einer Stunde kann man sagen, dass zumindest die Auftaktepisode ein gelungener Start für die Realserienadaption ist. Man merkt von der ersten Minute an, dass die Leute, die hier arbeiten, die Vorlage einerseits respektieren, sich aber andererseits nicht sklavisch an sie gehalten haben.

Wer die Mangavorlage kennt, dem werden natürlich mehrere Unterschiede auffallen. Wie die Story erzählt und aufgebaut ist, unterscheidet sich erheblich vom Geschehen in der Serie. Doch das ist nichts Schlechtes, weil es unmöglich gewesen wäre, alles 1 zu 1 zu übertragen. Und die Veränderungen, die unternommen wurden, die Straffung der Story oder bestimmte Änderungen, als man es vom Manga her kennt, haben sich zumindest in dieser Folge als eine gute Entscheidung erwiesen.

Dabei erweist sich in Das Abenteuer beginnt von Anfang an, dass das Casting von Iñaki Godoy als Monkey D. Ruffy eine gute Idee war. Der Mexikaner strahlt eine positive und fröhliche Energie aus, die wirklich umwerfend ist. Noch dazu schafft er es, den Titelhelden so darzustellen, wie man ihn aus der Vorlage kennt. Als ein bisschen naiv, ein bisschen zu sorgenfrei, als jemand, der einfach agiert und nicht großartig nachdenkt, der aber im Zweifelsfall den Leuten hilft, die er gerne mag oder die in Not sind. Und gleichzeitig ist er ein großartiger Kämpfer.

Gut ausgewählte Darsteller

Auch Mackenyu beweist sich als geeigneter Darsteller von Lorenor Zorro. Er ist im Vergleich zur Vorlage vielleicht etwas schweigsamer, schafft es aber ebenfalls, die Bad-Ass-Austrahlung seines Charakters gut auf den Bildschirm zu bringen. Dass er der Sohn einer Martial-Arts-Legende ist, erweist sich in den Kampfszenen als durchaus hilfreich. Gleichzeitig schafft er es, auch den Drei-Schwerter-Stil der Vorlage glaubwürdig darzustellen.

Sehr schön ist übrigens, dass Das Abenteuer beginnt Nami von Beginn an auf demselben Level wie die beiden anderen männlichen Hauptfiguren präsentiert. Emily Rudd schafft es perfekt, die Intelligenz und Durchtriebenheit ihrer Figur rüberzubringen, ebenso wie ihre Fähigkeit, sich zur Wehr zu setzen, wenn nötig. Wobei sie lieber auf List und Tücke setzt, um ans Ziel zu kommen.

Der Auftakt glänzt mit viel Humor. Schon allein, wie Nami und Zoro jedes Mal sagen, dass sie nicht Teil von Ruffys Crew sind, wenn er dies meint, ist ein netter Running Gag. Genauso wie die fröhliche Ahnungslosigkeit der Hauptfigur, die seine Umgebung jedes Mal in helle Aufregung versetzt. Oder der überkandidelte Helmeppo, Sohn von Axe Morgan, der sich sehr oft hinter dem Einfluss seines Vaters versteckt.

Die Saat ist gelegt

Als Fan der Vorlage kann man in Das Abenteuer beginnt schon die Hinweise auf kommende Storylines erkennen. Die Baroque-Firma, die vermutlich in der zweiten Season eine große Rolle spielen wird, oder das Auftauchen eines bestimmten Antagonisten am Ende, dürften die Grundlage für noch kommende Plots bilden. Und der Trailer in den Credits verspricht jede Menge Spannung.

Interessant ist dabei, dass die Episode mitunter durchaus blutig und brutal daherkommt, wie etwa, wenn Zorro jemanden sichtbar in zwei Hälften zerteilt. Da im Manga einige Kämpfe sehr heftig sind und dort der rote Lebenssaft in Strömen fließt, kann man gespannt sein, ob und wie dies dann in der Realadaption umgesetzt wird.

Allerdings ist in Das Abenteuer beginnt nicht alles Gold, was glänzt. So gibt es Rückblenden, unter anderem zu dem Punkt, als Monkey D. Ruffy eine Teufelsfrucht gegessen hatte und so zum Gummimensch wurde. Die erste dieser Erinnerungssequenzen hätte besser eingebaut werden können.

Designtechnisch nicht immer überzeugend

Und auch wenn die Serie sich große Mühe gibt, die ganzen übertriebenen Mangadesigns adäquat umzusetzen, es funktioniert nicht immer. Immer wieder gibt es Momente, in denen man die Grenzen sieht, mit denen die Reihe zu kämpfen hat. Dazu zählt unter anderem das Design von Axe Morgan, das längst nicht so beeindruckend wirkt, wie man es aus der Vorlage kennt.

Doch am Ende ist dies Meckern auf hohem Niveau. Denn für eine westliche Realserienadaption eines berühmten Mangas ist Das Abenteuer beginnt beeindruckend gut geworden.

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