Mit Twovix bekennt sich Lower Decks zu einer der umstrittensten Star Trek-Episoden allgemein.
Wenn man eine Legende eskortiert
Die Cerritos erhält einen neuen Auftrag. Sie soll dafür sorgen, dass die U.S.S. Voyager heil zu ihrem neuen Bestimmungsort kommt. Doch natürlich fangen Dinge an zu eskalieren, als Doctor T’Ana (Gillian Vigman) und Lieutenant Commander Billups (Paul Scheer) durch einen Transporterunfall zu T’illups verschmelzen. Und als sie herausfinden, dass ihnen dasselbe Schicksal wie Tuvix droht, rebellieren sie und beginnen damit, die Crew der Cerritos zu verschmelzen. Aufhalten können ihn nur D’vana Tendi (Noël Wells) und das neuste Besatzungsmitglied des Schiffs, die Vulkanierin T’Lyn.
Auf der Voyager gibt es ebenfalls Probleme, als Boimler (Jack Quaid) aus Versehen einen Makrovirus entdeckt. Der teilt sich schon bald auf und infiziert die ganzen Computersysteme des Schiffs – weshalb einige Hologramme Amok laufen und die Notcrew attackieren.
Lower Decks war lange Zeit in Sachen „Nu-Trek“ Maß aller Dinge. Eine Serie, die sich einerseits zu Star Trek bekannte, aber andererseits das Universum nicht sklavisch verehrte, sondern durchaus das eine oder andere Mal genüsslich durch den Kakao zog. Doch in der dritten Staffel zeigen sich gewisse Abnutzungserscheinungen, kann sie nicht ganz so sehr überzeugen wie zuvor.
Mut zu Veränderungen?
Deshalb war jetzt die Frage, ob und wie die vierte Season anfangen würde. Ob sie weiter auf den Status Quo setzen würde, oder ob Twovix zumindest ansatzweise Veränderungen einführen würde.
Die gute Nachricht ist, dass die Auftaktepisode zur vierten Season zumindest ansatzweise den Mut aufbringt, Dinge anders zu machen. Was schon allein mit der Präsenz von T’Lyn anfängt. Die vulkanische Kadettin wurde prominent in wej Duj eingeführt, war dann lange Zeit von der Bildfläche verschwunden, ehe sie in den letzten Minuten der dritten Season wieder auftrat, dieses Mal als Besatzungsmitglied der Cerritos.
Und bereits Twovix beweist, dass ihre Präsenz eine wohltuende Abwechslung von der Norm ist. Es reicht schon aus, dass man die stoische und emotionslose Vulkanierin mit der übersprudelnden und von allem begeisterten Orionierin zusammentut, die natürlich mit ihr befreundet sein möchte. Dabei macht T’Lyn ständig klar, dass es ihr nur darum geht, wieder von ihresgleichen anerkannt zu werden. Allerdings fällt einem auf, dass sie D’Vana Tendi wunderbar ergänzt.
Beckett kann auch herumnerden
Jetzt kann man nur hoffen, dass ihr nicht dasselbe Schicksal blüht wie Jet Manhaver, der in Kayshon, seine Augen offen prominent eingeführt wurde und danach keine Rolle mehr spielte, da Brad Boimler wieder zurückkehrte. Wenn die Macher dasselbe auch mit T’Lyn machen, hat die Reihe ein enormes Problem, weil das Handlungspotential dieser Figur massiv ist. Man möchte wissen, wie sie mit den anderen Unterdecklern zusammenarbeiten wird, vor allem mit Beckett Mariner.
Die darf man in Twovix von einer gänzlich unbekannten Seite erleben, nämlich als Nerd, eine Funktion, die bislang Brad Boimler erfüllt hat. Aber zu sehen, wie sie beim Anblick der Voyager vor Begeisterung schier ausrastet, ist phänomenal und unerwartet. Wobei die gesamte Handlungsebene allgemein vor Anspielungen und Eastereggs strotzt.
Allerdings werden auch die Charakterisierungen nicht vergessen. Brad Boimler darf glänzen und zum Held der Stunde werden, obwohl es lange so aussieht, als ob er eher so etwas wie der Verlierer sein wird. Und in einer wunderbaren Szene zeigt sich, dass Commander Ransom tamarianisch sprechen kann, sehr zum Entzücken von Kayshon.
Jede Menge Überraschungen
Doch natürlich dreht sich in Twovix alles um die Lieblingsepisode unseres Chefs Marco Golüke, Tuvix. Das war sicherlich einer der umstrittensten „Star Trek“-Folgen überhaupt. Zu sehen, dass sie jetzt eine Fortsetzung bekommt, ist überraschend.
Da dies allerdings Lower Decks ist, kann man schon ahnen, dass sich die Serie auf ihre eigene Art dem Thema widmet. Sie bewertet die Ereignisse nicht, sondern nutzt sie nur als Vorlage für jede Menge weitere „Tuvixe“, die von T’illups erschaffen werden, um seiner Eliminierung zu entkommen. Es ist eine bescheuerte Idee, die aber von der Serie wie üblich genial umgesetzt wird.
Und auch das Ende der Folge ist sehr gut geworden. Hier wird man am laufenden Band überrascht. Mit jeder Menge Beförderungen, die dieses Mal bitte erhalten bleiben mögen. Und einer weiteren Rückbesinnung auf wej Duj, dieses Mal in Form der Klingonen – denen allerdings hier ein heftiges Schicksal blüht. Mal sehen, ob dies mit dem Ende der dritten Staffel in Zusammenhang stehen wird. Aber allem Anschein nach wird eine große Bedrohung aufgebaut, die sicherlich noch für erhebliche Turbulenzen sorgen wird.
Auch Rutherford bekommt seine Charaktermomente
Wer übrigens meint, dass Rutherford in Twovix den kürzeren gezogen hat und entsprechend nicht näher charakterisiert wird, der kann beruhigt sein. Er trägt zwar zur Handlung nicht so viel bei wie seine Freunde, doch erhält er mehr als ausreichend Momente, wo er dennoch glänzen kann. Und die Veränderungen, die seine Kameraden am Ende durchmachen, sorgen für jede Menge Handlungspotential.
Ich bete darum, dass diese Episode ein Fingerzeig darauf ist, dass die Macher endlich den Mut besitzen, Dinge zu verändern. Erste Hinweise gibt es ja, aber es bleibt ebenso die Befürchtung, dass sie bald wieder zum altbekannten Status quo zurückkehren werden. Zum Glück gibt diese Folge Anlass zur Hoffnung.
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