Zwischen Star Trek: Nemesis und der ersten Staffel Picard liegen rund 20 Jahre. Genügend Raum für jede Menge Erzählstoff.
Die Handlung
Nachdem es im romulanischen Raum zu einer Supernova gekommen ist, hat die Föderation Hilfe bei der Evakuierung aller bedrohten Welten angeboten. Während Geordi LaForge den Bau einer Evakuierungsflotte in den Utopia Plantia-Werften überwacht, bricht Admiral Picard mit der U.S.S. Verity zur romulanischen Koloniewelt Yuyat Beta auf, um die dortige Bevölkerung vorzubereiten.
Wie er bald feststellen muss, werden nicht nur 10.000 romulanische Siedler von der Supernova bedroht, sondern auch eine 5 Millionen Einwohner umfassende indigene Bevölkerung. Zu allem Übel wird nicht nur der Zeitplan über den Haufen geworfen. Nach einem Aufstand der Einheimischen lässt die Gouverneurin zudem Picard und dessen Begleiterin Lt. Commander Raffi Musiker inhaftieren und übernimmt die Kontrolle über die U.S.S. Verity.
Wie sich herausstellt, war dies von Anfang an der Plan des paranoiden Tal Shiar, der glaubt, eine feindliche Übernahme romulanischer Welten durch die Föderation verhindern zu müssen. Die beiden Agenten Laris und Zhaban, die mit der einheimischen Bevölkerung sympathisieren, müssen sich am Ende entscheiden, auf welcher Seite sie stehen.
Rezension von Picard Countdown
In der ersten Staffel Picard werden die Trekkies mit einer völlig veränderten Situation konfrontiert. Die Föderation ist nicht mehr das, was sie einst war, ebenso das romulanische Reich, dessen Bewohner zu einem Großteil als Flüchtlinge über die Galaxie verstreut leben. Zwei von ihnen, Laris und Zhaban, leben auf dem Chateau von Picard in Frankreich. Mit seiner einstigen Untergebenen Raffi Musiker hat sich der pensionierte Admiral derweil verkracht. Das alles wirft viele Fragen auf, von denen der vorliegende Comic einige beantwortet.
Im Zentrum steht die Evakuierung der Romulaner, deren Raumgebiet inklusive ihrer Heimatwelt von einer Supernova bedroht wird. Es mag ein wenig wie Ketzerei wirken, dass der Grundplot der Reboot-Filme von J.J. Abrams damit in den Kanon des Prime-Universums übernommen wird. Dennoch funktioniert dieses Handlungselement hervorragend, da es sowohl die Föderation als auch die Romulaner vor ein Dilemma stellt, welches für jede Menge gesellschaftlichen Sprengstoff auf beiden Seiten sorgt.
Außerdem wurde gnädigerweise auf direkte Bezugnahmen zum JJ-Versum, wie etwa die rote Materie, das Verschwinden von Spock oder tätowierte Romulaner verzichtet. Dieser Unfug passt einfach nicht mit dem Prime-Universum zusammen und es bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft auch keine Bezugnahmen auf das Discovery-Reboot geben wird. Andernfalls müssten sich die Fans noch an einen kahlgeschorenen Worf mit vier Nasenlöchern gewöhnen.
Sowohl die Picard-Serie als auch der Comic fühlen sich endlich wieder wie richtiges Star Trek an. Die Charaktere stehen im Vordergrund und die Handlung dreht sich um ethische Fragen. Das ist großartig! Obendrein offenbart dieser Comic, wie Picard seine Freunde Laris und Zhaban kennengelernt hat und was ihn mit Raffi Musiker verbindet. Was will man mehr?
Grafisch ist der Band im guten Mittelfeld einzuordnen. Der Zeichenstil ist etwas grob und kantig, die Charaktere sind aber dennoch gut getroffen und sofort wiederzuerkennen. Zwischen den Gebäuden und Raumschiffen gibt es derweil erhebliche Qualitätsunterschiede. Was den Planetenlandschaften an Detailtiefe fehlt, holen die Weltraumszenen gleich doppelt wieder raus. Eine wirklich nette Idee ist dabei die Einbindung von Raumschiffklassen aus Star Trek Online. Die U.S.S. Verity gehört derselben Klasse an wie die Enterprise-F und sieht wirklich genial aus.
Die Koloration entspricht dem Zeichenstil. Sie ist durchaus gelungen, wobei es vor allem keinen Mangel an Leuchteffekten gibt. Allerdings sind die Farbflächen oft durchgängig, wodurch sie weniger realistisch wirken und kaum Glanzeffekte aufweisen. Hier scheinen Füllwerkzeuge mit einfachen Farbverläufen angewandt worden zu sein, die sich nicht den Formen anpassen. Die Sternenhintergründe wirken zudem wie Farbkleckse auf schwarzer Fläche. Wie es besser hätte gehen können, zeigen die künstlerischen Variantcover, bei denen der Lichteinfall absolut realistisch ist.
Als Bonus gibt es am Ende der deutschen Ausgabe noch ein Interview mit der Autorin und Produzentin Kirsten Beyer. Zwar ist diese auch für die umstrittene Burnham-Show mitverantwortlich, doch hier erklärt sie, warum sich Picard davon positiv abhebt. Während bei Disco die Action im Vordergrund steht, wird Picard von den Charakteren getragen, und diesen Unterschied merkt man deutlich.
Fazit
Picard kehrt zu den Wurzeln von Star Trek zurück und das macht auch den vorliegenden Comic zu einem echten Highlight für Fans der alten Serien. Bei der Bewertung steht daher die spannende Handlung im Vordergrund, wobei die Optik keineswegs schlecht ist. Da der Comic zum Kanon gehört und einige Lücken zwischen Nemesis und Picard füllt, ist er ein absolutes Muss! Die Softcoverausgabe von Cross Cult ist zudem von hochwertiger Qualität.
Info
Autoren: Kirsten Beyer & Mike Johnson
Zeichner: Angel Hernandez
Farben: Joana Lafuente
Verlag: Cross Cult
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story10/10
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Zeichenstil7/10
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Koloration7/10
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