In Zweites Ich muss Raffi sich mit ihrer Vergangenheit konfrontieren, um zu entscheiden, wie es für sie in der Gegenwart weitergehen soll.
Auf der Suche nach der persönlichen Zukunft
Nachdem Jean-Luc Picard wieder Admiral der Sternenflotte geworden ist, tritt er einen neuen Posten an der Sternenflottenakademie an. Dabei bietet er seinem früheren Ersten Offizier Raffi Musiker an, ebenfalls zur Akademie zu kommen. Oder aber sie entscheidet sich für den Sternenflottengeheimdienst als künftige Arbeitsstelle.
Doch seine ehemalige Nummer Eins ist sich unsicher, was sie will. Weshalb sie auch erleichtert eine Mission annimmt, die sie nach Ordeve führt. Sie war bereits früher auf diesem Planeten im cardassianischen Raum stationiert und hat keine besonders guten Erinnerungen an diese Zeit. Trotzdem hofft sie, dass sie dort die Klarheit über ihre Zukunft erhält, die sie sich wünscht. Begleitet wird sie dabei von Elnor, der sich ebenfalls unsicher ist, wohin sein Weg ihn führen soll.
Una McCormack ist keine unbekannte Autorin. Sie war und ist eine Schriftstellerin, die in Sachen Star Trek-Romanen einiges an Erfahrung besitzt. Ihr Steckenpferd ist dabei Cardassia und von dessen Bewohnern vor allem Garak. Doch auch in Star Trek – Picard hat sie Erfahrung sammeln können. So schrieb sie die Prequelnovel Die letzte und einzige Hoffnung. Mit Zweites Ich kehrt sie jetzt zu der Serie und den dazugehörigen Geschichten zurück.
Sehr komplex
Die Story findet zwischen der ersten und zweiten Staffel von Star Trek – Picard statt. Das heißt, dass Jean-Luc Picard nach den Ereignissen der ersten Season wieder Teil der Sternenflotte ist, aber Raffi Musiker und auch Elnor das noch nicht sind. Dieser Wechsel wird in der vorliegenden Geschichte behandelt.
Es handelt sich bei Zweites Ich um einen sehr komplexen Roman, mit drei verschiedenen Handlungsebenen. Die Hauptebene findet in der Gegenwart statt und behandelt Raffi Musikers Ermittlungen auf Ordeve. Die zweite findet 24 Jahre vorher statt, kurz nach dem Ende des Dominion-Kriegs, als der Planet von den Romulanern besetzt wurde. Und die dritte ist dann nochmal 36 Jahre früher angesiedelt, als die Cardassianer die Welt den Bajoranern abgenommen haben.
Alle drei Handlungen sind Teil eines komplexen Plots, der sich einem erst dann erschließt, wenn man wirklich aufmerksam liest und all die kleinen und großen Hinweise zusammensetzt. Das macht den Roman nicht gerade einfach zu lesen, weil – falls man auch nur ein einziges Mal mental abschweift – es durchaus sein kann, dass man die eine oder andere wichtige Entwicklung verpasst. Was sich vor allem in der dritten Handlungsebene zeigt.
Das komplette Gegenteil
Denn diese glänzt in Zweites Ich mit einem besonderen Handlungsträger. Es handelt sich um den jungen Cardassianer Mas Gherrod, der in Wahrheit der junge Elim Garak ist, der sich mit dieser Mission seine Sporen verdienen muss. Und man merkt dem Buch an, wie gerne die Autorin ihn schreibt.
Dabei wird er gänzlich anders dargestellt, als man es aus der Fernsehserie und aus vielen anderen Romanauftritten her kennt. Er ist noch nicht der freundliche und joviale, gleichzeitig aber intelligente und geheimnisvolle Schneider mit einer Geheimdienstvergangenheit. Hier ist er ein fanatischer Agent, der die Propaganda seiner Heimat blind glaubt und alles scharf beobachtet und es vor allem auf die Bajoraner abgesehen hat. Am Ende sorgt er für ein schreckliches Verbrechen, welches die Klammer zwischen den verschiedenen Handlungsebenen darstellt.
Die zweite Handlungsebene von Zweites Ich spielt von der Besetzung der Welt durch die Romulaner. Die sollten eigentlich den Planeten den Cardissianern wiedergeben, treffen allerdings keine Anstalten, dies auch zu tun. Raffi versuchte damals, ein Massaker zu verhindern, wobei sie dabei eine wichtige Entdeckung macht.
Eine merkwürdige Auflösung
Und diese, plus das, was in der dritten Handlungsebene passiert ist, ist dann ebenso für die Haupthandlung wichtig, bei der diverse Geheimnisse zu Tage kommen. Raffi ist dabei die bewegende Kraft, die die Handlung vorantreibt. Sie kann auch am meisten von den Ereignissen in diesem Buch profitieren.
Elnor hingegen … Er ist vorhanden. Es ist jetzt nicht so, dass Una McCormack ihm nichts zu tun gibt. Aber überwiegend beobachtet er das Geschehen und vergleicht es mit seiner eigenen Philosophie, mit der aufgewachsen ist. Es hätte ihm nicht geschadet, etwas aktiver zu werden, um besser in Erinnerung zu bleiben.
Die Autorin will mit Zweites Ich vieles. Sie schreibt eine sehr komplexe Story, jongliert mit unterschiedlichen Protagonisten und Zeitebenen und präsentiert dann am Ende eine Auflösung, die einen kopfkratzend zurücklässt. Es ist jetzt nicht so, dass die Lösung nicht gelungen ist. Aber sie wirkt … merkwürdig und beißt sich im Prinzip auch mit dem, was man über Garak wusste.
Letzten Endes kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Autorin zu viel wollte und sich zwischendurch verzettelt hat, bzw. es versäumt hat, den Leser mitzunehmen. Es ist kein schlechter Roman, aber man ist von der Schriftstellerin deutlich bessere Unterhaltung gewöhnt.
Autor: Una McCormack
Titel: Star Trek – Picard: Zweites Ich
Originaltitel: Star Trek – Picard: Second Self
Übersetzer: Stephanie Pannen
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 361
ISBN: 978-3-96658-852-2
Sonstige Informationen:
Produktseite
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Vielen Dank für die lesenswerte Rezension! Ich habe das Buch in ganz ähnlicher Weise empfunden. Der Schluss hat mich verwundert zurückgelassen. Allerdings sind die bisherigen PICARD-Bücher insgesamt gar nicht übel. Ich bin mal gespannt auf “Fenris-Ranger”.