In Die letzte und einzige Hoffnung erfährt man, wie es dazu kam, dass Jean-Luc Picard mit der Sternenflotte brach.

Star Trek Picard Die letzte und einzige Hoffnung
© Cross Cult

Der Captain ist wieder zurück

Wie kaum eine andere Star Trek– Serie in den letzten Jahren versetzte die Ankündigung von Picard Trekkies jung und alt in helle Aufregung. Patrick Stewart würde wieder einen der beliebtesten und bekanntesten Star Trek-Captains spielen. Kurz bevor die erste Folge dann zu sehen war, gab es einen Prequel-Comic und – Roman. Letzterer wurde von Una McCormack geschrieben, die bereits früher „Trek“- Geschichten verfasste, darunter auch Cardassia – Die Lotusblume.

Die Sonne im romulanischen Heimatsystem droht zur Supernova zu werden. Mehrere Welten des Sternenimperiums sind deshalb vom Untergang bedroht. Um das Schlimmste zu verhindern, wagt die Sternenflotte etwas Gewaltiges und Unfassbares. Sie wollen alle betroffenen Planeten evakuieren und die Bewohner umsiedeln.

Leiten soll diese Operation Jean-Luc Picard, der dafür zum Admiral ernannt wird und ein eigenes Flaggschiff erhält. Der so frisch Beförderte macht sich auch gleich daran, einen Stab aufzubauen, der ihn bei diesem Vorhaben unterstützen soll. Im Laufe der Jahre erlebt er Ent- und Ermutigendes. Doch am Ende geschieht eine Katastrophe, die alles zum Scheitern bringt.

Kein LitVerse-Buch

Vorab: Auch wenn Una McCormack bereits im LitVerse Erfahrung sammeln konnte, ist Die letzte und einzige Hoffnung kein (!) Roman, der im literarischen Star Trek– Universum spielt. Als Fan von diesem wird man im Laufe des Bandes auf mehrere Passagen stoßen, die sich deutlich damit beißen, was man aus früheren Büchern her kennt. So sind Jean-Luc Picard und Beverly Crusher in diesem Roman „nur“ befreundet, während sie in den hierzulande von Cross Cult veröffentlichten Bänden heirateten und ein gemeinsames Kind haben.

Als Fan des LitVerse muss man sich bewusst sein, dass dieses durch die Ankündigung der Picard– Serie ein deutliches Ablaufdatum erhielt. Es liegt auch in der Natur der Sache, dass im Verhältnis wesentlich weniger Leute die Romane gelesen haben, wie es Zuschauer der Fernsehserie gibt. Dementsprechend ist es für die Macher der TV-Reihe einfacher gewesen, die Bücher und ihre Stories zu ignorieren, anstatt wertvolle Minuten damit zu verschwenden, die ganzen Entwicklungen nachträglich zu erklären. Auch wenn dies für einen Fan des Litverse nur schwer zu akzeptieren ist.

Die letzte und einzige Hoffnung ist eine Geschichte von Fehlern, die gemacht wurden. Es sind kleinere und größere, die am Ende zu dem Ausgangsszenario der Serie führen, mit einem älteren Jean-Luc Picard, der nicht mehr Teil der Sternenflotte ist. Dabei werden diese Fehler aus den unterschiedlichsten Gründen begangen, teilweise weil eine Aktion gut gemeint war, teilweise aber auch aus der puren Absicht, unbedingt einen gefährdeten Status quo beizubehalten.

Ein Schatten seiner selbst

Gleichzeitig kollidieren hier auch die verschiedensten Welten und Ansichten. Da ist zum Beispiel Jean-Luc Picard, der in seinem Vorhaben, die Romulaner zu retten, die gesamte Sternenflotte auf den Kopf stellt und dadurch viele Projekte einstellt. Sein Gegenstück ist Olivia Quest, die ihre Heimatwelt im Parlament der Föderation vertritt. Und ihre Welt leidet besonders unter den Plänen des ehemaligen Captains der Enterprise, weshalb sie diesen auch mindestens skeptisch gegenübersteht.

Was man aus diesem Roman noch rausziehen kann, ist die Tatsache, dass die Föderation im Prinzip nur noch deshalb funktioniert, weil es Leute wie Jean-Luc Picard und seinen neuen ersten Offizier Raffi gibt. Doch selbst diese Menschen reichen irgendwann nicht mehr aus, um zu übertünchen, wie sehr das Sternenbündnis und seine Sternenflotte sich in sich selbst zurückgezogen hat. Doch sind diese zu wenige und begehen zu viele Fehler, sodass die Risse, die klar machen, dass unterm Strich das Bündnis große Probleme hat, bald offen zutage treten. Es ist im Prinzip nur noch ein Schatten seiner selbst. Parallelen zu realen politischen Organisationen sind dabei sicherlich beabsichtigt.

Und noch etwas fällt auf: Die Föderation, die man in Die letzte und einzige Hoffnung kennenlernt, ist eine überwiegend menschliche. Andere Rassen wie Vulkanier, Andorianer oder Trill werden entweder nur kurz erwähnt oder tauchen erst gar nicht auf. Die einzige prominente Ausnahme ist eine bajoranische Flüchtlingsexpertin, die Jean-Luc Picard begleitet. Sogar Spock, der sich ja wegen seines Wiedervereinigungsbemühens auf Romulus aufhält, taucht nur beiläufig auf, ohne etwas zur Story beizutragen. Immerhin wird damit der Prolog des 2008er Star Trek– Films kanonisiert.

Ein Geschmäckle bleibt zurück

Es fällt schwer, diesen Roman zu bewerten. Una McCormack schreibt eine über weite Strecke spannende Geschichte. Eine, bei der die Hindernisse, die auftauchen, dafür sorgen, dass man bei Stange bleibt. Es gelingt der Autorin auch, die vielen Katastrophen glaubwürdig rüberzubringen. Und dennoch bleibt am Ende ein gewisses Geschmäckle zurück. Man hat den Eindruck, dass Dinge geschehen, weil sie wegen der Fernsehserie geschehen müssen. So kommt die Idee, auch andere Schiffe außerhalb der Sternenflotte oder gar andere politische Mächte in der Milchstraße um Hilfe zu bitten, gefühlt deshalb erst dann so spät, damit Picard am Ende zurücktritt.

Am Ende ist Die letzte und einzige Hoffnung ein nettes Beiwerk zur Picard– Serie. Mehr aber auch nicht. Wer die Fernsehserie guckt, kann auf den Roman guten Gewissens verzichten, weil er nicht wirklich brandneue Erkenntnisse liefert.

Bewertung 12/15

Autor: Una McCormack
Titel: Star Trek – Picard: Die letzte und einzige Hoffnung
Originaltitel: Star Trek – Picard: The last beste hope
Übersetzer: Stephanie Pannen
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 02/2020
Einband: Taschenbuch
Seiten: 405
ISBN: 978-3-86425-863-3
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