Mit Gesucht und Gefunden Teil 1 fängt auch hierzulande Star Trek – Prodigy an.
Eine vollkommen andere „Star-Trek“-Serie
Auf der Gefängniskolonie Tars Lamora leben verschiedene Spezies. Sie alle sind Gefangene, und da sie unterschiedliche Sprachen sprechen, können sie sich gegenseitig nicht verstehen. Einer der Insassen ist der junge Dal R’El (Brett Gray), der sich nichts sehnlicher wünscht, als auszubrechen. Doch sein lockeres und loses Mundwerk bringt ihn ein ums andere Mal in Bedrängnis.
Kontrolliert wird die Kolonie von einem Wesen mit dem Namen Diviner (John Noble). Seine Tochter Gwyn (Ella Purnell) ist eine der wenigen, die in der Lage sind, auch andere Sprachen zu sprechen. Er setzt sie auf Dal an, damit sie von ihm den Verbleib des mysteriösen Zero herausfinden kann, der sich bislang allen Versuchen, ihn einzufangen, widersetzen konnte, und der gleichzeitig für jede Menge Chaos in der Kolonie sorgt.
Von allen neuen Star-Trek-Serien, die seit der ersten Staffel von Star Trek – Discovery gestartet sind, sticht Prodigy hervor. Es ist die zweite animierte Reihe innerhalb der aktuellen Ära, allerdings auch die erste völlig computeranimierte. Anders als Lower Decks sind ihre Zielgruppe jetzt nicht so sehr die Hard-Core-Star-Trek-Fans, sondern vielmehr Kinder, die von dem Franchise allerhöchstens über ihre Eltern etwas mitbekommen haben. Sie läuft in Zusammenarbeit mit dem bekannten Fernsehsender Nickelodeon und ist, obwohl sie bereits 2021 gestartet ist, immer noch in der ersten Staffel, von der, Stand 12.11., 17 von geplanten 20 Folgen – wenn auch mit Pausen zwischendurch – gelaufen sind. Womit sie den doppelten Umfang einer durchschnittlichen „Nu Trek“-Season hat. Eine zweite Staffel wird kommen.
Wenig „Star Trek“
Hierzulande mussten sich Fans lange gedulden, bis die Serie endlich auch bei uns zu sehen war. Momentan kann man sie auf Toggo, dem Kinderprogramm des Fernsehsenders Super RTL, sehen. Auf der Streamingseite sind die ersten acht Episoden einsehbar. Wie sich der bevorstehende Start von Paramount+ hier in Deutschland darauf auswirken wird, ist noch unklar.
Gesucht und Gefunden Teil 1 ist jetzt der Auftakt. Innerhalb von 20 Minuten wird man als Zuschauer in die Serie eingeführt. Dabei liegt der Fokus vor allem auf zwei Figuren: Dal R’El und Gwyn.
Das Erstaunliche an dieser Folge ist, wie wenig Star Trek sie ist. Sie spielt offensichtlich nicht in der Föderation, und bis die ersten bemerkbaren Trek-Elemente auftauchen, vergeht eine Menge Zeit. Stellenweise hat man vor allem zu Beginn eher das Gefühl, dass die Reihe etwas wie eine Star-Wars-Serie ist, nur eben ohne die entsprechenden Erkennungsmerkmale des anderen Franchise.
Ein Beginn mit Methode
Doch der langsame Beginn hat Methode. Denn so kann sich die Reihe wirklich darauf fokussieren, den Zuschauer einzuführen. Und schafft es dabei in Gesucht und Gefunden Teil 1 problemlos, sowohl die Neulinge anzusprechen als auch die Trek-Veteranen.
Dabei nutzt sie ein Element, das man als Star-Trek-Fan so nicht gewohnt ist. Nämlich die Tatsache, wie es ist, ohne Universaltranslator zu leben. Das macht sich in dieser Strafkolonie bemerkbar. Viele verschiedene Spezies, mit ihrer eigenen Sprache und keiner Möglichkeit, untereinander zu kommunizieren. Besser hätten es die Machthaber, die als einzige die Fähigkeit besitzen, mit anderen Nicht-Artgenossen zu reden, nicht einrichten können, um die Gefangenen zu kontrollieren.
Wobei das Bild, das von der Strafkolonie in Gesucht und Gefunden Teil 1 gemacht wird, sowieso kein Gutes ist. Denn dass hier auch deutlich Minderjährige als Sklaven gehalten werden, deutet daraufhin, dass die Machthaber von Anstand oder Ähnlichem nichts halten.
Ein großartiger Beginn
Die Episode ist dabei von Beginn an abwechslungsreich gestaltet. Und wird umso interessanter, als dann nach und nach die ersten „Star-Trek“-Elemente auftauchen. Es fängt mit dem Auftritt eines Kazons an, den Standardfeinden der ersten Star Trek – Voyager-Staffeln. Und endet mit dem Auftauchen eines Föderationsraumschiffes sowie dem Auffinden eines typischen Föderationskommunikators und dem Aktivieren des Universaltranslators. Dabei werden junge Zuschauer nicht überfordert, da diese Elemente entweder nette Eastereggs sind oder so gelungen eingeführt werden, dass sie von Anfang an verstehen können, welche Bedeutung sie haben.
Und auch die Charakterisierungen stimmen. Dal ist zwar so etwas wie der prototypische Held, der mit einem etwas zu losen Mundwerk „gesegnet“ ist. Doch gleichzeitig merkt man ihm seine Fähigkeit an, auf den Füßen zu denken, als er eine Situation ausnutzt, um zu entkommen. Schwächen werden natürlich auch eingeführt, als er bei einem Mitgefangenen nach dem Äußeren geht. Den Twist, den es hier am Ende von Gesucht und Gefunden Teil 1 gibt, will ich nicht vorwegnehmen, aber er ist gelungen.
Gwyn hingegen scheint die weibliche Hauptfigur zu sein. Sie ist zwar auf der Gegenseite, also auf der Seite der Antagonisten. Doch anhand ihres Verhaltens, der Tatsache, dass sie sich für einen jungen Gefangenen einsetzt, kann man davon ausgehen, dass sie nicht zu den Bösen zählen wird. Hier darf man gespannt sein, ob und wie sie am Ende Teil der Heldenseite wird.
Gesucht und Gefunden Teil 1 ist ein großartiger Anfang, der alles richtig macht. Die Folge spricht sowohl „Star-Trek“-Neulinge als auch Veteranen an und bietet ein frisches, unverbrauchtes Setting. Weiter so!
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Warpskala
WarpskalaPositiv
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