Die Enterprise trifft zum ersten Mal auf Ferengi.

Der Wächter – The Last Outpost
Staffel 1 – Episode 5

Story: Richard Krzemien
Buch: Herbert Wright
Regie: Richard Colla

Inhalt:

Ein Ferengi-Schiff hat einen Energiekonverter entwendet und wird von der Enterprise verfolgt. Im Orbit eines fremden Planeten wird plötzlich die gesamte Energie beider Schiffe abgezogen. Sowohl die Ferengi als auch die Enterprise schicken ein Landeteam auf den Planeten, wo man ein Wesen, das sich Portal nennt, vorfindet, den letzten Überlebenden eines längst vergangen Sternenimperiums. Es stellt die beiden Crews auf eine Probe, die nur eine von beiden überleben wird …

Rezension:

In dieser Episode kommt es zum allerersten Zusammentreffen mit den Ferengi, einer Rasse, welche für The Next Generation neu entwickelt wurde und sich in vielerlei Hinsicht von allen anderen Spezies aus dem Star Trek-Universum unterscheidet.

Ursprünglich waren sie als die neuen Hauptbösewichte für die neue Serie erdacht worden, nachdem die Klingonen zu Verbündeten der Föderation geworden waren und man von den Romulanern nichts mehr gehört hat. Jedoch erscheinen sie hier, bei ihren ersten Auftritt, noch alles andere als bedrohlich. Im Gegenteil, durch ihre sonderbare Sprache und ihr koboldhaftes Gebaren wirken sie in mancherlei Hinsicht eher lächerlich.

Erst in späteren Folgen und vor allem in der Nachfolgeserie Deep Space Nine gewinnen sie mehr an Tiefe und auch an Ernsthaftigkeit, doch richtig böse werden sie nie. Stattdessen werden sie mehr und mehr als die ultimativen Kapitalisten porträtiert, deren Gier nach Profit im scharfen Kontrast zu den Werten der Föderation steht, denn im 24. Jahrhundert gibt es auf der Erde ja noch nicht einmal mehr Geld. Bedauerlicherweise wirkt dieser Gegensatz mitunter arg plakativ. Die Ferengi sind daher bis heute eher als witzige Nebenfiguren, denn als richtige Antagonisten zu betrachten.

Doch zurück zur Episode: Diese baut gleich zwei Mysterien auf, die im Verlauf der Geschichte aufgelöst werden. Zunächst wird ein großes Geheimnis um die Ferengi gemacht, über die die Sternenflotte bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nichts weiß. Anschließend bekommen es beide Parteien mit dem uralten T’Kon-Imperium zu tun. Dieses reiht sich damit in die lange Reihe versunkener Reiche in der Geschichte der Star Trek-Galaxie ein. Leider wirkt die Folge dadurch etwas klischeehaft.

Auch stößt übel auf, dass die Menschen hier als ganz besonders tugendhaft und überlegen, jedenfalls verglichen mit den Ferengi, dargestellt werden. Man kann sagen, dass sich die Autoren hier in gewisser Weise selbst ein Bein gestellt haben, obwohl es, wie erwähnt, angedacht war, die Ferengi als gefährliche Feinde zu etablieren. Aber indem man sie hier als moralisch total verkommene Spezies, der die Menschheit weit überlegen ist, zeigt, wird ihnen gleich bei ihrem ersten Auftritt ihr ganzes Bedrohungspotential genommen.

Weiterhin erinnert die Episode sowohl optisch als auch inhaltlich stark an eine typische Folge aus der Originalserie. Die Planetenkulisse erscheint nicht besonders realistisch, ebenso wie in den sechziger Jahren bestehen die Felsbrocken nur allzu offensichtlich aus Pappmaché. Des weiteren erinnert Commander Riker hier noch stark an Captain Kirk, da es vor allem an ihm ist, die gefährliche Situation auf dem Planeten zu klären und damit die Enterprise zu retten, während Picard auf der Brücke bleibt. Und nicht zuletzt wirkt der Plot von Der Wächter ganz allgemein wie aus der ersten Serie entnommen. Dies ist nicht unbedingt schlecht, beweist jedoch einmal mehr, dass The Next Generation in ihrem ersten Jahr noch nicht ganz zu sich selbst gefunden hat und mehr wie ein Remake als wie eine logische Fortsetzung der Originalserie erscheint. Glücklicherweise begann die Serie bereits in ihrer zweiten Staffel, mehr auf ihren eigenen Beinen zu stehen und damit einer besseren Zukunft entgegen zusehen. Spätestens in der dritten Staffel hat The Next Generation endlich ihren eigenen Ton gefunden und sich von ihrem schweren Erbe freigeschwommen.

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Sven Wedekin

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