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Nach den Ereignissen in Episode V hat Boba Fett Han Solo bekanntlich an Jabba den Hutt ausgeliefert. Doch offenbar hatte er dabei unterwegs Probleme.

Krieg der KopfgeldjägerDie Handlung

Noch während Boba Fett auf dem Weg nach Tatooine ist, muss er feststellen, dass der in Karbonit eingefrorene Han Solo anfängt zu vermodern. Er ist daher genötigt, einen Zwischenstopp auf Nar Shaddaa einzulegen, wo ihm ein alter Bekannter helfen kann, die Karboniteinheit zu reparieren. Allerdings nur gegen Bargeld, welches Boba nicht dabei hat. Alternativ kann er aber einen Mordauftrag annehmen.

Gesagt, getan meldet sich der Kopfgeldjäger bei der örtlichen Gladiatorenarena an, wo er das Ziel – eine Spinnenfrau namens Wyrmen Lictor – ganz legal vor jubelndem Publikum töten kann. Als er jedoch zurückkehrt, um Han Solo abzuholen, muss er feststellen, dass dieser entwendet und sein Bekannter gemeuchelt wurde. Obendrein hat Jabba ein Kopfgeld auf Boba aussetzen lassen.

Hinter dem Diebstahl steckt Qi’ra, welche inzwischen die Verbrecherorganisation Crimson Dawn anführt. Mit der Versteigerung von Han Solo auf dem Eisplaneten Jekara möchte sie alle Kriminellen sowie das Imperium auf die Rückkehr von Crimson Dawn aufmerksam machen und Geschäftsbeziehungen knüpfen. Eingeladen sind auch die Hutten und nachdem Boba Fett einen Umweg über Tatooine nehmen musste, trifft er auf Qi’ras Party nicht nur auf Jabba, sondern außerdem auf Dr. Aphra, Sana, Leia, Chewbacca und Lando Calrissian.

Sie alle vereint, dass sie Han Solo zurückhaben wollen. Doch der wird von Jabba für eine Million Credits ersteigert. Weit mehr als der Hutte an Boba zu zahlen bereit war. Lange kann er seinen Sieg jedoch nicht genießen, denn plötzlich crasht Darth Vader in die Party und beansprucht Solo für sich. Mit ihm als Druckmittel will er seinen Sohn Luke dazu bringen, sich ihm zu stellen.

Der junge Jedi denkt aber nicht daran sich zu ergeben und fordert Vader heraus. Der lässt den Karbonitblock einpacken und zur Executor fliegen, während er sich mit seinem Sohn ein Wettrennen liefert. Leia und ihre Freunde eilen derweil mit dem Falken dem imperialen Shuttle hinterher, dicht gefolgt von Boba Fett, der einen weiteren Kopfgeldjäger namens Valance im Schlepptau hat. Zuvor musste Fett schon seine Konkurrenten Zuckuss, 4-LOM, Bossk und Dengar ausschalten und natürlich fällt er auch dem Cyborg schlussendlich in den Rücken.

Zunächst muss er aber erst einmal an Bord der Exekutor gelangen, was ihm mittels eines alten Codes gelingt. Die Crew des Falken erhält überraschend ebenfalls einen Code von Qi’ra, die Agenten an Bord des imperialen Flaggschiffs hat. Wer am Ende Han Solo erbeutet, sollte klar sein. Immerhin stehen die nachfolgenden Ereignisse in Episode VI bereits fest.

Neu ist, dass Jabba bis dahin das einzige überlebende Mitglied des Huttenrats ist. Der Hutte Bokku begeht nämlich den Fehler, die Executor anzugreifen, um Han Solo zurück zu erobern. Dabei war er gar nicht mal der Höchstbietende, und sich mit dem überlegenen Imperium anzulegen, ist eine denkbar schlechte Idee. Einzig Jabba entkommt der anschließenden Exekution durch Darth Vader, da er noch rechtzeitig abgereist ist. Nun muss er nur noch das Kopfgeld auf Boba Fett annullieren und diesen auszahlen, damit ihn später Leia erwürgen kann.

Rezension von Krieg der Kopfgeldjäger

Dieser Comic ist, gelinde gesagt, überflüssig. Zum einen steht bereits fest, wie die Sache ausgeht, denn wirklich jeder Star Wars-Fan dürfte Die Rückkehr der Jedi Ritter bereits gesehen haben. Der Comic füllt auch keine Lücke wie Rogue One. Er dehnt schlichtweg eine bereits bestehende Handlung unnötig aus und verstrickt sich dabei in zahlreiche Widersprüche.

Zum einen wäre da Qi’ra, die ihren einstigen Geliebten erst versteigern will, nur um seinen Freunden dann zu helfen, ihn aus den Klauen des Imperiums zu befreien. Ihre Party geht ebenfalls nach hinten los, was spätestens mit dem Auftauchen von Darth Vader klar sein dürfte. Gibt es eigentlich auch Angelegenheiten, um die sich Palpatines rechte Hand nicht selbst kümmert? Für die Vielzahl seiner Auftritte bräuchte er inzwischen mehrere Leben. Oder besitzt er wie Gott die Fähigkeit, gleichzeitig überall zu sein?

Hinzu kommt, dass Vader den Schmuggler Solo auf Bespin dem Kopfgeldjäger Fett überlassen hatte. Warum sollte er ihn jetzt plötzlich zurückhaben wollen? Okay, als Druckmittel gegen Luke. Aber stand zu diesem Zeitpunkt nicht längst der Plan, die Rebellen und damit auch Luke auf Endor in die Falle zu locken? Um das zu verstehen, muss man die parallel laufende Erzählung Darth Vader: Krieg der Kopfgeldjäger lesen, die in der Heftserie von Panini jeweils die zweite Hefthälfte einnimmt. Darin ist zu erfahren, dass der dunkle Lord seinen Sohn töten will, da der Imperator über Luke Bescheid weiß und diesen als Ersatzschüler anzunehmen droht.

Okay, das macht die Sache jetzt nicht unbedingt glaubwürdiger. Zum einen wollte Vader seinen Sohn kurz zuvor noch überreden, gemeinsam mit ihm den Imperator zu stürzen. Außerdem handelt es sich immer noch um sein eigen Fleisch und Blut. Luke ist (neben Leia) das Einzige, was ihm noch von seiner geliebten Padme geblieben ist. Und das soll er jetzt opfern wollen, um weiter Schüler eines fiesen alten Knackers zu bleiben, der ihn permanent bestraft und quält? Dieser devote Masochismus passt überhaupt nicht zum Charakter des Darth Vader, den man aus den Filmen kennt.

Hinzu kommen himmelschreiende Logiklücken. Warum z. B. versucht der Sithlord kurz darauf auf Tatooine nicht erneut, seinen Sohn zu meucheln? Immerhin weiß er, dass Luke dort sein wird, um seinen Kumpel Han zu retten. Obendrein wäre das ein Heimspiel. Aber dann soll es sich Vader abermals anders überlegen, da plötzlich wieder väterliche Gefühle in ihm aufkeimen? Offenbar wollte der Autor den dunklen Lord einfach nur auf Biegen und Brechen im Comic unterbringen, ob das nun Sinn macht oder nicht.

Die Story wirkt von vorne bis hinten erzwungen und der einzig interessante Aspekt ist die Rückkehr von Crimson Dawn, die wohl auch für die Disney+-Serien noch von Bedeutung sein wird. Dieser Plot hätte allerdings einen besseren Start verdient, als eigenständiger Comic statt als Lückenfüller in einem Krieg der Kopfgeldjäger.

Dieser Titel ist seinerseits irreführend, da die vermeintliche Haupthandlung ebenfalls zum Nebenschauplatz verkommt. Boba Fett streckt seine Konkurrenten nur beiläufig am Rande nieder. Und nur mal so nebenbei: Wie viele Jetpacks besitzt der eigentlich? Er benutzt die Teile am laufenden Meter als Sprengsätze und schon auf der nächsten Seite trägt er ein neues Pack auf dem Rücken.

Der Gipfel ist jedoch, dass es am Ende seiner Jagd zu einer Explosion auf der Executor kommt, durch welche Han Solos Karbonitblock ins All gesaugt wird. Boba, Leia, Chewbacca und Lando bleiben dagegen ungerührt vor dem gigantischen Hüllenleck stehen, ohne sich irgendwo festzuhalten. Das ist dermaßen unrealistisch, dass man einen Krampf im Hirn bekommt. Wenn ein Raumschiff im Weltraum Leck schlägt, entsteht ein Unterdruck, der alles raus fegt, was nicht niet- und nagelfest ist. Es ist schon schwer zu glauben, dass jemand kräftig genug wäre, sich festzuhalten. Aber wirklich total bescheuert ist es, wenn die anwesenden Personen einfach stehen bleiben, weil sie gerade keinen Bock auf einen Weltraumspaziergang haben.

Gut, alle außer Boba, denn der springt seiner Beute einfach hinterher. Damit wäre auch die Möglichkeit eines Kraftfeldes hinfällig, welches den Hüllenbruch abgedichtet haben könnte. Aber es wird ohnehin noch absurder. Denn Boba gelingt es nicht nur, den Karbonitblock zielsicher einzufangen, sowohl der Block als auch er überleben den Eintritt in die Atmosphäre sowie den Aufprall auf dem Planeten. Wie schafft es der Kopfgeldjäger, in einem nicht luftdichten Anzug, der größtenteils aus Stoff besteht, das Vakuum des Alls zu überleben und obendrein nicht in der Atmosphäre zu verglühen? Das ist selbst für Star Wars eine Spur zu unrealistisch, zumal Boba Fett nicht Captain Marvel ist.

Darth Vader mag derweil zwar die Macht auf seiner Seite haben, aber sein Absturz auf den Planeten in der Parallelhandlung ist genauso hanebüchen. Sein Anzug hat zwar immerhin ein Lebenserhaltungssystem und mit der Macht schafft er es, aus Raumschrott eine schützende Kugel um sich zu formen. Damit könnte er vielleicht den Wiedereintritt überleben, aber ganz gewiss nicht den Aufschlag. Es ist wirklich unverschämt, wie sehr die Leserschaft hier für dumm verkauft wird, um die Action auf ein absurdes Niveau zu treiben.

Ungereimtheiten gibt es zudem beim Anflug des imperialen Shuttles auf die Executor. Von Jekara aus gesehen nähert sich die Fähre erst von steuerbord und ein paar Seiten weiter plötzlich von backbord, als hätte sich Darth Vaders Flaggschiff zwischenzeitlich gedreht. Auf jeden Fall kommt das Shuttle von unterhalb der Executor, doch im Orbit nähert es sich dann von oberhalb und dann wieder von steuerbord. Um die Verwirrung komplett zu machen, befindet sich die Fähre dann unvermittelt direkt vor dem Bug des Supersternenzerstörers.

Entweder fliegt das imperiale Shuttle unnötige Schleifen oder die Executor dreht sich wie ein Kreisel. Die Bilder ergeben jedenfalls keine zusammenhängende Flugbahn. Obendrein stimmen die Proportionen bei den Frontalansichten des Flaggschiffs nicht. Mit der Perspektive nimmt es der Zeichner ebenfalls nicht so genau. Noch bevor die Landefähre startet, sieht man ein paar Sturmtruppler im Hintergrund mit Han Solos Karbonitblock anrücken. Entweder sind die Burschen über drei Meter groß oder das Shuttle ist winzig.

Und da wären wir auch schon bei den Zeichnungen. Aufgrund der abwechselnden Zeichner verändert sich der Stil erheblich und das zuweilen innerhalb eines Heftes. Manchmal sind die Konturen sauber und der Detailgrad ist hoch, dann wirken die Linien wieder, als wären sie mit einer zittrigen Hand ausgeführt worden und Details gehen verloren. Zumindest sind die Gesichter der Charaktere aber meistens gut getroffen. Die Koloration schwankt ebenfalls und reicht von entsättigt bis intensiv. Größtenteils ist die Farbgebung jedoch gelungen.

Fazit

Wer sich von diesem Comic eine tiefgründige Geschichte erwartet, wird maßlos enttäuscht. Seit Disney Lucasfilm aufgekauft und die Comicsparte an Marvel übertragen hat, werden dort belanglose Storys am Fließband produziert. Darth Vader wird dabei überstrapaziert, weil er bei den Kids gut ankommt und sich die Comics mit ihm auf dem Cover besser verkaufen lassen. Wer dagegen eine wirklich gute Boba Fett-Geschichte lesen möchte, dem seien die Blutsbande-Reihen empfohlen.

Erschienen ist Krieg der Kopfgeldjäger in den Star Wars-Heftausgaben Nr. 74-79. Alternativ gibt es Soft- und Hardcoverbände, aber wer Geduld hat, kann auch noch warten, bis die Reihe in der neuen Star Wars Marvel-Comic-Kollektion erscheint. Diese ist bereits kurz nach dem Ende der ersten Comic-Kollektion mit den Legends-Bänden gestartet.

Info

Autor: Charles Soule
Zeichner: Steve McNiven, Luke Ross & David Messina
Farben: Laura Martin, Neeraj Menon & Guru-eFX
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite

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Warpskala

Warpskala
4 10 0 1
  • Story
    2/10
  • Zeichenstil
    5/10
  • Koloration
    7/10
4/10
Total Score

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