Man kann von Glück reden, dass das Produktionschaos den Gesamteindruck von Superman II – Allein gegen Alle nicht völlig überschattet.

Extreme Turbulenzen

Erinnern wir uns: Die Produktion von dem allerersten Superman war ein einziges Chaos. Es gab ständig irgendwelche Probleme oder Querelen. Vor allem die Finanzierung dieses heutigen Meisterwerks stand viele Male auf der Kippe und konnte nur durch diverse Deals garantiert werden. Und ursprünglich sollten Teil 1 und 2 direkt nacheinander gedreht werden, doch als die Dreharbeiten zu Superman II – Allein gegen Alle zu 75 % fertig waren, wurden sie gestoppt und Regisseur Richard Donner hatte sich nur noch um Teil 1 zu kümmern.

Der war immerhin ein Riesenerfolg an den Kinokassen, weshalb man eigentlich erwarten würde, dass die Produktion des zweiten Teils schnell und reibungslos passieren würde. Schließlich waren die Arbeiten daran schon zu 75 % fertig. Doch leider kam es anders.

Schon fast von Beginn an gab es Turbulenzen. So gab es erhebliche Differenzen zwischen Regisseur Richard Donner und Produzent Pierre Spengler, die sogar soweit gingen, dass der Filmemacher meinte, dass, wenn Letzterer wieder mit dabei wäre, er nicht mehr Regie führen würde. Dann verklagte Marlon Brando die Salkinds auf 50 Millionen Dollar, weil sie ihm angeblich seinen Anteil an den Einnahmen vorenthielten. Ebenso wollte er verhindern, dass sein Gesicht weiterhin in Verbindung mit dem Film verwendet werden würde. Diesem Verlangen gaben die Gerichte nicht statt. Dafür gab es zu einer Einigung über 15 Millionen Dollar und den Entschluss der Salkinds, in Superman II – Allein gegen Alle komplett auf die Verwendung des gedrehten Materials des Schauspielers zu verzichten. Mit dem Ziel, damit sie ihm nicht seine 11,75 % an den Einnahmen zahlen mussten. Richard Donner selbst war mit dieser Entscheidung nicht glücklich und äußerte seinen Unmut in aller Öffentlichkeit.

Danke für die Arbeit, hier ist die Tür

Und schließlich beschlossen die Salkinds, Richard Donner als Regisseur von Superman II – Allein gegen Alle durch Richard Lester, seinen Freund, zu ersetzen. Donner selbst erfuhr dies nur durch ein Telegramm, das er erhielt. Grund für diese Entscheidung war wohl sein Entschluss, nicht mit Pierre Spengler zusammenzuarbeiten, der wiederum ein Freund der Salkinds war.

Zu sagen, dass dies für Kontroversen und Turbulenzen sorgte, ist noch milde ausgedrückt. Der Cast war über diese Entscheidung entsetzt und Tom Mankiewicz, der Creative Consultant, kehrte zu Teil 2 nicht mehr zurück, genauso, wie auch der Filmeditor Stuart Baird eine Wiederkehr ablehnte. Und Schauspieler Gene Hackman lehnte es ab, für Nachdreharbeiten zurückzukehren, weshalb er in den entsprechenden Szenen durch Körper- und Stimmdoubles ersetzt werden musste.

Es sollten nicht die letzten Veränderungen sein, die Richard Lesters Regie bei Superman II – Allein gegen Alle mit sich bringen sollte. Das Drehbuch wurde im Auftrag des Regisseurs von David und Leslie Newman überarbeitet, damit das Endprodukt einen neuen Anfang und ein neues Ende erhalten sollte. Geoffrey Unsworth, Kameramann des ersten Films, verstarb plötzlich ebenso wie der Set Designer John Barry. Beide wurden am Ende durch Leute ersetzt, mit denen sich Richard Lester am besten verstand.

Mehr Klamauk, weniger Epik

Gleichzeitig nutzte der neue Regisseur die Chance, um seine Vision vom Film umzusetzen. Er wollte sich von der Epik seines Vorgängers absetzen und mehr ins Komische gehen. Dann gab es auch noch Probleme mit Christopher Reeve, der auf Grund von Scheduleschwierigkeiten mit einem anderen Film beschäftigt war und nicht sofort für die Dreharbeiten zur Verfügung stand. Die Salkinds verklagten ihn darauf hin wegen Vertragsbruch, konnten sich jedoch wieder mit ihm einigen. Der Schauspieler nahm finanzielle Einbußen hin, erhielt dafür aber mehr künstlerische Kontrolle. Und auf Grund von Budgetproblemen und Verfügbarkeit von Darstellern musste Richard Lester auf Material zurückgreifen, dass Richard Donner bereits gedreht hatte. Was zu einigen visuellen Widersprüchen führte. So war Christopher Reeve in der einen Szene muskulös, in der anderen hingen nicht so sehr, da er zum Drehzeitpunkt erst angefangen hatte, sich wieder die Muskelmasse für seine Rolle anzutrainieren. Auch Lois-Lane-Darstellerin Margot Kidder sah je nach Szene unterschiedlich aus, mal dünner, mal mit einer anderen Frisur als in der Einstellung vorher.

Die ganzen Probleme beschränkten sich allerdings nicht nur auf das Geschehen direkt hinter die Kamera. Auch bei der Musik von Superman II – Allein gegen Alle gab es Schwierigkeiten. Der ursprüngliche Komponist John Williams verkrachte sich mit Regisseur Richard Lester, woraufhin der Musiker Ken Thorne angeheuert wurde. Der komponierte jedoch nur wenig originales Material, als dass er vielmehr andere Musikstücke adaptierte.

Der Großteil des Casts des ersten Films kehrte zurück. Neu waren hingegen das Antagonistentrio General Zod, Ursa und deren Handlanger, der stumme Non. Dargestellt wurden diese von Terrance Stamp, Sarah Douglas und Jack O’Halloran. Letzterer kriegte sich übrigens während der Dreharbeiten mit Christopher Reeve in die Wolle.

Große Gefahr zu einem schlechten Zeitpunkt

Als Superman in Paris eine nukleare Explosion verhindert, ahnt er nicht, was er damit anrichtet. Denn als er kurzerhand den Sprengsatz ins All befördert, wo er explodiert, breiten sich Schockwellen aus, die wiederum General Zod und seine Gefolgsleute aus ihrem Gefängnis befreien.

Das Trio begibt sich zur Erde, wo sie anfangen, den Planeten zu erforschen. Schon bald fassen sie den Entschluss, ihn zu erobern, wobei ihnen Lex Luthor, der kurz vorher aus dem Gefängnis ausgebrochen ist und Supermans Festung der Einsamkeit in der Arktis entdeckt hat, hilft. Und der Mann aus Stahl? Als Lois Lane entdeckt, dass er und Clark Kent dieselbe Person sind, beschließt er aus Liebe zu ihr, auf seine Fähigkeiten zu verzichten. Was zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt passiert.

Trotz aller Querelen, die die Produktionsphase von Superman II – Allein gegen Alle auszeichneten, ist das Endprodukt ein unterhaltsamer und guter Film, der jedoch nicht an den ersten Teil heranreicht. Die Gründe, wieso dies dem Filmabenteuer nicht gelingt, sind dabei viele. Und alle haben ihre Ursache in der eben genannten turbulenten Produktionsphase.

Ein großartiger Antagonist

Es ist auf jeden Fall nicht die Schuld der Darsteller, die aus dem teilweise limitierten Material das Allerbeste machen. Vor allem Christopher Reeve und Margot Kidder machen einen den Umständen entsprechenden großartigen Job. Einmal mehr beweist Reeve, wie er durch bloße Nuancen in der Körpersprache ausdrückt, wen er jetzt gerade darstellt. Derweil Margot wieder als eine Lois Lane spielt, die manchmal etwas zu mutig ist und dadurch wiederholt – manchmal auch aus freien Stücken – in Situationen gerät, aus denen sie Superman befreien muss.

Absolute Spitzenklasse ist Terrence Stamp als General Zod. Ein Antagonist auf Augenhöhe, der durch Intelligenz gepaart mit Supermans Fähigkeiten beweist, dass er ernstzunehmen ist. Von Anfang wird klar, dass er ein Gegenspieler ist, der nicht zu unterschätzen ist. Bereits die Art und Weise, wie er und seine Gefolgsleute schon fast genüsslich zu Beginn von Superman II – Allein gegen Alle die Astronauten einen nach dem anderen umbringen, unterstreicht seine Gefährlichkeit und seine Verachtung gegenüber der Menschlichkeit.

Wobei seine Gefolgsleute ihm diesbezüglich in nichts nachstehen. Sarah Douglas spielt schon fast genüsslich eine sadistische Ursa, die sichtbar Gefallen daran findet, anderen Lebewesen wehzutun und ihre Überlegenheit auszuspielen. Vor allem später hat sie dann in Lois Lane den perfekten Konterpart gefunden.

Ab in die zweite Reihe

Und Non? Mag zwar stumm sein, doch kriegt er dennoch ausreichend Szenen, um in Superman II – Allein gegen Alle nicht wie ein bloßer, tumber Handlanger zu wirken. Er hat Köpfchen, auch wenn er oft genug nur als Muskel eingesetzt wird.

Da hat es Gene Hackman als Lex Luthor schwer, sich durchzusetzen. Und tatsächlich wird der einstige Gegenspieler aus Teil 1 in die zweite Reihe verfrachtet, wo er trotzdem glänzen kann. Seine Figur kriegt jede Menge Augenblicke, in denen er beweisen kann, dass er trotz aller angeblicher Servilität gegenüber General Zod immer noch gewieft genug ist, um seinen eigenen Plan zu verfolgen. Er mag zwar in diesem Film ein Nebencharakter sein. Doch die Szenen, in denen er auftritt, sind mit die besten im gesamten Kinofilm.

Schade ist nur, dass dabei seine früheren Handlanger nur wenig Chancen haben. Sowohl Ned Beaty wie ebenso Valerie Perrine verschwinden, nachdem sie ihre Schuldigkeit getan haben, aus dem Film. Quasi aus den Augen aus dem Sinn. Was auch für den Stab des Daily Planet zutrifft. Marc McClure als Jimmy Olson hat keinen Auftritt, der einem in Erinnerung bleibt, derweil Jackie Cooper als Perry White am Anfang starke Momente erhält, aber ansonsten ebenfalls kaum in Erscheinung tritt.

Unnötiger Klamauk

Der Plot von Superman II – Allein gegen Alle wirkt zwar manchmal wie Malen nach Zahlen und sehr konstruiert, aber trotzdem wird man beim Zuschauen des Films gut unterhalten. Die Kombination aus General Zods Feldzug über die Erde und Supermans gleichzeitiger Entscheidung, aus Liebe zu Lois Lane auf seine Kräfte zu verzichten, hat etwas. Wobei natürlich klar ist, dass der Mann aus Stahl seinen Entschluss irgendwann bereuen wird und alles versucht, sie wieder zu erlangen.

Allerdings merkt man dem Film deutlich an, dass hier ein anderer Regisseur zu Gange war. Auch wenn Richard Lester den Schwerpunkt seines Kollegen bemängelt hat, ist seine Entscheidung, mehr auf Komik zu setzen, keine überzeugende. Im Gegenteil: Oft genug steht der Humor der Handlung des Films im Weg. Seien es die vielen Versuche von Lois Lane, hinter dem Geheimnis von Clark Kent zu kommen, die alle irgendwie schieflaufen, ehe ein Zufall ihr hilft. Oder auch so manche Quatschszene mit Zod, Ursa und Non, die nicht funktioniert, weil sie lustig sein soll und der Funke aber nicht so recht überspringen will. Unter Richard Donner gab es ebenfalls lustige Momente. Aber angesichts der Dramatik der Handlung stand dieser, anders als bei Lester, nicht im Vordergrund. Bei Lester ist vielmehr oft so, dass er zu Gunsten eines Gags das Drama außen vor lässt.

Auch der Soundtrack mag nicht überzeugen. Ken Thorne orientiert sich zwar mitunter an den Arbeiten von John Williams. Doch wo bei Letzterem ein phänomenaler, epischer Soundtrack entstand, klingt der Score zu Superman II – Allein gegen Alle mitunter schwach und beliebig. Es fehlt die musikalische Wucht, die man bei einem solchen Film erwarten würde. Und das ist schade.

Wenn nicht die ganzen Querelen gewesen wären, dann wäre Superman II sicherlich ein Meisterwerk geworden. So ist es dennoch noch ein guter Film, der allerdings an den ersten Teil nicht heranreicht. Mal sehen, wie sich der Donner Cut schlagen wird.

 

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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • Terrance Stamp als General Zod
  • Christopher Reeve und Margot Kidder
  • Gut trotz erheblicher Turbulenzen

Negativ

  • Zu klamaukig
  • Schwacher Soundtrack
Götz Piesbergen

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