Ein wahrer Superheld, der nie aufgegeben hat.

Sportlich und talentiert

Christopher D’Olier Reeve wurde am 25. September 1952 in New York geboren. Seine Eltern ließen sich 1956 scheiden. Christopher und sein jüngerer Bruder blieben bei der Mutter und wuchsen nun in Princeton in New Jersey auf. Er war als Jugendlicher sehr sportlich und spielte an seiner Schule Football, Baseball, Tennis und Hockey. Heute ist an seiner alten Schule, der Princeton Day School, ein Sportpreis nach ihm benannt. Er interessierte sich schon mit neun Jahren für Schauspielerei und spielte schon bei Schulaufführungen mit.

Mit 15 nutzte er die Gelegenheit, einen Sommer als Praktikant beim Williamstown Theatre Festival zu arbeiten. Nach seinem Schulabschluss im Jahre 1970 stand für ihn fest, dass er in New York Schauspieler werden wollte. Seine Mutter überredete ihn aber, zuerst ein College zu besuchen.

So begann er ein Studium an der Cornell Universität. Auch hier trat er einer Theatergruppe bei und spielte in unterschiedlichen Stücken mit. Er war in seinem ersten Jahr, als er einen Brief von einem New Yorker Agenten namens Stark Hesseltine bekam. Dieser vertrat so bekannte Schauspieler:innen wie Richard Chamberlain, Michael Douglas und und Susan Sarandon und nun wollte er auch den 20-jährigen Christopher Reeve vertreten. Der konnte das gar nicht glauben und musste den Brief mehrmals lesen. Aber der Agent hatte ihn in einem Stück gesehen und war von ihm begeistert. Reeve wäre zu gern auf das Angebot eingegangen, aber er hatte seiner Mutter versprochen, erst das College zu beenden. Und zu Reeves Erstaunen gab der Agent seiner Mutter recht. Sie kamen überein, dass Reeve einmal im Monat nach New York kommen solle, um Casting Agentinnen und Agenten zu treffen, um für die Sommerferien Engagements zu bekommen. Die nächsten zwei Sommer spielte er auf Bühnen in New York und San Diego. Nach seinem dritten College Jahr wechselte er mit Einverständnis des Dekans zur Juilliard School nach New York, wo er Darstellende Künste studieren wollte. Es war jetzt 1973, 2000 Interessierte bewarben sich für 20 Studienplätze. Aber nur zwei junge Männer wurden in diesem Jahr aufgenommen und bildeten eine Klasse: Christopher Reeve und Robin Williams. Die beiden wurden enge Freunde und hatten im Unterricht viel Spaß. Nach einem Jahr schloss Reeve an der Cornell University seinen Bachelor of Arts ab.

Christopher Reeve

Von der Bühne zur Leinwand

Ende 1975 sprach er am Broadway für das Theaterstück A Matter of Gravity vor. In dem Stück spielte Katharine Hepburn mit und sie war es, die ihn für die Rolle des Enkels ihrer Figur besetzte. Die beiden wurde sehr enge Freunde, so eng, dass manche schon munkelten, sie könnten eine Affäre haben. Reeve meinte später, dass Hepburn in ihm eher einen Sohn oder Enkel sah. Mit ihrer Beziehung zu CBS erhielt er dann auch 1975 eine Rolle in der Seifenoper Love of Life. Er war zuvor schon in zwei kleinen Rollen im Fernsehen aufgetreten, aber das war jetzt schon eine größere Rolle.

1976 verließ Reeve A Matter of Gravity, sehr zu Hepburns Bedauern. Aber die beiden blieben enge Freunde. Er spielte eine kleine Rolle in U-Boot in Not mit Charlton Heston. Und danach wieder Theater. Dies war die Zeit, als sein Agent Stark Hesseltine ihm ein Vorsprechen für die Rolle des Superman in einem geplanten Film verschaffte. Er wurde von den Produzenten abgelehnt.

Die Casting-Direktorin war aber von Reeve überzeugt und legte seine Bewerbung dreimal zurück auf den Stapel. Schließlich vermittelte sie ein Treffen zwischen Reeve, Mit-Produzent Ilya Salkind und dem Regisseur Richard Donner. Jetzt wollte man mit ihm einen Screentest in London machen. Er überzeugte auf ganzer Linie und bekam die Rolle. Allerdings war Christopher Reeve mit seinen 1,93 m zu schmal für den Superhelden. Für Superman – The Movie brauchte er mehr Muskeln. Zwei Monate lang wurde er von David Prowse trainiert, dem Mann, der in Star Wars Darth Vader spielte. 14 kg Muskelmasse gewann er in der Zeit hinzu. Bei den Fortsetzungen hatte er sich noch mehr antrainiert.

Superman

Reeve hatte eine ganz besondere Art, an die Rolle heranzugehen. Im Gegensatz zu den Comics versuchte er, wenn er Superman war, eher unauffällig zu sein. Er gab damit der Figur eine Bescheidenheit, die ihr sehr guttat. Wenn Reeve Clark Kent spielt, ist er sehr viel tollpatschiger als die Comic-Vorlage. Beim Abheben und Landen als Superman wurde Christopher Reeve mittels eines kranartigen Gestells sanft auf den Boden gesetzt bzw. hochgehoben. Beim Flug hat Reeve eine ganz eigene Körperhaltung, die alles echt wirken lässt. Natürlich hängt auch Reeve an Seilen fest, aber man sieht es nicht mehr. Das ist ausschließlich Reeve zu verdanken, denn Testaufnahmen mit anderen Superman-Kandidaten zeigen, dass diese oft schon wieder völlig verkrampft in der Luft hingen. In der Doku The Magic Behind The Cape auf der Superman-DVD-Veröffentlichung 2001 sagt Roy Field, der Optical Supervisor:

“Es gab viele Techniken, um Superman zum Fliegen zu bringen, aber der beste Spezialeffekt von allen war Christopher Reeve selbst. Wir haben sehr früh entdeckt, dass er als Segelflieger seinen Körper aerodynamisch halten kann. Als er also in das Geschirr stieg, wurde der ganze Schuss lebendig.”

Der Film wurde zu einem Riesenerfolg und machte Reeve über Nacht zu einem Weltstar. Ursprünglich hätte der Film über drei Stunden lang sein sollen, dann aber entschieden sich die Produzenten, den Film in zwei Teilen herauszubringen. Viele Szenen für den zweiten Teil waren schon von Richard Donner gedreht worden, als es zum Streit zwischen Produzenten und Regisseur kam. Donner musste den Regiestuhl verlassen und an seine Stelle kam Richard Lester. Er legte den zweiten Teil deutlich humorvoller an und ließ viele Szenen neu drehen. Erst 2006, nach dem Tod von Christopher Reeve, wurde eine Version des zweiten Films veröffentlicht, wie Richard Donner sie machen wollte, der sogenannte Richard Donner Cut. Dieser ist Christopher Reeve gewidmet.

Richard Lester drehte 1983 dann auch den dritten Teil, der in Deutschland den Zusatztitel Der stählerne Blitz bekam. Dieser Film floppte nun allerdings und auch Christopher Reeve war sehr unzufrieden. Er hatte das Gefühl, dass Richard Lester aus dem Superheldenstoff eine Richard Pryor-Komödie gemacht habe, dem Co-Star des Films. 1987 gab es dann einen vierten Teil, diesmal von anderen Produzenten. Reeve hatte Mitsprache bei der Story. Er wollte das Thema Abrüstung mit hineinbringen, aber Richard Donner warnte ihn, von dem Thema im Zusammenhang mit Superman die Finger zu lassen. Leider ließ sich Reeve nicht überzeugen und Superman IV – The Quest for Peace (dt. Die Welt am Abgrund) wurde zum schlechtesten Superman-Film überhaupt und war auch finanziell ein Flop. Auch Reeve war jetzt als Schauspieler etwas angeschlagen. Er wurde nicht mehr für Blockbuster gecastet.

Während der Dreharbeiten zu Superman in London lernte er Gae Exton kennen und die beiden wurden ein Paar. 1979 und 1983 bekamen sie einen Sohn und eine Tochter. Im Februar 1987 trennte sich das Paar, die Kinder blieben bei der Mutter. Aber schon im Juni 1987 lernte Christopher Reeve seine spätere Ehefrau Dana Morosini kennen, eine Sängerin und Schauspielerin. Sie heirateten 1992 und bekamen einen Sohn, Will.

Schicksalsschlag und Optimismus

1993 spielte er Humphrey van Weyden in dem TV-Zweiteiler Der Seewolf mit Charles Bronson in der Titelrolle. 1995 spielte er dann die Hauptrolle in dem Remake Das Dorf der Verdammten.

Für den TV-Zweiteiler Anna Karenina musste er 1985 reiten können. Das musste er aber erst lernen. Reiten machte ihm Spaß und Pferdesport wurde zu einer Leidenschaft von Christopher. Während der Dreharbeiten zum Dorf der Verdammten kaufte er sich ein 12-jähriges amerikanisches Vollblutpferd namens Eastern Express, genannt Buck. In Culpeper, Virginia nahm er am 27. Mai 1995 an einer Pferdesportveranstaltung teil. Beim Dressurreiten belegte er den 4. von 27 Plätzen. Dann kam der Langlauf mit Springen über Hindernisse. Beim dritten Hindernis, einem Zaun von etwa 91 cm Höhe, das wie ein W aussah, verweigerte das Pferd den Sprung. Reeve fiel nach vorne über das Pferd, verhedderte sich in den Zügeln und fiel mit dem Kopf voran auf die andere Seite des Zauns. Dabei brach er sich den ersten und zweiten Halswirbel.

Reeve war nun vom Hals abwärts gelähmt und konnte auch nicht mehr selbständig atmen. Seine Frau Dana baute ihn in dieser zeit psychisch auf und machte ihm Mut, weiterzuleben. Eine Operation stand an, die seinen Schädel wieder mit seiner Wirbelsäule verbinden sollte, und Christoher Reeve wusste, das er dabei sterben konnte. Er hatte Angst. In seiner Autobiografie Immer noch ich beschreibt Reeve, dass plötzlich die Tür zu seinem Krankenzimmer aufging und ein Mann im Arztkittel zu ihm kam und mit russischem Akzent meinte, er sei gekommen, um bei Reeve eine rektale Untersuchung vorzunehmen. Zum ersten Mal seit dem Unfall musste Reeve lachen. Es war kein anderer, als sein Freund Robin Williams, der eine Szene aus dessen Film Neun Monate nachspielte. Während seines Krankenhausaufenthaltes erhielt Christopher 400.000 Briefe von Fans, die ihm Genesungswünsche schickten.

Er blieb einen Monat im Krankenhaus und begann dann eine fünfmonatige Rehatherapie. Danach konnte er bis zu 90 Minuten wieder selbständig Atmen. Reeve machte das Mut, er glaubte daran, sich eines Tages, wieder bewegen zu können.

Da die Medien ständig über ihn berichteten, wollte er das nutzen, um sich zu engagieren. 1996 war er Gastgeber der Paralympics in Atlanta und sprach auf dem Demokratischen Nominierungsparteitag. Am 26. August 1996 erschien sein Gesicht auf dem Titelbild von Time.

Schließlich kehrte er auch in die Filmbranche zurück. 1997 hatte er sein Regiedebut in dem Schwulenfilm In der Abenddämmerung. 1998 spielte er in dem Hitchcock-Remake Das Fenster zum Hof die Hauptrolle. Er kehrte für zwei Folgen der Serie Smallville sogar ins Superman-Universum zurück.

Er engagierte sich 2004 im Präsidentschaftswahlkampf für John Kerry, dem demokratischen Herausforderer von George W. Bush, nicht zuletzt, weil sich dieser für die Stammzellenforschung einsetzte und Reeve darin Heilungschancen für sich selbst sah.

Ich weigere mich, meiner Behinderung zu erlauben, darüber zu bestimmen, wie ich mein Leben lebe. Ich möchte nicht waghalsig sein, aber sich ein Ziel zu setzen, das ein bisschen gewaltig erscheint, ist tatsächlich sehr hilfreich für die Genesung.

Anfang Oktober 2004 wurde Reeve wegen eines infizierten Druckgeschwürs behandelt, ein Problem, das er öfter hatte. In der Nacht zum 10. Oktober blieb dann sein Herz stehen, nachdem er wegen dieser Infektion ein Antibiotikum genommen hatte. Er fiel ins Koma und wurde ins Hospital gebracht. Achtzehn Stunden später starb Christopher Reeve.

Dana Reeve überlebte ihren Mann nur um zwei Jahre. Sie starb an Lungenkrebs, obwohl sie nie geraucht hatte. Nach beiden ist die Christopher and Dana Reeve Foundation benannt.

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Dirk Wilkens-Hagenkötter
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