Mit Des Endes Anfang beginnt die erste Staffel der The Witcher-Serie.

Zum Glück kein Film

Andrzej Sapkowski ist mit seiner Geralt-Saga ein Welterfolg gelungen. Basierend auf seinen Romane sind Videospiele, Comics und auch Fernsehserien erschienen. Die erste Serie ist hierzulande eher unbekannt. Denn sie wurde 2002 unter dem Titel Wiedźmin in Polen herausgebracht.

Dann ergatterte Netflix die Verfilmungsrechte der Romane. Und ursprünglich wurde überlegt, die Bücher in einem einzigen Film zu adaptieren. Zum Glück wurde sich dagegen und für eine Serie entschieden. Die vor allem dadurch für Aufsehen sorgte, als bekannt wurde, dass der Brite Henry Cavill, vor allem als Superman berühmt, Geralt von Riva darstellen sollte.

Im Dezember 2019 kam die erste Staffel heraus. Sie umfasste 8 Folgen und war für den Streamingdienst ein voller Erfolg. So war es dann auch keine Überraschung, als nicht nur eine zweite Season geordert wurde, sondern ebenfalls gleichzeitig Spin-Offs in der Mache sind.

Frei interpretiert

Der Hexer Geralt aus Riva (Henry Cavill) befindet sich in der Stadt Blaviken. Dort trifft er auf die charmante und mysteriöse Frau Renfri (Emma Appleton), eine ehemalige Prinzessin, die jetzt eine Banditin ist. Sie wird von dem Zauberer Stregobor (Lars Mikkelsen) gejagt, der meint, dass sie ein Monster ist, weil sie während einer Eklipse geboren wurde. Und Geralt muss sich entscheiden, ob er Renfri ziehen lässt oder sie im Auftrag des Zauberers tötet.

In dem Königreich Citra erlebt die Prinzessin Cirilla (Freya Allan), auch Ciri genannt, eine glückliche, aber ebenso ereignislose und etwas langweilige Kindheit und Jugend. Bis das Königreich Nilfgaard angreift. Ab diesem Moment verändert sich ihr Leben.

Des Endes Anfang basiert vor allem auf der Kurzgeschichte Das kleinere Übel aus dem ersten Teil der Geralt-Saga Der letzte Wunsch. Doch genau wie Autor Andrzej Sapkowski in seinen Geschichten bestimmte Vorlagen frei interpretiert hat, so orientieren sich auch die Macher der Witcher-Serie nur an den Grundzügen der Erzählung. Was jetzt nichts Schlechtes bedeutet, sondern nur eine Beobachtung ist.

Was für ein Glücksgriff

Eine der Erkenntnisse der ersten Folge der Serie lautet, dass die Macher mit Henry Cavill als Titelfigur einen wahren Glücksgriff getan haben. Er schafft es problemlos, den Charakter zum Leben zu erwecken. Die Wortkargheit, die Intelligenz und gleichzeitig das Tragische der Figur: All das wird von dem Briten wunderbar und mit sparsamen Gestiken und Mimiken widergegeben. Allein das gebrummte „Hmmm“, das er je nach Situation vielfältig einsetzt, macht seine Darstellung so unverwechselbar.

Allgemein ist sein Anteil an Des Endes Anfang der deutlich bessere. Man erhält einen Einblick darin, wie der Hexer arbeitet. Man lernt Renfri und den Magier Stregobor kennen sowie den Konflikt, der zwischen beiden existiert. Und dann sieht man, wie Dinge eskalieren.

Dabei belässt es die Serie im Unklaren, ob jetzt der Zauberer recht hat oder die Banditin. Es wird jedoch angedeutet, dass Renfri nur aufgrund der Befürchtungen des Zauberers zu dem Monster geworden ist, das er so fürchtet. Denn schließlich hat er ja dafür gesorgt, dass sie alles verloren hat, was sie einst besaß und zu einer Gejagten wurde. Dass sie Menschen tötet, liegt dabei vor allem daran, weil sie um ihr Leben kämpfen muss.

Ein Spiel lässt grüßen

Stichwort „Kämpfen“. Die Szenen, in denen Geralt von Riva zunächst die Bande von Renfri bekämpft und sich dann anschließend mit ihr duelliert, sind hervorragend inszeniert worden. Der Kampf ist flott und mitreißend, dabei gleichzeitig auch äußerst brutal.

Was auch allgemein für die The Witcher-Serie gilt. In Sachen Darstellung von Gewalt versteckt sie sich nicht. Man merkt, dass hier Game of Thrones neue Maßstäbe gesetzt hat, an die sich diese Netflix-Reihe hält. Das Blut spritzt nur so durch die Gegend und so manche Aktion in Des Endes Anfang lässt einem bei der Brutalität schier den Atem stocken.

Doch dasselbe kann man leider nicht von der anderen Handlungsebene behaupten. Hier leidet die Episode ein wenig darunter, dass hier nicht wirklich Spannung entsteht. Stattdessen wirken die Ereignisse um Prinzessin Ciri eher belanglos. Der Fokus liegt natürlich auf dem Mädchen, bei dem sich am Ende zeigt, dass sie über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt. Viel lässt sich über sie noch nicht sagen, da ihre Persönlichkeit bislang nur rudimentär aufgebaut, was aber sicherlich in den nächsten Folgen besser werden wird.

Muss man was empfinden?

Doch alle Personen um sie herum, ihre Großmutter Königin Calanthe (Jodhi May), deren Ehemann, der Zauberer und viele andere Figuren, werden im Vergleich in ihrer Charakterisierung allerhöchstens nur grob angerissen. Mit der Konsequenz, dass, als sie dann im Laufe von Des Endes Anfang sterben, man davon merkwürdig unberührt ist. Man akzeptiert es, doch emotional herrscht in dem Zuschauer eine Leere. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn die Macher der Witcher-Serie sich über mehrere Folgen hinweg Zeit gelassen hätten, um die Figuren und ihr Ableben besser vorzubereiten.

Auch wirkt das CGI hier an einigen Stellen schwach. Allein der Moment, wo die Armeen der Niflgaarder und der Citraner aufeinander zustürmen, hätte noch ein wenig mehr Feinpolitur gebrauchen können. Denn so sieht man nur, wie wenig detaillierte Massen aufeinanderprallen, wobei diese Detaillosigkeit durch eine dunkle Optik notdürftig kaschiert wird.

Des Endes Anfang, oder wie es im Englischen heißt The End’s Beginning, ist eine gute, wenn auch keine überragende Auftaktfolge zu der neuen The Witcher-Serie.


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Götz Piesbergen

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