Es war Ishirô Honda, der die erste Ära der Godzilla-Filme prägte.
Wenn die Religion keine Rolle spielt
Lange Zeit waren Ishirō Honda und Godzilla nahezu unzertrennlich miteinander verbunden. Der Regisseur drehte nämlich bis 1975 acht Filme mit der Riesenechse in der Hauptrolle und prägte dadurch so eine Ära. Ebenso erfand er die auch heute noch so beliebten Kaiju- und Tokusatsu-Genres.
Dabei stammte der spätere Filmemacher aus einer Familie, die einen Beruf ausübte, den man heutzutage nicht mit Kinofilmen in Verbindung bringen würde. Denn sein Vater war ein buddhistischer Abt beim Honda Ryuden-in Tempel. Er verdiente sein Geld damit, dass er vor allem im Sommer Devotionalien in ganz Japan verkaufte und im Winter zurückkam.
Ishirô Honda, der am 7. Mai 1911 in Asahi, Yamagata, im damaligen japanischen Imperium zur Welt kam, war das letzte von fünf Kindern. Er hatte drei Brüder und eine Schwester. Sein Name kommt daher, weil er im Jahr des Wildschweins geboren wurde, weshalb das japanische Wort dafür, Inoshishi, und das für den vierten Sohn, shiro, die Grundlagen bildeten. Und auch wenn er und seine Geschwister religiös unterrichtet wurden, erhielten sie ebenfalls eine naturwissenschaftliche Ausbildung.
Erste Schritte im Filmgeschäft
Das Interesse am Film wurde in ihm erweckt, als er und einige Klassenkameraden ein Universal Bird Photoplay, so der Name eines amerikanischen Filmstudios, sahen. Daraufhin schrieb er sich 1931, nach seinem Schulabschluss, an der Nihon Universität für deren Filmprogramm in der Kunstabteilung ein. Doch da dies noch neu war, eben ein Pilotprojekt, war die Organisation alles andere als gut und oft fielen Unterrichtsstunden aus. Er selbst nutzte diese Zeit dann, um ins Kino zu gehen und sich Notizen zu machen.
Bereits während seines Studiums sollte Ishirō Honda anfangen, im Filmbetrieb zu arbeiten. Er fing im August 1933 für Photographic Chemical Laboratories, den Vorläufer von Toho, an. Zunächst war er ein Assistant Director, der für Filme wie Tadano Bonji: Jinsei Benkyô (1934) oder Otto no teiso – haru kitareba (1937) arbeitete. Doch parallel dazu drohte ihm von anderer Seite aus Ungemach.
Denn Japan war damals ein militaristisches Imperium. So wurde er 1934, nach Abschluss seines Studiums, eingezogen, musste allerdings mehrere Jahre lang nicht aktiv Dienst leisten. Das änderte sich 1939, als er, eine Woche vor der Geburt seiner Tochter, nach China in den zweiten japanisch-chinesischen Krieg abkommandiert wurde. Seine Aufgabe in jener Zeit war das Managen sogenannter Comfort Stations, so der euphemistische Begriff für Bordelle, deren Frauen zur Arbeit gezwungen worden waren. Er selbst sollte Jahre später über seine Erfahrung damals ein Buch schreiben.
Der Krieg hinterlässt Spuren
Als er 1942 wieder nach Hause zurückkehrte, fand er ein verändertes Land vor. PCL war, wie viele andere Filmstudios, dazu gezwungen worden, überwiegend nur noch Filmpropaganda zu drehen. 1944 wurde er erneut eingezogen, verpasste allerdings knapp den Transport zu den Phillipinen, und kam stattdessen zurück nach China, was für ihn Glücksfall war, da dort der Krieg längst nicht so schlimm war wie an dem anderen Einsatzort. Außerdem verstand er sich gut mit der örtlichen Bevölkerung, was ihm dann half, als er von der chinesischen Roten Armee im selben Jahr gefangen genommen wurde. Als er wieder freikam, entkam er nur knapp dem Tod, als eine Mörsergranate kurz vor ihm einschlug, aber nicht detonierte. Später sollte er sie vom Einschlagsort abholen und bei sich im Arbeitszimmer ausstellen.
Im März 1946 kehrte Ishirô Honda endgültig nach Hause zurück. Doch der Krieg sollte Nachwirkungen haben. So sollte der Regisseur bis zu seinem Tod zwei bis drei Mal im Jahr Alpträume deswegen haben.
Berufstechnisch knüpfte er dort an, wo er vor seiner Einbeziehung aufgehört hatte. Er arbeitete wieder bei PCL, bzw. Toho Studios, wie sich inzwischen nannten. Erneut war er Assistant Director, dieses Mal für Filme wie Chikagai nijuyojikan (1947) oder Akira Kurosawas Film Noir Ein streunender Hund (1949). Mit jenem Regisseur verband ihn übrigens eine lebenslange Freundschaft.
Mitbegründer berühmter Genres
Doch es war keine ruhige Zeit für Honda. Denn einige Mitarbeiter von Toho waren mit ihrer Situation im Filmstudio unzufrieden und formten ein eigenes mit dem Namen Shintoho. Sie versuchten, ihn mit dem Versprechen auf ihre Seite zu locken, dass er bei ihnen schneller selber Regie führen könne, als beim aktuellen Studio. Doch nach reiflichem Überlegen beschloss er, neutral zu sein und weiterhin bei Toho zu bleiben.
Es war die richtige Entscheidung, da das Studio ihn ab 1949 Regie führen ließ. Zunächst waren es jedoch „nur“ Dokumentationen, auf die er allerdings stolzer war, als auf die Godzilla-Filme. Sein erstes Werk war A Story of a Co-op (1949) und bereits mit Ise Island (1950) feierte er seinen ersten Erfolg. Für diese Dokumentation verwendete er Unterwasseraufnahmen, was für die damalige Zeit eine große Innovation war. Und der Erfolg beschränkte sich nicht nur auf Japan, sondern wurde auch erfolgreich in viele europäische Länder verkauft.
In dieser Zeit und vermutlich auf Grund des Erfolges konnte Ishirō endlich seinen ersten richtigen Film drehen. Das sollte Kamikaze Special Attack Troop sein. Doch nachdem Toho sein Skript erhielt und herausfand, dass der geplante Kinofilm düster und realistisch sein sollte und außerdem die führenden Köpfe des Zweiten Weltkriegs kritisierte, wurde das Projekt eingestampft. Begründet wurde dies damit, dass es noch zu früh für ein solches Kinowerk sei.
Unzufrieden immer mit dabei
Stattdessen wurde Aoi shinju 1951 der erste richtige Kinofilm, den er drehte. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 41 Jahre alt. Doch berühmt machte ihn ein anderer Film. Nämlich der erste Godzilla-Film aus dem Jahr 1954. Und bis 1975 saß er bei einem Großteil der weiteren Kinoabenteuer der Riesenechse auf dem Regiestuhl. Auch wenn er mit der zunehmenden Lächerlichkeit und den immer menschlicher dargestellten Monstern, die die späteren Abenteuer auszeichnen sollte, nicht einverstanden war. Er drückte sein Missfallen zwar durchaus deutlich aus, zog aber keine Konsequenzen daraus, sondern versuchte, das Beste aus der limitierten Zeit und den Budgets zu machen, die ihm manchmal zu Verfügung standen. Auch hatte er großen Respekt vor Eiji Tsuburaya, der für die Special Effects der Leinwandabenteuer verantwortlich war.
Doch führte er nicht nur bei Godzilla Regie, sondern drehte auch weitere Kaiju-Filme wie Die fliegenden Monster von Osaka (1956), Mothra bedroht die Welt (1961) oder Frankenstein – Zweikampf der Giganten (1966). Ebenso führte er Regie bei Episoden der Tokusatsu-Serien Return of Ultraman (1971), Mirrorman (1971) oder Zone Fighter (1973). Auch der Kulthorrorfilm Matango aus dem Jahr 1963 stammte von ihm als Regisseur.
Doch 1975, nachdem er Die Brut des Teufels gedreht hatte, trat Ishirô Honda vom Filmemachen zurück. Nur sein Freund und früherer Mentor, Akira Kurosawa, konnte ihn überzeugen, für dessen letzte fünf Filme als Directoral Advisor, Produktionskoordinator und kreativer Berater zurückzukehren.
Der bekannte Regisseur verstarb nach langer Krankheit am 28. Februar 1993 im Alter von 81 Jahren. Er hinterließ seine Ehefrau Kimi Yamazaki, mit der er seit 1933 verheiratet war, und zwei Kinder.
Ishirô Honda im Web
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