Erst gerät Spock außer Kontrolle und dann auch noch sein Vater.
Vulkanier auf Abwegen
Als sich die Föderationskolonie Deneva nicht mehr meldet, will Captain Kirk nach dem Rechten sehen. Im System angekommen, fliegt gerade ein Raumschiff vom Planeten direkt auf die Sonne zu und verglüht. Die letzten Worte des Piloten sind: „Ich bin frei! Endlich ist es weg!“ Auf dem Planeten verhalten sich die Menschen ebenfalls merkwürdig und greifen das Außenteam an. Sie wirken dabei wie fremdgesteuert.
In einem unterirdischen Versorgungstunnel stoßen die Crewmitglieder schließlich auf den Grund für den Massenwahnsinn, der sich auf einer geraden Linie durch die Galaxis ausbreitet. Der Planet ist von riesigen Einzellern befallen. Es handelt sich um Neuralparasiten, die das Nervensystem ihrer Wirte befallen. Spock wird von einer der Kreaturen angegriffen, welche sich um seinen Kopf legt. Der Rest des Teams kann dank eines nicht infizierten Einwohners in einen noch tiefer gelegenen Tunnel entkommen.
Bei dem Retter handelt es sich um James Kirks Bruder George Kirk. Der Außentrupp beamt zusammen mit ihm zurück auf die Enterprise. Dort entfernt Dr. McCoy den Neuralparasiten von Spocks Kopf. Dennoch gerät Spock zunächst außer Kontrolle. Sein vulkanischer Verstand wehrt sich nach besten Kräften gegen den neuralen Befall und schließlich zieht er die richtigen Schlüsse. Die Kreaturen haben sich in den Schatten versteckt und der Flug in die Sonne hat einen der Infizierten befreit, demnach müssen sie lichtempfindlich sein.
Der erste Offizier bestrahlt sich daher mit einer Art Höhensonne, die ihn vorübergehend erblinden lässt. Seine inneren Augenlider bewahren ihn jedoch vor dauerhaftem Schaden. Da das ultraviolette Spektrum völlig ausreicht, um die Parasiten abzutöten, wird der Planet durch ausgesetzte Satelliten bestrahlt. Das rettet auch die Familie von George Kirk, zu welcher sich dieser in der Zwischenzeit eigenmächtig heruntergebeamt hat. Sein Bruder Jim, der es ihm anfangs übel nimmt, dass George ihn und seine Mutter einst im Stich gelassen hat, schließt am Ende Frieden mit ihm und freut sich, seinen Neffen kennenzulernen.
In der zweiten Geschichte Die Rache der Vulkanier besorgen einige verhüllte Gestalten die Baupläne der Narada von einem Alien namens Quocch, der einst auf Rura Penthe gearbeitet hat. Als nächstes überfallen sie ein vulkanisches Forschungsschiff, welches in den Trümmern Vulkans Reste roter Materie eingesammelt hat. Mit dieser Beute wollen sie nach Romulus fliegen. Kirk, der ihre Flucht vom Forschungsschiff nicht verhindern konnte, fliegt mit einem Shuttle hinterher.
Zunächst macht es den Anschein, als seien die Flüchtigen Überlebende von Neros Crew, welche dem romulanischen Imperium den Schlüssel zum Sieg über die Föderation anbieten. Sie werden dementsprechend mit offenen Armen empfangen, während die Romulaner Kirks Warnungen vor einer Superwaffe in den Wind schlagen. Obendrein wird die Shuttle-Crew festgenommen und auf Romulus wegen Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt. Den vermeintlichen Gefangenen, der auf dem vulkanischen Kreuzer geschnappt wurde, lässt man dagegen frei und schickt ihn zu seinen Kameraden.
Kirk war so schlau, Spock in die Kutte des Gefangenen zu stecken, sodass dieser sich nun frei auf Romulus bewegen kann. Der erste Offizier muss feststellen, dass die angeblichen Crewmitglieder der Narada in Wirklichkeit Vulkanier sind. Die wollen den Romulanern auch gar keinen Vorteil verschaffen, sondern die rote Materie in deren Senat zünden. Noch erstaunlicher ist, dass sie von keinem Geringeren angeführt werden, als von Spocks Vater Sarek. Spock kann diesen überzeugen, dass sein Weg falsch ist. Er rettet erst seine inhaftierten Kollegen und anschließend den romulanischen Senat, der die Föderationsmitglieder aus Dank freilässt und dafür die vulkanischen Terroristen inhaftiert. Die rote Materie sowie die Pläne der Narada behalten die Romulaner jedoch.
Rezension von Spock außer Kontrolle
Die Comicadaption der gleichnamigen TOS-Episode beginnt mit einer Rückblende in James T. Kirks Kindheit. Genau genommen kurz nachdem ihn die Polizei bei seiner Mutter ablieferte, weil er das antike Auto seines Vaters in eine Schlucht gefahren hat. Mit dieser Aktion rebellierte er gegen seinen strengen Onkel Frank, der keine großen Stücke auf ihn hielt. Sein Bruder, der im Comic nicht Sam, sondern nach seinem Vater George heißt, ging noch einen Schritt weiter. Er ließ Jim und die Mutter im Stich, um bei seinem Großvater zu leben.
In der Gegenwart verläuft der Comic zunächst wie die TV-Folge. Beim Eintreffen im Deneva-System bekommt die Crew der Enterprise gleich die Lösung für das dortige Problem auf dem Silbertablett serviert, als sich ein Bewohner des Planeten in die Sonne stürzt. Danach sollte eigentlich ein Hilferuf vom Planeten eintreffen, wobei Kirk die Stimme als die seiner Schwägerin Aurelia (im englischen Originalton Aurelan) sofort erkennt. Im Comic hat er jedoch jeden Kontakt zu seinem Bruder verloren und weiß nichts von dessen Familie, womit sich diese Szene aus der Serie erübrigt.
Stattdessen beamt Kirk sofort mit einem Außenteam auf den Planeten, wo sie erst einmal von wahnsinnig gewordenen Einwohnern attackiert werden. Abgesehen davon, dass die Bewohner von Deneva im Comic alle eine Art graue Einheitsuniform statt bunter Zivilkleidung tragen, ist diese Szene weitgehend mit der Episode identisch. Danach hört Kirk jedoch nicht Aurelia um Hilfe rufen und eilt daher ebenso wenig zur Rettung, die für seinen Bruder in der TV-Episode zu spät kommt. Er und Dr. McCoy beamen sich auch nicht mit seiner Schwägerin und deren Sohn zurück auf die Enterprise, während Spock auf dem Planeten die Stellung hält.
Stattdessen entdeckt das Außenteam direkt die Neuralparasiten. Und das nicht etwa im schattigen Treppenhaus eines Gebäudes, sondern in einem unterirdischen Wartungstunnel, wo sie erneut auf eine verwirrte Frau treffen. Danach wird Spock von einem Parasiten befallen, den Kirk nicht etwa gleich von seinem Rücken reißt, sondern den McCoy zurück an Bord von Spocks Kopf operieren muss. Spock muss daher später auch nicht ein Exemplar der Parasiten vom Planeten ernten, da er bereits eines mit an Bord bringt.
Um dort hin zu gelangen, muss das Außenteam erst einmal aus den Tunneln unter der Stadt entkommen. Hilfe erhalten sie dabei von Kirks Bruder George, der im Comic überlebt. Auch Aurelia, die zusammen mit Kirks Neffen Peter infiziert in ihrem Zuhause liegt, überlebt den Parasitenbefall, womit Peter im Gegensatz zur Classic-Episode nicht zur Vollwaise wird. Die Unterschiede sind diesmal gravierend und setzen sich weiter fort.
So kommt Spock diesmal allein darauf, die Parasiten mit intensivem Licht zu töten. Dies wird auch nicht an dem eingefangenen Exemplar getestet, der Vulkanier legt sich stattdessen gleich unter die Höhensonne, die im Comic als Liegeröhre statt als separater Raum gestaltet ist. Immerhin die vorübergehende Erblindung sowie der Grund für Spocks Genesung sind wieder gleich. Ebenso die Bestrahlung des Planeten durch UV-Satelliten. Diese töten in dem Fall aber nur die Infektionen ab, während die Parasiten anschließend Stadt für Stadt eliminiert werden müssen. In der TV-Episode waren sie gegen Phaserstrahlen immun und sind im UV-Licht verdampft.
Logikfehler ergeben sich aus beiden Szenarien. Die UV-Strahlen gehen in beiden Fällen durch die Kleidung bis in den Körper hinein. In der Classic-Serie müssen die Anwesenden im Labor Schutzbrillen tragen, obwohl die Tür zur Höhensonne geschlossen und blickdicht ist. Tatsächlich dringt Licht durch die massive Trennwand hindurch. Im Comic überleben die Parasiten die UV-Satelliten, weil sie sich unter der Oberfläche eingenistet haben, zumindest das ist soweit logisch. Doch könnten nicht in der Serie einige in dunklen Ecken überlebt haben?
Im Comic gibt es derweil noch einen anderen kleinen Fauxpas: Kirk führt zunächst „Tagebuch“, wohingegen er später einen Eintrag ins „Logbuch“ vornimmt. Es sollte sich in beiden Fällen um das Schiffslogbuch handeln, welches keine privaten Einträge enthält, sondern Missionsdetails.
Grafisch brillant
Visuell kann Spock außer Kontrolle voll und ganz überzeugen. Die Charaktere, einschließlich der Enterprise, sehen so aus, wie man sie von der Kinoleinwand her kennt. Sie sind zudem gut in Szene gesetzt, der Faltenwurf der Kleidung stimmt und ebenso die Oberflächendetails des Raumschiffs. Bei der Kolonie auf Deneva hat sich der Zeichner nicht an der Classic-Episode orientiert, wobei die geschwungene Architektur durchaus interessant ist. Die unterirdischen Anlagen wirken indessen funktional.
Die Neuralparasiten, die dort hausen, sind ebenfalls komplett neu interpretiert worden. Sie sehen nicht mehr nach den geschmolzenen Blutspendebeuteln aus, wie einst in der Serie. Sie heften sich auch nicht an den Rücken, sondern können sich durch ihre neue Struktur über die Köpfe ihrer Opfer stülpen. Einzig die rosa Färbung wirkt ein wenig unnatürlich.
Ansonsten ist die Farbpalette aber gut gewählt und die weichen Verläufe sorgen für eine naturalistische Ausleuchtung. Es mangelt auch nicht an Leucht- und Glanzeffekten, wobei die glänzenden Sternenfelder direkt schon fotorealistisch sind.
Rezension von Die Rache der Vulkanier
Schon der Titel der zweiten Story wirkt abwegig, da Rache aus vulkanischer Sicht eigentlich unlogisch ist. Außerdem verrät er bereits, dass es sich bei den vermeintlich überlebenden Crewmitgliedern der Narada in Wahrheit um Vulkanier handelt. Diese müssten eigentlich wissen, dass der Verantwortliche für den Untergang ihrer Heimatwelt sowie den Tod ihrer Familien längst Geschichte ist. Nero war ein Extremist mit einer Handvoll Anhänger, die obendrein noch aus der Zukunft einer alternativen Zeitlinie kamen. Das romulanische Sternenreich ist nicht für seine Verbrechen verantwortlich. Im Gegenteil sind die Vulkanier ebensolche Extremisten wie Nero, die sich mit einem gleichartigen Verbrechen an Millionen Unschuldigen rächen wollen. Offenbar haben sie jegliche Kontrolle über ihre Gefühle sowie jeden Bezug zur Logik verloren.
Um keinen Verdacht zu erregen, geben sich die Vulkanier als Romulaner aus. Und um bis zum Senat vorgelassen zu werden, brauchen sie noch etwas, was sie dem Imperium anbieten können. Als Köder dienen die Baupläne der Narada, welche sie von Quocch bekommen. Dieser dreigesichtige Alien tauchte bereits im Nero-Comicband auf und er ist immer noch genauso hässlich. Sein Aussehen macht dabei anatomisch überhaupt keinen Sinn. Wozu sollen zwei halbe Nasen sowie zwei zusätzliche Augen an den Kopfseiten gut sein? Durch die zusätzlichen Münder müsste ihm außerdem ständig das Essen seitlich herausfallen und wie sein Kiefer funktionieren soll, erschließt sich ebenfalls nicht.
Noch unglaubwürdiger als dieses Aliendesign ist eigentlich nur die Überraschung, dass Spocks Vater der Drahtzieher hinter den Anschlagsplänen auf den romulanischen Senat ist. Okay, er hat auf Vulkan seine Frau verloren. Aber zugleich auch seine Fassung? Er ist immerhin hochgebildet und ein erfahrener Diplomat. Nun riskiert er jedoch einen interstellaren Krieg aus fehlgeleitetem Rachedurst? Das dürfte selbst für Fans des Film-Reboots schwer zu schlucken sein.
Schlussendlich macht er noch einen spontanen Sinneswandel durch, nachdem er feststellen musste, dass sich sein Sohn auf Romulus befindet. Da Sarek hilft, den Anschlag zu vereiteln, darf er am Ende mit Kirks Crewleuten gehen. Ganz im Gegensatz zu all jenen Vulkaniern, die er zum Terrorismus angestiftet hat. Von Reue keine Spur! Ebenso keine Schuldgefühle dafür, dass die Romulaner nun zwei Superwaffen gegen die Föderation in der Hand haben. Das macht die ganze Aktion im Rückblick noch unverantwortlicher als ohnehin schon.
Hoher Detailgrad, aber verpfuschte Maßstäbe
Da die Zeichenstile diesmal sichtbar voneinander abweichen, lohnt sich eine Einzelbetrachtung. Zunächst einmal sind die Charaktere zwar immer noch wiedererkennbar, aber um einiges weicher gezeichnet, wodurch sie nicht immer ganz akkurat sind. Immerhin der Faltenwurf der Kleidung kommt der hohen Vorgabe aus der ersten Geschichte noch recht nahe. Der Detailgrad der Enterprise ist dagegen erheblich niedriger, was vor allem am Hauptdeflektor auffällt.
Das vulkanische Forschungsschiff sowie das vulkanische Shuttle sehen da schon um einiges besser aus und sind direkt aus der Serie Enterprise übernommen worden. Allerdings stimmen die Maßstäbe überhaupt nicht. Das Shuttle ist im Vergleich zum Forschungskreuzer geradezu gigantisch, während Letzterer gegenüber der Enterprise viel zu winzig wirkt. Geht man einmal von der Größe der jeweiligen Brücken sowie der Fenster aus, passt der Maßstab hinten und vorne nicht. Obendrein wurden die beiden vulkanischen Raumschiffe offensichtlich nur einmal gezeichnet und dann mehrfach skaliert und noch einmal gespiegelt wiederverwendet. Copy & Paste scheint heute bei einigen Zeichnern Standard zu sein.
Wiederverwendet wurde weiterhin das Design der Relais-Station 47 aus der TNG-Episode Aquiel, die hier ebenfalls eine Relais-Station für Subraumkommunikation darstellt, wenn auch unbemannt. Das ist in der Hinsicht ironisch, da es sich bei der Relais-Station 47 bereits um einen Umbau der Kälteschlaf-Raumkapsel aus der TNG-Folge Die neutrale Zone handelt. Chronologisch gesehen ist dieses Design in der Mitte des 23. Jahrhunderts also entweder hoffnungslos veraltet oder seiner Zeit weit voraus.
Die romulanischen Bird of Preys sind schlussendlich grauenhaft. Sie erinnern nur entfernt an die Raumschiffe der Classic-Serie. Es wäre dabei durchaus akzeptabel, wenn der Detailgrad ausgebaut und die Farbe angepasst worden wäre, so wie in der Serie Enterprise. Doch der Detailgrad ist eher gering und es fehlen von außen die Fenster, obwohl selbige von innen durchaus vorhanden sind. Auf Romulus sieht auch nur das Senatsgebäude so aus, wie man es aus den Serien und Filmen kennt. Der Rest der Stadt wirkt nicht sonderlich romulanisch. Ein Hochhaus, welches schemenhaft im Hintergrund steht, erinnert gar an einen der Türme des alten World Trade Centers. Da hilft auch kein grüner Farbfilter, um den Planeten weniger irdisch erscheinen zu lassen. Im Gegenteil war Romulus bisher nie in grünes Licht getaucht.
Davon abgesehen kann sich aber zumindest die Koloration sehen lassen. Denn während für die Story zwei unterschiedliche Zeichner verantwortlich sind, stammen die Farben aus einer Hand. So mangelt es auch hier nicht an natürlichem Lichteinfall sowie Glanz- und Leuchteffekten, wobei der Warpring der vulkanischen Schiffe eigentlich blau statt orange glühen sollte. Die Covergestaltungen stammen ebenfalls aus einer Hand und sehen einmal mehr nach Fotocollagen mit Filtern aus und nicht wie handgezeichnet.
Fazit: Zeitweiser Kontrollverlust
Spock außer Kontrolle weicht im Gegensatz zu den ersten beiden Neuinterpretationen der neuen Zeit erheblich von der Vorlage ab. Nichtsdestotrotz weiß die Geschichte zu unterhalten und ist obendrein hervorragend gezeichnet. In Die Rache der Vulkanier bleibt derweil nur die Farbgebung auf höchstem Niveau. Die Abstriche beim Zeichenstil sind noch zu verkraften, doch die Story ist absolut an den Haaren herbeigezogen und so gar nicht faszinierend. Der 7. Star Trek-Band ist bei Cross Cult als Softcover erschienen, allerdings inzwischen verlagsvergriffen.
Info
Autor: Mike Johnson
Zeichner: Joe Corroney & Joe Phillips
Farben: John Rauch
Verlag: Cross Cult
Sonstige Informationen: Produktseite
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