Captain Janeway muß entscheiden, ob sie einem ausgestoßenen Mitglied des Q-Kontinuums Asyl gewähren soll.
Quinn beabsichtigt, Selbstmord zu begehen, weil er seine Unsterblichkeit nicht länger tolerieren kann. Als der altbekannte Q daraufhin erscheint, um ihn ins Kontinuum zurückzuholen, veranstaltet Janeway einen Gerichtsprozeß, der entscheiden soll, ob der Ausgestoßene unsterblich bleiben oder sterblich werden soll. Als Zeuge ruft Q unter anderem William Riker auf…
Todessehnsucht – Wenn Unsterblichkeit zur Last wird
Todessehnsucht ist eine dieser seltenen Voyager-Folgen, die wie ein stiller Donnerschlag wirken. Kein Krieg, kein Zeitstrudel, kein galaktischer Superkonflikt – sondern ein intimes, fast theatrales Kammerspiel, das ganz leise fragt: Was ist ein Leben wert, wenn es nie endet?
Und wie es sich für große Fragen gehört, mischt auch gleich ein ganz Großer mit: Q (John de Lancie) – schlagfertig, sarkastisch, omnipotent. Doch diesmal steht er nicht im Zentrum des Chaos, sondern im Schatten eines anderen Q (Gerrit Graham) – einem, der sterben will. Aus freien Stücken. Und das sorgt für moralisches Kopfzerbrechen auf Sternenflotten-Niveau.
Wenn sogar Q die Schnauze voll hat
Der Q, um den es hier geht, ist anders. Nicht arrogant, nicht göttlich überheblich – sondern müde. Nach Milliarden von Jahren hat er alles gesehen, getan, gefühlt – und sehnt sich nach dem Ende. Für das Q-Kontinuum ein Skandal: Denn Unsterblichkeit ist Pflicht. Der Tod – ein Akt der Rebellion.
Die Folge nutzt diese Prämisse, um etwas zu tun, was Star Trek immer am besten kann: ethische Grauzonen ausleuchten. Janeway (Kate Mulgrew) wird zwischen die Fronten gezogen. Q will, dass sie den Selbstmord verhindert. Der „andere“ Q bittet sie um das Recht zu sterben.
Und damit hat die gute Captainin plötzlich ein Gespräch, das eher an Sokrates erinnert als an Warpgeschwindigkeiten.
Trivia: Gerrit Graham hatte zuvor bereits in Star Trek: Deep Space Nine als Tosk, der Gejagte einen Auftritt. Seine Darstellung des sterbewilligen Q ist erstaunlich nuanciert und ernsthaft – ein Kontrast zum sonst so überdrehten Ton der Q-Folgen.
Funfact: Die Szene im „Wüsten-Kontinuum“ wurde ursprünglich als endlose Bibliothek oder als Friedhof inszeniert – man entschied sich letztlich für das Öde einer Wüstenstraße als Metapher für die Leere der Ewigkeit.
Janeway als Richterin der Götter
Kate Mulgrew liefert hier eine ihrer stärksten Leistungen ab. Ihre Janeway pendelt zwischen Pflichtgefühl, Empathie und moralischem Dilemma. Ihre Gespräche mit beiden Qs sind teils philosophische Wortgefechte, teils echte Seelenschau.
Besonders spannend: Janeway, eine Frau der Wissenschaft, steht plötzlich zwischen Leben und Tod – und soll entscheiden, ob ein unsterbliches Wesen den Freitod wählen darf. Und sie tut, was ein echter Sternenflottenoffizier tut: Sie hört zu, wägt ab, zweifelt, und am Ende trifft sie eine Entscheidung, mit der sie selbst leben kann.
Q – also unser Q, gespielt von John de Lancie – ist diesmal nicht nur sarkastischer Sidekick. Er bekommt Tiefe. Seine Reaktionen auf den sterbewilligen Artgenossen sind von Angst, Trotz und echter Sorge geprägt. Es ist selten, Q so „menschlich“ zu sehen.
Easter Egg: Der sterbewillige Q beruft sich auf den „Wunsch nach Bedeutung“ – ein Thema, das schon Spock in Star Trek II: Der Zorn des Khan beschäftigte. „Wie viele Jahre braucht man, um das Gefühl zu haben, gelebt zu haben?“
Unsterblichkeit ist kein Geschenk – sondern Verantwortung
Diese Folge nimmt sich Zeit. Keine Explosionen, kein Endkampf. Stattdessen: Gespräche. Und was für welche. Es geht um Leben, Tod, Würde, Selbstbestimmung. Um das, was uns menschlich macht – oder eben nicht.
Und am Ende steht ein Entschluss: Der Q darf sterben. Unser Q assistiert ihm sogar – und verändert sich dabei. Eine seltene, ehrliche Entwicklung für eine Figur, die sonst eher als Trickser durch die Staffeln springt.
Was wir heute mitnehmen können: Das Recht auf Würde
Todessehnsucht ist ein mutiger Beitrag zur Diskussion um Selbstbestimmung und Sterbehilfe – Themen, die aktueller kaum sein könnten. Die Folge zeigt, dass es kein Schwarz und Weiß gibt, wenn es um das Ende eines Lebens geht.
Sie plädiert für Zuhören, für Empathie und für das Recht, über das eigene Leben – und dessen Ende – mit Würde zu entscheiden. In einer Gesellschaft, in der medizinischer Fortschritt das Leben immer weiter verlängert, ist das eine wichtige, wenn auch unbequeme Frage.
Fazit
Todessehnsucht ist kein Science-Fiction-Feuerwerk, sondern eine stille, tiefgründige Erzählung über Sinn, Ewigkeit und Freiheit. Eine der mutigsten und nachdenklichsten Episoden der zweiten Staffel – mit bleibender Wirkung.
Für Trek-Fans, die mehr wollen als Phasengeballer, ist diese Folge ein kleines Meisterwerk.
Infos zur Folge
Folgentitel: Todessehnsucht (Death Wish)
Drehbuch: Michael Piller
Story: Shawn Piller
Showrunner: Michael Piller
Regie: James L. Conway
Folgenbezeichnung: Staffel 2, Episode 18 (deutsche Zählung), Episode 18 (US-Zählung)
Deutsche Erstausstrahlung: 4. Februar 1997 (Sat.1)
US-Erstausstrahlung: 19. Februar 1996 (UPN)
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Philosophische Tiefe mit emotionaler Wucht
- Herausragende Leistungen von Mulgrew, Graham und de Lancie
- Respektvoller Umgang mit einem schwierigen Thema
Negativ
- Wenig Handlung im klassischen Sinne
- Manche Zuschauer könnten das ruhige Tempo als zäh empfinden
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