Die Voyager aktiviert eine automatische Nachricht der Kohl-Siedlung, die vor Jahren eine Umweltkatastrophe überlebt hat, indem sich die Siedler in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt hatten. Als einige Schlafbehälter an Bord geholt werden, wird entdeckt, dass die Gehirne der Wesen stark aktiv sind und durch einen Computer und ein Sensorsystem kontrolliert werden.
Das Ultimatum – Wenn Götter Krieg spielen
Die Folge Das Ultimatum (Originaltitel: The Thaw) ist Star Trek: Voyager auf psychedelischem Acid. Klingt verrückt? Ist es auch. Aber genau das macht diese Episode zu einem der merkwürdigsten, überraschendsten – und verstörendsten Ausflüge, die die Serie je gewagt hat.
Was aussieht wie ein Albtraum aus einem 90er-Jahre-Zirkus-Katalog entpuppt sich als tiefgründiger Kommentar über Angst, Macht und Kontrollverlust. Und mittendrin: ein grandios aufspielender Michael McKean als das personifizierte Grauen im Harlekinkostüm.
Der Clown, der aus der Datenbank kam
Die Voyager entdeckt eine Gruppe von fünf Aliens in einer Art Stasis-Kammer, die mit einem Computersystem verbunden ist. Ziel: einen Jahrzehnte andauernden nuklearen Winter auf ihrem Planeten zu überstehen, indem ihre Bewusstseine in eine virtuelle Realität ausgelagert werden.
Klingt nach einem Plan. Dumm nur: Die Simulation hat sich verselbständigt – und die Angst der Teilnehmer hat ein eigenes Bewusstsein erschaffen.
Betritt die Bühne: Der Clown (Michael McKean), ein hysterisch, sadistisches Abbild der Urangst, das aussieht wie eine Mischung aus Pennywise, Willy Wonka und dem Joker auf LSD. Und ja – das ist so unangenehm, wie es klingt.
Easter Egg: McKean ist in der Trek-Welt später noch in Star Trek: Lower Decks zu hören. Der Mann hat Spaß an schrägen Rollen – und das sieht man hier in jeder Sekunde.
Tanz der Albträume
Die Crew versucht, die Gefangenen zu retten. Dazu wird Harry Kim (Garrett Wang) als Köder in die Simulation geschickt. Was er erlebt, ist ein surreales Szenario voller schriller Farben, verzerrter Musik und theatralischer Bedrohung.
Der Clown kontrolliert alles – er fühlt, wenn jemand Angst hat, er spielt mit seinen Opfern, und er ist tödlich.
In bester Trek-Tradition versucht Janeway (Kate Mulgrew), mit Verstand und Diplomatie zu lösen, was mit Gewalt nicht geht. Und ihr Trick – ein virtueller Janeway-Avatar als Ablenkung – ist genial und dramaturgisch stark.
Der finale Moment, wenn der Clown realisiert, dass er stirbt, weil seine Opfer keine Angst mehr empfinden … ist überraschend berührend. Und eiskalt.
Trivia: Die Folge wurde lange kontrovers diskutiert – viele fanden sie zu seltsam, zu klamaukig. Andere feiern sie (zurecht!) als mutigen Ausreißer aus dem Trek-Formelbaukasten.
Was wir daraus lernen können: Angst ist ein schlechter Herrscher
Der Clown ist nicht das Böse, er ist ein Produkt der Angst. Und er gedeiht nur, solange seine Opfer sie nähren. Eine erschreckend zeitlose Metapher für moderne Phänomene: Angst als politisches Werkzeug, als psychologisches Gefängnis, als kollektives Trauma.
Erst als Janeway der Angst den Nährboden entzieht, kann sie besiegt werden. Und das funktioniert auch heute noch: Wer sich der Angst stellt, nimmt ihr die Macht.
Fazit
Das Ultimatum ist eine der ungewöhnlichsten Folgen der gesamten Serie – visuell wie inhaltlich. Wer klassische Trek-Abenteuer mit Phaserfeuer sucht, wird hier schreiend wegrennen. Wer aber Lust auf philosophisches Kopfkino mit Theater-Flair, zynischem Humor und einem fast schon literarischen Ende hat, bekommt hier einen echten Hidden Gem.
Und hey: Wann sonst darf ein Clown in einem Sci-Fi-Universum philosophische Monologe über das Bewusstsein führen? Eben.
Infos zur Folge
Folgentitel: Das Ultimatum (The Thaw)
Drehbuch: Joe Menosky
Story: Joe Menosky
Showrunner: Jeri Taylor & Michael Piller
Regie: Marvin V. Rush
Folgenbezeichnung: Staffel 2, Episode 23 (deutsche Zählung), Episode 23 (US-Zählung)
Deutsche Erstausstrahlung: 15. April 1997 (Sat.1)
US-Erstausstrahlung: 29. April 1996 (UPN)
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Michael McKean als unvergesslicher Antagonist
- Philosophische Tiefe unter greller Oberfläche
- Starker Janeway-Move im Finale
Negativ
- Sehr gewöhnungsbedürftiger Stil
- Fast komplett in der Simulation – wenig Crew-Interaktion
- Einige Szenen kippen ins Alberne
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