Auch dieser DC-Film sollte kommerziell ein voller Erfolg sein, bei den Kritikern jedoch erneut durchfallen.
Ein Wagnis
Eigentlich hatte Marvel schon bewiesen, dass es geht: Dass man eine obskure Comicvorlage nahm und zu einem Kinoerfolg umwandelte. Filme wie Guardians of the Galaxy oder Ant-Man waren der deutliche Beweis dafür. Doch zu dem Zeitpunkt, als diese Kinofilme herauskamen, war das Marvel Cinematic Universe bereits mehrere Jahre alt und hatte sich eine äußerst solide Fanbasis aufgebaut, die diese – für MCU-Verhältnisse – Experimente auch honorierten.
Als Suicide Squad in die Kinos kam, war das DC Extended Universe gerade mal zwei Filme alt. Und sowohl Man of Steel wie Batman v Superman waren zwar kommerziell erfolgreich. Fielen aber bei vielen Kritikern durch. Dementsprechend war es mutig von dem Filmstudio, sich an eine Comicvorlage zu wagen, die anfänglich ähnlich bekannt war, wie bei Marvel die Guardians of the Galaxy.
Es gab in den Comics mehrere Inkarnationen dieses Selbstmordkommandos. Doch die bekannteste war die einer Gruppe von Superschurken, denen eine Bombe in den Schädel implantiert wurde und die dadurch gezwungen worden waren, selbstmörderische Unternehmen zu machen. Bei einem Fehler oder Fluchtversuch würde die Bombe explodieren, bei einem Erfolg durften sie weiterleben. Interessanterweise waren nicht nur Schurken wie Captain Boomerang Teil der Gruppe. Sondern ebenso „Helden“ wie Katana, Bronze Tiger oder teilweise auch Barbara Gordon, die vorher als Batgirl Prominenz erlangte. Geleitet sollte diese Gruppe von der knallharten Amanda Waller, deren Spitzname „The Wall“ lautete, weil sie genauso groß, wie ebenso breit gebaut war.
Ein interessanter Cast
Die Entwicklungsarbeiten zu dieser Verfilmung fingen bereits 2009 an. David Lin (The LEGO Movie) wurde zum Produzenten gemacht, Stephen Gilchrist als Co-Produzent, derweil Justin Marks (Rewind) sich ums Drehbuch kümmern sollte. 2014 wurde schließlich David Ayer (The Fast and The Furious) als Regisseur und Drehbuchautor angeheuert. Der seine Vision vom Film als eine Art „Das Dreckige Dutzend“ mit Superschurken beschrieb. Ursprünglich hatte er auch eine konkrete Idee, wer am Ende hinter den Filmereignissen stecken würde, musste jedoch sein Skript innerhalb von sechs Wochen umschreiben, als sich die Entscheidungsträger die Pläne änderten. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Entscheidungen auf höherer Ebene sich auf den Film auswirken sollten.
Das Casting sollte überwiegend problemlos ablaufen. So wurde für die Rolle von Floyd Lawton aka der Auftragskiller Deadshot Will Smith (Independence Day) gecastet. Was insofern interessant war, als dass der Schauspieler ein Farbiger ist, derweil die Figur in den Comics ein Weißer. Doch das wussten nur wirkliche Comicfans, weshalb dieser Aspekt durchaus zu vernachlässigen war. Interessant war auch das Casting des Musikers und Schauspielers Jared Letos (American Psycho) als Joker. Das war insofern mutig, als dass der Darsteller sich damit einem Vergleich gegen Jack Nicholson und Heath Ledger stellen musste, die zuletzt die Figur des Jokers auf ihre jeweils eigene Art und Weise grandios interpretierten. Leto selbst meinte, dass einer der Einflüsse auf seine Darstellungsweise David Bowie gewesen sei.
Die erste weibliche Hauptrolle sollte an Margot Robbie (Legend of Tarzan) fallen. Sie sollte Harley Quinn, die Geliebte des Jokers, darstellen. Joel Kinnaman (Robocop) erhielt den Zuschlag für Rick Flag Jr., den militärischen Anführer von der Suicide Squad. Viola Davis (How to get Away with Murder) durfte in die Rolle der knallharten Amanda Waller, der offiziellen Entscheidungsträgerin der Task Force X, schlüpfen. Der Australier Jai Courtney hingegen kriegte den Zuschlag zu seinem Landsmann Digger Harkness aka Captain Boomerang. Für Karen Fukuhara, die Katana darstellen sollte, sollte dies die erste Filmrolle sein. Anders bei Jay Hernandez, der als Chato Santana, aka El Diablo gecastet wurde, und dabei auf eine illustre Filmkarriere zurückblicken durfte, wo er unter anderem in „Hostel“ auftreten konnte. Adewale Akinnuoye-Agbaje (Die Rückkehr der Mumie) durfte in eine aufwendige Maske schlüpfen, um Killer Croc zum Leben zu erwecken. Ike Barinholtz (MadTV) durfte den sadistischen Oberaufseher des Belle Reve-Gefängnis darstellen, derweil Scott Eastwood (Gran Torino) die rechte Hand von Rick Flag jr., „GQ“ Edwards, wurde. Adam Beach (Flags of our Fathers) war der letzte männliche Darsteller des Maincasts, derweil die Rolle von Cara Delevingne (Joe Wright) als Doktor June Moon, bzw. Enchantress umfangreicher war, als ihre Position in der Besetzungsliste es vermuten ließ. Ben Affleck und Ezra Miller sollten für Kleinstauftritte ihre Rollen als Bruce Wayne/Batman bzw. The Flash wieder aufnehmen.
Ein „Konsens“ wird „benötigt“
Die Dreharbeiten verliefen komplikationslos. Bis dann in der Post-Produktion das Chaos ausbrach. Ursache dafür war, dass Warner Bros eine andere Vision vom Film hatte, als der Regisseur. Und als dieser an seinen eigenen Cuts saß, arbeiten die Vorsitzenden von Warner an ihrer Version vom Film. Beide wurden einem Testpublikum vorgeführt und kamen gleichermaßen gut an. Weshalb sich entschieden wurde, eine Art „Konsens“ zwischen beiden Fassungen zu erschaffen, was zu aufwendigen und teuren Reshoots führte.
Diese wurden von dem Comicautoren Geoff Johns verfasst, der den Auftrag hatte, einen deutlich leichtherzigeren Tonfall in die Handlung einzubauen. So wurde der komplette dritte Akt neu gedreht und alle Szenen zwischen Harley und dem Joker ebenso. Letzteres mit dem Ziel, die Beziehung zwischen den beiden weniger missbräuchlich wirken zu lassen und mehr mit dem Ziel, dass sie auch ein Teenager-Publikum ansprechen würden.
David Allers Version war 143 Minuten lang, sollte schon fast militärisch wirken und hatte bis auf den Soundtrack von Steven Price keine zusätzliche Musik. Die Fassung von Warner war 122 Minuten lang, war knallig, bunt und hatte jede Menge Popmusik. Die beiden miteinander zu vereinen, sollte doch gehen, oder?
Gute Einspielergebnisse, trotz schlechter Kritiken: Wie üblich
Nach dem Tod von Superman kann Amanda Waller die US Regierung überzeugen, dass sie Task Force X, eine Selbstmordkommandogruppe, gründen kann. Aufgabe von dieser soll es sein, Metawesen zu bekämpfen. Die Mitglieder werden via Nanobomben im Kopf dazu gezwungen, mitzuarbeiten. Denn da diese Mitarbeiter kriminelle Superschurken waren, bedeutete eine Überschreitung der Regeln den garantierten Tod.
Der erste Einsatz des Teams soll auch nicht lange auf sich warten lassen. Die uralte Zauberin Enchantress, die eigentlich für Amanda Waller arbeitet, hintergeht diese. Sie beschwört ihren Bruder Incubus herauf, und beginnt damit in der Stadt Midway City Monster heraufzubeschwören, Menschen zu verwandeln und allgemein daran zu arbeiten, dass die Menschheit sie wieder verehrt. Sie muss gestoppt werden und gleichzeitig ein VIP aus der Stadt geholt werden.
Es ist einmal mehr erstaunlich. Obwohl die meisten der Kritiken zu Suicide Squad nicht gerade positiv waren, sollte der Film bei einem Budget von 175 Millionen US Dollar, 749,20 Millionen US Dollar einspielen. Ein voller Erfolg also. Und trotzdem dominiert in der Öffentlichkeit der Eindruck, dass der Kinofilm ein Misserfolg sei.
Eine genial verrückte Harley
Das mag mitunter daran liegen, dass es über den Film vieles zu sagen gibt. Allerdings nur das wenigste davon positiver Natur ist. Wobei man jedoch auch betonen muss, dass dieser Leinwandstreifen nicht komplett schlecht ist. Er ist nur… merkwürdig. Außerdem gab es eine Person, die trotz des ganzen Desasters glänzen konnte.
Die Rede ist von Margot Robbie, die als Harley Quinn wirklich begeistern konnte. Man erlebt hier eine Frau, die völlig durchgeknallt ist. Die absolut unberechenbar ist, die sich tough zeigt und doch Momente hat, wo sie verwundbar und nahbar wirkt. Klar, über weite Teile des Films wird sie als ein Objekt der Begierde dargestellt. Wie etwa, als sie sich halbnackt ihr Kostüm anzieht. Oder wenn man mitkriegt, wie der Joker alles versucht, um sie zu befreien. Und doch macht die Schauspielerin das Beste aus der Situation. Ihre Harley darf man nie unterschätzen, weil man nie weiß, was sie als nächstes tun wird.
Doch wo Harley begeistert, enttäuscht Jared Leto als Joker. Es ist natürlich schwierig für den Schauspieler, die Figur zu seiner eigenen zu machen. Vergleiche mit Jack Nicholson oder Heath Ledger werden unweigerlich gezogen. Und dennoch hat man das Gefühl, dass da zwar Potenzial vorhanden ist. Dass in den wenigen Szenen, wo er auftritt, der Darsteller einen interessanten Joker rüberbringt. Aber es sind eben nur eine Handvoll von Szenen über den ganzen Film verteilt! Zu wenige, um dauerhaft den Charakter zu etablieren. Weshalb er hier nur als der ebenfalls durchgeknallte Lover von Harley Quinn in Erinnerung bleibt, der eben etwas merkwürdig agiert. Was natürlich enttäuschend ist.
Wenn man auf der Strecke bleibt
Und das ist eben auch das Problem dieses Films. Er hat einen riesigen Cast, versucht allen halbwegs gerecht zu werden. Doch zwangsläufig bleiben einige auf der Strecke.
Das sieht man unter anderem an Slipknot. Der taucht kurz auf, wird als krimineller Ausbruchskünstler dargestellt, der dann wenige Minuten nach seinem Auftritt stirbt, weil die Bombe in seinem Kopf getriggert wird. Mission erfüllt, da ist die Tür. Er ist nicht der einzige Charakter, bei dem man merkt, dass er nur wegen seiner Funktion da ist, nicht, weil er als Figur den Film bereichert.
Ebenso trifft dies auch auf Katana zu, die gefühlt da ist. Man erfährt ein paar Infos über ihre Persönlichkeit, doch überwiegend läuft sie nur mit und bekämpft Monster. Wenn man diesen Charakter gestrichen hätte, es wäre kein großer Verlust gewesen.
Ähm, was soll das?
Und mit Abstufungen kann man das ebenfalls über andere Figuren sagen. Von der eigentlichen Suicide Squad können nur Deadshot und Harley glänzen. Der Rest kriegt ein paar Szenen, wird aber längst nicht so gut dargestellt. Oder, wie im Fall von Captain Boomerang, wird großartig eingeführt, erhält einige starke Momente, verschwindet jedoch im Laufe des Films immer mehr und mehr im Hintergrund. Oder hat, wie Killer Croc, eine gewisse Präsenz, die dann als Ersatz für eine tiefergehende Charakterisierung genutzt wird, obwohl sie diese nicht einmal ansatzweise ausgleicht.
Nicht, dass die Heldenseite da besser ist. Bei Rick Flag Jr. weiß der Film nicht so recht, auf welchen Aspekt er sich konzentrieren soll. Auf seine Liebe zu June Moon, die etwas unglücklich und forciert wirkt? Oder auf seine Funktion als Soldat und Anführer der Task Force X, der mal skrupellos ist und mal nicht? Überwiegend versucht Suicide Squad letzteren Aspekt zu betonen, weshalb dann die Momente, wo auf ein Mal ersteres zum Tragen kommt, eine plötzliche Kehrtwende darstellt, bei der man schon fast einen Genickbruch davonträgt.
Besser trifft es da Amanda Waller. Über weite Teile des Films ist sie wirklich die Figur, wie man sie aus den Comics kennt: Knallhart und äußerst zielstrebig agierend. Doch dann ist da noch der andere Aspekt, der ihrer Figur nicht gut tut. So manipuliert sie Rick Flag Jr. dahingehend, dass er eine Beziehung zu June Moon eingeht. Und zeigt sich später als äußerst skrupellos, als sie kaltblütig einige Zivilisten, die mit ihr in einem geheimen Raum ausgeharrt haben, erschießt. Das soll natürlich ihre Härte und Eiseskälte beweisen. Doch am Ende sorgt dies dafür, dass ihre Figur eher wie ein Antagonist, denn wie ein Protagonist wirkt. Wobei diese Tat außerdem hinterher nicht weiter erwähnt wird.
Blutleere Gewalt
Dabei braucht der Film auch Zeit, bis er in die Gänge kommt. Vor allem der Beginn zieht sich, weil hier über lange Zeit erstmals alle Figuren vorgestellt werden. Das ist zwar peppig inszeniert, zieht sich aber auf Dauer. Es wäre besser gewesen, wenn diese Vorstellungen über den gesamten Film verteilt worden wären und so der Anfang flotter in Szene gesetzt worden wäre.
Auch der finale Akt lässt zu wünschen übrig. Jetzt weniger von der Action her. Als vielmehr, wegen den Charakterisierungen. Im Prinzip läuft es darauf hinaus, dass die Schurken ihr gutes Herz finden und dementsprechend dann gemeinsam gegen die Enchantress und ihren Bruder vorgehen. Vor allem bei El Diablo wirkt dies arg klischeehaft, da es wie eine Art Redemption Arc dafür inszeniert wird, dass er seine Familie getötet hat.
Doch am meisten stört es, wie blutleer der Film wirkt. Man hätte gedacht, dass bei einem solchen Ensemble an teilweise brutalen Figuren der Lebenssaft des öfteren zu sehen ist. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Selbst, als man sieht, wie Slipknots toter Körper in der Gegend baumelt, fehlt hier das Gefühl, dass das eine reale Person ist. Stattdessen sieht man, dass dies nur eine Puppe ist.
Geile Mucke
Das ist jetzt viel berechtigte Kritik. Doch am Ende dominiert einfach der Aspekt, dass vieles an diesem Film nicht gut oder nicht gut durchdacht worden ist. Was insofern schade ist, als dass er wirklich gute Actionszenen hat, in denen die Figuren dann glänzen können. Auch die Special Effects wirken überwiegend großartig, bis auf die von Incubus, die unfreiwillig lächerlich wirkt.
Erstaunlicherweise funktioniert auch die Musik. Natürlich fehlt hier der Vergleich zu David Ayers Cut. Doch insgesamt hat man das Gefühl, dass die gewählten Musikstücke gut in den Film integriert worden sind.
Stichwort: Ayers Cut. Es gibt einen Extended Cut, der allerdings nicht von dem Regisseur persönlich stammt. Dessen Cut soll irgendwo existieren und seit Jahren versuchen der Regisseur und die Filmfans, dass dieser endlich releast wird. Bei Justice League hat es ja funktioniert. Wieso dann eigentlich nicht auch bei der Suicide Squad?
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